FSV Frankfurt - Eintracht
Frankfurt |
Bezirksliga Main 1923/24 - 11. Spiel
1:2 (1:1)
Termin: 16.12.1923
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Jäckel (Fürth)
Tore: 0:1 Österling (12.), 1:1 Strehlke, 1:2 Friedrich Weber (46.)
FSV Frankfurt | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Eintracht schlägt Fußballsportvereln zum zweiten Male Vor der Entscheidung. Voller Unruhe erwarteten die Fußballjünger Frankfurts den Sonntag, denn er sollte die Kraftprobe zwischen den führenden Mannschaften der Mainlande bringen. Hie Eintracht, hie Sportverein! Sollte der Bessere oder der Glücklichere gewinnen? Obwohl Eintracht bei ihren letzten Spielen eine scharfe Aufwärtskurve auf der Leistungstabelle zeigte, rechnete man bestimmt mit einem doppelten Punktgewinne des Tabellenersten. Nun, es ist anders gekommen. Die Optimisten vom Riederwald haben recht behalten. Eintracht schlug seinen hartnäckigen Gegner aus vielen Kämpfen mit einem Tore Unterschied, genau wie im Vorspiele 2:1. Das zweite Spiel auf Frankfurter Boden, die Begegnung Helvetia — Bürgel, fand erklärlicherweise infolge des obenerwähnten Hauptkampfes nicht das erwünschte Interesse. Helvetia dokumentierte wiederum die Spielüberlegenheit der Nordmainvereine und schlug die Roten sicher 2:1. Der Bann um die Aschaffenburger Viktoria scheint endlich gebrochen zu sein, denn sie gewann auf dem gefährlichen Hanauer Pflaster 1:0 und hat sich dadurch schon etwas aus der unmittelbaren Gefahrzone des Abstieges herausgeschafft. Die Offenbacher Kickers gingen mit den gleichen Gedanken gegen ihren Ortsrivalen ins Zeug und hatten einen gleich positiven Erfolg. 2:4 mußte sich der rettungslos am Schwanzende klebende Sp.V. Offenbach geschlagen bekennen. Was brachte jedoch der weit über örtlicher Bedeutung stehende Kampf Fußballsportverein — Eintracht. Bei schlechtem Wetter hatte sich eine große Zuschauermenge — an die 8000 — auf dem Bornheimer Platze eingefunden, die Zeuge eines erbitterten Kampfes um Tabellenspitze und Meisterschaft waren. Eintracht hatte die komplette Elf zur Stelle, in der allerdings Klemm durch Rauch ersetzt war, F.Sp.V. dagegen mußte für Klump und den disqualifizierten Völler Ersatz einstellen. Für ersteren spielte Stein, auf dem linken Läufeposten stand der jugendliche Ammon. Der internationale Schiedsrichter Jäckel, Fürth, amtierte als Unparteiischer. In rasendem Laufe jagten die Stürmerreihen über den Platz, so bald das eine, bald das andere Tor in Gefahr bringend. Technische Feinheiten forderten Beifall, dann wieder blieben sie „im Schlamme stecken". Das Tempo war rassig. Exakte Kombinationen wechselten mit weiten Flügelvorlagen, lange Abwehrschläge der Verteidigungen überzeugten, ebenso wie kurze flache Abgaben zu der Läuferreihe, von der Sicherheit der Hintermannschaften, soweit man dies allerdings auf glitschigem Boden erwarten kann. Denn die Versager blieben bei dem sich wie Blei an die Füße hängenden Lehme nicht aus. Es ist nicht jedermanns Sache, im Moraste Fußball zu spielen. Und es hat sich mir während des Kampfes der Gedanke aufgedrängt, ob man ein derart wichtiges Spiel bei keineswegs einwandfreiem Boden überhaupt austragen soll. Doch der Schiedsrichter hatte ja darüber zu entscheiden. Die zwölfte Minute brachte bereits das erste Tor der roten Adler. Der vorzüglich aufgelegte Weber brennt durch, legt Österling vor, der für Steiger unhaltbar einsendet. Eine leichte Feldüberlegenheit der Gäste ist weiterhin nicht zu verkennen. Sie gipfelt in einer Ecke, die zur zweiten Ecke für Eintracht abgewehrt wird. Der Ball kommt, schlecht getreten, zu Strehlke I, der in rasendem Laufe dem Tore des Gegners zustürmt und scharf und placiert, unhaltbar, das ausgleichende Tor erzielt. Eintracht zeigt sich im weiteren Verlaufe des Treffens dem Tabellenführer gleichwertig und kann durch produktives Flügelspiel sehr gefährlich werden. Doch auch F.Sp.V. schafft mit Wucht. Drei Ecken sind das Ergebnis vor der Pause. Die erste Minute der zweiten Spielhälfte sollte bereits das Treffen entscheiden. Der Linksaußen Mölders läuft die Linie entlang, seine Flanke kommt, den Innensturm und die gegnerische Verteidigung passierend, zu Weber, der mit prächtigem Schusse seinen