Eintracht Frankfurt -
FSV Frankfurt |
Bezirksliga Main 1924/25 - 11. Spiel
1:4 (1:3)
Termin: 30.11.1924
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Gschwind (Stuttgart)
Tore: 1:0 Ingo Riegel, 1:1 Klump (17.), 1:2 Waldschmidt (19.), 1:3 Klump, 1:4 Gattermann
Eintracht Frankfurt | FSV Frankfurt |
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Trainer |
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Die größte Besucherzahl hatte der Eintrachtplatz aufzuweisen. 5000 Zuschauer ist heutzutage für ein Bezirksligaspiel sehr viel, sind doch die Besucherzahlen im letzten Jahre allgemein zurückgegangen. Es ist diese Zahl um so bemerkenswerter, als dem Kampf der beiden Rivalen heute nicht mehr die Bedeutung des großen „Bornheimer Fußballderbys" zukommt wie in früheren Jahren, wo dieses Spiel der Höhepunkt der Ligakämpfe und fast stets entscheidend für den ersten Platz in der Tabelle war. Jetzt hat dieser Kampf durch den Niedergang der Eintracht seine große Bedeutung verloren. Und doch... immer noch liegt eine Spannung über diesem Spiel, das die Gemüter tagelang beschäftigt und doch stets anziehend wirkt, mehr wie jeder andere Kampf. Das zeigten die Zuschauermassen! Schön war der Kampf nur im ersten Teil, als man noch von Gleichwertigkeit der Parteien sprechen konnte. Trotz des Standes 3:1 bei der Pause! Die Chancen waren wohl gleich, aber deutlicher, schlimmer als je, zeigte sich die absolute Unfähigkeit des Eintrachtsturmes, Tore zu schießen, sonst hätte das Spiel am Schluß vielleicht 4:3 oder gar 4:4 gestanden. Es ist ein Jammer, es zuckt einem in den Beinen, wenn man zusehen muß, wie der Eintrachtsturm hilflos vor dem Kasten herumfackelt und, statt zu schießen, solange den Ball hin- und hergibt, bis er weggeschlagen wird. Schiedsrichter war Herr Gschwind, Stuttgart, der nicht Immer allzu scharf durchgriff, aber doch die Zügel gut in der Hand hatte. Im allgemeinen konnte man wohl mit ihm zufrieden sein. Nach ziemlich ausgeglichenem, schönem Kampf ging Eintracht durch einen Strafstoß Riegels in Führung, Sportverein glich durch eine einzigartig schöne Leistung Klumps aus. Ein Abseitstor Waldschmidts brachte Fußballsportverein in Führung, durch einen unglücklichen Sturz Grünerwalds, der dadurch Trump behinderte, konnte Klump das dritte Tor erzielen. Alle noch so schönen Angriffe der Eintracht waren im Strafraum zu Ende! Ein Foul Grünerwalds führte zu einem Elfmeter gegen Eintracht, den Trump mit dem Fuß abwehrte. Langsam erkämpfte sich Fußballsportverein die Oberhand und schließlich erzielte Gattermann nach schlecht abgewehrtem Schuß Waldschmidts den vierten Treffer. Klump riß den Sturm sehr gut und energisch mit vorwärts, gut wurde er von Reinhold Strehlke unterstützt, während die anderen Stürmer nicht immer befriedigten. Ganz ausgezeichnet spielte Völler, der seinen Flügel musterhaft abdeckte, Reitz gefiel durch ruhiges Zuspiel, Basthuysen konnte nicht befriedigen, da er zuviel defensiv wirkt, statt produktiv. Die Verteidigung war zeitweise unsicher, Koch hatte nur wenig zu tun. Im Eintrachtsturm gefiel Pfeiffer, der aber wieder zu wenig Verständnis fand, Schönfeld arbeitete mit größtem Eifer. Die Läuferreihe war schwach, besonders Roth, der dem Gegner mehr Bälle zuspielte als dem eigenen Sturm, die Verteidigung arbeitete zufriedenstellend, Grünerwald etwas zu hart. Trump hatte einige schwache Momente. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 49/1924 vom 04.12.1924)
