Wacker München - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1922/23
4:4 (3:2)
Termin: 04.02.1923
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Peter Szabo, 0:2 Friedel Egly (Elfmeter), 1:2 Semmler, 2:2 Rehle (Elfmeter), 3:2 Falk, 3:3 H. Rockmann, 4:3 Friedel Egly (Elfmeter), 4:4 Falk
Wacker München | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Eintracht Frankfurt in München Eintracht und Wacker München trennen sich nach spannendem wechselvollem Spiel mit dem Ergebnis 4:4 Eintracht erzielt zuerst zwei Tore, dann führt Wacker innerhalb fünf Minuten 3:2. — Nach der Pause kommt Eintracht mit zwei Toren wieder in Führung. Wacker erzielt den Ausgleich. In Erwartung Eintracht Frankfurt steht nach den verschiedenen Spielen von Wacker auf dem Riederwald-Sportplatze zu dem Münchener Verein in bestem freundschaftlichen Verhältnis, deshalb war die Teilnahme des Münchener Publikums an dem ersten Besuch des bekannten Vereins für ein Privatspiel, zumal bei dem schlechten Wetter, recht rege. Allerdings war die Neugierde auf das Können der Frankfurter besonders stark geworden, nachdem Wacker vor vierzehn Tagen die zahlenmäßig so große Niederlage von 2:6 im Vorspiel erlitten hatte. Ein schwacher Tag von Bernstein und die vorzüglich aufgelegten Eintrachtstürmer sollen den Ausschlag gegeben haben in einem völlig ausgeglichenen Spiel, das nach den harten Verbandsspielen in seiner gefällig temporierten Spielweise in Frankfurt großen Beifall gefunden hatte. In diesem Sinne sah man auch dem Rückspiel in München mit Vertrauen entgegen. Eintracht brachte seine stärkste Mannschaft mit, bei Wacker fehlten Höß und Altvater. Das Spiel Der Spielverlauf hat den sprechendsten Kommentar zu dem Ergebnis des Vorspiels gegeben; denn nicht viel hätte gefehlt — wenn der überraschende Anschluß vor der Halbzeit nicht gelungen wäre — und Wacker hätte eine zweite Niederlage bezogen, obwohl vom ersten Augenblick an, genau wie in Frankfurt, zumindestens die spielerische Ebenbürtigkeit der Wackerelf offenbar war. Der Gang des Spiels mag es bestätigen. Vom Anstoß an ist Wacker durch geschicktere Taktik ihres Feldspiels gleich zehn Minuten stark im Vorteil. Das Dreieck Ostermeier-Nebauer-Eschenlohr täuscht und stellt sich vortrefflich, aber der gesamte Sturm vermag sich nicht zu einer entscheidenden Attacke aufzuschwingen. Eintracht hält harten Widerstand und schickt auch bald seinen Sturm ins Treffen. Szabo wird zunächst zweimal sehr gefährlich, aber Eschenlohrs flottes Eingreifen und Huiras' sichere Abwehr vereiteln vorerst Erfolge der Frankfurter, bis Szabo aus der ersten Ecke nach erfolgter Abwehr scharf einschießt. Eintracht gewinnt immer mehr Zutrauen zu sich; der Sturm, der in der ersten Hälfte von den Läufern nur mangelhaft unterstützt wird, geht unter sich sehr energisch vor, aus einem der erzwungenen Gedränge hilft Wacker nur noch ein Handspiel. Das unvermeidliche Tor bestätigt Egly durch Verwandlung des Elfmeters. Auf Wacker wirken die beiden Verlusttore auffallend entmutigend; zehn Minuten Flaute setzen ein, Eintracht beherrscht durch herzhaftes Spiel das Feld, zwei weitere Ecken werden sehr gefährlich, doch endlich wirkt die tatkräftige Gegenwehr von Huiras und Rehle auch auf die anderen Wackerleute, der Sturm geht temperamentvoller vor, Kling schießt scharf über die unbewachte Torecke. Auf eine raffinierte Vorlage Nebauers zieht Semmler energisch durch beide Verteidiger und placiert das erste Tor für Wacker. Unter den anfeuernden Rufen der Zuschauer greift Wacker nun heftig