Eintracht Frankfurt -
Gradjanski Zagreb |
Freundschaftsspiel 1924/25
1:7 (1:2)
Termin: 04.01.1925
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Dr. Fränkel (Frankfurt)
Tore: 0:1 Passinek (13.), 0:2 (29.), 1:2 Friedrich Weber (30.), 1:3 Mantler (58.), 1:4 Potocki (60.), 1:5, 1:6 Potocki, 1:7 Passinek
Eintracht Frankfurt | Gradjanski Zagreb |
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Der jugoslawische Meister in Frankfurt! Gradjanski — Eintracht Frankfurt 7:1. Am Samstag konnte man in einer mainischen Sportszeitung lesen, daß es mit den Herren vom Balkan nicht weit her sei. Na ja, sie könnten wohl fußballspielen, aber es wäre nichts besonderes. Wenn man etwas Gescheites sehen wolle, dann müsse man schon etwas weiter fahren als zu diesem Spiel. Nix Überragendes, beileibe keine Extraklasse. Durchschnittsliga. Gradjanski kam, sah und siegte! Mit dem hohen Skore 7:1! Aber wie haben diese Sportsleute im besten Sinne des Wortes gespielt! Selbst die fanatischsten Eintrachtanhänger, denen das Herz blutete bei der furchtbaren Niederlage ihres Vereins, waren entzückt von dieser hochkultivierten Spielweise, dieser Eleganz und diesem vornehmen Auftreten! Kontinentale Extraklasse? Nein, wenn man unter diesem oft angewandten Begriff eine routinierte, technisch hervorragende Kampfmannschaft versteht. Ja, wenn man damit eine Mannschaft bezeichnet, die ihresgleichen an Spielkultur sucht. Gradjanski wird stets gegen einen 1. F.C. Nürnberg, gegen eine Slavia oder Rapid, Wien, verlieren. Sie hat auch gegen Wacker-München nicht das zeigen können, was sie uns bot, aber hier in Frankfurt traf sie auf eine weichspielende und dazu schwache Mannschaft, hier lief sie zu ihrer besten Form auf und führte uns ein Spiel vor, das, abgesehen von der Einseitigkeit durch Versagen der Eintracht gleich hinter den Spielen des M.T.K. vor einigen Jahren und dem Engländertreffen rangiert. Man ist froh, inmitten der ewigen harten Kämpfe um Sieg und Punkte einmal ein Spiel zu sehen, das aber auch nichts Abstoßendes zeigt und nur auf vornehmer Sportauffassung, glänzender Technik und phänomenaler Schnelligkeit basiert. Das hat uns Gradjanski-Agram geboten! Die Zuschauer, die sich weder durch Regen noch durch die oben geschilderte „Reklame" nicht abhalten ließen, hatten einen reinen Genuß. Sachliche Berichterstattung ist schwer. Besonders am Neujahrstag, wenn Spieler und Berichterstatter noch zuviel an die verflossene Neujahrsnacht zurückdenken müssen. Betrachten wir also die Freiburger Kritik an Gradjanski unter diesem Standpunkt. Und die Eintracht? Das 7:1 ist kein reguläres Resultat. Wohl dem Spielverlauf nach verdient, aber nicht dem wahren Können der Eintracht entsprechend. Die Eintracht ist durch manchmal ganz unglaubliche Aufstellung an den Rand des Grabes gekommen. Man hat daraus aber nichts gelernt und den schnellen Agramern eine Elf hingestellt, in der es neben glattem Nichtskönnen auch ein Nichtwollen gab. Das führte zum Zusammenbruch der Mannschaft in diesem Spiel und zu der vernichtenden Niederlage. Trotzdem —, alle unsere mainischen Vereine hätten an diesem Tage gegen die Kroaten verloren, es wäre nur auf die Höhe der Niederlage angekommen! Schiedsrichter war Herr Dr. Fränkel. Verhältnismäßig