Union Niederrad - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main 1924/25 - 12. Spiel

1:0 (1:0)

 

Termin: 07.12.1924
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Speidel (Stuttgart)
Tore: 1:0 Kohoutek

 

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Union Niederrad Eintracht Frankfurt

  • Roth
  • Rosenberger
  • Kolter
  • Bonfig
  • Kindler
  • Siegwart
  • Dorrer
  • Kohoutek
  • Kirsch
  • Büttner
  • Bickling

 


 

Trainer
Trainer

 

Eintracht in Abstiegsgefahr

[...] Eine andere Mannschaft, einst ein Jahrzehnt lang im Genuß der Meisterschaftsehren, steht dicht am Rande des Abstiegs, die Sportgemeinde Eintracht, einst Frankfurter Fußballverein.

Hier ist furchtbar gefehlt worden. Nicht die Mannschaft trägt die Schuld, sondern die Leitung, die mehrfach gewechselt hat. Jeder wollte etwas Besseres wissen, immer wieder wurde die Mannschaft umgestülpt, es herrschte Unzufriedenheit, Unfrieden, bald zeigte der Spielausschuß die harte Faust, dann winkte er wieder mit zarten Pfötchen, wenn er sich nicht mehr zu helfen wußte und schließlich wußte niemand mehr aus und ein. Es geht hier wie in der Politik, jetzt soll der alte Pionier des Fußballsportes, Albert Sohn, der Retter in der Not sein. Hoffen wir, daß es ihm noch gelingt, es wäre bitter, wenn einer der größten Vereine Deutschlands zur Bedeutungslosigkeit verurteilt würde. Experimentieren gibt's nicht im Fußballsport, hier heißt es handeln oder verderben!

Union Niederrad — Eintracht

In Niederrad tobte der Kampf um die letzten Plätze. Eintracht verlor trotz besseren Spiels, weil keine Einigkeit und Ruhe in der Mannschaft herrscht und einzelne Spieler bei Mißerfolgen gleich den Kopf hängen lassen. Man hatte in der Verzweiflung auf Paul Imke, einst einer der gewaltigsten Stürmer, zurückgegriffen, der sich auch als Alter Herr noch recht brauchbar zeigte. Eintracht hatte fast die ganze Zeit über das Spiel in der Hand und drängte namentlich gegen Schluß sehr stark, aber Roth im Uniontor hielt ganz ausgezeichnet, so daß Union Niederrad schließlich doch glücklicher Sieger blieb.

Spielleiter war Speidel, Stuttgart, wie gewohnt tadellos. Über den Spielverlauf ist herzlich wenig zu sagen. Auf beiden Seiten glänzende Abwehr und Abdeckung, Eintracht trotz aller Überlegenheit und besseren Spiels nicht einmal imstande, den Kampf unentschieden zu gestalten! Kohoutek schoß den Siegestreffer.

Jetzt hat Eintracht nur noch zwei Gelegenheiten zur Rettung. Am kommenden Sonntag das Spiel gegen Helvetia und dann der Endkampf um den Abstieg, das Treffen gegen V.f. Rasensport. Hoffentlich weiß man, was auf dem Spiel steht, und hoffentlich wissen auch die Spieler, daß man nur mit Ruhe ins Ziel gelangt und es für ein Fußballspiel nichts Schlimmeres geben kann als Unfrieden und Nervosität. Klarer Kopf, Disziplin, und — ehrlich auf gut deutsch gesagt: Maul halten!! (aus dem 'Fußball', Ausgabe 50/1924 vom 09.12.1924)

 

 


 

 

Union-Niederrad sichert sich endgültig vor dem Abstieg

Eintracht - Union 0:1 (0:1)

In Niederrad kam es ganz so, wie ich es für die Riederwälder befürchtet hatte, da diese es nicht verstanden, ihre absolute Feldüberlegenheit in Toren auszudrücken. Die Ionier sind nunmehr in der angenehmen Lage, der weiteren Entwicklung der Abstiegskampfe in aller Ruhe entgegenzusehen, da sie mit ihren 12 Punkten endgültig gesichert sind. Eintracht gerät dagegen durch diese Niederlage in ernsteste Gefahr, zumal Rasensport sich gegen Helvetia einen wertvollen Punkt holen konnte und nunmehr nur noch um zwei Punkte hinter dem Altmeister rangiert. Der nächste Sonntag wird die endgültige Entscheidung darüber bringen, wer mit Bürgel zum Abstieg verurteilt ist.

