FSV Frankfurt - Frankfurter
Fußball-Verein |
Nordkreis Liga-Klasse 1912/1913 - 8. Spiel
1:4 (0:2)
Termin: 08.12.1912
Zuschauer: 1.500
Schiedsrichter: Kehm (München)
Tore: 0:1 Jakob Dornbusch, 0:2 Otto Köllisch, 0:3 Fritz Weicz, 1:3 Band, 1:4 Otto Köllisch
FSV Frankfurt | Frankfurter Fußball-Verein |
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Frankfurter Fußballverein — Fußballsportverein Frankfurt 4:1 (2:0) Das Spiel fand auf dem Platze des Fußballsportvereins statt. Es hatten sich nicht die Zuschauer wie bei dem ersten Begegnen der beiden Vereine eingefunden, wohl in der Annahme, daß der gebotene Sport nicht auf der Höhe stehen würde, die man billigerweise bei einem erstklassigen Treffen erwarten dürfte. Das sind die Folgen früherer Sünden! Trotzdem mögen annähernd 1500 Zuschauer anwesend gewesen sein. Sportverein fand sich zuerst zusammen und wurde auch etwas überlegen, ohne daß jedoch gefährlichere Situationen vor dem Tore des Vereins entstanden. Ein Spiel konnte man vorerst das. Gezeigte nicht nennen, dafür war die Unruhe bei beiden Mannschaften zu groß. Zwischenzeitlich kommt auch der Fußballverein etwas mehr in Schwung, ohne jedoch Terrain gut zu machen. Sportverein errang zwei Eckbälle, die hinter das Tor getreten werden. Bei einem Vorstoß des Vereins machte der eine der beiden Verteidiger Hände, jedoch unabsichtlich. Den gegebenen Elfmeterball trat Weiß daneben. Der Verein kommt nun mehr und mehr auf und kann gegen Mitte der ersten Hälfte durch einen schönen Schuß des Halbrechten die Führung übernehmen. Das Spiel wurde hierauf mehr und mehr ausgeglichener. Beiderseits treten die Verteidigungen energisch in Tätigkeit und lassen die gegnerischen Stürmerreihen selten zum Schuß kommen. Auch die Torwächter müssen öfters eingreifen und arbeiten sicher. Kurz vor Schluß der ersten Hälfte gelingt es dem Verein, durch seinen Halblinken das zweite Tor zu erzielen. Sportverein nahm nun in der zweiten Hälfte verschiedene Umstellungen vor. So tauschten der Rechtsaußen und der Mittelstürmer ihre Plätze - von besonderem Vorteil war dieser Wechsel nicht, denn Fußballverein vermochte sofort nach Wiederbeginn stark zu drängen. Die Verteidigung Sportvereins wahrte aber ihren alten Ruf und konnte durch ihre sichere Spielweise vorerst zählbare Erfolge verhüten. Das dritte Tor für den Verein schoß Weiß. Kurze Zeit spater konnte Sportverein seinen ersten und letzten Erfolg buchen. Der Halblinke war der Schütze. Die Schuld lag an dem sonst sehr aufmerksam spielenden Torwächter des Vereins, der den Ball mit den Händen nicht verfehlen konnte, im Gefühl seiner absoluten Sicherheit aber prompt darüber trat. Der Verein stellte aber einige Minuten später das alte Verhältnis wieder her. Der Halblinke war es wieder, der einen genau berechneten Flankenball von der rechten Seite sicher einköpfte. An dem Stande 4:1 wurde bis zum Schlüsse nichts mehr geändert. Der Rest der Spielzeit ließ infolge der beiderseitigen Aufgeregtheit einen interessanten Kampf nicht mehr aufkommen, besonders nachdem der Schiedsrichter infolge einer Verletzung des Vereins-Mittelstürmers das Treffen auf einige Minuten unterbrochen hatte. Das gezeigte Können vermochte, wie bereits gesagt, einen tieferen Eindruck nicht zu hinterlassen. Wenn man den Gründen nachgehen will, die dem Sportverein die beiden Punkte kosteten, so muß man in erster Linie auf die Läuferreihe kommen, die gegen die des Vereins sehr abstach. Am meisten wußte noch Henß auf seinem Posten zu gefallen, der wenigstens noch spielte und nicht wie seine beiden Partner den Hauptwert seiner Tätigkeit aufs ewige Disputieren und Besserwissen legte. Ganz abgesehen davon, daß die Spielweise der