gut. In der ersten Spielhälfte hielt Eintracht den schnellen Angriffen des Gegners stand, ohne aber an dessen Form heranzureichen. Passinek erzielt das erste Tor in vollem Lauf, nach mehrfach guter Abwehr läßt Trump einen Strafstoß zum zweiten Treffer passieren. Weber erzielt dann auf Vorlage Beuttlers den Ehrentreffer für Eintracht und mit 2:1 für Agram werden die Seiten gewechselt. Es fing stark zu regnen an, der Boden wird glatt, die schnellen Gäste werden immer gefährlicher, da sie sich durch ihre wohlgepflegte Ballbehandlung und ihr famoses Stellungsspiel auch bei schlechtem Boden besser zurechtfinden. Mantler schießt aus großer Entfernung einen Strafstoß zum dritten Tor ein, wobei Grünerwald den Torwächter behindert. Potocki überläuft die Verteidigung, sein Schuß sitzt als vierter Treffer. Trump zeigt auffällige Unsicherheit, Grünerwald ist dadurch anscheinend verstimmt und spielt unlustig. Das hat das fünfte Tor zur Folge, dem durch einen schnellen Vorstoß Potockis das sechste, gar leicht errungen, folgt. Im allgemeinen Zusammenbruch erzielt dann Passinek ohne großen Widerstand das siebente und letzte Tor. Der Eintrachtsturm sah mehrfach schöne Erfolgsmöglichkeiten vor sich, verstand sie aber nicht in Treffer umzuwandeln, trotzdem man's manchmal geradezu greifen konnte! Die besten Leute im Agramer Sturm waren die Verbindungsleute Passinek und Mantler, überaus beweglich, technisch glänzend, mit gutem Schußvermögen. Potocki nicht überragend, Babic besser als Kersting, hervorragend schnell und aktiv. Schwach der Mittelläufer, Ersatz für Rupec. Sehr gut die Außenläufer, besonders im Stellungsspiel, einfach unübertrefflich Vrbanic, ein Verteidiger höchster Klasse, Dassovic nur wenig zurückstehend. Des Torwächters Können wurde durch den Eintrachtsturm leider nicht festgestellt! Dieser Sturm hatte mehrere glatte Versager. Roth war rein negativ als Verbindungsstürmer, er hielt den „Sturm" auf und war fast jeder Technik bar. Beutler fing gleich wieder an zu hinken und kniff, wo er konnte. Imke fehlte jede Unterstützung, so daß er wenig zur Geltung kam. Riegel spielte zu viel für sich selbst, vielleicht auch, weil er nicht anders konnte. Weber war der einzige, mit dessen Leistungen man vollkommen zufrieden sein konnte. Kirchheim hatte Riesenarbeit zu leisten. Er überraschte durch hervorragendes, durchdachtes Spiel, mußte aber schließlich nachlassen, da ihm zu viel Arbeit zugemutet wurde. Schneider versagte; Schönfeld schaffte wie immer bis zum letzten Schnaufer, Eberlein verdarb nichts, und Grünerwald war ein Rätsel. Ebenso wie Trump, der nach diesem Spiel sich wohl selbst nicht mehr als Vorwächter von Klasse betrachtet. Sage mir, mit wem du umgehst... * Herrn Hanns Schödel noch zur gefl. Kenntnisnahme, daß von Gradjanski wirklich niemand bei Eintracht „hängen" geblieben ist und daß Robert Pache, wie man sich in Kürze überzeugen wird, bei Fußballsportverein spielt. Dietrich aber weilt noch immer im Land der Berge und des Schweizerkäses... Aber es rast der Hanns und will sein Opfer haben, und der arme Ärich ist jetzt genug schon durchgeschlagen! Anpflaumen ist schön, angepflaumt werden aber kann man nicht immer vertragen. Selbst wenn man eine Hornbrille trägt und... gar nicht gemeint ist. Wie mir mein Freund Till erzählt hat! (aus dem 'Fußball' vom 12.01.1925)
