Germania 94 - Frankfurter Fußball-Verein

Nordkreis Liga-Klasse 1912/1913 - 12. Spiel

0:5 (0:3)

Termin: 19.01.1913
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 K. Leising, Karl Jockel, Jakob Dornbusch, Otto Köllisch, ?

>> Spielbericht <<

Germania 94 Frankfurter Fußball-Verein

  • Nagel
  • Denzinger

 


 

Frankfurter Fullballverein — FFG Germanin 1894 5:0 (3:0)

Frankfurt a M. Die Kaltstellung des Spielers Weisz vom Frankfurter Fußballverein hatte manchen auf den Platz der Frankfurter Germania gelockt. Viele dachten im Stillen, es werde so eine kleine Sensation geben. Dem war aber nicht so. Obwohl der Platz, besonders vor den Toren, infolge der sehr ungünstigen Witterung mehr einer Lehmgrube glich, führte der Frankfurter Fußballverein ein Spiel vor, das aller Anerkennung wert ist.

Für Weisz hatte der Verein Dornbusch in die Mitte gestellt, den auf dem halbrechten Posten Pickel ersetzte. Sofort nach Beginn war die Vereinsmannschaft stark im Angriff, vermochte jedoch vorerst da die Spieler mit den Tücken des Bodens noch nicht vertraut waren, nichts zu erzielen. Die Verteidigung Germanias beging dazu den Fehler, sich an den besonders ungünstigen Bodenstellen zu verankern, wodurch ihre Abwehrkraft unnötig gehemmt wurde. Der erste Erfolg für den Verein wurde durch Leissing von Rechtsaußen erzielt, der einen gut von der linken Seite hereingegebenen Ball scharf einsenden konnte. Germania vermochte auch in der Folge nicht aufzukommen, was besonders durch das ganz hervorragende Spiel der Läuferreihe des Vereins, die durch die gut aufgerückte Verteidigung wesentlich unterstützt wurde, möglich war.

Die Seele der Mannschaft war unbedingt der Mittelläufer Jockel, der in einer geradezu übermenschlichen Art und Weise immer wieder die versuchten Angriffe Germanias zunichte machte und seinen Stürmern die Bälle exakt zuspielte. Das zweite Tor war eine Einzelleistung, deren erfolgreiche Durchführung der sehr gute Torwächter Germanias nicht verhindern konnte. Das dritte Tor fiel bald darauf durch den Halblinken, der einen von der Verteidigung nicht fortbringbaren Ball über den Torwächter aus kurzer Entfernung einschoß.

Anfangs der zweiten Hälfte ging Germania mehr aus sich heraus und es schien, als sollte sich das Blatt wenden. Denzinger vermochte die Verteidigung zu durchbrechen und an Gmelin, der un-. nötiger Weise das Tor verlassen hatte, vorbeizuschießen. Der Ball aber blieb kurz vor dem leeren Tore liegen und konnte im letzten Momente noch von dem herbeigeeilten Verteidiger schadlos gemacht werden. Allmählich machte sich der Verein mehr frei, ohne indessen zählbare Erfolge zu erzielen. Das Zuspiel der Läuferreihe Germanias, das so vielversprechend angefangen hatte, ließ in der Folge sehr nach und das Ergebnis war, daß die Stürmer den weit vorgegebenen Bällen fast ausnahmslos vergeblich nachrannten. Die Vereinsverteidigung verfiel nicht in den Fehler der Germaniaverteidigung, sondern postierte sich vor den Morast und war auf diese Weise Herr der Situation.

Die beiden Tore in der zweiten Hälfte fielen durch den Halblinken und den Mittelstürmer. Das erste hätte Nagel, dem aber sonst kein einziger Versager nachzuweisen ist, vielleicht halten können. Das bereits früher abgegebene Urteil über die Mannschaft der Germania wurde durch dieses Spiel im wesentlichen bestätigt: Die Verbindung zwischen den Läufern und Stürmern muß unbedingt besser werden. Wir sind über die Zeiten hinaus, in denen der Ball weit vorgegeben wurde und die ganze Mannschaft dahinter herraste. Heute führt in den meisten Fällen nur noch die Kombination von Mann zu Mann und das richtige Stellen zu einem Erfolge. Bei dem Sieger schien es, als habe sich die Mannschaft ganz besonders vorgenommen, den Verlust durch Weisz aus sich heraus zu ersetzen. Es wurde selten so aufopfernd und energisch bei derart mißlichen Bodenverhaltnissen gespielt. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 05-06/1913 vom 20.01.1913)

 

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