an, ein zweifelhafter Elfmeter bringt durch Rehle den Ausgleich, und kurz darauf verschafft Falk durch einen wunderbaren 25-Meter-Schuß von halbrechts Wacker die Führung. Eintracht, die durch das vorübergehende Ausscheiden ihres Verteidigers Klemm und den unverdient empfundenen Elfmeter nachgelassen hat, wird wieder aggressiver, und der Abpfiff zur Pause trennt die Mannschaften im gleichverteilten hartnäckigen Kampf. Wer etwa geglaubt hat, daß Wacker seine Revanche vervollständigen könnte, mußte sich getäuscht sehen. Egly wird immer besser, und der Sturm unter Pfeiffers tatkräftiger Führung ist in seinen Aktionen ungemein gefährlich. Weber, in der ersten Hälfte einer der besten der Wackermannschaft, hält seinen ebenso kleinen Namensvetter nicht mehr so gut, und Klingseis begeht in der Deckung Fehler, so daß Rockmann, nachdem er noch kurz vorher im ungedeckten Tor an die Latte geschossen hatte, eine schlechte Stellung der Wackerverteidigung zum raschen Durchbruch und ungehinderten Einschuß benutzt und so den Ausgleich erzielt. Dann hat Wacker u. a. einen sehr guten Moment: Ostermeier ist im schnellen Lauf durchgebrochen und gibt scharf zur Mitte, wo Semmler mit geschickter Drehung den Ball aufnimmt und einen Bombenschuß aufs Tor jagt, aber Sackmann hält den schweren Ball unter Beifall. Falk verdirbt durch Zögern einen fast vollendeten Durchbruch; auf der anderen Seite rast Szabo durch, Bernstein holt den fein placierten Ball aus der Ecke und dann dem durchgelaufenen Rockmann den Ball vom Fuß. Bei einem weiteren Durchbruch desselben Stürmers und Pfeiffers scharfem Nachsetzen überschreitet der Ball die Torlinie. Aber Klingseis hat zuvor Hand gemacht, den Elfmeter verwandelt Egly ebenso sicher wie den ersten. Wacker versucht nun, unter äußersten Anstrengungen auszugleichen, was schließlich Falk nach einigen erfolglosen Bemühungen durch scharfen Schuß unter die Latte gelingt. Die letzten Minuten ändern nichts mehr an dem Resultat, das dem Spielverlauf und dem Können der Mannschaften auch entspricht. Die Mannschaften Wacker zeigte die bessere Durchbildung, Eintracht den größeren Schneid. Im Stoppen, Vorlegen und Unterstützen des Sturmes durch die Läufer war Wacker auch ihrem heutigen Gegner überlegen, der aber in der Konzentration seines Sturmes eine ansprechende Leistung vollbrachte. Pfeiffer sollte nur das dauernde Rufen und Reklamieren lassen, sein Spiel gewänne dann zweifellos noch sehr. Szabo, Beutler, Rockmann und Weber waren gleichmäßig gut, Egly in der zweiten Hälfte sehr gut, die übrigen Deckungsleute befriedigend, besonders Sackmann im Tor. Bei Wacker ist Kling noch nicht der rechte Mann am linken Flügel. Weber hat sich recht gut bewährt, die Besten Eschenlohr und Ostermeier, während die übrigen neben sehr guten Momenten auch Versager zeigten. Es war überhaupt das Merkmal des Spiels, daß gute und minderwertige Leistungen in rascher und bunter Folge wechselten. Vor dem Spiel trafen sich die Rugby-Mannschaften von T.V. 1860 Frankfurt und Wacker. Das Spiel bot noch wenig von den ausgefeilten Raffinessen erstklassiger Mannschaften, und das Publikum faßte den Kampf der dreißig Leute mehr als eine rauflustige Unterhaltung als einen seriösen Sport auf. Bei den heiklen Praktiken des Rugbyspiels ist unbedingte Fairneß das erste Gebot, die in diesem Spiel auch gewahrt wurde. Frankfurt gewann das Spiel als die spielerfahrenere Fünfzehn mit 18 :5. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 06/1923 vom 08.02.1923)
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