Frankfurter Fußball-Verein
- FSV Frankfurt |
Nordkreis Liga-Klasse 1913/1914 - 2. Spiel
5:2 (0:2)
Termin: 21.09.1913
Zuschauer:
Schiedsrichter: Dr. Richard Rassbach (Wiesbaden)
Tore: 0:1 Schmidt (1.) , 0:2 van Basthuysen (22.), 1:2 Martin (47.), 2:2 Jakob Dornbusch (72.), 3:2 (77.), 4:2 (81.), 5:2 (86.) (K. Burkhardt (2) und Martin)
Frankfurter Fußball-Verein | FSV Frankfurt |
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Frankfurter Fußballverein — Fußballsportverein 5:2. Sportverein führte bei Halbzeit mit zwei zu null Toren und hatte alle Aussicht, ein günstiges Resultat zu erzielen, wenn nicht nach dem erfolgten Ausgleich bedauerlicherweise der alte Fehler eingerissen wäre, sich den aufopfernden Gegner auf mehr oder weniger unfaire Weise vom Halse zu halten. Dr. Raßbach als Unparteiischer hatte gewiß bei der Rivalität der beiden Vereine keinen leichten Stand. Er versuchte denn auch, als das Treffen schärfer wurde, durch ernste Ermahnungen auf die Spieler einzuwirken. Als dies bei einigen Herren nichts fruchtete, blieb ihm keine andere Wahl, als unnachsichtliches Vorgehen. Mit dem Hinausstellen drei der besten Leute Sportvereins war bei einem Stande von 2:1 zugunsten dieses Vereins natürlich das Schicksal der Mannschaft entschieden. Sportverein erzielte seinen ersten Erfolg direkt vom Anstoß aus. Der Ball wurde von dem Rechtsaußen Basthuisen gut zur Mitte gegeben und verwandelt. Sofort nahm sich der Verein etwas mehr zusammen, kam auch vom Anstoß gut vor, doch wurde die gute Chance durch unfaires Eingreifen Hohmanns vereitelt. Den gegebenen Strafstoß trat Jockel über das Tor. Sportverein unternahm weiter sehr gefährliche Angriffe, die mehr oder weniger geschickt von der Vereins-Verteidigung abgewehrt wurden. In der 16. Minute kommt die linke Seite vom Verein gut durch, doch verschießt Burkhardt eine der sogenannten totsicheren Sachen. Von nun an übernimmt Sportverein das Kommando, was ihm dank der überaus unsicheren Spielweise der Vereins-Verteidigung nicht schwer gemacht wird. In der 21. Minute fällt der erste Eckball, eine Minute später der zweite und dadurch auch das zweite Tor für Sportverein. Sportverein hat auch weiter das Heft in der Hand. In der 38. Minute mußte der Rechtsaußen Sportvereins Basthuisen infolge einer durch Selbstverschulden erlittenen kleinen Prellung das Feld verlassen, erholte sich jedoch bald wieder und trat noch vor Halbzeit wieder ein, ohne indessen seine alten Fähigkeiten weiter entwickeln zu können. Der Verein hatte in der 38. Minute durch seinen Halblinken Köllisch wieder einmal Gelegenheit, ein Tor aufzuholen, doch wurde der Ball in direkt leichtsinniger Weise verschossen, Sportverein kam gegen Ende der ersten Spielhälfte wieder stärker auf, vermochte jedoch außer einer weiteren Ecke nichts zu erreichen. Die zweite Spielhälfte stand der ersten bei weitem nach. Der Verein holte bereits in der zweiten Minute durch einen Durchbruch Martins ein Tor auf. Hierauf übernahm Sportverein wieder das Ruder und brachte es innerhalb der 13. bis 20. Minute auf nicht weniger wie 5 Eckbälle. Die Vereins-Verteidigung leistete sich dabei manch ergötzliches Stückchen. Der Ausgleich fiel in der 27. Min. durch Dornbusch. Das Spiel nahm hierauf an Schärfe derart zu, daß nacheinander drei Mann von Sportverein das Feld verlassen mußten. Dazu kam, daß Basthuisen nicht mehr mitmachen konnte und auch Stier eine Verletzung bei einer Karambolage davontrug, die ihn an dem weiteren vollen Entfalten seines Könnens hinderte. Die drei restlichen Tore für den Verein fielen in
der 32., 36. und 41. Minute. Das Spiel war am Schluß durch die Vorkommnisse
derart abgeflaut, daß kaum noch ein Mann von den beiden Vereinen
sich sonderlich um den Ball bemühte. Die Sportverein-Mannschaft ist
zweifelsohne z. Zt. wenn nicht die beste, so doch sicher eine der besten
im Nordkreis. Ohne die zu kritisierende Tätigkeit einiger ihrer Spieler
wäre sie schwer zu schlagen. Die Stütze der Mannschaft ist unbedingt
der Sturm, der denn auch ein äußerst finesseureiches und schnelles
Spiel vorführte. Claus und Pfeiffer zeigten so ziemlich das schwächste
Spiel, das man seither von ihnen gesehen hat. Wenn Becker und Jockel als
Läufer nicht derart aufopfernd gespielt hätten, dann wäre
die Torzahl unbedingt eine höhere geworden. Der Sturm des Vereins
ist mit wenigen Ausnahmen nicht aus der Behäbigkeit herausgekommen.
(aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 76/1913 vom 22.09.1913)
Wie recht man hat, die vor einigen Wochen in einem Frankfurter Sportblatt abgedruckten Ausführungen über „die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Vereine, die nunmehr Platz gegriffen haben" die, wie man weiss, aus dem Sportvereinslager stammten, mit Misstrauen aufzufassen, zeigte so recht der Verlauf dieses Spieles. Alles ist wieder beim alten! Zum zweitenmal, genau wie im Vorjahr, ist der Sportverein der Leidtragende und zwar durch eigenes Verschulden. Die Brüder Hohmann haben ihren Verein und die Mannschaft, die bis Halbzeit mit viel grösserer Durchschlagskraft und Energie spielte und einen klaren Vorsprung hatte, um die Möglichkeit gebracht, den Sieg an die Fahne des Sportvereins zu heften. Wann werden diese Leute wohl einsehen, dass man mit elf Mann leichter gewinnt wie mit neun oder acht? Diesmal war es doch möglich, zu gewinnen, wenn die ganze Mannschaft zusammenblieb. Das Spiel verlief doch kaum gestört bis Halbzeit; erst als Fussballverein gegen die andere Elf ein Tor aufholte, erinnerte man sich, dass man den Erbfeind vor sich habe, und gerade in dem Augenblick, der der Prüfstein auf die Wahrheit der obengenannten Zeitungsnachrichten sein sollte, in dem Augenblick, als Fussballverein, durch den Erfolg ermutigt, den Gegner zu bedrängen begann, da versagte die Erziehung. Der auflackierte Firniss sprang ab und die alte Farbe erschien. Es ist nicht zu glauben, dass unter der grossen Mitgliederzahl des Sportvereins nicht die Persönlichkeit gefunden werden könnte, die jedem Spieler der Mannschaft z.B. als Vorsitzender des Spielausschusses eine anständige Gesinnung beibringt, oder, wenn dies absolut nicht möglich ist, mit Hilfe eines gleichgesinnten Vorstandes in Gottes Namen die Leute aus der Mannschaft nimmt, die es nicht über sich gewinnen können, sich in einem Spiel von 1 1/2 Stunden anständig zu benehmen. Wie man hört, müssen einige Spieler des Sportvereins den bunten Rock anziehen; zudem sehen die Brüder Hohmann, vielleicht auch Thein, wohl einer Disqualifikation entgegen, die doch, je nach dem Datum der Kreissitzung so fallen kann, dass mehrere Spieler zum Rückspiel ersetzt werden müssen, was wieder eine Niederlage kosten kann. Warum also das alles? Wenn es nicht erreicht werden kann, im allgemeinen Sportsinteresse ein anständiger Spieler zu sein, so werde man es doch wenigstens im Interesse des eigenen Vereins. Die Beweggründe sind ja schliesslich gleich; aber der Erfolg ist da und das ist jedenfalls die Hauptsache. Derart liesse sich noch vieles gleichsam als Antwort auf jene Nachrichten in der Zeitung erwähnen, doch lassen wir es genug sein. Im Spiel Sportverein vor Halbzeit, wie schon erwähnt, forsch, fair und besser; Fussballverein im Sturm zögernd und unentschlossen, im Zuspiel ungenau und meist zu hoch. Letzteres gilt auch für die Läufer. Die Verteidiger nicht auf der Höhe, speziell nach Verlust des zweiten Tores. Torwächter befriedigend. In der zweiten Hälfte lässt Sportverein, der sich in der ersten Hälfte stark ausgegeben hatte, etwas nach. Der Verlust dreier Spieler macht den weiteren Verlauf eintönig. Ein Bericht über das Spiel erwähnt: „Das Spiel begann unter der Leitung des Herrn Dr. Richard Rassbach, Wiesbaden, und dies schien nicht der richtige Mann für ein derartiges Lokalspiel gewesen zu sein." Warum nicht? Hat man nicht schon oft erfahren, dass gerade bei solchen Spielen Rücksichtnahme am schlechtesten angebracht ist? Menningen. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 01.10.1913)
Verband Süddeutscher Fußballvereine E.V. Unter dem Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Alfons von Bayern
Nordkreis [...] 5. Anzeige FSpV Frankfurt gegen Dornbusch, Pfeiffer und Claus vom FV Frankfurt wegen unfairen Spiels wird von Seiten des Anzeigestellers zurückgezogen. — 6. Protest FSpV Frankfurt gegen FV Frankfurt. Der Protest wird abgelehnt. Die Gebühr verfällt der Verbandskasse. Begründung: Der Schiedsrichter ließ wohl den Einwurf wiederholen wenn der Einwerfende vor oder hinter der Seitenlinie stand. Wenn man auch über die Auslegung des §5 der Fußballregeln anderer Meinung sein kann, so steht doch fest, daß die Handhabung dieser Regel in dem angedeuteten Sinne von dem Schiedsrichter, bei beiden Parteien, in gleicher Weise durchgeführt wurde. Auf den Ausgang des Spieles hatte diese vom Schiedsrichter gebrauchte Auslegung der Regel 5 keinen Einfluß. — 7. Anzeige des Schiedsrichters Casper gegen Pfeiffer (FV Frankfurt) wegen unfairen Spiels. Pfeiffer erhält eine scharfe Rüge. Im Wiederholungsfalle strengste Bestrafung.
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