VfR 1901 Frankfurt - Eintracht
Frankfurt |
Bezirksliga Main 1924/25 - 14. Spiel
1:1 (0:1)
Termin: 21.12.1924
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Knab (Stuttgart)
Tore: 0:1 Ingo Riegel (12.), 1:1 Michael Grünerwald (68., Eigentor)
VfR 1901 Frankfurt | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Zu dem Kampf auf Leben und Tod in Bockenheim hatte man als Leiter Herrn Knab aus Stuttgart ausersehen. Wohl selten hat ein Schiedsrichter ein derart entscheidendes Treffen so überzeugend gut geleitet, und wer sich vorstellt, daß dieser Kampf doch wirklich um die Existenz zweier Vereine ging, der wird erst ermessen können, welche riesigen Anforderungen dieses Spiel an den Schiedsrichter stellte! Das Spiel endete 1:1, damit hatte Eintracht ihren Vorsprung behauptet, und mit diesem einen neuen Punkt war sie gerettet. Einst ein Jahrzehnt Meister und dann in höchster Gefahr! Es sollte ein Menetekel sein!! Der Kampf selbst war naturgemäß hart, hart bis an die Grenzen des Erträglichen und doch entbehrte er nicht der Schönheit und der Spannung, wenn auch schließlich der Natur des Spieles nach keine Glanzleistungen geboten wurden. Schon in der ersten Viertelstunde erzielte Eintracht durch Schuß Riegels nach schöner Kombination des linken Flügels ihren Treffer. In scharfer Form und mit aller Erbitterung wurde bis zur Pause weitergekämpft. Überaus schnell und eifrig wurde weitergespielt, die Erregung steigerte sich noch, als Grünerwald durch Selbsttor den Bockenheimern zum Ausgleich verhalf. Als alles nichts half, um den Sieg zu erringen, wurde Trump überaus scharf angegangen, aber auch von der anderen Seite schonte man seine Gegner nicht allzusehr. In höchster Erregung ging der Kampf zu Ende, das Resultat entspricht den Leistungen. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 52/1924 vom 23.12.1924)
Mainbezirk Endgültige Klärung im Mainbezirk Die Augen aller Sportfreunde des Mainbezirkes waren heute nach Bockenheim gerichtet, wo „Eintracht" und „V.f. Rasensport" um den Verbleib in der Bezirksliga zu kämpfen hatten. Beide Vereine hatten ihr letztes Spiel vor sich; die Riederwälder standen um zwei Punkte günstiger als ihr Gegner. Da dieser im Falle eines Sieges ein Entscheidungsspiel hätte erzwingen können, stand also für beide Parteien allerhand auf dem Spiel. Die Würfel sind nunmehr gefallen: „Eintracht" holte sich nach besserem Spiel den einen so notwendigen Punkt und ist hierdurch endgültig gerettet, während die Rasensportler zum zweiten Male dem Abstieg verfallen sind. Bürgel, am Schwanz der Tabelle, hat es nur auf zwei Punkte gebracht, während die Bockenheimer immerhin deren zehn aufweisen. Die letzte Hoffnung des V.f.R. ging nicht in Erfüllung. Union-Niederrad hat den schwebenden Protest wegen Nichtspielberechtigung ihres Spielers Kohountek I nämlich zu ihren Gunsten entschieden und behält ihre Punkte. Ein Entscheidungsspiel gegen V.f.R. kommt also nicht mehr in Frage. Dieser soll aber den Mut nicht sinken lassen. Die Mannschaft ist in Wirklichkeit besser, als ihr Abstieg vermuten läßt und dürfte sich in Jahresfrist mit ziemlicher Sicherheit wieder emporgekämpft haben. „Eintracht" wird der Verbleib in der Bezirksliga hoffentlich den unbedingt notwendigen Impuls zum Wiederaufbau geben. Die Elf besitzt immer noch gutes Können und feine Technik. Ihr fehlen lediglich im Sturm einige zuverlässige Kräfte; die Hintermannschaft ist eine der besten des Bezirkes, was sie heute wieder einmal bewiesen hat. — Das Spiel in Offenbach hatte wenig Bedeutung, da es sich hierbei lediglich um Placierungskampf innerhalb der Spitzengruppe handelte. Endgültig steht die Reihenfolge erst am kommenden Sonntag nach dem zweiten Treffen der „Helvetia" mit den „Kickers" fest. Interessant sind die Ergebnisse der beiden Gesellschaftsspiele im Mainbezirk. Unser Meister unterlag dem „V.f.B. Leipzig" (0:3) relativ hoch, der dem hiesigen Publikum einmal recht überzeugend die tatsächlich