SpVgg. Fürth - Frankfurter Fußball-Verein

Süddeutsche Meisterschaft 1912/1913 - 4. Spiel

0:1 (0:0)

Termin: 24.03.1913, 14:30 Uhr
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Langer (Karlsruhe)
Tore: 0:1 Otto Köllisch (64.)

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SpVgg. Fürth Frankfurter Fußball-Verein

  • Pachter
  • Wellhöfer
  • Mütze
  • Arnold
  • Riebe
  • Isemann
  • Wunderlich
  • Franz II
  • Burger
  • Schmidt
  • Seidel

 


 

Spielvereinigung Fürth verliert im Schlußspiel um die
süddeutsche Meisterschaft auf eigenem Platze gegen den
Frankfurter Fußballverein 1:0, Halbzeit 0:0!


Eckenverhältnis 10:3 (3:2) für Fürth! Das zu Beginn der Meisterschaftspiele für schier unmöglich gehaltene, ist nun heute zur Tatsache geworden. Die für den ernstesten Anwärter auf den Meistertitel gehaltene Mannschaft, muß sich vom Nordkreismeister, welche Mannschaft sie noch vor wenigen Wochen auf ihrem eigenen Platze glatt 5:2 besiegen konnte, geschlagen bekennen. Damit sieht sich nun Fürth auf den dritten Platz in der Tabelle verwiesen. Allerdings müssen wir in Betracht ziehen, daß die Fürther Mannschaft genau wie am vergang. Sonntag, auch heute als bessere Elf den Degen strecken mußte. Viel und wohl alle Gründe sind in dem geradezu unbeschreiblichen Pech, von dem der einheimische Sturm verfolgt wird., zu suchen. Ohne dieses „chronische" Pech und selbst unter Berücksichtigung, daß die F. Angriffslinie in den letzten Spielen viel von ihrer Leistungsfähigkeit eingebüßt hat, wäre es der Elf ein Leichtes gewesen, die letzten Treffen für sich zu entscheiden. Denn, darüber wollen wir uns nicht hinwegtäuschen, in Fürth haben wir auch heute noch unseren besten Vertreter. Die feine, imponierende Spielweise der Elf sucht ihresgleichen.

Dem Treffen war ein mehr als miserables Wetter beschieden. Andauernder Regen hatte den Platz in eine sehr schlechte Verfasung gebracht, so daß, und hierunter hatte wohl die einheimische Elf speziell gelitten, ein exaktes Zuspiel fast unmöglich war. Vom Anstoß weg kann sich Fürth in der Spielhälfte der Gäste festsetzen. Die 5. Minute sieht bereits das Versieben einer sicheren Sache durch Franz; gleich darauf folgt die 1. Ecke für Fürth, die schlecht getreten wird. Das Spiel gestaltet sich bis zur Pause so ziemlich ausgeglichen, wenngleich die Heimischen etwas mehr Chancen vor dem Tore hatten. Die Gäste erzielten in der 20. und 29. Minute je ein Abseitstor. Das Eckenverhältnis ergab 3:2 für die Vereinigung.

Nach der Pause setzt Fürth Volldampf auf. Seidel, der Lang vertrat, geht nun rechtsinnen, Schmidt, der bisherige linke Läufer, welcher in der ersten Spielzeit halbrechts spielt, nahm nun die Stelle des rechten Außenstürmers ein. Für Schmidt spielt der linke Läufer der 1b Mannschaft. Daß sich die Umstellung in ihrem gesamten Umfange, die je an und für sich sehr riskant war, nicht bewähren sollte, diesen Beweis erbrachte die zweite Hälfte. Trotz aller dieser mißlichen Umstände, war Fürth hier von Anbeginn bis zum Schlußpfiff, und dies nur mit vereinzelten Ausnahmen, vollständig überlegen. — Frankfurt erzielte das siegbringende Tor in der 19. Minute; dasselbe repräsentiert einen glatten „Versager" des Fürther Torwarts, der den Ball nicht rasch genug wegbrachte bezw. den linksinnen Stürmer der Gäste anschoß. Fürth kann trotz aller Anstrengungen und trotzdem die Elf in den letzten 20 Minuten nahezu übermenschliches leistete, nichts erzielen und muß sich lediglich mit 7 Ecken, denen die Gäste eine gegenüberstellten, zufrieden geben.

Das Können der Frankfurter Mannschaft hat hier allgemein überrascht. Man hat sie nicht so gut erwartet. Die gesamte Elf durchweht ein eifriger Wille zum Sieg; mit einer eisernen Energie hielt die Mannschaft das Treffen durch, das sie nun schnell zur Führung und zum Favoriten macht. Um diesen Willen und dieser Energie ist der Mannschaft dieser Sieg, rückhaltslos zu gönnen. Sie führte das Treffen möglichst offen durch, das würdige Gegenstück des vergangenen Sonntags. Dies will ich, um den großen Erfolg der Gäste nicht zu schmälern, hier festhalten. Die Stärke der Mannschaft liegt in ihrer Verteidigung und der Läuferreihe, die dem kraftvollen Ansturm der Spielvereinigung, in bemerkenswerter Ausdauer standhielt. Der Sturm zeigte keine besonders großen Fähigkeiten. Weißz in der Mitte ist wohl der Beste.