Die Riederwälder waren heute sichtlich vom schwärzesten Pech verfolgt. In spielerischer wie technischer Hinsicht waren sie dem Gegner tatsächlich überlegen, krankten aber immer noch an dem alten Übel. Die sichersten Torgelegenheiten wurden ausgelassen, daß den zahlreichen Anhängern sich die Haare sträubten. Allein vor Halbzeit hätten sie mindestens drei leichte Erfolge erzielen müssen, aber vorm Tore wollte ihnen absolut nichts glücken. Dabei kämpfte die Mannschaft in wirklich anerkennenswerter Weise und drückte stellenweise geradezu beängstigend. Alle Mühe war jedoch vergebens, der Ball ging stets vorbei oder drüber weg. Im Sturm hatte man wieder mal Umstellungen vorgenommen, von denen man nicht ohne weiteres behaupten kann, daß sie unzweckmäßig waren. So hatte man aus der Alten-Herrenelf die frühere Schußkanone Imke wieder auf Halblinks gestellt. Schoenfeld stand auf dem rechten Läuferposten und Oesterling nahm dessen Platz im Sturm ein. Imke, dem man wegen seines umfangreichen Bäuchleins nicht allzuviel zutraute, hielt erstaunlicherweise das durchweg flotte Tempo ganz gut durch, war aber reichlich unbeweglich und zögernd. Mit verschiedenen wohlgemeinten Bombenschüssen hatte er außerdem sichtlich Pech. Bei längerem Verweilen in der Mannschaft wird er sich sicherlich wieder eingewöhnen. Über Oesterling kann man kein abschließendes Urteil abgeben, da er während des Spiels dauernd umgestellt wurde. Schoenfeld war kolossal eifrig und besser als im Sturm. Sehr schwach waren Weber und Schneider, der auch das Tor auf dem Gewissen hatte. Pfeiffer arbeitete als Sturmführer für zwei, hatte aber auch das Mündchen entsprechend weit offen. Riegel zeigte endlich mal wieder die lang vermißte Energie und war wiederholt sehr gefährlich. In der Hintermannschaft verdient der unermüdliche Klassemann Grünerwald ein besonderes Lob. Trump war sicher und gewandt.

Union hatte ihr Spiel ganz auf Erfolg eingestellt. Als man kurz vor Halbzeit das erste Tor erzielt hatte, wurde die sowieso sehr solide Hintermannschaft nach Halbzeit durch Bonfig und Siegwart verstärkt, so daß alle Angriffe mit vereinten Kräften abgewehrt werden konnten. Hierbei kam ihnen der schmale Platz, der eine Entwicklung in die Breite kaum zuließ, sehr zu Hilfe, so daß die verzweifelt drückenden Einträchtler an der undurchdringlichen Abwehrstellung immer wieder scheiterten. Der Sturm konnte vor Halbzeit gar nicht gefallen, da er recht zusammenhanglos spielte. Einzig der alte Büttner bemühte sich, System in den Angriff zu bringen. Das Tor war auch infolgedessen kein Erfolg flüssiger Kombination, sondern fiel auf Strafstoß aus einem Gewühl durch den sehr entschlossen spielenden Kohountek. Von den Außenstürmern war Dorer auf der rechten Seite der gefährlichere. Die Läuferreihe arbeitete mehr in der Abwehr, wußte aber dennoch jederzeit den Sturm gut zu unterstützen. Rosenberger und Kolter in der Verteidigung waren kaum zu überwinden und zerstörten durch wuchtiges Dazwischenfahren die sichersten Chancen der Gegner. Roth im Tor war außerordentlich gewandt und sicher. Den Sieg verdankt ihm seine Mannschaft mit in erster Linie.

