Eintracht Frankfurt - 1. FC Pforzheim

Freundschaftsspiel 1921/22

1:3 (0:1)

Termin: 09.04.1922
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Weißenbacher, 0:2 Melchior, 0:3 Weißenbacher, 1:3 Willi Pfeiffer (85.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Pforzheim



 

Trainer Trainer

... Eintracht Frankfurt mußte ebenfalls den Kürzeren ziehen gegen einen Führer des Südkreises. Der 1. F.C. Pforzheim zeigte auf dem Riederwaldplatz, wie Fußball gespielt wird, nicht nur was Technik und Ballbehandlung anbelangt, sondern wie man auch von der gegebenen Körperkraft Gebrauch macht. Das Publikum war anfangs überrascht über die Forsche und die Wucht des Gästespiels, erkannte aber bald, daß sie, gepaart mit dem nötigen Startvermögen, der blitzschnellen Erfassung und Ausnutzung der geschaffenen Situationen, der Schußfreudigkeit und Sicherheit, das System ist, was Erfolg bringen muß.

Der harte Kampf fiel nur einmal aus dem angenehmen Rahmen, und da lag die Schuld auf beiden Seiten. Das Frankfurter Publikum, soweit es am Sonntag anwesend war, ist eine Klasse für sich. Wenn es zum großen Teil Eintrachtanhänger und -mitglieder waren, dann soll sich mancher von diesen an die Nase greifen. Man kann ruhig geteilter Meinung sein, ob Pfeiffer Mittelstürmer oder Verteidiger ist, aber man muß nicht jubeln und johlen, wenn man seine eigene Ansicht ad oculus demonstriert zu finden glaubt, durch Versagen dieses Spielers der Meinungsverschiedenheit. Beim ersten Tor für Deutschland im Länderspiel gegen die Schweiz hat der Eintrachtplatz nicht so gedröhnt wie in dem Augenblick, da Pfeiffer 3m vor dem Gästetor haushoch darüber schlug. Es mag mancher seine Aufregung in diesem Augenblick ausgelöst haben, der schon lange verdiente Erfolg mußte kommen nach menschlichem Ermessen, als er ausblieb, stöhnte mancher aus Enttäuschung laut, aber die, die noch klatschten und johlten unter dem Ausruf: "Bravo, Pfeiffer, glänzend, Herr Mittelstürmer!" als schon wieder was Neues da war, denen rate ich, aus der Eintracht auszutreten und einen anderen Verein glücklich zu machen. Das ist das echte und ehrliche Vereinsmitglied, der begeisterte Anhänger, der zu seiner Mannschaft steht und ihr etwas mitgibt von seiner Anerkennung, nicht nur wenn der Erfolg zu bejubeln ist, sondern wenn auch einmal der Gegner der Glücklichere ist und siegt. Seine Meinung kann man immer sagen am gegebenen Platz, aber wenn man seine eigene Mannschaft verhöhnt und anpöbelt, weil der Mittelstürmer als Verteidiger gehört, dann nimmt man der eigenen Elf die Lust und das Vertrauen und damit auch den armen Sterblichen, die im Spielausschuß und Vorstand sitzen und arbeiten und nur warten, daß sie an einem Sonntagnachmittag angeulkt werden, weil es nicht klappt. Die größte Freude dabei hat natürlich der Trainer, der Pfeiffer nicht Mittelstürmer stellt, weil er es will, sondern weil es auch die Mannschaft und der Spielausschuß für das beste halten. Es wird für Dori Kürschner noch der Augenblick kommen, wo ihm alle recht geben, wo alle die noch hosianna! rufen werden, die am Sonntag seinen Mittelstürmer steinigen wollten.

Pforzheim war die ersten Minuten überlegen. Dann wurde es ausgeglichen, und Eintracht hatte etwas mehr vom Spiel. Aber schon jetzt zeigte sich, die Läuferreihe der Gäste ist glänzend, und Eintracht hat heute Nieten darin. Im Anschluß an einen Eckball erzielte Weißenbacher das erste Tor für Pforzheim. Beide Torwächter mußten bis zur Pause noch in Aktion, treten, wobei zu erkennen war, daß Kämpf im Gästetor Klasse ist.

Zu Beginn der zweiten Hälfte war Pforzheim kurz überlegen, um dann Eintracht aufkommen und tonangebend werden zu lassen, aber der Frankfurter Sturm ließ nach wie vor die unglaublichsten Sachen aus. Der Eintrachtdruck verpuffte, und Pforzheim beherrschte wieder die Situation. Ein Prachtschuß von Melchior brachte das zweite Tor für die Gäste und kurz darauf durch Weißenbacher, allerdings aus klarer Abseitsstellung, den dritten Erfolg. Der Eintrachtsturm blieb sich weiter treu im Auslassen der Torgelegenheiten, bis dann endlich Pfeiffer kurz vor Ende den verdienten Ehrentreffer erzielte. In der Eintracht-Elf gefielen außerordentlich Kirchheim und Eberlein, auch, Schönfeld war nicht schlecht, Lindner wäre der Klasseverteidiger, wenn er Stellung halten würde; die anderen spielten mit und ohne Lust unter ihrer sonstigen Form. Der Gästeelf gebührt ein Gesamtlob, vornehmlich ausnahmslos der gesamten Hintermannschaft. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 15/1922)

 

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