Frankfurter Fußball-Verein
- Kickers Oxxenbach |
Nordkreis Liga-Klasse 1912/1913 - 13. Spiel
2:2 (1:2)
Termin: 26.01.1913
Zuschauer:
Schiedsrichter: Kelun
Tore: 0:1 (10.), 0:2 (18.), 1:2 Otto Köllisch, 2:2 K. Burkhardt (78.)
Frankfurter Fußball-Verein | Kickers Oxxenbach |
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Frankfurter Fußballverein — Offenbacher FC Kickers 2:2 (1 :2) Das Spiel hat die erwartete Entscheidung in der Nordkreismeisterschaft nicht gebracht. Nach erbittertem Ringen trennten sich die beiden Gegner unter Teilung der beiden Punkte. Das Spiel wurde von Seiten Offenbachs sofort in energischer Weise aufgenommen und der Sturm entwickelte eine derartige Initiative, daß Frankfurt alle Hände voll zu tun hatte, um die Angriffe zurückzuweisen. Bei den Einheimischen wirkte nach längerer Zeit wieder Neppach im Tore mit, auch war Becker als Läufer vom Verbandsvorstand wieder freigegeben. Der linke Läufer Kauffmann des Vereins beging anfänglich den Fehler, den sehr gefährlichen rechten Flügelstürmer Offenbachs nicht genau genug zu decken, wodurch sehr brenzliche Situationen vor dem Tore der Einheimischen entstanden. Einer dieser Angriffe konnte denn auch von Offenbach siegreich zu Ende geführt werden, indem die Mitte einen von der Latte abgeprallten Ball einschoß. Einige Minuten später verwirkte Claus hart an der Grenze des Strafraumes einen Strafstoß, der scharf getreten von einem Mann des Vereins abprallte und ins Tor ging. Offenbach führte also mit zwei Toren. Die Einheimischen gingen jetzt etwas mehr aus sich heraus, besonders wurden die Stürmer lebhafter. Aber an einen Erfolg war, obwohl genügende Chancen vorhanden waren, vorerst nicht zu denken, da die Verteidigung Offenbachs, in Sonderheit Baader im Tore, hervorragend arbeiteten. Mehr als einmal lag schon der Ruf „Tor" auf aller Lippen, aber immer noch konnte einer der Offenbacher Verteidiger rettend eingreifen. Gegen Ende der ersten Hälfte drückte der Verein sehr, während vorher Offenbach tonangebend gewesen war. Kurz vor Ende der ersten Hälfte gelang es dem Verein nach mehrmaligen Versuchen durch Köllisch ein Tor aufzuholen. Bei einem scharfen Gedränge schien es alsdann noch, als wollte der Verein noch vor Halbzeit den Ausgleich erzwingen. Der Ball kam aus dem Gewühl zu dem freistehenden Jockel, der unheimlich scharf auf das Tor schoß. Aber Baader war zur Stelle und konnte den Ball gerade noch zur Ecke ablenken, die nichts einbrachte. Kurz darauf war Halbzeit. In der zweiten Hälfte kommandierte mit wenigen Ausnahmen die einheimische Mannschaft das Spiel. Alle Leute arbeiteten mit großer Energie, während sich bei Offenbach zeitweise das anfängliche Tempo bemerkbar machte. Immer und immer wieder brachten die Stürmer, sehr gut unterstützt von den Läufern die Bälle vor, aber sie konnten an der Verteidigung der Offenbacher nicht vorbeikommen. Deren Sturm, der bekanntlich in seinen beiden Außenstürmern die besten Kräfte aufweist, wurde oder konnte auch von den Läufern nicht genügend in der zweiten Hälfte unterstützt werden, da diese in der Verteidigung hinreichend beschäftigt waren. Nur das wirklich aufopfernde Spiel der Gesamthintermannschaft, in der wieder in erster Linie der Torwächter hervorzuheben ist, bewahrte Offenbach vor Verlusten. Die Bälle konnten kommen, wie sie wollten, Baader wußte sie im letzten Momente noch fortzubringen. Nur einem Flügelball des Frankfurter Linkssaußen mußte er weichen. Burckhardt gab fast von der Eckfahne aus einen tadellosen Centerball, der über den Torwächter hinweg ins Netz ging. Frankfurt hatte ausgeglichen. Noch einmal bot die Mannschaft alle Energie auf, um sich den so wertvollen Sieg zu sichern, aber der Erfolg blieb ihr, allerdings unter viel Pech versagt. Leissing war u. a. durchgekommen, ein Tor schien unvermeidlich, da schoß er scharf auf den Torwächter. In einem anderen Fall ging der Ball an die Latte und konnte im letzten Momente von Offenbach noch schadlos gemacht werden. Unter starker Ueberlegenheit der Einheimischen fand das Treffen sein Ende. Bei Offenbach war, wie bereits erwähnt, die Verteidigung sehr gut. Auch die Läufer wußten zu gefallen, obwohl sie durch die Verhältnisse in der zweiten Hälfte mehr auf die Verteidigung zu sehen gezwungen waren. Der Sturm hätte zweifellos in der zweiten Hälfte mehr leisten können, hingegen gebührt ihm für das schnelle präzise Spiel in der ersten Hälfte alle Anerkennung. Zwei Flügel, wie die der Offenbacher findet man selten. Sie sind sehr schnell, wissen im richtigen Moment abzugeben, versuchen aber auch, wenn sie Gelegenheit finden, selbst aufs Tor zu gehen und schaffen dadurch immer bedenkliche Situationen. Beim Frankfurter Fußballverein wollte es anfänglich nicht so recht klappen. Der Sturm verstand sich nicht richtig, auch die Läufer nahmen ihre Aufgabe anfänglich nicht recht ernst. Die Verteidigung litt sehr unter dem verkehrten Spiel der Vorderleute, wurde auseinander gezogen, und fehlte mehr als einmal in bedenklichen Momenten. Sie leistete, was bei einem derart schnellen Flügelspiel der Offenbacher anfänglich zu leisten war. Ein besonderes Lob gebührt auch dem Torwächter Neppach, der sich in den gefährlichsten Situationen seiner Aufgabe gewachsen zeigte. Er rettete in der zweiten Hälfte bei einem sehr gefährlichen Durchbruch der linken Seite Offenbachs in bravouröser Weise. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 09/1913 vom 29.01.1913)
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