Eintracht Frankfurt -
Wacker München |
Freundschaftsspiel 1925/26
0:2 (0:0)
Termin: 15.08.1925
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 (80.), 0:2 Gaul
Eintracht Frankfurt | Wacker München |
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Trainer | Trainer
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F. C. Wacker in Frankfurt Wacker München schlägt Eintracht Frankfurt 2:0. Wacker München ist in Frankfurt sehr gern gesehen, nicht allein wegen unseres alten Peter Szabo, der in Frankfurt nur Freunde hinterlassen hat, sondern auch wegen des feinen und technisch hochstehenden Spiels der gesamten Mannschaft. Die zahlreich erschienenen Zuschauer wurden denn auch nicht enttäuscht, die Münchner bewiesen durch ihre vornehme Spielauffassung und ihr ausgezeichnetes Können, daß sie zur Zeit unbedingt zur ersten süddeutschen Klasse gehören. Getrübt wurde die Erinnerung an das schöne Spiel nur durch die Unzulänglichkeit des Schiedsrichters, der in letzter Stunde durch die Behörde aus Mainz verschrieben wurde. Dazu ist ein Wort zu sagen. Wenn schon in Frankfurt ein einziges größeres Spiel ausgetragen wird am Samstag, dann wird es doch wahrhaftig möglich sein, einen guten Schiedsrichter aufzutreiben! Statt dessen ließ man einen Herrn aus Mainz kommen, teilte ihm erst kurz vor dem Spiel mit, daß er nach Frankfurt fahren müsse, so. daß es ganz erklärlich ist, daß er Fehlentscheidung auf Fehlentscheidung traf. Aber, das ist die große Frage, weshalb läßt sich so etwas nicht durch richtige Disposition vermeiden? Müssen denn immer unsere Vereine und die Zuschauer unter der Schiedsrichlermisere die Leidtragenden sein? Beide Mannschaften waren in starker Aufstellung angetreten: Wacker München: Ertl; Huiras, Klingseis; Ostermeier, Dr. Wagner, Falk; Lindner, Gaul, Szabo, Nebauer, Altvater. Eintracht Frankfurt: Trumpp; Grünerwald, Kirchheim; Schönfeld, Egly: Bechtold; Diersch, Karoly, Beuttler, Stecher, Bierling. Wacker begann das Spiel mit einigen schönen Kombinationsangriffen, eine Flanke Altvaters strich hart am Tor vorbei, die Münchner hatten das bessere Können und spielten demgemäß auch etwas überlegen. Ihr Spiel war planmäßig und flüssig, während man sich bei der Eintracht richtig erst nach der Pause zusammenfand. Karoly schoß einen Ball auf Vorlage Bierlings knapp daneben, dann griff Wacker wieder stark an und die Eintrachtdeckung mußte sich mit aller Kraft wehren, ohne aber die schöne Zusammenarbeit der Wackerläufer mit ihrer Verteidigung zu erreichen, welche die Frankfurter Sturmaktionen fast restlos unterband. Wackers erste Ecke wurde gefährlich für Eintracht, ein Mißverständnis der Hintermannschaft gestattete Lindner, schnell den Ball an sich zu nehmen, sein Schuß ging aber neben das leere Tor. Ein scharfer Schuß Gauls wurde gehalten, Karolys Vorstoß wurde durch den herauslaufenden Ertl gut pariert, der kurz darauf das Publikum zu einem Beifallssturm hinriß: Bei dem Versuch, einen Flankenball abzufangen, stürzte er, Beuttler fand den Weg frei, war gerade im Begriff, Ertl zu umspielen, als dieser sich ihm auf den Fuß warf und den Ball noch erhaschte. Ein Eckball für Wacker wurde abgewehrt, ein Nachschuß Szabos ging knapp über die Latte. Die zweite Spielhälfte begann mit beiderseitigen schönen Angriffen, die Eintrachtelf zeigte jetzt mehr Energie und die Überlegenheit der Münchener wich ausgeglichenem Spiel, gegen Schluß wurde Wacker öfters bedrängt. Mehrere Fehlentscheidungen des Schiedsrichters machten Spieler und Zuschauer nervös. Immer noch war das Spiel torlos, auch als ein ganzer Knäuel von Spielern, Freund und Feind, auf der Torlinie der Eintracht übereinanderfiel, konnte Trumpp den Ball noch glücklich herausfischen. Umgekehrt hatte dann aber auch die Eintracht eine Reihe von Torchancen, die der unbeholfen spielende Sturm aber ausließ. Szabos Alleingang und Schuß wurden von Trumpp pariert, Altvater schoß eine Flanke am Tor entlang, Gaul fiel vor Schrecken um, statt den Ball einzudrücken. Das sehr schnelle Spiel war stets wechselnd und gerade in der zweiten Hälfte recht schön. Die beiden Torhüter bekamen reichlich Arbeit, sie standen einander kaum nach, hatten auch oft Glück. Karoly wurde im Münchner Strafraum unfair vom Ball getrennt, die Entscheidung des Schiedsrichters blieb aus, auch als Huiras einen Ball mit der Hand kurz vor dem Tor abwehrte, ließ der Unparteiische nichts von sich hören. Erst zehn Minuten vor Schluß konnte Wacker seinen ersten Treffer erzielen. Trumpp war, von drei Stürmern angegriffen, zu Fall gekommen, über ihn hinweg wurde der Ball eingeschoben. Kurz vor Schluß bestrafte der Schiedsrichter ein Rempeln Schönfelds mit einem Strafstoß, Szabo trat ihn ganz ausgezeichnet, so daß Gaul nur eine Kopfbewegung machen mußte, um den Ball zum zweitenmal ins Tor zu befördern. Wenige Minuten später war das sehr reizvolle Spiel zu Ende. Die Elf des F.C. „Wacker" München ist viel besser geworden gegen die Zeiten nach Alfred Schaffers Abgang. Das Zuspiel ist abgemessen, genau und nicht hart, das Verständnis sehr gut. Der Sturm hat nur den Fehler, daß er die geschaffenen Situationen nicht auszunutzen versteht. Szabo fuhrt den Angriff sehr verständig, Gaul geht gut auf seine Ideen ein. Die beiden „Zwillinge" aul dem linken Flügel haben früher besser gefallen, Lindner scheint Zukunft zu haben. Die Läuferreihe und die gesamte Hintermannschaft genügten allen Ansprüchen. Die Mannschaft der Eintracht isf noch immer im Werden. Es muß noch mehr Gewicht auf rationelles Spiel gelegt werden, auch ist die Ballbehandlung noch nicht vollendet. Am Zuspiel wäre ebenfalls noch etwas auszusetzen. Gut waren Karoly, Bierling, der Mittelläufer Egly, vor allem Grünerwald und Trumpp. (aus dem 'Fußball' vom 19.08.1925)
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