Eintracht Frankfurt - Germania
94 Frankfurt |
Kreisliga Nordmain 1922/23 - 2. Spiel
3:2 (2:2)
Termin: 24.09.1922
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Sackenreuther (Nürnberg)
Tore: 1:0 Klemm (4.), 2:0 Szabo (24., Foulelfmeter), 2:1 Schreyvogel, 2:2 Schnürle (40.), 3:2 Klemm (88.)
Eintracht Frankfurt | Germania 94 Frankfurt |
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Trainer |
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Frankfurter Brief Das mit fieberhafter Spannung erwartete Derby Germania — Eintracht gehört der Vergangenheit .an. Es mögen wohl 10.000 Zuschauer gewesen sein, die den Riederwald umsäumten, als der peinlich genaue, aber in jeder Beziehung korrekte und unparteiische Schiedsrichter zum Beginn pfiff. Unmittelbar vorher hatte man Germanias verdienstvollen Mittelläufer Mahn für sein 300. Spiel in der Ligamannschaft gefeiert Der Wunsch des Jubilars, ausgesprochen in seinen Dankesworten an Germania-Eintracht, dem zahlreichen Publikum ein gutes und angenehmes Spiel zu zeigen, ist in Erfüllung gegangen. Die 1/ 1/2 Stunden waren Kampf, hart ging es manchmal her, aber auch keinen Augenblick über die Grenzen des Erlaubten. Die Ruhe und Vornehmheit der Spieler wirkte auch auf die Zuschauer; An den errungenen Toren herrschte natürlich unbeschreiblicher Jubel, aber im übrigen war das Verhalten des Publikums mustergültig. Dem Verlauf des Spieles nach zu urteilen, fangen die Beziehungen zwischen den beiden Rivalen wieder an, richtige zu werden; eine Tatsache, die im Interesse des Frankfurter Sportes nur zu begrüßen ist. Nach anfänglichem Drängen von Germania glückte Eintracht der erste Angriff, der auch gleich Erfolg brachte! Ein prächtiger Durchlauf von Szabo mit anschließender feiner Flanke fand Klemm auf seinem Posten, und schon war in der 4. Minute das erste Tor errungen. Eintracht wurde langsam überlegen. Der energische Riederwaldsturm zwang die Germania-Hintermannschaft, in der der Tormann Müller glänzte, zur Entfaltung ihres ganzen Könnens. Gegen Mitte der ersten Hälfte wurde der Kampf hart und aufgeregt. Der Schiedsrichter mußte fortgesetzt eingreifen, um die Zügel in der Hand zu behalten! Ein Strafstoß für Eintracht brachte letzterer den zweiten Erfolg. Szabo verwandelte mit unheimlichem Schlage wohlplaciert in die linke Torecke. Germania schien überfahren zu werden, zwei Tore aufholen ist keine Kleinigkeit. Mit Glück und unverdrossener Arbeit gelang aber dem Mainmeister das Kunststück. Mehrere verwirkte Ecken ließen erkennen, daß die Eintracht-Verteidigung nicht allzu sicher war. Ein Strafstoß hart an der Strafraumgrenze kam zu dem völlig freistehenden Schreyvogel, der mühelos verwandelte. Kurz darauf rächte sich der Kardinalfehler der Eintracht-Verteidiger, zu dicht auf ihrem Torwächter zu hängen. Anstatt ihm Luft zu lassen zum Arbeiten, versperrten sie ihm die Aussicht, und auf diese Weise errang Germania durch Selbsttor den Ausgleich. 2:2 hatten die Schwarzweißen unter dem Jubel ihrer Anhänger geschafft. Unter diesen Tatsache drückte Germania heftig, und nur die Halbzeit hinderte sie, dem aufgeregt gewordenen Gegner auch noch einen Vorsprung abzuringen! Die zweite Hälfte brachte abwechselnden Kampf mit den größeren Torgelegenheiten für Eintracht. Mit ein klein wenig mehr Glück hätten mehrere Tore fallen können für den Altmeister. Aber erst drei Minuten vor Schluß konnte wiederum Klemm den siegbringenden Treffer erzielen. Der Jubel darüber war noch nicht ganz verklungen, als es zum Schluß pfiff. Eintracht hatte verdient gewonnen. Das ausgeprägtere Kombinations- und Verständnisspiel war auf ihrer Seite. Der Sturm besitzt eine Eigenschaft, die er früher nicht hatte, Wucht und Energie, wenn sie auch auf Kosten des feinen technischen Spieles gehen. Szabo ist augenblicklich wieder im glänzender Form. Nach der Pause wurde er übermäßig gedeckt und auch zu wenig beschäftigt. Der Innensturm arbeitete energisch und eifrig bis zum letzten Augenblick. Wenn die Aufgeregtheit in unmittelbarer Tornähe noch wegfällt, dann werden auch mehr Tore erzielt. Der Rechtsaußen Weber war gut. In der Läuferreihe war Egly der Turm in der Schlacht. Er arbeitete prächtig und gab Schnürle eine Nuß zu knacken, die der Germania-Sturmführer nicht aufbrachte. Die Außenläufer waren ebenfalls gut, deckten aber zeitweise mäßig und waren auffallend schwach im genauen Zuspiel. Von den Verteidigern war Referendar Schuhmächer gut wie immer. Sein Kopfstoß, allerdings ins eigne Tor, war eine feine Leistung! Lindner war wie immer der energische Zerstörungsspieler, aber manchmal leichtsinnig und unsicher. Koch im Tor bekam zu wenig zu tun, um feststellen zu können, ob er seine alte Form wieder hat. Der Germaniasturm fand sich nicht. Schnürle war scharf gedeckt, und die Außenstürmer waren zu schlecht, etwas erreichen zu können. Und gerade von hier hätte der Erfolg kommen können, denn manchmal standen sie völlig frei. Die Läuferreihe arbeitete eifrig und stellte sich vor allem gut. Danner verlor die Verbindung mit seinem Flügel, weil er zu viel sein Augenmerk auf Szabo richtete. Von den Verteidigern war Bossert der bessere, ohne aber so sicher zu sein, wie sonst. Müller im Tor war ohne Tadel. Nach dem Spiele waren die Zuschauer, die mindestens in der Zahl von 7000 geblieben waren, Zeuge, wie Bedarff, das Eintrachtsphänomen über lange Strecken, den Stundenrekord und den Rekord über 15000 m drückte. Nach seiner Riesenleistung wurde Jimmy von den begeisterten Zuschauern umjubelt auf den Schultern vom Platze getragen. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 39/1922)
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