vorhandene Schwäche der Spielstärke unseres mainischen Fußballs demonstrierte. — „Hanau 93" erzielte dagegen im Kampfe gegen „Vasas" Budapest ein ehrenvolles 2:2-Resultat. Allerdings werden die Gäste wohl mit Rücksicht auf ihr bevorstehendes Spiel gegen den 1. F.C. Nürnberg am 1. Feiertag nicht ihre stärkste Elf gestellt haben. — Am 28. Dezember treten die Ungarn gegen „Eintracht" an. Von den Spielen der nächsten Wochen seien weiter erwähnt: „Gradjanski" Agram — „Eintracht", „Etoile" La Chaux des Fonds — „Germania 94" und „Hanau 93". Eintracht —V.f.R. 1:1 (1:0) „Eintracht" sichert sich den Verbleib in der Bezirksliga. Mit bangem Herzen sahen die Anhänger beider Vereine dem entscheidenden Treffen entgegen. Für beide Parteien stand alles auf dem Spiel. Wohl über 3000 Zuschauer drängten sich deshalb auf dem unübersichtlichen V.f.R.-Platz an der Ginnheimer Landstraße, dessen Lehmboden vornehmlich die schwerere Eintrachtelf stark benachteiligte. Als Herr Knab (Stuttgart) das Zeichen zum Beginn gab, standen die Mannschaften in folgender Aufstellung: Eintracht: Trump; Grünerwald, Eberlein; Schönfeld, Kirchheim, Schneider; Weber, Larem, Imke, Riegel, Österling. V.f.R.: Häusner; Klemm, Gleiter; Witte, Fritz, Kornrumpf; Joost, Etsch 1, Boos, Etsch 2, Tümpfel. Die Riederwälder waren genötigt, ohne ihren bisherigen Mittelstürmer Pfeiffer anzutreten, der auf ein Vierteljahr kaltgestellt ist. Man kann aber nicht sagen, daß sich sein Fehlen unangenehm bemerkbar machte. Im Gegenteil, die Mannschaft spielte wesentlich ruhiger als sonst und hatte sogar an Durchschlagskraft gewonnen. — Der V.f.R. hatte seine gewohnte Elf zur Stelle. Gleich vom Anstoß an ziehen die roten Adler vor das Tor der Gegner und leiten eine ganze Reihe sehr gefährlicher Angriffe ein. So schießen Weber und Kirchheim in den ersten beiden Minuten bereits knapp vorbei. Die erste Ecke in der 3. Min. verschuldet Häusner, der, heute sehr unsicher, nach einer schönen Kombination Riegel-Imke mit darauffolgendem Schuß den Ball fallen läßt. Eintracht liegt weiterhin im Angriff. Dann legt Grünerwald Boos bei einem aussichtsreichen Alleingang am Strafraum; den Strafstoß tritt dieser über das Tor. V.f.R. spielt furchtbar aufgeregt, während die Gäste sich trotz der ungewohnten Sturmaufstellung auffallend schnell finden und im Vorteil sind. In der 12. Min. spielen sich Riegel und Imke prachtvoll durch. Der alte Repräsentative legt Riegel den Ball schußgerecht vor. Dieser setzt aus 12 m einen Bombenschuß ins Netz, dem der Tormann nur verblüfft nachschauen kann 1:0. Das einheimische Publikum, das übrigens an Fanatismus nichts zu wünschen übrigließ, reklamierte in der Folge wiederholt in durchaus ungerechtfertigter Weise gegen Herrn Knabs vorzügliche Leitung; auch Klemm mischt sich in die Unterhaltung ein, muß aber gleich darauf das Feld für einige Minuten verlassen, da er nach einem Zusammenprall mit Riegel verletzt wurde. Bei wechselnden Angriffen hält Trump einen Fernschuß von Boos sicher, erweist sich aber in der Folge wiederholt als recht leichtsinnig, da er den Ball zu lange hält. Einen Strafstoß wegen Grünerwalds zu robuster Abwehr köpft Kirchheim ins Feld. Dann nimmt Eintracht wieder für einige Zeit das Heft in die Hand, drängt und drängt, ist aber im Sturm zu unentschlossen, um einige totsichere Chancen auszunützen. V.f.R. kämpft verzweifelt um den Ausgleich, der Sturm ist aber zu zerfahren, um sich gegen die vorzügliche Verteidigung des Gegners durchzusetzen. Wohlgemeinte Schüsse von Österling und Riegel verfehlen ihr Ziel. Dann kommen die Bockenheimer zu ihrer ersten Ecke, die aber ergebnislos verläuft. Ihre weiteren Angriffe verlaufen im Sande, während auch Eintrachts zweite Ecke im Aus endet. Das herandrängende Publikum hatte Schneider beim Treten behindert. Mit 1:0 für Eintracht geht es in die Pause. Nach Wiederbeginn spielt Eintracht mit vier Stürmern und vier Läufern. Diese Maßnahme erwies sich als nicht besonders