Eintracht Frankfurt - Ajax Amsterdam

Freundschaftsspiel 1921/22

1:1 (1:1)

Termin: 24.06.1922
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Christe
Tore: 1:0 Willi Pfeiffer, 1:1 Goedecker (43.)

 

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Eintracht Frankfurt Ajax Amsterdam



  • de Boere
  • van Dorten
  • Goedecker

 

Wechsel

Wechsel

  • Goedecker für van Dorten
Trainer Trainer
  • Jack Reynolds

 

Ajax Amsterdams große Reise nach Süddeutschland

Ajax Amsterdam — Eintracht Frankfurt 1:1

Mit großem Beifall wurden beide Mannschaften von mehr als 4000 Zuschauern am Riederwald empfangen. Körperlich unterschieden sich die Gäste wenig von den Frankfurtern. Eintracht überreichte vor Beginn den Holländern, die den Frankfurtern bereits am Tage vorher schon zu Freunden geworden waren, eine größere Plakette mit dem Wahrzeichen Frankfurts, der alten Brücke, und eine herrliche Blumenspende mit Widmung. Amsterdam dankte mit einem wundervollen Silberbecher, der die Ajaxinitialen trug.

Schon die ersten Minuten zeigten die Verschiedenartigkeit der Spielweise der beiden Mannschaften.

Die Holländer

beherrschten nicht die flüssige Kombinationsarbeit des Gegners. Sie waren unheimlich schnell, ballsicher, erstklassig in Kopf- und Beintechnik, dabei überaus wuchtig im Angriffs- und Deckungsspiel; gutes Stellen, Passen auf den freien Raum und Freispielen war weniger entwickelt bei ihnen. Die Stürmer zeigten kein ausgesprochenes System; wie es die Gelegenheit erforderte, wie ein Fehler des Gegners auszunützen war, wurde mit schneller Flankenkombination oder wuchtiger Einzelarbeit angegriffen. Die Flügelleute waren gut, ließen aber oft den genauen Schlag vermissen. Der Innensturm kombinierte stellenweise sehr schön, hatte aber auch, ähnlich wie die Eintrachtsleute, keinen Schuß. Dem Sturmführer van Dorten, ein bekannter holländischer Internationaler, merkte man an, daß er wochenlang ausgesetzt hatte. Als er in der Mute der ersten Hälfte wegen eines Kopfzusammenpralls mit Kirchheim ausgewechselt werden mußte mit einem Ersatzmann, kam mehr Zug in Hollands Sturm, denn der neue Mann, Goedecker, überragte van Dorten an Kraft und Schnelligkeit im Angriff. In der Läuferreihe waren die Flügelleute die besten. Ein schneller Start und die Fähigkeit, den Gegner durch rasches Beinausstrecken zum Halten zu zwingen, machten sie zu Hindernissen, die kaum zu nehmen waren. Der Mittelläufer bot eine Durchschnittsleistung. Mit den Außenläufern war die Verteidigung des beste in Hollands Elf. Sie beherrschte, was sonst nicht Ajax' Stärke war, gutes Stellen und ausgesprochenes Verständnis unter sich und mit dem Torwächter. Letzterer machte in der ersten Hälfte keinen erstklassigen Eindruck, hielt aber dann nach der Pause, als er dauernd beschäftigt wurde, in hervorragender Weise, was nur zu halten war.

Eintracht

spielte den an ihr gewohnten guten Kombinationsball, auf den grünen Rasen umgesetzte Geistesarbeit. Die früheren Mängel, Schußunsicherheit und Unentschlossenheit vor dem Tore, zeigten sich auch heute wieder. Mit nur einem Schußgewaltigen im Sturm hätte Eintracht mit 5 Toren Unterschied gewonnen. Mit 2 Halbstürmern, die diese Gabe besitzen, wird Eintracht schwer zu schlagen sein. Über Pfeiffer als Mittelstürmer ist kein Wort zu verlieren. Das Spiel gegen Ajax hat erneut wieder gezeigt, er ist ein genialer Mittelstürmer. Auch Szabo war in großer Form, wenn auch sein zu langes Tänzeln vor dem Tore wenig Erfolg brachte. Weber, der sich vorläufig noch zu wenig zutraut, wird noch Frankfurt Rechtsaußen werden. Das Verständnis der fünf Leute untereinander und mit der Läuferreihe, das kurze und flache Zuspielen, waren manchmal direkt verblüffend. In der Läuferreihe war Egly in der Mitte der Turm in der Schlacht. Die Außenläufer waren ebenfalls gut, haben aber viel von dem schnellen Start verloren, den sie früher hatten. Die Verteidiger Eberlein und Lindner waren erstklassig. Mancher Fehlschlag passierte ihnen, aber durch schnelles und energisches Nachgehen wurde alles wieder gut gemacht. Wurzer im Tor aufgeregt; er fürchtete sich anscheinend vor dem Gegner, bei dem scharfes und energisches Angreifen des Torwächters eine beliebte Waffe war. Der Schiedsrichter Christe hatte, da ja die internationalen Regeln, nach denen die Holländer spielen, sich nicht ganz decken mit den deutschen, keinen leichten Stand, war aber, wie schon so oft, der hervorragende und energische Leiter, der auch die uneingeschränkte Anerkennung der Gäste fand.

Das Spiel

setzte sofort mit einer leichten Überlegenheit von Eintracht ein. Torgelegenheiten gab es genug für die Frankfurter, aber sie wurden, vornehmlich von dem Rechtsinnen, ausgelassen. Einen Einzelgang von Szabo rettete Hollands Torwächter durch entschlossenes Hinwerfen. Der Ajaxsturm wurde durch kraftvoll durchgeführte Angriffe ebenfalls wiederholt gefährlich. Ein blitzschneller Angriff des Gästesturmführers zerschellte an Wurzers energischer Abwehr. Endlich erzielte Eintracht nach herrlicher Schulkombination im Sturm durch Pfeiffer ein Tor, geradezu glänzend in der Entwicklung und Erfolgbringung. Ajax erzielte zwei Minuten vor Halbzeit durch seinen Mittelstürmer auf Flanke des Rechtsaußen den Ausgleich. Nach der Pause bekam Hollands Verteidigung Gelegenheit, ihr hohes Können zu zeigen. Mehrere Ecken, vornehmlich von Weber fein hereingegeben, brachten brenzliche Situation vor dem Gästetor. Einen Bombenschuß von Böttcher hielt de Boere prächtig, ebenso einen Effetdrehball von Schönfeld. Die holländische Kampfesart, Läuferreihe und Sturm zurückzuziehen in Augenblicken der Bedrängnis, ließen Eintracht, trotz starker Überlegenheit, keinen Erfolg erringen. Andererseits kam auch das Frankfurter Tor noch wiederholt in Gefahr, vornehmlich wenn Wurzer in seiner Aufgeregtheit Fehler machte, aber auch die Ajaxstürmer konnten das Tor, das zweimal unbehütet war, nicht finden. Mit einem merklichen Endspurt der Holländer die letzten zehn Minuten, der die Eintrachthintermannschaft zur vollsten Kraftentfaltung zwang, endete das besonders in der zweiten Hälfte schöne und überaus schnelle Spiel unentschieden. Nach den Strapazen des Treffens gegen die Frankfurter, den Anstrengungen des Aufenthalts bei den gastlichen Eintrachtsleuten, der Bahnfahrt am Sonntagmorgen von 6—12 Uhr werden die Holländer gegen den nächsten deutschen Gegner, den Deutschen Meister F.C. Nürnberg, sicherlich keinen starken Gegner mehr abgeben. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 26/1922)


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