Die heimische Elf hat am Sonntag ihren Anhängern, die trotz des schlechten Wetters in einer Zahl von 4000 erschienen waren, mit der dritten Niederlage in dieser Saison aufgewartet. Daß die Mannschaft gerade in den Schlußspielen und gerade, wo man sie dem vollen Erfolge nahe glaubte, Enttäuschung bereitet hat, ergibt so recht den Beweis der s. Zt. im Fußball gebrachten Abhandlungen über die kommenden Schlußrundenspiele. Lorbeeren können und werden eben nicht auf Vorschuß verteilt. Die Gesamthintermannschaft mit Ausnahme des Torwarts, der teilweise unsicher war, spielte vorzüglich. Spezielle Anerkennung verdient wohl Mütze, der sich dem schlechten Boden auffallend gut anpaßte. Der Fürther Sturm läßt so recht das schöne, frische Spiel, das man von ihm gewohnt war, vermissen. Die einzige Ursache ist hier in dem rückwärts schreitenden Können Franze's u. Seidel's zu suchen. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 24/1913 vom 25.03.1913)

 


 

Zum Spiele Frankfurter Fußballverein — Spielvereinigung Fürth in Fürth am Ostermontag.

Ich hatte Gelegenheit, den Spielführer und linken Verteidiger Claus vom Frankfurter Fußballverein nach seiner Rückkehr am Abend in Frankfurt zu sprechen. Dieser machte mir über das wichtige Spiel folgende interessante Mitteilungen: Unsere Hoffnungen, einigermaßen gegen Fürth abzuschneiden, waren durch das Fehlen unseres Torwächters Neppach sowie die Indisposition Dornbuschs vom Spiele gegen Berliner Britannia am Karfreitag her — er laborierte an einem Bluterguß im linken Bein — etwas gesunken. Immerhin beruhigte uns die Frische der übrigen Mannschaft, besonders erwartete ich von der Tätigkeit des Mittelstürmers Weiß eine positivere Wirkung. Hierin wurden wir alle indessen grausam enttäuscht, denn die Wirksamkeit unseres Mittelstürmers hätte uns, wenn die übrigen Mitglieder der Mannschaft nicht so aufopfernd gespielt hätten, den Sieg kosten können. Es war auffallend, daß Weiß überhaupt nicht schoß, obwohl sich die besten Gelegenheiten dazu boten! Auffallend war weiter, daß der Fürther Mittelläufer Weiß kaum angriff! Es war für uns direkt ein Rätsel, in welcher Weise unser Mittelstürmer den Ball behandelte! Wenn er direkt für Fürth gespielt hätte, konnte seine Tätigkeit nicht gefährlicher für uns sein. Des Rätsels Lösung wurde uns nach dem Spiele klar, als wir vernahmen, daß Weiß von Frankfurt nach Fürth übersiedelt.

Das Spiel selbst wurde durch ziemlich starken Regen, der den Boden schlüpfrig machte, stark beeinträchtigt. Der Besuch war der für Fürther Verhältnisse normale, etwa 3 bis 4000 Zuschauer, wie ich taxiere. In der ersten Hälfte spielte unsere Mannschaft das bessere Fußball, besonders muß ich die Tätigkeit unseres Mittelläufers Jockel anerkennend erwähnen. Leising, der sich in guter Form befand, schoß in der 20. Minute das erste Tor. Irrtümlich wurde es von Schiedsrichter Langer, angeblich wegen „abseits" nicht gegeben. Kurze Zeit, später erzielt Dornbusch das zweite Tor, allerdings wegen „abseits" zu Unrecht. Die Annullierung war in diesem Falle sonnenklar. Das Spiel der Fürther Mannschaft in der ersten Hälfte ließ eine genaue Überlegung vermissen. Unsere Mannschaft war im Gegensatz hierzu bedacht, den Ball durch korrektes Zuspiel vorzubringen, was ihren Angriffen eine größere Geschlossenheit verlieh.

Das entscheidende Tor fiel etwa 15 Minuten nach Wiederbeginn durch Köllisch, der einen von Pachter abgewehrten Ball eindrückte. Es wurden Stimmen laut, die behaupteten, der Ball wäre von unserem Stürmer mit den Händen ins Tor geschlagen worden. Diese Äußerung entspricht nicht den Tatsachen. Jetzt geht Fürth mit Macht aus sich heraus und beginnt zu drücken. Ich hätte ja einen Mann aus dern Sturm zurücknehmen können, verzichtete aber auf dieses beliebte Mittel zu mauern, um nicht in den gleichen Ruf bei dem Fürther Publikum zu kommen, wie am Sonntag vorher Stuttgart. Fürth macht unserer Verteidigung schwer zu schaffen. Eckball auf Eckball folgt in den letzten Minuten, aber alles wird abgewehrt. Burger wird von Jockel hervorragend gedeckt, sodaß er nicht zum Schusse kommen kann. Gmelin in unserem Tore hält die schwierigsten Bälle und hat ein Hauptverdienst daran, daß wir den Erfolg halten können.

Ob die Frankfurter Mannschaft den Sieg verdient hat? Nach meiner Ansicht ja! Ihre Läuferreihe und Verteidigung waren in Bezug auf Ruhe und Zuspiel besser wie die der Fürther. Die Stürmer waren mit Ausnahme des Mittelstürmers Weiß sehr eifrig, wenn auch nicht durchschlagend. Ihr Spiel ließ jedenfalls bei ihrer geringeren Körperkraft eine größere Technik erkennen, als das unter allen Umständen gewinnenwollende Kraftspiel der Fürther Stürmer. Jedenfalls hat der FFV, auch bei dem Stande 1:0 für sich, keinen Augenblick die Gelegenheit zur Offensive verstreichen lassen. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 25/1913 vom 27.03.1913)

 

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