Stuttgarter Kickers - Frankfurter
Fußball-Verein |
Süddeutsche Meisterschaft 1913/1914 - 4. Spiel
1:0 (0:0)
Termin: 22.03.1914
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Tusch (München)
Tore: 1:0 Heilig
Stuttgarter Kickers | Frankfurter Fußball-Verein |
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F.F.-V. gegen Stuttgarter Kickers 0:1 in Stuttgart. Bei günstiger Witterung und befriedigenden Bodenverhältnissen lieferten sich beide Mannschaften vor ungefähr 4000 Zuschauern einen aufregenden Kampf, in welchem die Kickers meist die Überlegenen waren. Die zielbewußte energische Spielweise ihres Sturmes gab den Ausschlag. Dank der aufopfernden Arbeit unserer gesamten Hintermannschaft durften wir uns mit dieser knappen Niederlage begnügen. Der Verlauf des an spannenden Momenten sehr reichen Spieles sei kurz geschildert: Frankfurt hat Platzwahl. Den Anstoß Stuttgarts wehrt unsere Verteidigung sicher ab. Ein gut eingeleiteter Angriff scheint das gegnerische Tor zu gefährden, doch Hofmeister, Stuttgarts Torhüter, rettet mühelos. Flotte Angriffe wechseln auf beiden Seiten - die Verteidigungen beseitigen jedoch im letzten Augenblick die Gefahr. Die Kickers legen bedeutend mehr Wucht in ihre Vorstöße. Sie spielen überlegen und drängen minutenlang. Durch gefährliches Flügelspiel erzielten sie kurz hintereinander drei Eckbälle, welche aber, zwei enden neben dem Tor, nichts einbringen. Gmelin hält mehrere scharfe Schüsse ausgezeichnet. Andere gehen, vom Mittelstürmer und halbrechts gut geschossen, haarscharf über die Querlatte. Frankfurt kann sich endlich aus der Umzingelung freimachen. Der Ball wandert von Jockel nach halbrechts, von dort zur Mitte. Schlüter nimmt den Ball gut auf, bricht durch und schießt, 8 Meter vorm Tor, Hofmeister in die Arme. Das Spiel wogt auf und ab. Stuttgart kommt öfters gut vor. Der schußfreudige Sturm drängt wieder. Einen wunderbaren Schuß faustet Gmelin hervorragend aus dem Tor. Zwei weitere Eckbälle weist unsere Verteidigung Zurück. Kurz darauf entsteht vor unserem Tor der aufregendste Moment des Spieles: In der Hitze des Gefechts schlägt Becker einen schwach auf ihn zulaufenden Ball im Fallen mit der Hand ins Feld zurück. Der Schiedsrichter diktiert Elfmeter. Kipp, der Internationale, schießt ihn unheimlich scharf; aber Gmelin fängt sicher und schlägt den Ball unter brausendem Beifall der begeisterten Zuschauermenge weit ins Spielfeld. Die Angriffe der Frankfurter Stürmerreihe sind weniger gefährlich; Hofmeister ist sehr aufmerksam. Bis zur Pause bleibt das Spiel ausgeglichen. Pause 0:0. Die 2. Spielhälfte zeigt fast dasselbe Bild. Stuttgarts Sturm spielt energisch, unsere ballsichere Hintermannschaft ist jedoch ein schweres Hindernis. Unsern Vorstößen und Angriffen fehlt die zum Erfolg führende Durchschlagskraft; doch bleibt das Spiel immer offen. Einmal kommt der linke Kickers-Flügel gut vor; der Linksaußen Heilig hat sich frei gespielt und stürmt aufs Tor. Seinen scharfen Schuß kann Gmelin noch berühren, aber der Drehball rollt ins Tor. Stuttgart führt mit 1:0. Frankfurt läßt nach Anstoß nicht locker, sondern greift unentmutigt an. Einige gute Chancen werden von den nunmehr noch sicher spielenden Kickers-Stürmern ausgelassen, Auf der anderen Seite kann Frankfurts Halbrechter einen Schrägschuß anbringen, der aber, zu schwach getreten, bei Hofmeister gut aufgehoben ist. Unsern Angriffen fehlt Wucht, andrerseits ist Stuttgarts Läuferreihe unermüdlich. Wiederholt kommt unser Tor in Gefahr, doch verhindern Glück und Geschick weitere Erfolge der Stuttgarter Stürmerreihe. Der Schlußpfiff trennt beide Parteien, Stuttgart hat einen wohlverdienten, etwas zu knappen Sieg errungen. Die Kritik erübrigt sich aus dem Spielverlauf. Unsere Hintermannschaft, Gmelin, die Verteidiger und die Läuferreihe, verhütete durch ihr aufopferndes Spiel eine größere Niederlage. Sie war dem guten, spielfreudigen Kickers-Sturm völlig gewachsen. Einzelne besonders hervorzuheben wäre ungerecht, da jeder seinen schwierigen Posten in bester Weise ausfüllte. Etwas zurück stand die Leistung unseres Sturmes. Den linken Flügel, welcher in Mannheim vorzüglich gespielt hatte, erkannte man nicht wieder. Wenig besser spielte die rechte Seite. Der Mittelstürmer dribbelt zu lange. Obwohl unser Sturm im Feld dem Gegner an Zuspiel und Ballbehandlung gleichwertig war, fehlte das entschlossene Eingreifen des Einzelnen vorm Tor. Bei Stuttgart fiel kein Spieler ab. Der rechte Verteidiger, die Außenläufer und Stürmer gefielen besonders. Erwähnenswert ist das gefährliche, tadellose Flügelspiel der Kickers. Schiedsrichter Tusch-München versah sein schwieriges Amt in vollkommen befriedigender Weise. Frankfurts Aufstellung war folgende: Gmelin, Becker, Pfeiffer, Schneider, Jockel, Braun, Sand, Hohmann, Schlüter, Dornbusch, Burckhardt. (Dr. Claus fehlte.) R.H. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 01.04.1914)
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