Eintracht Frankfurt - Germania
94 Frankfurt |
Kreismeisterschaft Nordmain 1921/22
1:4 (0:2)
Termin: 12.02.1922
Zuschauer:
Schiedsrichter: Lämmermeier
Tore: 0:1 Schreijvogel, 0:2 Schnürle, 0:3 (Eigentor), 0:4 Künhold, 1:4 Peter Szabo
Eintracht Frankfurt | Germania 94 Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Der Sieg der Kampfmannschaft Germania vollständig, schlägt die ersatzgeschwächte Eintracht 4:1 Der erbitterte Kampf um die Nordmainkreismeisterschaft hat nach beispiellosem Ringen sein Ende erreicht. Germania errang mit dem eindrucksvollen Sieg von 4:1 im dritten Spiel die Siegespalme, damit einer überaus eifrigen und zielbewußten Arbeit die Krone aufsetzend. Drei Sonntage waren nötig, um den Meister zu ermitteln. Germania hat gesiegt mit den Waffen, die sie schon im ersten Spiel dem Gegner überlegen gemacht hatte. Stärken, die durch die Bodenverhältnisse, Schnee und Eis, nur begünstigt wurden. Bei keinem Spiel bestanden Zweifel, bei wem die größere Arbeitsfreudigkeit und die stärkere Energie, die die wegbringende Wucht und der nie erlahmende Eifer waren. Eintracht hatte dem entgegenzustellen das feinere, finessenreichere, durchdachtere Kombinationsspiel, das schön für das Auge war, aber ohne Erfolg blieb, weil die Härte und vor allem im Sturm der Schuß fehlte. Vielleicht hätten diese Qualitäten zum Siege gereicht, wenn der Boden einwandfrei gewesen wäre. Zweifellos hatte die körperlich stärkere Germanenelf, die sich zu einer ausgesprochenen Kampfesmannschaft entwickelt hat, bei den Platzverhältnissen der letzten Wochen den Vorteil für sich. Wenn auch Eintracht die ersten 20 Minuten stark überlegen war, so zeigte sich doch schon in dieser Zeit des Drängens der Moment, was ihr die Meisterschaft kostete. Die Hintermannschaft hatte kein Vertrauen zu ihrem Ersatztorhüter. Anstatt ihm in Fällen der Gefahr zurückzuspielen, suchte man auf eigene Faust die Lage zu klären und verfiel auf leichtsinnige Mätzchen. Manchmal ging's gut, wenn es aber nicht klappte, dann kam es, wie das 1. und 2, Tor zeigte, zu Erfolgen des Gegners. Herrliches Spiel im Felde führte Eintracht die erste Viertelstunde vor. Planmäßig aus der Hintermannschaft heraus wanderte der Ball von Mann zu Mann; lediglich der erfolgbringende Abschluß der Aktion durch Schuß oder ein paar schnelle kraftvolle Startschritte fehlte. Germania erfaßte richtig die Situation und verteidigte diese bange Viertelstunde mit Geschick und Energie. Müller im Tor übertraf sich selbst. Es wurde ihm leicht gemacht, denn die Spielweise des Eintrachtinnensturmes war in dieser Hinsicht zu vornehm. Das direkt wilde Spiel der ersten Minuten legte sich bald und planmäßige Arbeit begann auf beiden Seiten. Eintracht bevorzugte nach wie vor die Innenkombination, Germania schaffte Betätigungsfeld durch raumbringende Flügelarbeit. Was an Genauigkeit fehlte, wurde ersetzt durch Eifer und Schnelligkeit. Eintracht hatte ungezählte Chancen, sie wurden ausgelassen. Pfeiffer war mehrere Male nahe am Erfolg, aber immer haperte es an Zentimetern. Kraft als Halbrechter war entschieden eine Verstärkung, Imke hat das Schießen ganz verlernt, Szabo arbeitete für zwei, fand aber wenig Unterstützung. Als er als Halblinks ging, war es eine Freude, diese planmäßige und durchdachte Kombinationsarbeit im Sturm bewundern zu können. Doch Bossert und Heckmann hatten die Lage richtig erkannt. Wie Bomben fuhren sie dazwischen und hatten dem Eintrachtsturm bald den Mut abgekauft. Germania mußte sich in dieser Zeit auf Durchbrüche verlegen, die jeder einzelne gefährlich waren für das Eintrachtstor. Einen Schuß von Schnürle hielt Knaus trefflich. Schneider und Kirchheim retteten in Augenblicken höchster Gefahr durch feine Leistungen. Lindner spielte einmal zu lange für sich, als zu Knaus zurückzuspielen und schon war der Ball zu dem freistehenden Mahn gekommen. Sein herrlicher Schuß verfehlte knapp sein Ziel; der Auftakt zu den kommenden Ereignissen. Germania wurde langsam frei und konnte das Spiel offen gestalten. Eintrachts Druck ließ nach. Im Germaniasturm spielte Schnürle auch diesmal nicht, zum Vorteil seiner Mannschaft, die überragende Rolle. Der Innensturm verstand sich glänzend untereinander und jeder einzelne wieder gut mit seinem Flügel, Damit unterschied sich Germania vorteilhaft von dem Gegner. Dazu noch eins, wenn die Halbspieler von Germania den Ball aufnahmen — und sie gingen oft zurück und holten sich ihn— dann wurde etwas gemacht mit ihm, wenn nicht mit genauem Zuspiel, dann mit Eifer, Schnelligkeit und wuchtigem Kopfspiel; wenn Eintrachts Halbspieler nicht den Ball auf den Zentimeter auf den Fuß bekamen, dann gab es in den meisten Fällen keine Aktion mehr, abgesehen vor den ersten 20 Minuten. Als Germania die erste Schwäche überwunden hatte, als Ruhe in ihre Arbeit kam, da konnte es an Erfolgen nicht fehlen bei der Unsicherheit in dem Vabanquespiel in der Eintrachtsverteidigung. Einen Ball, den Lindner gefahrlos hätte machen können durch Zurückspiel an Knaus verarbeitete er selbst, bis er vor die Füße des freistehenden Schreyvogel kam, der mit prächtigem Schuß aus etwa 15 m einsandte, für Knaus unhaltbar. Kaleidoskopartig wechselten die Bilder, bis Germania zum 2. Erfolg kam. Schnürle hatte in unmittelbarer Nähe des Tores, m. E. zweifelsfrei in Abseitsstellung, noch einen Gegner vor sich, sich frei gemacht, und an dem herauslaufenden Knaus eingesandt. Noch gab Eintracht das Rennen nicht auf. Köster versiebte, zweimal mit Wucht unmittelbar vor dem Tore stehend, statt placiert einzusenden. Böttcher, der glänzend Läufer spielte, schaffte immer wieder Raum nach vorne, sogar Lindner drückte sich unbegreiflicherweise im Sturm herum, aber all das, gutgewollt und unüberlegt, brachte Eintracht nicht zum Erfolg. Mit der Kraft in der Energie der ersten Viertelstunde versuchte nach Halbzeit Eintracht aufzuholen, Imke verschoß unmittelbar vor Müller, Pfeiffer köpfte einen Eckball knapper wie knapp vorbei. Eintracht schien erneut Boden zu gewinnen, als sie das Schicksal endgültig erreichte. Böttcher wurde ernstlich am Knie bei einem Zusammenprall verletzt und mußte ausscheiden. Nach Minuten erschien er wieder, um als Statist auf dem Linksaußenposten ein nutzloses Dasein zu fristen. Eintracht war besiegt und moralisch geschlagen in dem Maße, wie Germanias Tatkraft wuchs. Ein Schuß des Innensturmes nach Vorlage von Weigand wurde von Knaus gehalten, von Mahn sofort wieder aufgenommen und im Gedränge von der Eintrachtsdeckung selbst ins Tor befördert. Ein Strafstoß von Kühnold aus weiter Ferne ging dann über die Hände von Knaus, damit Germania zum 4. Tore verhelfend. Dann war nicht mehr viel zu sehen. Donner verschoß einen Elfer. Germania hielt mit Bedacht den errungenen Vorsprung und verstärkte sogar noch die Deckung durch Schnürle, als Eintracht durch Szabo das Ehrentor errungen hatte. Zwischen den Schiedsrichtern des 5. und 12. II. 22 war ein großer Unterschied. Römhild, der energische, fast fehlerlose Leiter, dem für keine Sekunde der Kampf aus der Hand ging, Lammermann aus Nürnberg, der Leiter des letzten Sonntags, sicher unparteiisch, aber wenig tatkräftig, ohne Eindruck, sonst hätte er sich nicht gefallen lassen, daß Spieler abwinkten bei seinen Entscheidungen, Gesten machten, die beleidigend waren. Abseitsentscheidungen oft unklar. Ein anderes Bild ist jetzt geschaffen. Nicht mehr die reine Kombinationsmannschaft der Eintracht vertritt jetzt den Nordmainkreis wie seit Jahren, sondern eine ausgesprochene Kämpfermannschaft, die ihr System würzt mit dem nötigen Druck in der körperlich gegebenen Stoßkraft, steigt jetzt in die Schranken. Wünschen wir der Mannschaft alles Glück zu den ferneren Spielen. Sie wird Ihren Mann stellen. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 6-7/1922)
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