Eintracht Frankfurt -
Viktoria Aschaffenburg |
Bezirksliga Main 1926/27 - 3. Spiel
2:1 (1:0)
Termin: 19.09.1926
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Freiländer
Tore: 1:0 Fritz Schaller, 2:0 Karl Döpfer, 2:1 Eckert
Eintracht Frankfurt | Viktoria Aschaffenburg |
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Spielertrainer |
Trainer |
Eintracht Frankfurt - Viktoria Aschaffenburg 2:1 Es ist halt mal was anderes und wird sich sicherlich nicht übel ausnehmen! Fangen wir den Spielbericht ruhig mal von unten an. Beim Schlußpfiff des Schiedsrichters. Das war entschieden der versöhnlichste Moment. Alles andere, was voraus ging, war teils so, teils so ... Zunächst den Wetterbericht: Verbandsspiele ohne kalte Füße sind eine halbseidene Sache. Wie soll man aber bei einer Bärenhitze von ... zig Grad im Schatten (soweit welcher vorhanden war!) kalte Füße kriegen. Man brauchte übrigens gar nicht auf seinen Thermometer zu sehen, man brauchte nur die schachmatten Zweiundzwanzig zu betrachten, um zu der Ueberzeugung zu kommen, daß, wenn es so weiter geht, die Hitzferien des Fußballers künftig bis November ausgedehnt werden müssen. Arme Fußballer! Wie schade, daß der Erfolg eures Tuns nicht nach dem Flüssigkeitsverlust dieser 90 Minuten gewertet werden kann. Die spielerischen Leistungen waren beiderseits nicht sonderlich erhebend. Es war ein Spiel einer Mannschaft gegen ein feindliches Tor. Bereits drei Minuten nach Spielbeginn ließ sich der zu erwartende Verlauf vorausahnen. Viktoria beschränkte sich in der Hauptsache auf hartnäckige Verteidigung, und Eintracht kroch auf den Leim. Aber das steht ja schon so ungeheuer lange fest, daß Eintracht nicht individuell spielen kann. Immer die alte Schablone, immer die gleiche Leier. Wenn ein Gegner die eigene Läuferreihe permanent verteidigen laßt, soll man im Innensturm keine Ueberkombination treiben. Damit ist man allemal erschossen, wie Robert Blum. Auf den wenigen Ouadratmetern des Strafraumes bilden 12 gegnerische Beine, 6 Leiber und 2 Hände ein vollkommen unüberwindliches Hindernis. Dreiinnenspiel mit endloser, enger Kombination ist aussichtslos, ist sträflich unnutzes Bemühen. Man muß sein Spiel nach den Leistungen des Gegners einstellen. Wie der Mann ißt, so brät man ihm die Wurscht. Die Eintrachtmannschaft versteht sich nicht hierauf, hat sich noch nie hierauf verstanden. Hoffen wir, daß sie es bald lernt. In ihrem Sturme fehlten Pfeiffer und Dietrich, mit ihnen fehlte der zusammenfassende Faktor der Angriffsreihe. Schaller und Stroh waren dafür eingestellt. Der eine als Rechtsaußen, der andere in der Mitte. Sie waren die beiden besten des Quintetts. Döpfer hatte bis zur Pause wenig günstige Momente. Kellerhoff und Weber kamen überhaupt nicht in Schwung. Kellerhoff ist kein Verbindungsmann. Er ist wie der Hemmschuh am Wagenrad. Kellerhoff ist nur ein Linksaußen. In der Hintermannschaft fiel diesmal das gediegene Spiel von Schütz auf, dagegen lieferte Dietrich als Mittelläufer nicht das erwartete „ganz große" Spiel. In der Hauptsache mangels Gelegenheit. Kübert schlug sich sehr brav. Müller war schwach. Für Viktoria kommen nur drei Leute für ein Lob in Betracht, der Torwächter Odenwälder und die beiden Verteidiger Kuhn und Albert. Odenwälder zeigte sich in äußerst guter Form, die beiden anderen trugen die Hauptlast auf Aschaffenburger Seite. Erstaunlich, wie die beiden bis zuletzt durchhielten. Die Läuferreihe kam nur in der Abwehr zur Geltung, der Sturm betätigte sich nur recht selten, vor der Pause sogar fast gar nicht. Wenn dies das wahre Können der Bayern ist, dann ist ihre Spielstärke doch ganz gewaltig zurückgegangen. Man mag es vorläufig nicht glauben, denn man hat doch schon ganz andere Leistungen von den Viktorianern gesehen. Warten wir die nächsten Spiele ab. Der Spielverlauf war meistens zu einseitig, um lange bei ihm zu verweilen. Auf Vorlage Döpfers schoß Schaller einen recht scharfen Schrägschuß als Führungstor. Das war genau Mitte der ersten Spielzeit. Nach dem Wechsel sandte der gleiche Mann einen scharfen Ball an die Latte, und Döpfer verwandelte im Nachschuß. Aus einer Vorlage Brehms erzielte Eckert den Ehrentreffer für Aschaffenburg. Dietrich verschoß einen Strafstoß von der Strafraumlinie. Stroh einen Elfmeter wegen Hände. Voilà tout! Man kann nicht sagen, daß die Spielleitung des Herrn Freiländer besonders rühmlich war. Zahllose Zurufe aus den Reihen eines pp. Publikums, so unsportlich und verabscheuungswert sie waren, ließen gar keinen Zweifel an dem recht geringen Grade der Zufriedenheit, die die Pfiffe des Herrn Schiedsrichters insonderheit bei den Eirtrachtanhängern auslösten. Sachlich waren die Schreier durchweg im Recht, denn Herr Freiländer war gegen ziemlich zahlreiche „fouls" so gut wie gar nicht zu haben. Auf eines muß besonders hingewiesen werden. Auf den Schiedsrichterbogen steht: „Vorsicht bei Entscheidungen im Strafraum". Aber es steht nicht dort: „Angst bei Entscheidungen im Strafraum!" Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 21.09.1926)
aus den Vereinsnachrichten 09-1926:
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