VfR Mannheim - Frankfurter
Fußball-Verein |
Süddeutsche Meisterschaft 1912/1913 - 1. Spiel
3:2 (2:2)
Termin: 02.03.1913
Zuschauer:
Schiedsrichter: Rossi (Stuttgart)
Tore: 1:0 Trautmann, 2:0 (22.), 2:1, 2:2 (38.), 3:2 Stemmle
VfR Mannheim | Frankfurter Fußball-Verein |
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VfR Mannheim — FV Frankfurt 3:2. Nach der Fürther Niederlage war man auf den Ausgang des Spieles sehr gespannt, obschon nicht zu verkennen war, daß die hohe Niederlage eine ziemlich reservierte, abwartend kühle Haltung des Publikums zur Folge hatte. Immerhin hatte man heute mit einem Sieg der Einheimischen gerechnet, manche, deren Geist nicht durch Sachkenntnis verwirrt war, sahen sogar einen hohen Sieg voraus, so gewissermaßen eine Revanche für die „unverdiente" Fürther Schlappe. So ganz unverdient scheint die jedoch gar nicht zu sein, denn dieselbe Frankfurter Mannschaft, die auf eigenem Boden gegen Fürth glatt unterlag, hätte heute mehr Berechtigung gehabt zu gewinnen als die Rasenspieler. Denn was Zusammenspiel gegenseitiges Verstehen und Unterstützen anbetrifft, waren die Gäste glatt überlegen. Einem derartigen Durchspielen wie es z. B. ihr linker Flügel — namentlich vor der Pause — zeigte, konnten die Einheimischen nichts Gleichwertiges entgegenstellen. Schlag auf Schlag, wie man zu sagen pflegt, kombinierten die beiden „Kleinen" bis in den Strafraum und die präzisen Flanken, die Burkart folgen ließ, hätten mehr Erfolge verdient, als die ziemlich schußunsicheren Mittel- und Rechtsinnenstürmer damit erzielten. Nach schöner, wohldurchdachter Kombination schossen die Gaste zwei prachtvolle Tore, wirkliche Resultate verständnisvoll eingeleiteter Angriffe und ausgeprägten Zusammenspiels. Sieht man die ziemlich bejubelten Erfolge der Einheimischen an, dann bemerkt man, daß das Stürmerzusammenspiel an den Toren eigentlich schuldlos war, es waren Einzelleistungen, die selbstverständlich am meisten bejubelt werden. Trautmann setzte einen Freistoß wegen faul fein in die linke Ecke, ein Eckball brachte ein zweites Tor und Stemmle drückte sich schließlich zwischen den gar so lange zögernden Verteidigern hindurch und erzielte den biegenden Treffer.
Bei durchweg offenem Spiele, erzielen die Einheimischen in der 22. Minute nach einer mehrfach abgewehrten Ecke den zweiten Erfolg. Hierbei zog sich Neppach, der Torwart, eine Verletzung zu, die von nun ab sein Spiel ziemlich beeinträchtigt. Einige Minuten später spielt der linke Frankfurter Flügel gut durch, die Flanke kommt zu dem ungedeckten Halbrechten, der sicher einschießt. Frankfurt bleibt weiter in Vorteil, die Flügel, namentlich der linke, kommen immer wieder durch und Roth muß mehrfach eingreifen. Ungefähr 7 Minuten vor der Pause folgt auf einen Angriff der rechten Seite der Ausgleich. 2 :2 steht es bei Halbzeit. Nach Wiederbeginn gehen die Rasenspieler energisch vor, Stemmle so energisch, daß Frankfurt Freistoß treten muß. Die Angriffe sind aber ziemlich planlos, die gegnerischen Hinterleute weisen dieselben mit Ruhe zurück. Dabei erleichtern sie sich durch Zuspiel ihre Aufgabe, was ihnen bei einem schnelleren Gegner wohl nicht gelungen wäre. Ein abgewehrter Ball, den sie anscheinend auch noch etwas behalten wollten, wurde ihnen zum Verhängnis. Stemmle schob sich kräftig zwischen den beiden durch, der überraschte Torwart konnte einen Erfolg nicht mehr verhindern. Die Einheimischen müssen längere Zeit ohne Sack spielen und haben wenig Aussichten nochmals dem Tore gefährlich zu werden. Allein Trautmann, der beste Mann des Feldes, erscheint mehrmals hinter den wenig sicheren Verteidigern zur Abwehr und seine unermüdliche Arbeit bildete dem Gegner das größte Hindernis. Trotzdem hätten die Gäste gewinnen müssen, wenn die Innenstürmer einigermaßen geschossen oder schießen gekonnt hätten. Der weitere Spielverlauf blieb torlos, abgesehen von einem Abseitstor der Gäste. Als glücklicher Sieger verläßt der VfR den Platz. Die Frankfurter hinterließen den besten Endruck,
die Gesamtarbeit war sehr gut, Burkart und Leissing sind die besten im
Angriff, der übrige Teil der Mannschaft ist ebenfalls gut geschult
und äußerst fair, Claus und Neppach ein wenig besser als die
übrigen. — Der einheimische Angriff enttäuschte. Es scheint
immerhin gewagt, in Kreisspielen Spieler wie Engel in die Läuferreihe
und Schäfer in den Sturm zu stellen, nachdem beide eine Saison lang
andere Plätze ausgefüllt hatten. Trautmann war als Mittelläufer
sehr gut, der Leichtathletiker wird auf diesem Plaze seinem Verein am
meisten nützen. Sein Fehlen im Sturm machte sich allerdings sehr
bemerkbar. Die Verteidigung war nicht auf der Höhe. — Der Schiedsrichter
war sehr gut. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe
18/1913 vom 03.03.1913)
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