Frankfurter Fußball-Verein - SC Bürgel

Nordkreis Liga-Klasse 1912/1913 - 4. Spiel

5:2 (4:0)

Termin: 27.10.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: Fritz Weicz (2), Karl Pickel, K. Leising (2)

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Frankfurter Fußball-Verein SC Bürgel

 


 

Aus dem Nordkreis

In dem Spiele zwischen Frankfurter Fußballverein und dem Sportclub Bürgel hat wieder einmal das Kombinationsspiel die Oberhand über das kick and rush-System behalten. Man kann sich nicht gut zwei ausgesprochenere Vertreter der beiden Spielarten denken als wie die beiden genannten Vereine. Auf der einen Seite das planmäßige Zusammenwirken einer ganzen Mannschaft, auf der anderen mehr gute Einzelleistungen, die aber mangels des unbedingt erforderlichen Verständnisses untereinander, in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt sind. Die Mannschaft Bürgels ist von einer sehr großen Energie beseelt, die besonders auf eigenem Grund und Boden schon manchem Gegner sauer bekommen ist. Wenn sich die Herren vielleicht dazu bequemen würden, diese Energie in eine flüssigere Spielweise einzukleiden, so würden auch Erfolge auf fremden Plätzen, die in letzter Zeit seltener geworden sind, nicht ausbleiben. Es steht einem eben nicht immer der Enthusiasmus des eigenen Publikums zur Verfügung, der die eigenen Reihen anspornt und den Gegner deprimiert. Es entscheidet dann die wirkliche Spieltüchtigkeit!

Frankfurter Fußballverein — Sportclub Bürgel 5:2 (4:0).

Frankfurt a. M. In der alten Aufstellung, nur mit Köllisch als Halbrechten, trat der Frankfurter Fußballverein dem Sportclub Bürgel auf eigenem Platze gegenüber. Die einheimische Mannschaft zeigte sich in der ersten Spielhälfte ihrem Gegner vollständig überlegen. Das Zusammenspiel war sehr wirksam und hieraus resultierten innerhalb 25 Minuten 4 Tore, die sämtlich von dem als Ersatz spielenden Torwächter Bürgels nicht gehalten werden konnten. Sie waren zum Teil von dem rechten Flügelstürmer Leissing, der sich heute von der besten Seite zeigte, verursacht. Aber auch der Innensturm bewies, daß es ihm ernst war, das im Spiele gegen Hanau 94 Versäumte nachzuholen. Die Läuferreihe war in der ersten Hälfte ganz auf ihrem Posten, wogegen Claus als Verteidiger diesmal nicht so sehr wie sein Nebenmann Pfeiffer gefallen konnte. Er schien etwas indisponiert, denn anders sind verschiedene seiner Leistungen nicht zu entschuldigen. Bürgel gab sich wohl alle Mühe, dem offensiven Vorgehen der Einheimischen wirkungsvollen Widerstand zu bieten, vermochte jedoch seinerseits nicht, gefährliche Situationen vor dem Tor des Frankfurter Fußballvereins zu schaffen.

Nach Halbzeit schien es, als sollte die Überlegenheit Frankfurts anhalten, denn es fiel bald das 5. Tor. Aber damit war es auch mit dem Ehrgeiz der Einheimischen vorbei. Als Becker, der rechte Läufer des Vereins, auf Geheiß des Schiedsrichters wegen unfairer Spielweise das Feld verlassen mußte und hiedurch eine Umstellung der Mannschaft bedingt wurde, war es mit dem Kombinationsspiel vorbei. Leider beging Frankfurt den alten Fehler, das Spiel etwas auf die leichte Schulter zu nehmen, wodurch Bürgel unnötigerweise günstige Chancen eingeräumt wurden, deren Ausnutzung natürlich nicht ausblieb. Bürgel erzielte gegen Ende des Spieles 2 Tore, davon das eine durch einen sehr scharfen Schuß. Kurz vor Schluß mußte der Torwächter des Vereins infolge einer Karambolage das Spielfeld verlassen. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 49/1912 vom 30.10.1912)

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