günstig, da der Sturm mit fünf Leuten zweifellos noch mehrere Erfolge erzielt hätte. Vorerst sind die Riederwälder stark im Vorteil und holen zwei weitere Ecken heraus. Riegel ist beim Zuspiel zu egoistisch und will alles allein machen. Zu späte Abgabe verdirbt infolgedessen aussichtsreiche Chancen. Trumps leichtsinnige Abwehr verschuldet V.f.R.s zweite Ecke, deren Abwehr Mühe macht. Bei wechselnden Vorstößen versucht Boos durch Theater im Strafraum eine günstige Entscheidung zu erzwingen, worauf sich Herr Knab aber nicht einläßt. Der Kampf wird härter. Die Rasensportler geben alles aus sich heraus, um aufzuholen. Endlich kommen sie in der 23. Min. auf einen Fehler Eberleins hin zu einem billigen Erfolge. Der Sturm greift energisch an, Grünerwald will das Leder herausköpfen, Trump greift daneben und schon landet der Ball im hohen Bogen im Netz. Der Ausgleich ist da. Das Publikum feuert seine Mannschaft gewaltig an. Eintracht verliert aber nicht die Ruhe. Eine schöne Riegelvorlage verpaßt Imke. Ein Bodenroller dieses Spielers wird von Häusner gehalten. Auf der anderen Seite endet ein Vorstoß im Aus. Kornrumpf rettet in höchster Not durch Auskicken. Die 5. und 6. Ecke bringt vorm V.f.R.-Tor gefährliche Momente, besonders als Kirchheim einen scharfen Schuß aus dem Hinterhalt aufs Tor losläßt. Drüben schafft Grünerwald bei der 3. Ecke des Gegners Luft. Weitere Eintrachtangriffe enden mit Schüssen Imkes und Kirchheims, die aber sämtlich unschädlich gemacht werden können. Bis zum Schluß des Spiels liegen die Rasensportler dann heftig im Angriff und holen noch eine 4. Ecke heraus. Eintracht beschränkt sich auf Halten des Resultates. Verschiedene ihrer raschen Attacken werden mit Glück abgewehrt. Das gleiche gilt für V.f.R.s Angriffe, die immer wieder im letzten Moment abgewiesen werden können. Bei starkem Drängen der Roten pfeift Herr Knab ab. Eintrachts Mannschaft konnte durchweg gut gefallen und hätte dem Spielverlauf und gezeigtem Können nach einen knappen Sieg verdient gehabt. Im Sturm gefielen besonders Riegel und Imke, der naturgemäß nach Halbzeit etwas nachließ. Er war aber derjenige, der immer wieder System in den Angriff brachte und durch aufopferndes Spiel seiner Mannschaft außerordentlich nützlich war. Alle Achtung vor dem alten Kämpen, der seinen Verein mit in erster Linie vor dem Abstieg bewahrte. Die gesamte Läuferreihe verdient heute ein Lob. Kirchheim und vor allem Schönfeld kämpften wie die Löwen und waren bis zum Ende des schweren Spieles voll auf dem Posten. Beide Verteidiger boten überzeugende Leistungen und waren sehr sicher in Abschlag und Zuspiel. Trump konnte infolge seines Leichtsinns weniger gefallen, hielt allerdings verschiedene Bälle hervorragend. Der V.f.R. war ebenfalls nicht schlecht. Es ist zu bedauern,
daß diese anständig spielende Mannschaft absteigen muß.
Der Sturm war allerdings recht unausgeglichen und häufig recht zerfahren.
Etsch I und Boos die besten. In der Läuferreihe glänzte Jean
Fritz durch aufopferndes Spiel. Er zeigte vorzügliche Übersicht
und warf seinen Sturm immer wieder nach vorn. Die Flügelläufer
waren schwächer. Klemm und Gleiter standen ihren Gegnern auf der
anderen Seite nur wenig nach; Häusner war wiederholt recht unsicher. Glossen aus dem Mainbezirk Wenig entzückt steigt der Besucher des Spiels Sportverein-Leipzig 0:3 von Bornheim herab. Nun, wie gespielt? wird ein Eintrachtanhänger gefragt. 1:1 für Eintracht!! Es hat also gelangt. Um ein Haar hätte der stolze Verein absteigen müssen. Es kam aber nicht dazu. 1:1 für Eintracht, das kann man wohl sagen. Ich glaube, das Unentschieden wird mehr gefeiert werden wie mancher Sieg. Einer muß ja der Leidtragende sein. Ein Abstieg der Eintracht wäre katastrophal gewesen. Doch um den V.f.R. ist es auch schade. Nur Bürgel wird nicht in der Oberliga vermißt werden. Wer folgt nach? (aus 'Deutsche Fußball-Zeitung' vom 26.12.1924)
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