Eintracht Frankfurt - FSV Mainz 05

Freundschaftsspiel 1925/26

7:1 (4:0)

 

Termin: 17.04.1926
Zuschauer:
Schiedsrichter: Haseneier
Tore: Bernhard Kellerhoff, Stecher, Walter Dietrich (5); Veith

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FSV Mainz 05

 


  • Lautner
  • Ries
  • O. Freitag
  • Leikauf
  • W. Freitag
  • Lipponer
  • Veith
  • Kaiser

 

Spielertrainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt – Sportverein 1905 Mainz 7:1

Hätte am Sonntag die Auswahlmannschaft des Mainbezirks die des Rheinbezirkes — wenn auch noch so knapp — geschlagen, dann wäre die Beweiskette geschlossen gewesen, mit deren Hilfe ich gerne den Nachweis erbracht hätte, daß der Rheinbezirk zurzeit nicht die Leistungen aufzubringen vermag, wie die Spieler im Reiche des Herrn Wilhelm Hoffmann senior. Fußballsportverein Frankfurt schlug den Fußballverein Saarbrücken, Eintracht schlug den Sportverein 1905 Mainz und der Mainbezirk schlug — sich selbst. Tatsächlich, der Mainbezirk hat auch jemanden geschlagen — sich selbst. Als von der rot-weißen Verteidigern der eine einen fabelhaft überflüssigen Elfmeter verschuldete, was seinem Nebenmanne nicht eher Ruhe ließ, bis er ein noch fabelhaft ungeschickteres Selbsttor „erzielt“ hatte, schnappte einer der bekanntesten Frankfurter Presselogenplätzeparasiten zuerst nach Luft, dann über. Was Wunder also, wenn er erklärte, daß das Selbsttor nur hätte verhütet werden können, wenn das Wohltätigkeitsspiel, das keine Wohltat war, auf einer — Drehscheibe stattgefunden hätte. Aber ich wollte ja gar nicht von „Main gegen Rhein“ sprechen. Das macht ja mein großer Bruder, der Dr. Hutwerfer. Das ist der eigentliche Sonntagsjournalist des „Kicker“, ich habe nur die jederzeit widerrufliche Befugnis, die Werktagsereignisse zu verunglimpfen, so sich werktags Ereignisse überhaupt ereignen. Ich wollte ja überhaupt nur eingangs nachweisen, daß der Mainbezirk gegenüber dem Rheinbezirk auf der ganzen Linie... Er hat aber nun nicht „auf der ganzen Linie“. Manchmal kommt man sich vor, wie die Oberstenotypistin in Reuters Depeschenbüro, die auch am Sonntag dementieren darf, was sie am Sonnabend mit Nachdruck ausposaunte.

Am Samstag hatte also die Frankfurter Eintracht den Mainzer Sportverein 1905 auf dem Riederwaldplatze. Diese Mannschaft ist lange nicht in Frankfurt gewesen, wo man die Lipponer, Freitag und Konsorten mit großem Interesse erwartete. Sie haben dem Fußballverein Saarbrücken beinahe die Meisterschaft abgeknöpft und waren auch aus anderen Gründen hierzulande bestens empfohlen. Sie kamen, wurden gesehen und siegten nicht, trotzdem bei ihnen nur Diemer, der rechte Verteidiger fehlte, während Eintracht immerhin ohne Döpfer, Pfeiffer, Schaller und Schütz angetreten war. Man muß den Leuten vom Rhein zugute halten, daß sie unmittelbar aus der Berufsarbeit den Zug bestiegen und den Sportplatz aufgesucht hatten. Das scheint nicht jedermanns Geschmack zu sein. Aber schließlich hatte die Eintrachtmannschaft auch keine viel größere Ruhepause vor Spielanfang. Man darf als sicher annehmen, daß Mainz besseres leisten vermag, anders ist sein zweiter Tabellenplatz nicht zu erklären. Ich sehe aber auch letzten Endes gar keinen Grund ein, die sich ständig häufenden Bombensiege der Eintracht auf schwache Leistung des jeweiligen Gegners zurückzuführen. Man sehe sich die Mannschaft an und überzeuge sich selbst Riesenumwandlung, die sich seit etwa Jahresfrist vollzogen hat. Da ist zunächst die Angriffsreihe, die das „Zum Sturm! Auf Marsch, marsch!“ in ewigem, nimmermüdem Rhythmus wiederholt, den äußeren Abwehrgürtel, d. i. die Läuferreihe, zermürbt, die Kämpfer auf den Wällen, d. s. die Verteidiger, herunterholt, bis schließlich die Festung selbst, also der Torwart, sich ergeben muß. Siebenmal mußte diesmal Lautner im Mainzer Tore die weiße Fahne hissen. Der Eintrachtsturm hat gründliche Arbeit geleistet. Die Läuferreihe hat in Müller eine junge, aber aussichtsreiche Kraft erhalten. Aber gerade weil Müller sicherlich in der Mannschaft bleiben wird, darf nicht verschwiegen werden, daß die beiden einzigen Strafstöße, die gegen seine Partei verschrieben wurden, durch ihn verschuldet wurden. Vorsätzliche Regelverstöße sind kein Zeichen spielerischer Vollkommenheit und müssen in jungen Jahren gerügt werden. In der Verteidigung erwies sich Wills als sehr zuverlässige Kraft. Kirchheim ist schneller geworden, aber immer noch nicht so ballsicher wie früher. During hielt die wenigen Bälle mit gewohntem Geschick, mit Ausnahme eines flachen Schrägschusses, der den Mainzern das Ehrentor brachte; nach diesem Balle, der durchaus haltbar war, warf sich During zu spät.

Bei Mainz arbeitete der linke Außenstürmer, Kaiser, technisch und taktisch sehr geschickt, Lipponer suchte von der Mitte aus, seine Leute zu dirigieren, vermochte aber nicht, den erforderlichen Zusammenhang herzustellen. Noch dünner als die Schußgelegenheiten waren die Schießversuche gesät. Die Läuferreihe mit Leikauf und den beiden Freitags links und rechts neben ihm, arbeiteten nach Kräften, konnte aber schließlich nicht überall zugleich sein. Schwach war die Verteidigung, wofür das 1:7 der unwiderlegliche Beweis.

Kellerhof und Stecher schossen je ein Tor, Dietrich fünf, darunter zwei Elfmeter wegen Foulspiels. Veith war einmal für Mainz erfolgreich. Haseneier leitete sehr gut.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 28.04.1926)

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg