Eintracht Frankfurt - Stuttgarter
Kickers |
Freundschaftsspiel 1921/22
3:7 (2:3)
Termin: 26.12.1921 am Riederwald
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Unseld (7.), 1:1 (Handelfmeter), 2:1 Zimmermann, 2:2 (Foulelfmeter), 2:3 Kehl, 2:4 Unseld, 3:4 Willi Pfeiffer (55.), 3:5 Unseld (67.), 3:6, 3:7
Eintracht Frankfurt | Stuttgarter Kickers |
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Trainer | Trainer
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Die Feiertage in Frankfurt Seit langer Zeit hat man in Frankfurt am Main nicht solch brillanten Fußball gesehen wie am 2. Weihnachts- und Neujahrstag auf dem Eintrachtsplatz am Riederwald. Eintracht hat sich das Frankfurter Sportpublikum zu Dank verpflichtet, zwei solch hervorragende Gegner wie Stuttgarter Kickers und Teplitz verpflichtet zu haben. Gegen Kickers Stuttgart hatte Eintracht einen schwarzen Tag. Sie hatte das Resultat 7:3 nicht verdient, wenn auch außer Frage stand, daß Stuttgart die bessere Mannschaft war. Wie schön und genußreich ist die erste Halbzeit gewesen, hohe Fußballkunst wurde auf beiden Seiten gezeigt bei wechselnder Führung. Bei 2:2 war der Ausgang ungewiß, ja selbst als Stuttgart noch vor Halbzeit ein 3. und kurz nach Anfang in der 2. Hälfte ein 4. Tor errungen hatte. Eintracht kam sogar noch zu einem 3. Erfolg, immer noch in nichts dem Gegner nachstehend an Tempo und Technik. Dann kam die Katastrophe. Die Nerven versagten im Eintrachtsturm, die Ruhe ging hin, der Ärger, daß dem Gegner alles glückte, wuchs, und damit wurden die Frankfurter reif für das Erfolgspiel des Gegners, dessen Kraft und Selbstbewußtsein in dem Maße größer wurde, wie Eintracht verunglückte. So kam es, daß Stuttgart, ohne irgendwie überlegen zu sein, jede Torgelegenheit ausnützen und noch dreimal einsenden konnte mit Toren, von denen jedes einzelne eine Prachtleistung in der Entwicklung und Erfolgkrönung war. Besonders genußreich war das Spiel, weil beide Mannschaften dieselbe Schule Kürschners spielten, flache Steilkombination, glänzendes Stellungsvermögen, genaues Zuspielen nach dem freien Raum in raschester Beherrschung jeder Situation; mit anderen Worten, ein doppelter Triumph für den Sportlehrer Dori Kürschner. Bei Stuttgart merkte man, daß das System älter und schon mehr in Fleisch und Blut übergegangen war als wie bei Eintracht. Stuttgart verstand es auch besser, das System mit dem eigenen System zu schlagen. Das konnte man gut im Arbeiten der Hintermannschaft beobachten, die immer wieder in Erwartung und gekannter Entwicklung der steilen Kombination da stand, wo der Eintrachtsturm erfolgreich sein wollte. Aufatmen konnte man im Gedanken an die seither gesehene Schärfe der Punktspiele, über die Fairneß beider Mannschaften. Das Bankett am Abend im Eintrachtshaus machte die Gegner des grünen Rasens zu Freunden. Für jeden, für die Stuttgarter Elf, für die Eintrachtsmannschaft, für den lieben Dori Kürschner, hatte der Weihnachtsmann etwas mitgemacht. Eintracht hatte versucht, den Stuttgartern den Weihnachtsfeiertag, fern der Heimat, zu einem angenehmen und genußreichen zu machen, und ich glaube, es ist ihr gelungen. Das konnte man wenigstens aus den Worten von Ruckwied entnehmen. Erinnerungen an frühere Zeiten wurden ausgetauscht; Zeiten, da Kickers Stuttgart vor 20 Jahren in Stockach Kickers Frankfurt zu Gast hatten mit Leuten wie Karl Reich (der heute auch im Kreise seiner Freunde weilte), Stier, Reickenberger, Rudolf Riedinger, Merkle, den unvergeßlichen Hutten, Trapp, Corell. In Frankfurts junger Elf standen damals der leider gefallene Ernst Fay, der Torriese Eugen Förster, Edgar Schwalbe, der Jüngling Rudi Maeder und das blonde, schneller wie alle andern 21, kleine Büble (wie Ruckwied sagte) Fritz Becker. Kurzum, es war ein Abend, der allen ein unvergeßlicher bleiben wird, würdig ein Fest abzuschließen, wie es der Nachmittag mit seiner hohen Fußballkunst eingeleitet hatte. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 1/1922)
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