Der Sonntag nach Neujahr brachte als wichtigste Begegnung das Spiel der „Eintracht" gegen den jugoslavischen Meister „Gradjanski"-Agram. Die glänzend aufgelegte, überaus sympathische Elf führte die in einer hiesigen Fachzeitschrift veröffentlichte Kritik, dem das vorhergegangene Freiburger Spiel zugrunde lag, in geradezu vernichtender Weise ad absurdum. Entgegen dieser Ansicht gehört diese Mannschaft zur besten kontinentalen Klasse, und es ist nur sehr zu bedauern, daß nicht mehr Zuschauer Gelegenheit genommen haben, sich die vorzügliche Gästemannschaft einmal anzusehen. Eintracht litt unter einer sehr verfehlten Aufstellung, hat aber trotzdem eine so hohe Niederlage nicht ganz verdient. Die Elf zeigte stellenweise ein gefälliges Zusammenspiel und lag wiederholt ganz gefährlich im Angriff. Leider zerfiel sie nach Halbzeit und mußte sich aus diesem Grunde eine derartig hohe Abfuhr gefallen lassen. „Gradjanski"-Agram — „Eintracht" 7:1 (2:1) Ein Meisterspiel am Riederwald. Das trübe Regenwetter hatte zusammen mit der oben erwähnten Kritik viele Zuschauer vom Besuch dieses prächtigen Spieles ferngehalten. So fanden sich nur ca. 2000 Besucher ein, die es aber nicht zu bereuen hatten, ihren Obolus bezahlt zu haben. Herrn Dr. Fränkel (S.C. 1880-Frankfurt) stellten sich die Mannschaften „Eintracht": Trump, Grünerwald, Eberlein; Schönfeld, Kirchheim, Schneider; Weber, Roth, Imke, Riegel, Beutler; „Gradjanski": Mihelcic; Vrbancic, Dassovic; Remec, Götz, Pablicek; Babic, Passinek, Potozki, Mantler, Kersting. Es fehlten also zwei, die besten Spieler, nämlich Rupec und Hidretz. Die erste Hälfte des Spieles brachte bei wechselnden Angriffen eine leichte Überlegenheit der Jugoslaven, die vor allen Dingen in technischer und taktischer Hinsicht ihrem Gegner wesentlich überlegen waren. Die Mannschaft besteht aus intelligenten Spielern, die trotz der Ersatzleute ein bestechendes Zusammenspiel und Verständnis erkennen ließ. Man versuchte in der ersten Hälfte die Schwächen des Gegners vorsichtig zu studieren, um dann später in schwungvollen Angriffen die fälligen Torerfolge einzuleiten. Dabei gefiel besonders die Exaktheit des Passens, die Schnelligkeit in der Ausführung einer jeden Aktion, sowie der wuchtige Schuß der famos eingespielten Stürmerreihe. Mantler war hier der produktivste Spieler, wenn er das Torschießen auch mehr seinen Nebenleuten überließ. Der erste Erfolg fiel in der 13. Minute auf Flanke von Kersting. Trump wehrte den Ball zu schwach ab, dieser gelangte zu Passinek und saß im Netz. Nach einigen erfolglosen Ecken kamen die Gäste zu einem billigen weiteren Goal, als Trump In der 29. Minute einen schwachen Schuß im Fallen passieren ließ. Bereits eine halbe Minute später erzielte dann Eintracht ihr einziges Tor. Ein Vorstoß der linken Seite legte Weber den Ball gut vor. Dieser umspielte die Verteidigung und schoß aus 4 m unhaltbar ein. Damit hatte der Eintrachtsturm aber auch sein Pulver verschossen. Zu weiteren Erfolgen reichte es nicht, obwohl er in den ersten Minuten nach Wiederbeginn stark im Angriff lag. Die Hintermannschaft der Gäste erwies sich in dieser Zeit als unüberwindlich und den Frankfurter