Frankfurter Fußball-Verein
- Phönix Karlsruhe |
Freundschaftsspiel 1912/1913
2:4 (0:1)
Termin: 03.11.1912
Zuschauer: 1.200
Schiedsrichter: Lilienthal (DFC Prag)
Tore: 0:1 Wegele (10.), 0:2, 1:2 Fritz Weicz, 2:2 Fritz Weicz, 2:3, 2:4
Frankfurter Fußball-Verein | Phönix Karlsruhe |
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Karlsruher FC Phönix-Alemania — Frankfurter FV 4:2 (1:0) Nach einem längeren Zeitraum weilte wieder einmal die beliebte Mannschaft des Altmeisters Phönix Karlsruhe — neuerdings Phönix-Alemania — bei den Frankfurtern zu Gaste. Man kann vorweg nehmen, daß die Mannschaft die Erwartungen, die man an ihr Erscheinen geknüpft hat, voll und ganz erfüllte. Im Sturm vermißte man allerdings Oberle und in der Verteidigung Neumaier. Bei dem Frankfurter Fußballverein fehlten Jockel, der Verteidiger Pfeiffer und der Torwächter Neppach. Unter Leitung des Herrn Lilienthal (DFC Prag) stieß Frankfurt an. Beide Mannschaften hatten sich bald gefunden und es entwickelte sich sofort ein ausgeprägtes Kombinationspiel, das sogar von Seiten Frankfurts zu stark ausgebildet wurde. Beiderseits wechselten flinke Flankenläufe der Außenstürmer mit kurzem, schnellen Dreiinnenspiel ab, ohne daß jedoch vorerst mehr wie ein Eckball von Seiten Karlsruhes erzielt wurde. Da bekam ungefähr in der 10. Minute in nicht ganz einwandfreier Stellung Wegele einen Ball zugespielt. Ein vehementer Vorstoß, scharfer, tiefer Schuß und — schon hatte Gmelin drübergetreten: das erste Tor. Frankfurt ließ sich jedoch nicht entmutigen. Immer wieder bringen die Außenleute den Ball vor, doch es hält sehr schwer, an einem Karth vorüberzukommen. Und wenn er tatsächlich einmal den Ball nicht bekommt, dann ist immer noch Fitterer da, der in der ersten Hälfte einfach nicht zu schlagen war. Wie auch der Schuß auf das Tor kam, ob hoch oder tief, er war ebenso sicher im Fangen wie im Fuß. Nur einmal entschlüpfte ihm infolge der großen Glätte der Ball, aber er hatte Glück, das Leder rollte neben den Pfosten. Gegen Mitte der ersten Spielhälfte war Phönix stark im Vorteil, da die einheimische Verteidigung den Ball — sie spielte allerdings gegen den Wind — nicht befreiend fortbekommen konnte. Es fielen kurz hintereinander mehrere Ecken für Karlsruhe, die aber nicht verwandelt werden konnten. Gegen Ende schien es, als sollte den Frankfurtern der Ausgleich glücken, aber Fitterer vermochte, obwohl Weiß und Köllisch im Tore standen, den Erfolg zu verhindern. In der zweiten Hälfte war vorerst Karlsruhe stark im Angriff und erzielte auch nach verhältnismässig kurzer Zeit das zweite Tor, für Gmelin nicht haltbar. Ließen nun die Gäste im Gefühl eines sicheren Sieges etwas nach oder gingen die Einheimischen mit einem seither nicht gezeigten Eifer ins Zeug, genug, die Verteidigung Phönix bekam schwere Arbeit, Weiß in der Mitte hatte leider an seinen beiden Nebenleuten keine genügende Unterstützung und war daher mehr auf Einzelleistungen angewiesen. Diese kamen aber mehr dem Gegner zu statten, der Zeit fand, seine ganze Verteidigung zu sammeln und nur auf den Mittelstürmer zu konzentrieren. Daß es Weiß trotzdem gelang, glänzende Schüsse abzugeben, beweist, mit welcher Energie er diesmal sein Können an den Tag legte. Ein äußerst scharfer Ball wurde von Fitterer in glänzender Manier herausgefaustet, nachdem vorher ein scharler Ball Leissings ebenso sicher wie ruhig mit dem Fuße genommen worden war. Aber einmal sollte Fitterer doch sein Stern verlassen! Nach glänzendem Angriff wieder ein scharfer Schuß von Weiß! Es bürgt für die Klasse