Eintracht Frankfurt - Kickers-Viktoria Mühlheim

Süddeutscher Pokal 1923/24 - 1. Runde

5:2 (2:0)

Termin: 27.01.1924
Zuschauer:
Schiedsrichter: Barth (Aschaffenburg)
Tore: 1:0 Kurt Beuttler, 2:0 Kurt Beuttler, 3:0 Willi Pfeiffer, 3:1, 4:1 Friedel Egly, 4:2, 5:2 (Eigentor)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Kickers-Viktoria Mühlheim



 

Trainer
Trainer

FRANKFURT a. M.

Die Lage im Mainbezirk bleibt weiter äußerst kritisch. Sie ist in ein anderes Stadium getreten. Nach der endgültigen Klärung der Meisterschaftsfrage hatten sich die Gemüter einigermaßen beruhigt und man glaubte, den Kampf sachte wieder in das Gleis der Sportlichkeit leiten zu können. Nun gräbt aber ein Frankfurter Sportblatt gleich zwei Kriegsbeile aus und erklärt Kampf bis aufs Messer gegen die Mainbehörde und die Eintracht. Es verlohnt sich schon, auch hier darüber zu sprechen.

Der Kampf gegen die Behörde richtet sich in der Hauptsache gegen den zweiten Bezirksvorsitzenden, der, falls sich die gegen ihn erhobenen Anklagen als wahr erweisen sollten, unbedingt von seinem Amt zurücktreten müßte. Ich will mit meinem Urteil zurückhalten, bis man auch die Gegenseite gehört hat. Eines möchte ich aber schon jetzt betonen: Unsere Behörden sollten sich mehr als die ausführenden Organe der in den Vereinen zusammengeschlossenen Sportleute betrachten, nicht als deren Vorgesetzte. Gewiß steht ihnen das Spruchrecht über die Übeltäter und die Entscheidung über spielerische Streitfragen zu, keinesfalls haben wir alle uns aber ohne weiteres damit zufriedenzugeben. Uns nichtbeamteten Sportleuten und vor allen Dingen uns Sportjournalisten steht unbedingt das Recht zu, an Maßnahmen der Behörden objektive Kritik zu üben und es ist dann keineswegs Vergeudung einer kostbaren Zeit, wenn die hohen Herren darauf zu antworten belieben. Macht geht hier nicht vor Recht! Wer ein öffentliches Ehrenamt hat, hat sich auch vor der Öffentlichkeit zu verantworten und hier nicht nur vor der Öffentlichkeit, die von dem Bezirkstag gebildet wird. Wer diesen Sitzungen schon beigewohnt hat, weiß ja, was aus den endlosen Debatten herauskommt, alles, nur keine unbedingte Klärung. Wer eine reine Weste hat, kann sich jederzeit verantworten! Hier in Frankfurt hat man unbedingt das Gefühl der Mißachtung der Presse von seiten der Bezirksbehörde. Meine Herren, die Presse ist eine Macht, mit der man zu rechnen hat, denn sie ist der Ausdruck der öffentlichen Meinung auch auf dem Gebiete des Sportes. Die Angriffe gegen die Bezirksbehörde sind dermaßen schwer, daß absolute Klärung sofort erfolgen muß. Soll unser noch wirklich ideal sein könnender Fußballsport nicht, wie ein verdienter Sportmann gesagt hat, zum „zerlumpten Strolch" herabsinken, dann muß noch mehr wie auf dem grünen Rasen, am grünen Tisch auf das allerpeinlichste darauf geachtet werden, daß nur fleckenlose, reinlichste Arbeit geleistet wird. Für Leute mit gelegentlicher Anwendung des „Corriger la fortune" ist an unserer Spitze kein Platz!

Wenn ich vorhin die Sportpresse eine Macht genannt habe, so hat auch das seine Grenzen. Der Kampf eines Blattes gegen einen Verein wird diesen nie zu Fall bringen. Er wird seinen Sport ruhig weiter betreiben und seine Erfolge oder Mißerfolge auch ohne den Segen irgendeines Blattes erzielen. Wer den Kampf am längsten aushält, läßt sich ja äußerst leicht rein rechnerisch und bilanzmäßig feststellen! Doch das ist ja nicht meine Sache, das kann ja jeder machen wie er will. Meine Sache ist nur die, zu untersuchen, inwieweit der Sport dadurch gefördert oder geschädigt wird. Ich sehe in dieser Kampfesart nur ein Überwiegen der schädigenden Momente, wie ich schon in der vorigen Woche darauf hingewiesen habe, daß alle Kräfte an der Einigung mitwirken sollen, nicht an weiterer Zersplitterung. Haben wir denn nicht schon an dem Unding: „Kampf zwischen Sport und Turnen" übergenug? Muß denn auch jetzt noch im Sport Zwietracht gesät werden? Wessen Vorteil ist es denn, wenn unserer deutschen Sportsache immer wieder lähmende Gewalten in den Arm fallen? Die ganze Geschichte erinnert mich an die famose Feuerwehr, die in einem Gebäude die lästigen Schnaken mit Pechfackeln vertilgen wollte und dabei das ganze Haus in Flammen aufgehen ließ! Also bitte mehr Mäßigung und immer und immer wieder nur daran denken, wie man dem deutschen Sport, der Ertüchtigung unserer durch den Zeitgeist mehr als angekränkelten Jugend dient, keine billigen Sensationslorbeeren pflücken! Es kann auch wieder eine Zeit kommen, in der unser Geist so gesund ist; daß er sich von diesem Treiben angeekelt abwendet!

