Eintracht Frankfurt - Viktoria
94 Hanau |
Kreisliga Nordmain 1922/23 - 6. Spiel
4:0 (2:0)
Termin: 22.10.1922
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Sauter (Stuttgart)
Tore: 1:0 Weber (25.), 2:0 Klemm (44.), 3:0 Szabo (Foulelfmeter), 4:0 Kirchheim (75.)
Eintracht Frankfurt | Viktoria 94 Hanau |
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Trainer |
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Das Trauerspiel am Riederwald Die bis jetzt gezeitigten Spiele der ersten Runde haben, im ganzen genommen, einen reibungslosen Verlauf gehabt. Die Kämpfe waren natürlich scharf, manchmal wurde auch das Publikum nervös, aber der Rahmen blieb gewahrt. Einzelne Treffen, in denen Lokalrivalen sich gegenüberstanden, entwickelten sich in geradezu harmonischer Weise. Wenn dies so geblieben wäre, dann könnte man den Nordmainkreis nur beglückwünschen. Ein Spiel, das diese stille Hoffnung zerstören muß, war der Kampf Eintracht — Hanau 94. Ich glaube nicht, daß der Riederwaldplatz schon einmal derartige Gäste hatte. Das Spiel war noch keine 2 Minuten im Gange, als es schon los ging. Dreimal stand Eintrachts Sturm abseits, dreimal pfiff der Schiedsrichter entschlossen und richtig, und dreimal schrie der Gästemittelläufer mit Löwenstimme abseits. Der Schiedsrichter ließ sich dies natürlich nicht gefallen. Die Hanauer Spieler selbst, zu ihrer Ehre sei es gesagt, wirkten auf den Schreier ein, doch den Mund zu halten. So lange der Kampf noch 0:0 stand, ging es noch einigermaßen. Als dann Eintracht Tore errang, und der Sieg von Hanau in weite Ferne rückte, kam das 2. Stadium. Was der Schiedsrichter machte, wurde kritisiert, der Gegner wurde bedenklich massiert. Beim Stande 4:0 für Eintracht, trat der Gipfelpunkt ein. Die Hanauer Spieler hatten alle Nerven verloren und fingen an zu toben, alles, was Gegner hieß, wurde torpediert, dem Schiedsrichter riß die Geduld, und ein Hanauer nach dem anderen mußte wegen rohem Spiel und respektwidrigem Benehmen den Platz verlassen, zuletzt waren es nur noch 8. Die Frankfurter Mannschaft suchte keinen Kampf mehr mit dem Gegner, sie kickte den Ball möglichst schnell weg, um ja nicht in Körperberührung mit den starken Hanauern zu kommen. Szabo ist nicht in der Lebensversicherung, deshalb guckte er mit Recht die letzten Minuten tatenlos zu. Damit die Sache auch noch einen komischen Anstrich bekam,
drückte sich der Hanauer Torwächter in der Mitte des Feldes
herum. Kurzum, man atmete auf, als der Schlußpfiff ertönte.
Damit war der Kampf noch nicht zu Ende, Beim Verlassen des Platzes, im
Umkleideraum, legte sich die Aufregung noch nicht. Die Hanauer Spieler,
die Hanauer Zuschauer und Offiziellen einigten sich dann auf den Endesschlachtruf:
„Kommt nur nach Hanau". Und der arme Schiedsrichter, was mußte
der noch hören nach dem Spiel. Und dabei war er fraglos gut und unparteiisch,
und vor allem langmütig bis zum äußersten. Ich glaube,
Herr Sauter, Stuttgart, wird ewig an diesen Tag denken. Was wird die Behörde
mit derartigen Ligamannschaften machen? (aus dem 'Fußball',
Ausgabe 43/1922) |