Fitterers, daß er auch diesen Ball noch berührte, wenn er auch das Tor selbst nicht verhindern konnte. Keine zwei Minuten darauf glückte dem Verein der Ausgleich aus einem Versehen Fitterers, dem scharf bedrängt der Ball aus den Fingern glitt. Weiß schoß mühelos ein. Das war nun anscheinend Karlsruhe wieder etwas zu viel, denn der Sturm wurde zusehends intensiver. Die Frankfurter Verteidigung vermochte, wie bereits gesagt, in gefährlichen Situationen den Ball nicht befreiend fortzubekommen. Namentlich zeigte Claus lange nicht das Spiel, das man sonst von ihm gewöhnt ist. Das dritte Tor für die Gäste fiel, nachdem Claus einen Stürmer von Karlsruhe angeschossen hatte. Der Ball war sehr gut für einen erstklassigen Verteidiger fortzubekommen. Das vierte Tor für Karlsruhe war ein tiefer Ball, der Gmelin vom Stiefel glitt. Bei trockenem Boden wäre ihm das Malheur wohl nicht passiert. Bei Karlsruhe verstand sich leider die rechte Seite im Sturm die meiste Zeit nicht. Wegele hat sich mehr zu einem internationalen Solospieler entwickelt. Er meint, er wird auch ohne seinen Halbrechten fertig. Bei diesem herrscht hierfür insofern ein gewisses Verständnis, als er auch nicht sonderlich bemüht ist, Wegele seine Mitwirkung aufzudrängen. Die übrigen Stürmer wußten zu gefallen. Auch die Läuferreihe war gut, besonders Firnrohr, der es versteht, in unbewußten Augenblicken zu schießen. Von den Verteidigern war Karth hervorragend und, was besonders hervorgehoben werden soll, von großer Fairneß. Sein Partner verdarb nichts, während Fitterer eine besondere Klasse zu sein scheint. Seine Leistungen wurden des öfteren von den zahlreichen Zuschauern applaudiert. Beim Verein war Gmelin als Ersatz im Tore sehr aufgeregt.
Dann ist bei ihm die Überzeugung noch nicht zum Durchbruch gekommen,
daß man als erstklassiger Torwächter — und der will man
doch sein — kein Galleriespiel vorführt. Die Kinkerlitzchen
mit dem mehrmaligen Aufwerfen des Balles und dem Treten in nie geahnte
Höhen passen in keine ernste Mannschaft. Becker als rechter Verteidiger
zeigte, kein Wunder für einen alten Kämpen, viel Verständnis,
wenn auch der befreiende Stoß fehlte. Wenn dieser hier schließlich
entschuldigt werden kann, dann nicht bei Claus. Der kann anders spielen.
Die beiden letzten Spiele zeigten ihn nicht auf der sonstigen Höhe
— möglich, daß sein Befinden tatsächlich, wie auch
verlautete, nicht einwandfrei ist. Wir wollen uns also eine weitere Kritik
vorerst ersparen. Von den Läufern, durchweg sehr jungen Leuten, ist
der Eifer und die Ausdauer sehr zu loben. Kaufmann hatte einen schweren
Stand und wurde öfters überspielt, aber er ließ nicht
locker, immer war er am Ball. Schade, daß ihm einige Zoll an der
Größe fehlen! Man könnte noch einmal mit ihm rechnen.
Als Ersatz wird er immer seinen Posten ausfüllen. Die Stürmerreihe
war mit Ausnahme der beiden Halbleute gut. Pickel ist zwar im Felde ein
guter Kombinationsspieler, aber vor dem Tore fehlt ihm die Entschlossenheit.
Früher sah man wenigstens ab und zu noch einmal einen Schuß,
aber in jüngster Zeit herrscht vollständige Ebbe. Es wird Zeit,
daß das alte Renommee wieder etwas aufgefrischt wird. Köllisch
ist wie ein junges Füllen, er will mit dem Kopf durch die Wand! Mehr
Überblick und nicht so stürmig, junger Herr! Man darf den Ball,
wenn man drippelt, nicht 10 Meter weit stoßen, dann ist er verloren.
Und dann darf man ruhig einmal schießen, wenn auch die Situation
nicht gerade dafür zugeschnitten ist. (aus 'Fußball und
olympischer Sport', Ausgabe 51/1912 vom 06.11.1912) |