Eintracht Frankfurt - Union
Niederrad |
Freundschaftsspiel 1921/22
2:3 (1:2)
Termin: 19.02.1922
Zuschauer:
Schiedsrichter: Christe
Tore: 0:1 Rosenberger (23.), 1:1 Peter Szabo (33.), 1:2 Wissenbacher, 1:3 Büttner, 2:3 Willi Pfeiffer (90.)
Eintracht Frankfurt | Union Niederrad |
|
|
Trainer | Trainer |
Union glücklicher Sieger Nun, der Eintracht-Platz gestattete das Treffen Union Niederrad — Eintracht. Um nicht zu kollidieren mit dem am Nachmittag angesetzten Spiel Fußballsportverein gegen Helvetia, hatte man den Beginn auf 11 Uhr morgens festgesetzt. Die Tatsache, daß die Frankfurter Vereine jetzt mehr denn je versuchen, in ihrem Spielprogramm gemeinsame Richtlinien im beiderseitigen Interesse einzuschlagen, ist eine überaus erfreuliche. Ungetrübt in dieser Hinsicht ist das Verhältnis zwischen den beiden großen Ligakämpen Eintracht und Fußhallsportverein. Der Umstand, daß letzterer sein Spiel gegen Kickers Offenbach am Begegnungstage Germania — Eintracht ausfallen ließ auf Ersuchen der Riederwalder, gibt beredtes Zeugnis davon. Warum besieht diese notwendige Einigkeit nicht zwischen allen Vereinen? Warum fällt es so schwer, daß Germania und Eintracht sich näherkommen? Nicht unschuldig daran ist die Frankfurter Presse. Nur ein Beispiel dafür: Zum 2. Spiel der beiden Abteilungsmeister brachte der „F.N.-Sport" die Nachricht in der Vorschau, Germania muß auf Schnürle und Schreyvogel verzichten. Von vornherein war sich das Frankfurter Publikum klar darüber, daß diese Meldung nur Sensation war. Warum bringt nun die Zeitung diese Nachricht, wenn sie nicht genau informiert ist? Selbst wenn sie von einem Germania-Anhänger inspiriert war, warum muß sie in dieser Bestimmtheit erscheinen? Fast scheint es, als wollte man mit dieser Meldung Eintracht, auf dessen Platz das Spiel stattfand, finanziell schädigen, indem man dem Spiel das Interesse nahm und es als eine leichte Beute von Eintracht hinstellte. Mehr wie Aufregung, Entrüstung hat dieses Verfahren im Lager der Eintracht hervorgerufen. Damit dient die Presse dem Sport nicht, sie hilft nur dazu, verständliche, vorhandene Gegensätze zu Klüften zu machen, die bald nicht mehr zu überbrücken sind, was um so bedauerlicher erscheint, als die Leitungen und Spielausschüsse der beiden Vereine bestrebt sind, die notwendigen Punkte der gegenseitigen Zusammenarbeit zu finden. Nach diesem Abstecher zurück zum Treffen Union gegen Eintracht. Letztere erschienen mit neuen Gesichtern. Koch, Edinger, Imke und Böttcher fehlten. Union war in stärkster Aufstellung. Den Niederrädern sah man an, daß sie seit Wochen nicht gespielt hatten. Es dauerte lange, bis sie dem Altmeister in Bezug auf Kombination, Stellungsvermögen und Ballbehandlung Gleichwertiges entgegenstellen konnten. Überlegen waren sie Eintracht vom ersten Augenblick an durch die größere Schußfreudigkeit und Schußsicherheit sowie durch die Wucht und den Nachdruck, wenn es galt, errungene Vorteile auszunutzen. Die erste halbe Stunde war Eintracht. durchaus überlegen. Es war ein Genuß, dem feinen, durchdachten Kombinationsspiel der Mannschaft zuzusehen, nichts merkte man von Ersatz; wie eine Maschine arbeiteten die Leute im Felde. Unions Hintermannschaft, in der der Mittelläufer Wissenbacher und der Verteidiger Göttenauer hervorragten, mußte alle Register ihres guten Könnens ziehen, um der Angriffe des Platzvereins Herr zu bleiben. Zwei todsichere Torgelegenheiten, geschaffen durch durchdachtes Spiel des linken Flügels, auf dem Szabo Glänzendes leistete, blieben mit Pech unverwandelt. Kraft und Pfeiffer placierten fein, aber haarscharf an der Stange vorbei. Unions Sturm verlegte sich auf Durchbrüche, zu planmäßigen Angriffen kam es nicht, denn die gute Läuferreihe konnte wenig im Angriff unterstützen, sie hatte ihre Last mit dem Gegnersturm. Trotzdem gelang Union, das 1. Tor durch einen blitzschnellen Angriff des rechten Flügels, den