Das Amt des Sportjournalisten ist kein leichtes, wenn er sich nicht darauf beschränken will, nur berichtend zu wirken. Zweifellos muß er so viel Festigkeit besitzen, daß er sich nicht von den „Intentionen" irgendeines Vereinspressechefs leiten läßt. Wenn diese Beeinflussung System wird, dann wird man auch mich auf dem Kampfplatz gegen die Vertrustung der öffentlichen Meinung finden! Anderseits steht auch fest, daß man als Mensch, welche Bezeichnung ja wohl auch dem Sportjournalisten zukommen dürfte, leicht geneigt ist, einem vornehm kämpfenden Verein seinem derberen Gegner gegenüber größere Beachtung zu schenken. Ist das nicht menschlich verständlich? Mir fällt da gerade ein Erlebnis eines Frankfurter Schiedsrichters aus der letzten Zeit ein. Als er den Platz betreten wollte, wies man ihm offene Messer vor unter allerlei Segenswünschen, fünfzehn Mann Schupo standen alarmbereit und auf dem Heimweg wurde er von Polizei begleitet! So geschehen auf einem süddeutschen Bezirksligaplatz, so geschehen durch unverantwortliche Verhetzung des Publikums! Auf wessen Seite wird da wohl ganz unbewußt seine Sympathie gewesen sein?

Doch jetzt genug davon, betrachten wir einmal, was uns der vergangene Sonntag bescherte. Von den angesetzten sechs Pokalspielen in Frankfurt fanden zwei statt: Fußballsportverein gegen V.f.L. Neu-Isenburg nach Verlängerung 2:2 und Eintracht gegen Kickers-Viktoria Mühlheim 5:2. Alle anderen fanden wegen Spielunfähigkeit der Plätze nicht statt. [...]

Die Eintracht hatte das Spiel gegen Mühlheim jederzeit in der Hand und siegte verdient ohne allzu große Anstrengung 5:2. Das Spiel verlief trotz des sehr glatten Bodens äußerst anständig und der Schiedsrichter Barth (Aschaffenburg) hatte leichte Arbeit, die er sehr gewissenhaft und außerordentlich streng erledigte. Bis zur Pause erzielte Eintracht, die mit Ersatz für den linken Flügel und den rechten Läufer spielte, durch Beutler zwei Tore, verschenkte einen Elfmeter mit Absicht und einen zweiten durch zu leichten Schlag. Mühlheim spielte längere Zeit nur mit zehn Mann, hielt aber anerkennenswerterweise ständig das Spiel offen. Die Mannschaft sah, daß ihr Gegner besser war und verstand eben, mit Anstand zu verlieren.

Nach Halbzeit drückte Pfeiffer den Ball zum dritten Tor ein, dann erzielte Mühlheim durch schönes Kombinationsspiel des wieder vervollständigten Sturms sein erstes Tor, und Egly stellte mit einem prächtigen Schuß das Resultat auf 4 :1. Ein weiterer Elfmeter für Eintracht führte zum Platzverweis des unbotmäßigen Mühlheimer Torhüters, der Ersatzmann hielt den scharf auf den Mann geschossenen Ball glänzend. Aus einem Strafstoß für Mühlheim entwickelte sich ein Gedränge vor dem Eintrachttor, aus dem heraus der Ball seinen Weg zum zweitenmal ins Netz fand und ein Selbsttor eines bedrängten Verteidigers brachte Eintracht den fünften Erfolg.

Das Resultat entsprach durchaus den gezeigten Leistungen. Eintracht war wieder in guter Form, der Sturm spielte flott und produktiv, namentlich Beutler und Weber zeigten gute Technik, dagegen wies die Läuferreihe einige Mängel auf, die Verteidigung war auf der Höhe und Trump, in dem man den derzeit besten Torwart des Mainbezirkes sehen muß, hielt einige außerordentlich schwere Bälle meisterhaft. Die Mühlheimer Mannschaft unter dem bekannten Schiedsrichter Neureuther zeigte annehmbare Technik, schönes Flügel- und praktisches Zerstörungspiel. Besonders gefielen der linke Außenstürmer und die prachtvolle Verteidigung mit dem sicheren Torhüter. Die Mannschaft hat durch ihr ruhiges, faires Spiel allseitig gut gefallen.            Cincinnatus. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 05/1924 vom 31.01.1924)

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