Einzelleistungen entscheiden das Spiel am Riederwald Fußballsportverein - Eintracht 4:1 (3:1) Die Treffen dieser beiden alten Rivalen gehörten seit langen Jahren zu den interessantesten und wichtigsten einer jeden Spielsaison, da beide Mannschaften meistens in der Tabelle nahe beieinander rangierten, und ihre Kämpfe infolgedessen sehr häufig die Meisterschaft entschieden. In der vergangenen Woche herrschte in Frankfurts Fußballkreisen, einerlei, ob man in die Hauptwache, zum Dehm oder in eine Bornheimer „Äppelwei-Beiz" kam, nur ein Thema: Wird die Eintracht den Meisterschaftsfavoriten am Sonntag auf eigenem Platz schlagen? Kein Wunder, daß sich am Riederwald mindestens 6000 Zuschauer einfanden, die in dieser oder jener Richtung eine Sensation erwarteten. Für beide Parteien stand allerhand auf dem Spiel. Der Fußballsportverein brauchte beide Punkte sehr notwendig, um sich seine Meisterschaft endgültig zu sichern. Eintracht droht der eventuelle Abstieg; die Punkte waren also auch hier bitter nötig. Das Spiel selbst brachte, um es vorweg zu sagen, eine ziemliche Enttäuschung und reichte bei weitem nicht an das des Vorsonntags zwischen F.S.V. gegen Kickers heran. Die Aufgeregtheit auf beiden Seiten war sehr groß und ließ nur ganz vereinzelt gute Leistungen zustande kommen. Nach Halbzeit wurde auf beiden Seiten zeitweilig derartig langweilig und erschreckend zusammenhanglos gekickt, daß einem das Gähnen ankommen konnte. Entscheidend war nicht etwa die bessere Zusammenarbeit einer Partei, sondern die allerdings glänzenden Einzelleistungen eines Klump, der einen besonders guten Tag hatte. Im übrigen wies die siegreiche Elf einige Schwächen auf. Dem Spielverlauf nach ist der Sieg in dieser Höhe nicht ganz verdient, wie ich es ja bereits durchblicken ließ. Torchancen waren für die Riederwälder sogar in größerer Menge vorhanden als für den Sieger. Das spielerische Niveau des Kampfes litt unter beiderseitigem Zerstörungsspiel, so daß man meist in Feldmitte kämpfte. — Das Publikum, und zwar in erster Linie das aus Bornheim, ließ wiedermal jede Erziehung vermissen und tobte gegen den im allgemeinen befriedigend amtierenden Unparteiischen in häßlicher Weise. Herrn Schwind (Stuttgart) stellten sich beide Mannschaften in stärkster Aufstellung mit den bekannten Leuten. Eintracht hatte lediglich Schönfeld wieder auf Halbrechts genommen und für diesen Roth in die Läuferreihe gestellt. Sehr bald schon sollten die Riederwälder zu ihrem ersten und einzigen, vielbejubelten Erfolg kommen. Nach einigen Vorstößen läuft Heinig mit dem Ball vor Weber zurück und tritt das Leder über die Torlinie. Die Ecke landet auf dem Netz. Bei einem weiteren Angriff der Platzbesitzer legt Heinig Riegel in unmittelbarer Nähe des Strafraumes in unfairer Weise. Den Strafstoß kann Riegel dann, an Stier vorbei plaziert, in die Maschen schicken. Eintracht bleibt bis auf wenige Attacken der Blau-Schwarzen, die sich auf dem großen Platze absolut nicht finden können, weiterhin besser und im Angriff, kann sich aber infolge zu großer Weichheit des Innensturmes nicht durchsetzen. Klump und Grunerwald geraten mehrfach aneinander, bis es ersterem gelingt, in der 17. Minute den Ausgleich zu erzielen. Schneider verpaßt den Ball, der von Gattermann Klump zugespielt wird. Dieser nimmt das Leder elegant mit dem Kopfe mit, bricht durch und plaziert einen glänzenden Kopfball an dem verdutzten Trump vorbei ins Goal. Nur zwei Minuten später schickt Klump eine weite Vorlage zu dem auf Lauer liegenden Waldschmidt, die dieser allerdings in klarer Abseitsstellung aufnimmt. Vergebens versucht sich Roth ihm entgegenzustellen, Waldschmidt