Eintracht Frankfurt - Germania 94 Frankfurt

Freundschaftsspiel 1924/25

1:3 (1:1)

 

Termin: 15.03.1925
Zuschauer:
Schiedsrichter: Dr. Fränkel (Frankfurt)
Tore: 1:0 Karoly (5.), 1:1 Imkermann, 1:2, 1:3 Steudle

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Germania 94 Frankfurt

 


  • Müller
  • Vesper
  • Bossert
  • Dorner
  • Maurischat
  • Slowik
  • Böhm
  • Zimmermann
  • Steudle
  • Imkermann
  • Meisinger

 

 

Fußball im Mainbezirk.

Eintracht Frankfurt - Germania 94 Frankfurt 1:3 (1:1).

In den letzten Tagen munkelte man in Frankfurt allerhand von einer "Revanche" am Riederwald. Wer mit diesem Gedanken gestern nach der Sportstätte draußen am Ostpark gegangen ist^ wird arg enttäuscht worden sein. Erstens war es nichts mit einer Revanche (sofern eine solche überhaupt im Sinne des Veranstalters gelegen hatte), da der Sieger des Vorspieles mit ebendemselben Resultat wie damals einwandfreier Gewinner blieb, zweitens wird wohl die Mehrzahl der Besucher hinsichtlich der Leistungen nicht ganz auf ihre Kosten gekommen sein.

Diese Behauptung dürfte zu Recht bestehen, denn nach den letzten Ergebnissen der Eintracht konnte man auf ein an guten Leistungen reiches Spiel rechnen. Dem war war aber nicht so!Wenn auch zum Anfang der Kampf bei einer gewissen Ausgeglichenheit beiderseits manche schone Leistungen bot, so änderte sich das Bild in der zweiten Spielhälfte aber derartig, daß die guten Leistungen im Grunde genommen nur sehr einseitig verteilt waren und zuletzt noch unter unnötigen Härten litten, sodaß eigentlich zum Schluß nur das Zerrbild eines Fußballkampfes vorhanden war. Es ist schwer, irgend einem der Beteiligten eine bestimmte Dosis Schuld aufzubinden. Gutes Spiel setzt gute Bodenverhältnisse voraus! Dem war am Sonntag nicht so, trotzdem die Platzverhältnisse bessere waren, als ich ursprünglich annahm. Aber sie waren immerhin so, daß sie spielerschwerend und auch spielverschärfend in die Wagschale fielen. Der immerhin glatte Boden setzte seitens des Schiedsrichters eine richtige sachgemäße Beurteilung der einzelnen Verstöße (die ja an und für sich kaum ganz auszumerzen sein werden) voraus. Daß diese sachgemäße Beurteilung nicht da war und nach deren Fehlen auch die Bestrafung derselben entsprechend bezw. überhaupt oft nicht stattfand, war es, was dem Kampf dann alle Schönheit nahm. Kurz gesagt: der Leiter des Spieles, Herr Dr. Fränkel (V.f.r. 01), war seiner Aufgabe nicht gewachsen. Es muß hier einmal festgestellt werden, daß seine so kraß zutage tretende Unkenntnis all der technischen Feinheiten und Unfeinheiten im Fußballsport, sowie seine stark bemerkbare falsche Auffassung der Abseitsregeln das ganze Spiel auf gut Deutsch verhunzte. Die offensichtlichen Proteste von allen Seiten aus dem Publikum werden ihm wohl deutlich gesagt haben, wie man über ihn dachte, und ich brauche aus meinem Herzen keine Mördergrube zu machen, wenn ich sage, daß es besser wäre, wenn Pfeifer von der Qualität des gestrigen Herrn für solche Spiele besser fallen gelasssen würden. Und damit zum Spiel selbst.

Die Mannschaften standen:

Germania:

Müller
Vesper      Bossert
Dorner Maurischat Slowik
Böhm      Zimmermann       Steudle       Imkermann       Meisinger

Bechtold      Riegel       Karoly       Schenk       Lorenz
Henbrock       Kirchheim       Pfeifer II
Eberlein       Lemke
Trump.

Eintracht

Als Unparteiischer fungiert Herr Dr. Fränkel (V.f.R. 01).