beiden Letztgenannten in puncto Fairneß sehr von den der übrigen Mitglieder der Sportvereins-Elf abstach. Man kann nämlich sonst ein leidlich gutes Urteil in dieser Beziehung abgeben. Der beste Mann bei Sportverein war wieder Böttcher. Basthuisen war sowohl in der Mitte wie auch auf seinem alten Posten als Rechtsaußen gut, wie überhaupt der Innensturm Sportvereins seiner schweren Aufgabe in zufriedenstellender Weise gerecht wurde. Kreß, als Flügelmann, ist zu beleibt geworden; er will wohl immer noch, aber es geht nicht mehr so recht. Der Linksaußen paßt schon lange nicht mehr in die Mannschaft. Beim Verein waren diesmal alle Leute in gleichguter Form,
wenn man bei Henkel zugute rechnet, daß er verletzt war und dadurch
gegen seine sonstige Spielweise etwas abfiel. Der Sturm hat durch das
Wiedereinstellen Dornbuschs unbedingt an Durchschlagkraft gewonnen. Zwischen
ihm und Leissing wie auch Weiß herrscht ein viel besseres Verstehen,
als wenn Köllisch auf dem halbrechten Posten stehen würde. Dieser
wiederum führt mit seinem Flügelmann auf der linken Seite ein
durchdachteres Spiel vor, da ihm nun einmal dieser Platz besser liegt.
Die beiden Verteidiger ergänzten sich sehr wirksam. Der Schiedsrichter,
Herr Kehm-München, ließ sich von Anbeginn auf nichts ein. Es
gelang ihm, das Treffen in einwandfreier Weise durchzuführen. (aus
'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 60/1912 vom 09.12.1912)
Verband Süddeutscher Fußballvereine E.V. Unter dem Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Alfons von Bayern
Nordkreis Auszug aus dem Protokoll der Kreissitzung vom 7. XII. 12 in Frankfurt a. M., Hotel z. gr. Kurfürst. Anwesend: Thomer, Lotz, Preis; Ersatz: Lavis und Hell. Der stellvertretende Kreisvorsitzende Herr Thomer begrüßt die Herren und eröffnet um 8.15 Uhr die Sitzung. [...] 2. Anzeige des Schiedsrichters Kehm gegen v. Basthuysen (FSVF) wegen unfairem Spiel. Urteil: Eine Rüge. Begründung: Nach genügender Untersuchung kommt die Behörde zu dem Entschluß, daß B. durch das Verweisen des Schiedsrichters vom Platze genügend bestraft war. Hier schied Herr Lotz aus. 3. Anzeige des Schiedsrichters Hannak gegen F. Becker (FV Frankfurt). Urteil: Eine Rüge. Begründung: Wie in Punkt 2. [...] 7. Zurückgestellte Anzeige des FSV Frankfurt gegen Becker und Pfeiffer vom FV Frankfurt wird vom Anzeigesteller zurückgezogen. [...] 13. Protest FC Kickers Offenbach gegen das Ligaspiel mit FV Frankfurt am 17. XI. 12. Dem Protest wird stattgegeben - Die Gebühr wird zurückbezahlt. Das Spiel ist zu wiederholen. Begründung: Die Anführung des Schiedsrichters, weshalb er das Spiel abgebrochen hatte, kann für die Behörde nicht genügen, umsomehr als der Schiedsrichter bereit war, darnach das Spiel wieder fortzusetzen. Betr. der Anzeige gegen Spieler von Offenbach wegen Beleidigung hätte der Schiedsrichter die Spieler feststellen müssen. Der Linienrichter J. Göhring (Kickers Offenbach) wird wegen unsportlichen Betragens mit Mk. 5.— bestraft. [...] 15. Die Berufungen des FV Frankfurt sowie des Spielers Weisz (FV) gegen das Urteil der Südmaingaubehörde werden verworfen. Die Gebühr verfällt der Verbandskasse. Die Kreisbehörde kann der Berufung nicht stattgeben und bestätigt, nach Einsichtnahme der Akten, das Urteil der Südmaingaubehörde, welches somit in Kraft tritt. Bei der Verhandlung schieden Herr Lotz und Hell aus. Otto Thomer, stellv. Kreisvors. Willi Lotz, Protokoll
Brunnenvergiftung
