Bayern München - Frankfurter
Fußball-Verein |
Freundschaftsspiel 1913/1914
3:2 (2:0)
Termin: 15.02.1914
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Fürst, 2:0, 3:0 (48.), 3:1 K. Burkhardt, 3:2 Fritz Becker
Bayern München | Frankfurter Fußball-Verein |
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F.F.-V. 1 gegen F.A. Bayern (München) 2:3 Nun liegt auch das zweite Gesellschaftsspiel hinter uns, das ebenfalls nur knapp verloren ging. Wer da in Anbetracht der beiden letzten Resultate glaubt, unsere Erste wäre nicht mehr auf ihrer sonstigen Höhe, der irrt sich gewaltig. Wir hatten zwei ganz hervorragende Mannschaften gegen uns, hier den mehrjährigen Westdeutschen Meister und da die durch gute Schulung des bekannten Trainers Townly immer besser werdende Bayern-Mannschaft. Beide Spiele fanden auf fremden Plätzen statt und das spricht auch für sich. Der Bayern-Platz in München war am Sonntag in einer solchen Verfassung, daß die spielerischen Leistungen fast gar nicht zur Geltung kamen und somit Schlüsse aus der Leistungsfähigkeit nicht gezogen werden können. Der Platz war aufgeweicht, stellenweise mit großen Wasserlachen bedeckt und so wie der Ball auf den Boden kam, ganz gleich aus welcher Höhe, blieb er meistens festliegen. Zum Spiel selbst sei folgendes erwähnt: München stößt an, der Kampf wickelt sich eine Zeitlang in der Hälfte des Spielfeldes ab, dann wurde das Frankfurter Tor besucht und ein Bombenschuß fand bei unserm Torwächter Gmehlin sein Ende; lebhafter Beifall der zahlreichen erschienenen Zuschauer. Dann wurde das Bayerntor besucht, die hiervor geschaffene kritische Situation klärte der Torwächter dadurch, daß er sich auf den Ball warf und eine Menge Spieler über ihn herstürzten. Die nächste Zeit ließ die Überlegenheit Bayerns erkennen, nachdem Gmehlin wieder einmal glänzend abgewehrt hatte, erhielt Sand den Ball, der einen schönen Flankenlauf machte, den Ball im Bayern-Strafraum an Dornbusch abgab; dieser wurde gerempelt und der Schiedsrichter diktierte die etwas harte Entscheidung Elfmeter. "Neureuther soll den Ball treten" bestimmte der Kapitain und er trat ihn — darüber. Bayern wurde jetzt energischer. Ein guter Angriff der Stürmerreihe führte durch Fürst zum ersten Erfolg, nachdem vorher scharfe Schüsse beiderseits unschädlich wurden. Bayerns Überlegenheit war auch ferner zu erkennen und die Folge war ein zweites Tor kurz vor der Pause. Nach dieser legte sich unsere Mannschaft mächtig ins Zeug. Wir waren jetzt die Überlegenen, doch dauerte es keine 3 Minuten als Bayern den dritten Erfolg buchte, weil die Hintermannschaft zuweit aufgerückt war. Wiederum greifen wir energisch an, allein die vielen Schüsse finden bei dem guten Torwächter ihr Ende; Bayern verlegte sich hauptsächlich auf die Verteidigung und bei dieser erwies sich Schneider als ein für unsere Stürmer unüberwindbares Hindernis. Bayerns Stürmer wollen durchbrennen, unser Mittelläufer hält den Angriff auf, gibt den Ball zu Burkhard, der den Ball über den Kopf des Torwächters hinweg einsendet; auf die gleiche Weise errang Becker 5 Minuten später den zweiten Erfolg und an diesem Resultat sollte sich denn trotz weiterer Überlegenheit nichts mehr ändern. Auf der Tribüne hörte man von bekannten Sportsgrößen stets von der kolossalen Überlastung unserer Halfreihe reden. Die Verteidiger spielen den Halfs zu, das Gleiche geschieht von den Stürmern, unsere Halfs müssen die Angriffe einleiten, — eine Arbeit der Stürmer, die nicht geschieht — unsere Halfs müssen den gegnerischen Sturm aufhalten und gegen die Verteidigung arbeiten, alles in allem genommen eine Ueberlastung, die auf die Dauer nicht bestehen bleiben darf. Unsere Stürmer leiteten fast gar keinen Angriff ein und bot sich einmal eine Chance, dann wurde solange getrippelt, bis der Ball abgenommen wurde. Anstatt dann mit großem Eifer alles wieder gut zu machen und dem Balle nachzulaufen, bleibt man einfach stehen. Von unserm Ersatz-Mittelstürmer hatte man mehr erwartet. Angenehm fiel Burkhard auf, der an diesem Tage wohl eines seiner besten Spiele absolvierte. Unsere Läuferreihe war wie immer gut und die beiden Verteidiger versuchten sich gegenseitig in ihrer Tüchtigkeit zu überbieten. Auch Gmehlin hatte wieder einen guten Tag; beim Fangen der Bälle darf er sich nicht auf die Knie fallen lassen; dies hat er doch auch früher nicht gezeigt. Die Bayern-Mannschaft, die zurzeit von Townly trainiert wird, war in guter Verfassung; die Stürmerreihe hat mit Fürst und Pregler zwei gefährliche Durchbrenner; in der Halfreihe zeigten sich die beiden Außenläufer besser als die Mitte und in der Verteidigung ist Schneider, wie bereits oben erwähnt, ein unüberwindbares Hindernis. Eine brillante Technik besitzt dieser Spieler, die wir ja auch schon in repräsentativen Spielen gesehen haben. Nach Berichten von Tageszeitungen hat unsere Mannschaft auch in München den besten Eindruck hinterlassen. Leider war der Aufenthalt für die meisten Spieler zu kurz: man mußte sich also beeilen, um zu dem nötigen Quantum „Münchener" zu kommen. W. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 01.03.1914)
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