Mit dem Anstoß der Gäste beginnt das Spiel. Schon bald nach Beginn karambolieren zwei Germanen miteinander und müssen das Feld zeitweise verlassen. Vesper tritt nach etwa 10 Minuten wieder ein, der zweite Mann erscheint nach 25 Minuten wieder. In der 5. Minute etwa erhält Karoly eine Vorlage von Schenk, kommt durch und schießt

das erste Tor für Eintracht.

Die neun Germanen lassen sich aber nicht entmutigen und forcieren das Tempo. In der 10. Minute bricht Meisinger durch, flankt famos, ader Steudle schießt zu schwach und Trump hält. Gleich daraus macht Kirchheim Hand (oder soll Hand gemacht haben!), was dem Schiedsrichter Veranlassung zu einem Elfmeter gibt. Schlecht plaziert, wird derselbe von Trump gemeistert. Die Schwarz-Weißen erzielen mittlerweile drei Ecken, die abgewehrt werden. Bei Eintracht versucht sich Karoly, der nicht viel Verständnis bei seinem Nebenleuten findet, in Einzeldurchbrüchen. Er wird aber gut gedeckt und auch des öfteren etwas unsanft behandelt. Man sah verschiedentlich Handarbeit! Hier hätte Dr. Fränkel unbedingt schon eingreifen müssen. Ein Strafstoß wegen dieser Sachen, den der Ungar selbst tritt, wird von Vesper auf der Linie abgeschlagen. Germania ist mittlerweile vollständig geworden und fängt lebhaft an anzugreifen. Besonders die linke Seite kommt gut durch, flankt auch präzis; Imkermann zeichnet sich dabei durch raffiniertes Ballstoppen mit der Hand aus, was Dr. Fränkel absolut nicht auffällt. Ein Angriff der rechten Seite, die den Ball schön hereingibt, endet auch nur mit einem knappen Danebenschuß Zimmermanns. Kurz darauf kann Trump einen Schuß von derselben Seite nur zur Ecke ablenken. Der Ausgleich fällt bald darauf. Imkermann schießt placiert und vom rechten Seitenpfosten prallt der Ball ins Netz. Bis zur Pause erhielt Germania noch weitere Ecken, dominiert also mit 5:0 Ecken.

Nach der Pause

glaubt man allgemein Eintracht in Front zu sehen, aber es kam anders. Riegel kann zwar bald kurz nach Wiederbeginn einen unverhofften Schuß anbringen, der gehaten wird, aber gleich darauf köpft Zimmermann in glänzender Manier eine Flanke Böhms nur haarscharf über die Latte. Daß dieser Erfolg nicht gelang, war nur Pech! Karoly versucht noch verschiedentlich durchbrechen, wird aber einmal von Maurischat sehr foul genommen und bald darauf auch einmal von Bossert nieder geworfen. Der Unparteiische ist in diesen Momenten absolut nicht im Bilde, wie auch darnach, als Imkermann aus klarer Abseitsstellung schießt und Trump den Ball nur noch mit Not herausfischt.

Meines Erachtens schon hinter der Linie! Der Fall wurde aber mit Schweigen übergangen. Germania kommt immer mehr auf und die Eintracht-Elf fällt mehr und mehr auseinander. Dann fällt das zweite Tor für die Gäste. Böhm flankt präzis. Trump will den Ball im Sprunge abfangen, aber vor ihm hält Eberlein den Kopf hin. Nur bis zu Steudles Füßen prallt der Ball, von wo er sofort in die linke Flanke saust. Vergeblich wirft sich Trump nach hinten - prächtig, diese Aufopferung! -,

aber es steht trotzdem 2 : 1 für Germania.

Dieser heroische Abwehrversuch Trumps war der beste Moment im ganzen Spiel. Eintracht erzielt darauf die einzige Ecke, die Germania mit drei dagegen beantwortet. Bei lebhaften Angriffen der Gäste, die vor allem ihre Flügel stark ins Gefecht schicken, glaubt man schon an ein Ende bei diesem Stand, als das Verhängnis naht. Steudle läßt aus größerer Entfernung einen Roller los, der Trump durch die Beine rutscht. Ueberraschung -und auch steifgefrorene Hände waren wohl die Ursache dieses

dritten Germania-Erfolges.

Es ereignen sich noch einige Karambolagen, wobei Meisinger verletzt vom Platze getragen werden muß. Bald darauf ist Schluß. Germania hat 3:1 gewonnen bei einem Eckenverhältnis von 8:1.      (aus 'Sport-Echo aus dem Maingebiet' vom 16.03.1925)

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