Farben die Führung gibt. Zweimal noch standen Eintrachts Stürmer frei dem Torwart gegenüber, und zweimal warteten sie mit dem Schusse, bis sie vom Balle abgedrängt! wurden. F.Sp.V. schafft unheimlich. Immer wieder fährt die gegnerische Läuferreihe dazwischen und vereitelt den sicher scheinenden Torschuß. Kirchheim, der Gäste Mittelläufer, war durch Verletzung einige Zeit außer Gefecht gesetzt. Ein Elfmeter für F.Sp.V. wird von Trump gehalten. Der Endspurt des Platzbesitzers findet die Eintracht in sicherer Abwehr. Das Eckballverhältnis ist 5:4 für F.Sp.V. Energie und Aufopferung auf beiden Seiten, das waren die charakteristischen Eigenschaften des Meisterkampfes. Das Tempo blieb bis zum Schlusse gleichmäßig forciert. Der Sieger hatte wohl die ausgeglichenere Mannschaft, obwohl die Verteidigung etwas abfiel. Doch Läuferreihe und Sturm bildeten ein harmonisches Ganzes, zeigten gutes Einführungsvermögen in die Kampfmethoden und instinktives Verständnis für die Aktionen des Nebenmannes. Fußballsportverein dagegen imponierte durch zielsicheres Stürmerspiel. Der Sturm ist die Hauptwaffe der Blauschwarzen. Die Waffe, die die Siege erringt und die Tabellenspitze erobert hat. Das System Ist vielleicht etwas weniger kompliziert wie das der Eintracht, geht aber dafür auch schnurgerade auf das zu erreichende Ziel des Toreerzielens zu. Bei Eintracht ragten vier Leute über das Niveau der Mannschaft hinaus; der vorzügliche Torhüter Trumpp, Kirchheim, der überragende Mittelläufer (mit seinem Gegenüber der beste Mann auf dem Platze), außerdem Pfeiffer und Weber im Sturme. Alle übrigen seien mit einem Gesamtlobe bedacht, sie waren gut. — Fußballsportvereins Stürmer konnten sich bei der Eintrachtläuferreihe nicht nach Wollen entfalten. Daran konnten auch die vorzüglichen Vorlagen des Mittelläufers Reitz nichts ändern, v. Basthuysen zeigte wieder einmal, daß er noch unfair spielen kann. Steiger war auffallend gut und ruhig. Und der Schiedsrichter? Man hatte von einer internationalen Größe eine starke Leistung erwartet und wurde bitter enttäuscht. Schwache Abseitsentscheidungen und falsche Sprüche bei Fouls zermürbten das Zutrauen der Spieler zu dem Spielleiter. Auch das Publikum war mit Herrn Jäckel nicht zufrieden und johlte bei jeder Entscheidung, und sogar bei korrekten Urteilssprüchen. Durch den Sieg der Eintracht über F.Sp.V. haben sich beide enger zu einer Spitzengruppe zusammengeschlossen, die mit klarem Vorsprunge vor der wieder gebildeten Mittelgruppe rangiert. Kickers und Viktoria Aschaffenburg haben sich wiederum der drohendsten Gefahr entzogen und eng an die Mitte angeschmiegt. Einsam und verlassen steht der Sp.V. Offenbach, rettungslos seinem Schicksale ausgeliefert, am Ende der Zahlentabelle. Der Kampf um den Meistertitel wird hart werden, denn es gibt für den F.Sp.V. noch manche harte Nuß zu knacken. Viel verzweifelter allerdings wird der Kampf um den Abstieg entbrennen. Wer wird der Unglücksrabe sein? Denn, wer wollte behaupten, die eine Mannschaft der Mittelgruppe ist besser als die andere? Kickers und Viktoria Aschaffenburg sind nach wie vor Kandidaten, die auf der Hut sein müssen! Am nächsten Sonntage setzt nun schon das machtvolle
Finale der diesjährigen Bezirksligaspiele ein. Bereits am Vormittage
empfängt der F.Sp.V. die spielstarke Helvetia an der Seckbacher Landstraße.
Spielt die Bockenheimer Elf nicht schlechter als gegen Bürgel, dann
dürfte sie vielleicht mit einem unentschiedenen Ergebnis rechnen.
Das Spiel auf dem Riederwald, Eintracht — Hanau 93, verspricht ausgezeichneten
Sport. Bleibt Hanau fair, dann dürfte das Spiel die Zuschauer zufriedenstellen.
Eintracht sollte in der Lage sein, ihrem Konto zwei weitere Punkte hinzuzufügen.
— Also sind die Südmainvereine unter sich. Auf dem Bieberer
Berge kämpfen die beiden „Todeskandidaten" Kickers und
Aschaffenburg um Sieg und Verbleib in der Liga. Das Treffen sollte einen
harten, technischen Kampf mit knappem Ausgange bringen. Schließlich
kann Sp.V. Offenbach in Bürgel kaum etwas ausrichten. Denn da auch
die Vorstädter die Punkte nötig haben, dürften die schwächeren
Offenbacher leer ausgehen. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 51/1923
vom 20.12.1923) |