strebt dem Tore zu und sendet wuchtig ein. Jetzt läuft die Sportvereinsmaschine richtig; Eintracht hat schwer abzuwehren, kommt aber auch zu einigen Vorstößen. Sportvereins Angriffe sind aber jederzeit gefährlicher. Gattermann verschießt auf der einen Seite eine Klumpvorlage, während Weber eine Riegelflanke in aussichtsreicher Stellung verpaßt. Eben rettet Grünerwald, als Schneider am Strafraum rempelt. Der Strafstoß verursacht vorm Eintrachttor ein Gedränge. Klump erfaßt die Gelegenheit und schießt im günstigen Moment entschlossen zum dritten Tore ein. Eintracht legt sich mächtig ins Zeug, um aufzuholen, so daß die gegnerische Verteidigung, die übrigens sehr unsicher scheint, nur mit Mühe abwehren kann. Minutenlang liegen die Riederwälder vorm feindlichen Tor, von wo man alle Bälle irgendwohin in die Gegend kickt. Einmal schießen sich Eintrachts Stürmer in hilfloser Weise immer wieder selbst an, worob gebührende Heiterkeit. Sportvereins erste Ecke landet im Aus. Eine Flanke Gattermanns hätte fast ein viertes Tor gegeben, da sie beinahe unter der Latte landet. Trump kann noch eben die Gefahr beseitigen. Nach einigen unnütz verpufften Angriffen der Riederwälder, wobei Schenk Pfeiffer wiederholt im Wege steht, pfeift es dann zur Pause. War das Spiel bisher schon nicht besonders interessant, so sollte es nach Wiederbeginn noch langweiliger werden, da vornehmlich Sportverein sehr wenig Lust zeigt. Gleich hat Weber eine totsichere Chance. Er kommt frei durch, wird von hinten bedrängt, gibt infolgedessen aber nur ein schwaches Schüßchen ab, das Koch leicht aufnimmt. Auf der anderen Seite landet eine schöne Kombination Klumps mit Gebrüder Strehlke im Aus, während Arno eine Flanke Gattermanns verschießt. Weber bleibt an Völler hängen, worauf Grünerwald bei weiterhin verteiltem Spiel glänzende Abwehr zeigt, aber Sportverein zu einer 2. Ecke verhilft. Das Spiel wird jetzt sehr zerrissen und wirkt wenig befriedigend. Nach einigen wirkungslos verpufften Eintrachtattacken überfährt Grünerwald Klump in aussichtsreicher Position im Strafraum. Den verdienten Elfmeter tritt Arno Strehlke schlecht plaziert vor Trumps Füße. Auch den Nachschuß vermag Arno nicht zu verwandeln. Das Spiel wird härter. Einige Strafstöße schaffen mit Verwarnungen Abhilfe. Bei einem Abseitspfiff gegen Sportverein ertönen liebliche Schieberrufe, dann erzwingt dieser nacheinander zwei Ecken, die nach einigem Hin und Her gefahrlos verlaufen. Auf einen prächtigen Vorstoß Pfeiffers gelangt der Ball zu Weber, der genau so hilflos ist, wie die nachfolgenden Klubkameraden. Pfeiffer köpft gleich darauf eine Flanke haarscharf daneben. Trump zeichnet sich aus, indem er dem anstürmenden Klump das Leder vom Fuß nimmt, während R. Strehlke abgedrängt vorbeiknallt. Das Niveau des Spieles sinkt mehr und mehr. Roth läßt Waldschmidt fast jedesmal ziehen. Gegen Ende kommt dann Sportverein wieder auf. Trump muß einen Fernschuß Reitzs halten und bekommt mehr Arbeit. Einen Flankenball Waldschmidts kann er zwar halten, muß aber gleich darauf Gattermanns Nachschuß zum vierten Male im Netz sehen, da die Verteidigung schlecht gedeckt und abgewehrt hatte. Wenige Minuten darauf ist Schluß. Mit 4:1 bewies Sportverein wieder einmal, daß er verdientermaßen an der Spitze des Mainbezirkes steht. Herr Schwind leitete in ebenso umsichtiger wie unauffälliger Weise. Bis auf das Abseitstor und einige Abseitsfehlentscheidungen konnte man mit ihm zufrieden sein. (aus 'Deutsche Fußball-Zeitung' vom 05.12.1924)
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