Kickers Oxxenbach - Eintracht
Frankfurt |
Bezirksliga Main 1924/25 - 9. Spiel
2:1 (1:1)
(Abbruch nach 61 Minuten, Ergebnis wurde gewertet)
Termin: 16.11.1924
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Morgenthaler (Pirmasens)
Tore: 0:1 Rudi Kirchheim (Pfeiffer?), 1:1 Ehnes, 2:1 Feih (Foulelfmeter)
Kickers Oxxenbach | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Ein ziemlich ereignisreicher Sonntag! Helvetia erlitt ihre erste Niederlage in Hanau und damit haben die recht behalten, die schon lange behaupteten, daß Helvetia ihren guten Tabellenstand nur einer großen Dosis Glück zu verdanken habe. Auch ich kann mich dieser Meinung nicht ganz verschließen, nur muß ich das Verdienst weniger dem launischen Fußballglück als dem hervorragenden Torhüter Judisch zuschreiben. Das zweite Ereignis war der Spielabbruch in Offenbach. Nachdem der Schiedsrichter einige allen Leuten unverständliche Fehlentscheidungen getroffen hatte, stellte er zwei Eintrachtler aus teils geringfügigen, teils ungerechten Ursachen vom Platz, worauf Eintracht kurzerhand, anscheinend ohne sich dier Folgen bewußt zu sein, das Spiel abbrach. Aber es kommt einem dabei doch die Frage in den Sinn: Wie können sich unsere Vereine eigentlich gegen vollkommen untaugliche Schiedsrichter schützen? Ohne Übertreibung: Freund und Feind schüttelten die Köpfe ob der Entscheidungen dieses Mannes und wir haben nun den Fall, daß ein an und für sich tadelloses Spiel durch die Kopflosigkeit des „Leiters" in die Binsen geht. Es soll ja eigentlich die Pflicht eines jeden Sportsjournalisten sein, die Autorität des Schiedsrichters unter allen Umständen zu stützen, aber in diesem Falle würde man sich nur lächerlich machen. Was soll man da noch viel sagen, wenn ein Schiedsrichter eines Bezirksligaspiels, das keine allzugroßen Anforderungen an ihn stellt, derart aus dem Konzept kommt, daß er reine Phantasieentscheidungen trifft? Meine Parole ist: Schutz dem Schiedsrichter, aber auch — Schutz vor solchen Schiedsrichtern! Ich weiß ja, wir im Mainbezirk werden auf Grund einiger Greuelberichte a la Reuter und Havas so zu zwei Dritteln als sportliche Räuber und Mörder angesehen, aber ganz so schlimm sind wir nicht und auf jeden Fall müssen wir verlangen, daß unsere Ligaspiele nicht als Tummelplätze schiedsrichterlicher Autokratie gelten, nur weil man uns von unverantwortlicher Seite aus so schlecht gemacht hat! [...] Und nun zu der Offenbacher Tragödie! Seit Jahren waren die Treffen der Offenbacher Kickers und der Frankfurter Eintracht ziemlich lebhaft und auch recht scharf, entbehrten aber auch nicht einer großen Linie und brachten meist viel interessante Momente. Bei diesem Treffen aber mußte man feststellen, daß die beiden Gegner sich nur ein ruhiges, ausgeglichenes Spiel lieferten, das höchstens als mittlerer Durchschnitt; zu bezeichnen war. Keineswegs wurde scharf oder roh gespielt, das Treffen wickelte sich ganz ritterlich ab. Nach durchaus ausgeglichenem Spiel schoß Kirchheim das erste Tor mit einem Strafstoß aus zwanzig Metern Entfernung, einige Minuten darnach glich Offenbach durch Ehnes aus. Dann gab der Schiedsrichter, der schon vorher kuriose Entscheidungen gefällt hatte, einen Eckball, nahm aber die Entscheidung zurück und entschied Niederwurf. Dabei gab's ein Gedränge, es fiel ein Pfiff, der Schiedsrichter stellte Pfeiffer vom Platz und gab Elfmeter für Offenbach, den Feih verwandelte. Die Ursache zu dieser Entscheidung war außer dem Schiedsrichter keinem Menschen bekannt. Kurz darauf stellte er Schneider vom Platz, der ihn ohne jede Beleidigung einfach etwas gefragt hatte. Daraufhin gab die Eintracht die Partie auf, da sie eventuell Gefahr lief, alle ihre Leute aus nichtigen Gründen zu verlieren. Ich bin zwar kein Freund von Protesten, halte es aber für unklug, ein Spiel abzubrechen, wenn man eine Handvoll Protestgründe hat! Wie dem auch sei, die Hauptschuld an diesem bedauerlichen Vorfall liegt bei dem Schiedsrichter Morgenthaler aus Pirmasens, dessen Besuch wir uns in Zukunft höflich dankend verbeten! (aus dem 'Fußball', Ausgabe 47/1924 vom 20.11.1924)
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