Eintracht Frankfurt - FC Hanau 93

Bezirksliga Main 1926/27 - 1. Spiel

3:1 (0:1)

 

Termin: 05.09.1926
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Hussel (Nürnberg)
Tore: 0:1 Schäfer, 1:1 Willi Pfeiffer, 2:1 Walter Dietrich, 3:1 Bernhard Kellerhoff

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FC Hanau 93

 


  • Steinebach
  • Schlett
  • Krebs
  • Hofmann
  • Krieger
  • Rothardt III
  • Krause
  • Schäfer
  • Rothardt I
  • Schnorr
  • Klingler

 

Spielertrainer

Trainer

 

Eintracht Frankfurt — 1. Fußballklub 1893 Hanau 3:1.

Der Riederwald hatte starken Besuch. Der 1. Fußballklub 1893 Hanan bringt immer viel Anhang mit und gilt auch bei den Frankfurtern von je als zugkräftige Mannschaft, zumal die Elf in „stärkster Besetzung" angekündigt war. Auch die Eintrachtleute lockten ihre zahlreiche Gefolgschaft an, der sie sich nach langer Wartezeit endlich wieder einmal auf dem Riederwaldplatze vorstellten. Ich möchte den Gesamteindruck dieses ersten Verbandsspieles vorweg nehmen. Er bedeutet eine Enttäuschung, namentlich soweit die „im eigenen Stalle hochgehaltene" Eintrachtmannschaft in Frage kommt. Nach der langen Reihe fast verblüffender Privatspielerfolge hatte man sich mit gutem Rechte weit mehr versprochen, man hatte eine maschinenmäßig sicher eingepaukte Einheit von Schneid und Verve erwartet und sah einen Fußball, so blasiert, so lendenlahm, so unglücklich...... Schwach die Läuferreihe, unsicher die Verteidigung, unbeholfen der Sturm. Gewiß, in den ersten 15 Minuten lagen die Frankfurter meist vorne, ohne aber jemals Herren der Situation zu sein. Dann kamen volle 45 Minuten der Verzweiflung für die gesamten Frankfurter Parteigänger, die so unumstößlich sicher mit einem Eintrachtsiege gerechnet hatten, statt dessen aber den Gegner 1 zu 0 in Führung sahen, bis schließlich Pfeiffer den Bann brach und mit rassigem Kopfstoß den viel bejubelten Ausgleich schuf. Von nun ab bekam die Partie eine andere Wendung. Die Riederwaldleute waren plötzlich umgewandelt, spielten zeitweilig Klassefußball und während sie kurz zuvor noch an den einfachsten Dingen schmählich gescheitert waren, glückte ihnen jetzt fast alles. Als dann Dietrich einen ganz raffinierten Strafstoß flach und völlig unhaltbar in die rechte Torecke jagte, da wußte man, daß die Mannschaft ihre schwache Stunde glücklich überwunden hatte und mit vollen Segeln dem traditionellen 3:1 entgegen fuhr. Dieses 3:1 kam dann auch sehr bald durch einen scharfen Effetball Kellerhofs, den Steinebach aus den Händen gleiten lassen mußte. Mit dem Glücke versöhnt man sich schnell. Wie bald war vergessen, daß die Läuferreihe anfangs so ohnmächtig, die überlastete Verteidigung so ballunsicher, der Sturm so unbeholfen gewesen war. 3:1 lautete der Schluß, und alles' war wieder „in Butter".

Bei Hanau sah man mit Ausnahme von Karl und Hilpert all die Recken aus tausend Schlachten wieder, so daß eigentlich mit zähem Widerstände zu rechnen war. So kam es denn auch, aber man muß sagen, daß auch die Leute mit dem Schwan auf der weißen Bluse keinen recht glücklichen Tag hatten. Hanau 93 pflegte immer ein rassiges, fast übertrieben schnelles Spiel vorzuführen, kam diesmal aber nie über ein mittleres Tempo hinaus. Ohne einen Wetterbericht geben zu wollen, kann man an der Tatsachenfeststellung nicht vorbei, daß die drückende Schwüle die Handlungen auf dem Spielfelde verlangsamte, und das war Hanaus Ruin. Hanaus Kampfgeist kam nicht zur Entwicklung, wohl sah man die wuchtigen Flügelvorlagen der Verteidigung, aber es fehlten die rasanten Läufe der Außenstürmer und mit ihnen fehlten die kernigen Schüsse eines Klingler, Krause und Schnorr. Die Leute wischten sich mit dem Blusenärmel den dick perlenden Schweiß von der Stirne und — waren geschlagen. Schade um die Prachtleistung des Mitteläufers Krieger, des Ersatzmannes, der eine fabelhaft gute Partie lieferte und alle anderen auf dem Platze weit überragte. Auch Steinebach stellte seinen Mann. Das Erbe Horsts ist bei ihm nie anders als in guten Händen gewesen. So auch heute, trotz der drei Bälle, die er passieren lassen mußte. Krebs und Schlett bildeten immer eine gediegene Verteidigung, mit der jeder Gegner seine liebe Not hatte. Bis auf weiteres scheint dieser Umstand unabänderlich. Die Angriffsreihe kombinierte nur zeitweilig, dann aber mit großer Gewandheit, ohne aber zu Schußerfolgen zu gelangen. Nur das eine Tor war eine gute Leistung Schäfers, der nach einem Vorstoß Klinglers sich von Rothard den Ball geben ließ, um ihn plaziert einzusenden. Auf gleich schöne Weise schuf übrigens Döpfer den Ausgleich, indem er den Ball vor der Torlinie flankte, so daß Pfeiffer zum Kopfstoß kam. Nach Dietrichs unhaltbarem Strafstoß sah man noch eine vorzügliche Kombination Pfeiffer-Dietrich-Kellerhof, die zum dritten Tore führte.

Uebrigens wurde äußerst fair gespielt. Zum Schlusse wurde der Kampf wohl etwas härter, aber der Schiedsrichter Hussel-Nürnberg gab keine Möglichkeit zu gröberen Entgleisungen. Seine Vertrauen erzwingende Spielleitung war manchmal erstaulich feinsinnig, durchgeistigt, möchte ich fast sagen. Man merkte die Absicht, den Kampfgeist der Spieler in Einklang zu bringen mit den Regeln eines Sportes, der kein Ping-Pong ist, und — mit dem Aufruf des Verbandsvorstandes. Man merkte die Absicht, aber man war nicht verstimmt.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 07.09.1926)

 


 

aus den Vereinsnachrichten 09-1926:


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