Rosenberger mit scharfem Schuß krönte. Einer der so viel bewunderten Angriffe des Eintracht-Innensturms führte kurz darauf durch Szabo zum Ausgleich. Trotz besseren Spiels mußte sich Eintracht ein weiteres Tor gefallen lassen. Der Eintracht-Tormann Oppenheimer hatte bei einem Angriff gut abgewehrt, sich aber dabei zu weit herausgewagt, so daß Wissenbacher ins leere Tor senden konnte. Charakteristisch dabei war folgender Moment. Das Eintracht-Tor war nicht verlassen, es war gedeckt von Kirchheim, ein junger Spieler, der die letzten Sonntage glänzend gearbeitet hatte, heute sich beinahe selbst übertraf, aber in dem Augenblick nicht in der Lage war, die Situation zu erfassen. Man sah es ihm an, er wollte etwas unternehmen; mit Füßen, Händen oder Kopf wollte er den schwierigen, hohen Ball meistern, aber der Körper konnte noch nicht so schnell und so konzentriert folgen, wie der Geist dachte. Wenn Kirchheim einmal zu der Hauptstütze in der Eintracht-Elf geworden ist, dann wird ihm auch diese Routine und Geistesgegenwart gekommen sein, die ihm heute noch manchmal fehlt. Mit 2:1 lag Union bei Halbzeit in glücklicher Führung. Die 2. Hälfte konnte wenig an dem seitherigen Bild ändern. Die Angriffe der Eintracht-Stürmer wurden immer zahlreicher. Union mußte verteidigen. Ecke auf Ecke kam, glänzend hielt der Union-Tormann, was zu halten war. Eintracht hatte kein Glück. Immer wieder hing es an einem Fädenchen, daß keine Tore erzielt wurden. Pfeiffer schon schlecht, Herber besser, aber auch mit Pech. Sein gut aus dem Lauf herausgenommener Schrägschuß war eine Prachtleistung, aber auch knapp vorbei. Kraft als Halbrechter spielte sein bestes Spiel. Union überwand auch diese Viertelstunde und kam darin langsam, aber deutlich auf. Die Läuferreihe rückte mehr nach, unterstützte den Angriff und machte dem Sturm möglich, sein großes Können mi zeigen. Es beruht auf weitmaschige Kombination mit gutem Stellen, großer Schnelligkeit und Schußvermögen aus allen Lagen. Man kann nicht sagen, daß es ein ungekünsteltes Spiel ist. Gar manchmal wurde prächtige Flachkombination gezeigt, mit Finessen, die sich sehen lassen Können. Der Schußgewaltige im Sturm ist Büttner, der auch das 3. Tor mit Prachtschuß erzielte. Oppenheimer hätte trotzdem den Ball halten müssen. Im Gefühl des errungenen Sieges wurde die Arbeit der Union-Mannschaft planmäßiger und ruhiger. Lindner und Kirchheim spielten erstklassig in der Zeit der Union-Offensive. Oppenheimer wußte manchmal schön zu halten. Unverständlich war mir im Hinblick auf ihn das Verhalten des Eintracht-Publikums. Wenn er den leichtesten Ball hielt, ertönte brausender Beifall, Ironie und Frühschoppenbeifall. Damit erschwert man nur die Arbeit des Trainers und des Spielausschusses, wenn man ein neues Gesicht, das ausprobiert werden soll, mit Hohn empfängt, ganz abgesehen davon, daß man dem jungen Mann das Vertrauen nimmt. Es ist keine Kleinigkeit, von der 4. Mannschaft in die Liga aufzurücken. Ich möchte einmal die Hauptschreier sehen, wenn sie zwischen des Pfosten stehen sollten. Hätte die Eintracht statt 5000 Mitglieder nur 2500, aber dann nur solche, die mitfühlen mit ihrer Mannschaft, wenn einmal nicht immer Sieg zu bejubeln ist, dann wäre manches besser. Noch einmal kam Eintracht zum Schluß zu höchstem Können. Der Erfolg kam durch Verwandlung von Pfeiffer, der eine wie selbstverständlich sich entwickelnde Sturmkombination im Vereine mit dem heute gut spielenden Rechtsaußen Rösler mit Torschuß abschloß. Mit 3:2 war Union glücklicher Sieger nach einem Spiel, das nur gefallen konnte. Herr Christe war dem Spiel der gewohnt einwandsfreie, vortreffliche Leiter, der keinen leichten Stand hatte, denn gar manchmal ging es hart auf hart, aber immer, und das muß zum Lobe der beiden Mannschaften gesagt werden, in den Grenzen des Erlaubten. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 8/1922)
|