Eintracht Frankfurt -
FSV Frankfurt |
Bezirksliga Main 1923/24 - 4. Spiel
2:1 (1:0)
Termin: 07.10.1923
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Meier (Stuttgart)
Tore: 1:0 Österling (7.), 2:0 Österling, 2:1 Klump
Eintracht Frankfurt | FSV Frankfurt |
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Trainer |
Trainer |
Das große Frankfurter Treffen Eintracht schlägt nach hartem Kampfe Fußballsportverein 2: 1. Eine ebenso spannende wie erfreuliche Entwicklung. Die lange Reihe der Begegnungen Eintracht — Fußballsportverein nimmt in der Geschichte des Frankfurter Fußballsportes einen ganz besonderen Platz ein. Schon von jeher boten diese Treffen die größte Anziehungskraft auf das fußballiebende Publikum und brachten zumeist den Rekordbesuch des Jahres. Waren doch gerade die Kämpfe dieser beiden führenden Vereine des Maingebietes immer reizvoll, da sie nie höher als mit einem Tore Unterschied gewonnen wurden. Wohl in den meisten Fällen trennte der Schlußpfiff des Unparteiischen die Gegner bei dem echt englischen Stande von 1:0 oder aber auch 0:0 und 1:1. Fortuna wechselte oft zwischen den beiden großen Rivalen, so daß man nie vorher wußte, wer den Kampf gewinnen werde. So ist es bis auf den heutigen Tag geblieben. Nur in dem Verhältnis der beiden Vereine zueinander ist insofern eine Änderung eingetreten, als die jahrelange Feindschaft einer bemerkenswerten Freundschaft gewichen ist, die von beiden Teilen gleichermaßen gepflegt wird. Auch das gestrige Spiel stellte diese Tatsache wiederum
unter Beweis. Daran ändern auch die gelegentlichen kleinen Entgleisungen
nichts, die in der Hitze eines so wichtigen Kampfes wohl zu entschuldigen
sind. Eintracht in der bewährten Aufstellung des vorsonntags, F.Sp.V.
seit langer Zeit wieder einmal mit dem von Bürgel zurückgekehrten
Nuß. - Schiedsrichter Meier, Stuttgart, amtierte ohne seine blaue
Hose vor 10.000 Sportbegeisterten. Eintracht ist die beste Mainelf. Das Spiel hat bewiesen, daß sich auf dem Riederwald in Eintracht und Fußballsportverein die derzeit besten Mannschaften des Maingebietes gegenüberstanden. Es hat den Anschein, als ob der mainische Fußball auf dem Wege aufwärts sei, um wieder das Niveau kurz vor dem Kriege zu erreichen. Eintrachts Leistung bot, wenigstens gegen das Vorjahr, einen bedeutenden Fortschritt. Alles Zaghafte ist im Sturme, der nach wie vor einen flachen, tadellosen Paß pflegt, einer erfolgreichen Ausnutzung der sich bietenden Gelegenheiten gewichen, ohne jedoch heute schon restlos zufriedenstellen zu können. Doch läßt sich für die Zukunft, bei weiterem Einspielen, noch viel Erfreuliches erhoffen. Die Läuferreihe scheint wiederum auf ihre alte Höhe zu klettern, und die Verteidigung war ohne Tadel, ließ jedoch oft den befreienden Schlag vermissen. Endlich steht im Tore ein Cerberus, der zu großen Taten erkoren zu sein scheint. Seine Leistungen, vor allen Dingen sein Ballfangen und seine Kaltblütigkeit, sind verblüffend. Neben Trump ragten beim Platzbesitzer noch besonders Klemm, Schneider, Kirchheim, Mölders, Österling und Schönfeld hervor. Fußballsportverein reichte an das technische Können seines Gegners nicht ganz heran, wußte dieses Manko jedoch durch einen ungeheuren Eifer wieder auszugleichen. Der beste Teil der Elf war diesmal die Läuferreihe, die wirklich sehr lobenswert spielte. Vor allen Dingen entzückte Reitz durch sein fabelhaftes Stellungsvermögen und durch die Ruhe und Besonnenheit seines Zuspieles. Völler war ebenfalls sehr gut und v. Basthuysen gefällt immer, wenn er seinen Sturmflügel unterstützt. Der Sturm, die gefürchtete Waffe der Bornheimer, kam nie recht in Schwung. Mag sein, daß das Innentrio zu stark abgedeckt war, auf alle Fälle bot er nicht die geschlossene Leistung seines Gegenübers. Nuß entpuppte sich als ein ziemlicher Versager, während Gattermann recht brauchbar arbeitete. Die Verteidiger standen zumeist gut, ließen jedoch ebenfalls, wie auf der Gegenseite, manchmal den befreienden Schlag vermissen. Steiger im Tor hielt viele Bälle gut und sicher, ist aber an beiden Toren nicht schuldlos. !Wir sind in Frankfurt in letzter Zeit mit guten Pfeifenmännern nicht sehr gesegnet gewesen. Auch Herr Meier hat etwas enttäuscht. Wohl war er dem Spiele ein unbeugsamer Führer, der die Zügel stets straff in Händen hatte, doch seine Entscheidungen fanden manchmal berechtigtes Kopfschütteln bei beiden Parteien. Lehrt der Jugend den Anstand! Wenn ich noch einige Worte über das Publikum hinzufügen will, so tue ich dies deshalb, weil ich glaube, daß doch noch vieles besser werden kann. Denn ich habe gestern die Beobachtung machen können, daß es sich bei der schreienden und lärmenden Masse lediglich um unreife Lausbuben in den Flegeljahren handelt. Hier müssen die Vereinsleitungen einmal energisch einschreiten und, wenn es sein muß, einmal für vier Wochen ein Platzverbot für Jugendliche unter 18 Jahren erlassen. Ich glaube schon, daß diese Maßnahme nicht ohne Einfluß auf das Betragen der Jugendlichen wäre. Der Eintracht möchte ich jedoch empfehlen, bei den nächsten Spielen einmal Ordnungsleute hinzustellen, die auch wirklich Ordnung schaffen und, wenn es nicht zu umgehen ist, sich auch nicht scheuen, solche Halbwüchsige durch Ohrfeigen zur Vernunft zu bringen. * In der Pause des Ligatreffens unternahm Troßbach,
der zweifache Hürdenmeister, einen Rekordversuch über die 400-m-Hürden-Strecke,
der aber mißlang, da er das Pech hatte, die 5. Hürde zu werfen.
Das Wetter war diesen Versuchen nicht günstig; infolge des langanhaltenden
Regens war die Bahn sehr tief, so daß Bedarff auf den angesagten
Versuch, dem 10.000-m--Rekord zuleibe zu gehen, überhaupt verzichtete.
(aus dem 'Fußball', Ausgabe 41/1923 vom 10.10.1923) |