Stürmern fehlte die letzte Energie zum Torschießen. Nach und nach nahmen die Jugoslaven immer mehr das Heft in die Hand. Angriff auf Angriff rollte gegen das Eintrachttor, wo die Hintermannschaft stark durcheinander geriet. Namentlich Grünerwald machte verschiedene schwere Fehler, die der Gegner zur Erzielung von Toren ausnutzte. So in der 13. Minute, wo er bei einem Strafstoß Trump die Aussicht versperrte, so daß das Leder im Netz landete und 2 Minuten später, als er bei einein Angriff der Eintracht zu weit aufgerückt war. Potozki erhielt den Ball, umspielte Grünerwald und setzte einen Flachschuß nach Alleingang zum vierten Male ins Tor. Fast hätte Trumps Leichtsinn dann sofort noch einen Erfolg der Gäste gebracht, als er einen von Grünerwald zurückgeköpften Ball nicht aufnahm, sondern fallen ließ. Passineks Schuß strich am leeren Tore vorbei. Ein schönes Zuspiel Imke—Weber endete mit dessen Bombenschuß in den Händen des sich prächtig stellenden Mihelcic. Ebenso wurde bei einer Ecke für Eintracht ein unverhoffter Riegelschuß aus dem Gedränge vom Goalmann hervorragend gehalten. Dann gelangte der Ball zur ungedeckten Mitte der Blauen, als Grünerwald wieder einmal an der Auslinie Mätzchen machte, und wurde mühelos zum fünften Treffer verwandelt. Imke verpaßt infolge allzu großer Schwerfälligkeit auf der anderen Seite eine schöne Webervorlage in aussichtsreicher Stellung. Schon sitzt Gradjanski wieder vor Trumps Heiligtum, Potozki springt zwischen Tormann und den zurückgebenden Verteidiger, und das sechste Tor ist fällig. Nach einem Eintrachtvorstoß, wobei Mihelcic einen schweren Schuß Imkes aus nächster Nähe halten konnte, entstand auf der andern Seite ein Gewurstel vorm Eintrachttor. Die Verteidigung griff nur matt und zögernd ein und Passinek nutzte diese Gelegenheit zum siebenten Tore aus. Gleich darauf war Schluß. Der „Bürgerliche Sportverein", d.h. Gradjanski, hat die hohe Tordifferenz neben der schwachen gegnerischen Abwehr der Schußfreudigkeit und Entschlossenheit seines Sturms zu verdanken. Die Läuferreihe zeigte eine prachtvoll elastische Spielweise und war gleich gut in Abwehr wie Unterstützung ihres Sturmes. Die überaus schnelle und ballsichere Verteidigung wußte sich jederzeit dem unentschlossenen Sturm der Frankfurter gegenüber durchzusetzen. Mihelcic im Tor war zunächst etwas aufgeregt, bewährte sich dann aber in jeder Hinsicht. Die Aufstellung von Roth und Beutler im Sturm der Eintracht war entschieden ein Mißgriff. Warum blieb man nicht bei der letzten bewährten Besetzung. Beutler gehört für Schneider, der auch heute viele Schwächen zeigte, in die Läuferreihe und Roth ist viel zu schwach für die Mannschaft. Kirchheim war als Mittelläufer ausgezeichnet; das gleiche gilt für Schönfeld als rechter Läufer. Im Sturm war diesmal Weber die treibende Kraft, der aber mit verschiedenen gut gemeinten Schüssen Pech hatte. Imke war schwächer als sonst; Riegel genügte. Von der sonst so guten Hintermannschaft ist heute nicht allzuviel Gutes zu berichten. Eberlein gefiel besser wie Grünerwald. Trump war wiederholt recht phlegmatisch. Herr Dr. Fränkel leitete zufriedenstellend. (aus 'Deutsche Fußball-Zeitung' vom 16.01.1925)
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