..... „Schließlich aber sei noch erwähnt, daß die Entscheidungen des Schiedsrichters, Hrn. Tusch-München, das Ergebnis des Spieles stark beeinträchtigen, denn derselbe hat seine Entscheidungen zum großen Teil nicht nach dem wahren Sachverhalt getroffen. Es ist ja nicht meine Sache, über die Funktion eines „Unparteiischen'' Kritik zu üben; hier kann ich mich einer solchen jedoch nicht erwehren. Der Schiedsrichter hat vieles übersehen und zufällig (?) immer das, was für den SpV eine günstige Chance bedeutet hätte. So hat er z. B. das viele „Hände" des FV vor dessen eigenem Tore übersehen, was zu verschiedenen Elfmetern für SpV hätte führen müssen.... .... Demgegenüber hat er aber gesehen, daß ein Verteidiger des SpV ganz unabsichtlich „Hände" machte und sein harter Spruch lautete: Elfmeter! Er hat oft, sobald sich dem SpV eine günstige Chance bot „Abseits" gepfiffen, obwohl es manchmal überhaupt kein „Abseits" war. Kurzum: einen solchen „Unparteiischen", wie den Herrn Tusch aus München, haben wir hier im Nordkreis sehr viele, man braucht daher einen solchen Herrn nicht aus einem ganz entlegenen Orte kommen zu lassen. Es ist in letzter Zeit hier überhaupt Usus geworden, daß die ursprünglich aufgestellten Schiedsrichter nicht erscheinen und sich einfach durch einen anderen Herrn vertreten lassen, Anfänglich sollte hier der Ostkreisvorsitzende, Herr Keyl, das Amt des Unparteiischen übernehmen. Warum ist nun dieser Herr nicht erschienen? Und schließlich: warum nimmt man nicht bei einem solchen Spiele einen Schiedsrichter aus dem Südkreis, wie z. B. Herrn Brucker, Knab oder Rossi, Leute, die eben auch wirklich als unparteiisch gelten? Einem Schiedsrichter, der solche Entscheidungen fällt, wie es heute der Fall war, ist die moralische Schuld zuzuschreiben, wenn die Spielweise ausartet..... Hoffentlich wird die Spielleitung bei den noch vorzunehmenden Ligaspielen Schiedsrichter aufstellen, von denen man Unparteilichkeit erwarten kann. Man hat doch in Karlsruhe und Stuttgart so viele solcher Herren! Was braucht man denn da einen solchen aus München, dessen Funktion doch mit viel größeren Unkosten verbunden ist? ...." Was vorstehend registriert ist, könnte der Unterhaltung
zwischen den übelsten Fußballquerulanten entnommen sein, aber
auch als Leseprobe aus einer Abhandlung über den sportlichen Tiefstand
eines gewissen Erzeugnisses wäre es nicht übel (denn der Erguß
ist zweifellos für noch nicht ganz erhärtete Gemüter ein
abschreckendes Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll), man
könnte aber auch meinen, der Teufel habe mit höhnischem Grinsen
diese Zeilen niedergeschrieben. Denn was wir da gelesen haben, ist ein
tieftrauriges Zeichen sportlichen Verfalls; es ist Brunnenvergiftung im
weitesten Sinne des Wortes. Dieser Ausdruck, mit dem ein geschätzter
Führer unserer Bewegung auf dem Ludwigshafener Verbandstag bei der
Behandlung der Zeitungsfrage unter stürmischem Beifall die Situation
so treffend beleuchtete, paßt auch auf dieses neueste Produkt des
früheren süddeutschen Organes vortrefflich. Daß der genannte
Schiedsrichter gar nicht Herr Tusch war, ist hier nebensächlich (Herr
Tusch hat bereits Beleidigungsklage gestellt), es ist diese Tatsache nur
ein weiterer Beweis dafür, wie leichtfertig der Artikelschreiber
vorgegangen ist. Jede einzelne Zeile des Ergusses ist aber eine bodenlose
Unverschämtheit gegenüber dem Leiter des fraglichen Spieles,
der nach einwandfreien Feststellungen seiner Aufgabe vollkommen gewachsen
war, ferner gegen die Schiedsrichter eines anerkannt sportlich hochstehenden
Kreises unseres Verbandes. Wo sollen wir hinkommen, wenn solche gemeingefährliche
Schreiberei nicht mit allen Kräften unterdrückt wird? Alle gutgesinnten
Elemente müßen da zusammenhelfen. Hinaus mit solchem Parasitentum!
Unterdrücken wir diese-Brunnenvergiftung! Dr.
H. W. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 62/1912
vom 16.12.1912) |