Der Spielverlauf zeigte in den ersten 20 Minuten die Eintracht durchweg in stürmischem Angriff. Immer wieder rollten ihre Angriffswellen gegen Roths Heiligtum, das dieser manchesmal nur mit dem größten Glück reinhalten konnte. Auffallend war die ungewohnt große Schußfreudigkeit der Gäste, die bemüht waren, aus allen Lagen einzusenden. Man sah bei der Eintracht prachtvolle Angriffsaktionen, die aber stets im letzten Moment erfolglos blieben. Union war dagegen auffallend schwach und bot keine einheitliche Leistung. Schneider machte sich durch viele Fehler hier bereits unliebsam bemerkbar. Beiderseits ist man sehr nervös; besonders die Eintrachtstürmer überbieten sich im Auslassen guter Torgelegenheiten. Die ersten beiden Ecken holte sich Union bei flinken Durchbrüchen, die aber ebenso wie zwei für die Gegenpartei ergebnislos verliefen. Dann kam Union etwas auf und gab Trump wiederholt Gelegenheit zum Halten, wobei dieser mehrfach reichlich scharf angegangen wurde. Zweimal entstand ein sehr gefährliches Gewühl vorm Eintrachttor, das nach längerem Gekick geklärt werden konnte. Nach wechselnden Angriffen wurde Büttner 4 m vorm Strafraum von Grünerwald hart angerannt. Den scharf getretenen Strafstoß hielt Trump in vorzüglicher Weise. Ein längerer Feldmittekampf endete mit einem Vorstoß der Ionier, den Schneider nahe am Strafraum unnötigerweise mit der Hand stoppte.

Dorer gab den Ball zur Mitte, wo ihn Kohountek kurz entschlossen in die rechte untere Ecke setzte.

1:0 für Union

in der 43. Minute. Nach einer Eintrachtattacke pfiff der Unparteiische zur Halbzeit.

Gleich in der ersten Minute nach Wiederbeginn erzwang Union ihre dritte Ecke. Der Ball gelangte nach einigem Hin und Her zu Pfeiffer, dessen prachtvolle Vorlage über Weber zu Imke kam. Anstatt ruhig und plaziert einzuschießen, ließ dieser die totsichere Chance aus, indem er frei aus 4 m das Leder hoch in die Wolken knallte. Unions Sturm wurde besser als vor Halbzeit und lag immer wieder nach wechselnden Angriffen blitzschnell vor dem Eintrachttor. Deren gut eingeleitete zahlreiche Vorstöße wurden stets von der verstärkten gegnerischen Hintermannschaft abgewehrt. Während einer kurzen Schwächeperiode der Gästeverteidigung erzielte Union in geringen Abständen drei weitere Ecken, die jedoch alle ohne Gefahr vorübergingen. Das Spiel wurde jetzt schärfer, so daß einige Leute verwarnt werden mußten. Eintracht stellte im Sturm wiederholt um, ohne daß dieser dadurch durchschlagskräftiger wurde. Das spielerische Niveau sank mehr und mehr. Eintracht verbesserte das Eckenverhältnis auf 5:7, drängte und drängte. Es nutzte aber alles nichts. Auf beiden Seiten wurden verschiedene gute Torgelegenheiten verschenkt, Schneider mußte vorübergehend ausscheiden, und die Minuten verstrichen. Als Herr Speidel, der dem Spiel ein aufmerksamer und geschickter Leiter war, abpfiff, hatte Eintracht einen Sieg vergeben, der leicht zu erreichen gewesen wäre und genügt hätte, um die Mannschaft in Sicherheit zu bringen.    (aus 'Deutsche Fußball-Zeitung' vom 12.12.1924)



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