Würzburger Kickers - Frankfurter Fußball-Verein

Freundschaftsspiel 1912/1913

2:4 (1:3)

Termin: 18.08.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 1:0, 1:1 (Eigentor), 1:2 Fritz Weicz, 1:3 Fritz Weicz, 1:4 Lang, 2:4

>> Spielbericht <<

Würzburger Kickers Frankfurter Fußball-Verein

  • Klotz
  • Roll
  • Dietmann

 


 

... Der letzte Sonntag brachte uns den Frankfurter Fußballverein als Gast der Kickers, die er mit 4:2 hineinlegen konnte. Der Nordkreismeister hatte seine Mannschaft bedeutend verstärkt. So war der ungarische Internationale Weiß (er spielte auch in München gegen die deutsche Repräsentative), als Mittelstürmer für die Gäste äußerst erfolgreich, ja wenn ich nicht unwillkürlich an die brillante Verteidigungsarbeit eines Dr. Claus denken müßte, möchte ich fast sagen, er hat ihnen das Spiel gewonnen. Mit fast unwiderstehlicher Wucht riß der Budapester seinen Sturm nach vorne, wenn seine Mannschaft oft lange nicht aus ihrer Hälfte gekommen war. Weiß bedeutet für den Nordkreismeister eine ganz gewaltige Verstärkung, zumal gerade der Mittelstürmerposten in voriger Saison immer das Schmerzenskind der Frankfurter war. Auch die übrigen neuen Leute, Torwart, Mittelläufer und Halblinks führten sich gut in die Mannschaft ein, die ein äußerst faires, mit guter Kombination durchgeführtes Spiel zeigte. — Der einheimische Sturm ließ die nötige Schußsicherheit heute vermissen, der rechte Verteidiger versagte. Roll, Dietmann und Klotz waren die besten Leute auf Würzburger Seite. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 35/1912 vom 26.08.1912)

 



Wettspiel I. Mannschaft F. F.-V. gegen I. Würzburger Kickers in Würzburg am 18. VIII. 4:2.

Die allgemeine Eröffnung der Fussballsaison, die ihr äusseres Gepräge in der Tagung des Verbandstages erhält, hat auch unserer ersten Mannschaft das erste Spiel gebracht. Es war das in Würzburg stattgefundene Treffen gegen die Würzburger Kickers, jenen aufstrebenden B-Verein, der durch seine Siege in der B-Klasse und Erfolge gegen A-klassige Gegner (er hatte acht Tage vorher Hanau 93 in Hanau 6:2 schlagen können) schon öfter hervorgetreten ist. Dass unserer Mannschaft kein leichter Kampf bevorstand, wussten wir alle um so mehr, als sich die Würzburger Kickers seit Wochen in vollem Training befinden, um für die kommenden Qualifikationsspiele gerüstet zu sein.

Unsere Elf musste infolge Absage verschiedener aufgestellter Spieler noch im letzten Augenblick durch Leute der 1b vervollständigt werden und stellte sich dem Gegner in folgender Aufstellung:

Burkardt      Lang      Weiss      Witzel      Fortura
Kaufmann      Weber      A. Braun
Claus      Becker
Neppach.

Wir haben Anstoss und sind sofort vor dem feindlichen Tor, wo der von Weiss abgegebene schöne Schuss vom Torwächter geschickt abgelenkt wird. Die Würzburger machen sich jedoch bald frei und werden in dem nun auf- und abgehenden Spiel unserem Tor des öfteren gefährlich. Die kritischen Situationen werden von unserer Verteidigung zunächst beseitigt, bis schliesslich ein Missverständnis zwischen Becker und Neppach dem gegnerischen Halbrechten Gelegenheit gibt, einzusenden.

Das weitere Drängen der Würzburger veranlasste mich, Weber und Kaufmann die Plätze wechseln zu lassen, und kurze Zeit danach bringt uns ein Eigentor der Gegner einen leichten Erfolg. Wir haben gleichgezogen, sind jetzt etwas überlegen und nach verschiedenen schönen Schüssen von Burkardt, Lang und Weiss, die alle vom ausgezeichneten Würzburger Tormann gehalten werden, geht Weiss durch und gibt uns durch einen unhaltbaren Bombenschuss die Führung. Nicht lange danach bringt uns ein hübscher Flankenlauf Burkhardts vors feindliche Tor, sein Prachtschuss kann nur schwach vom Torwächter abgewehrt werden, der Ball gelangt zu Weiss, der einschiesst. Mit dem Resultat 3:1 für uns gehts in die Pause.

Nach Wiederbeginn sind wir lange Zeit überlegen und schliesslich muss der Würzburger Keeper, der die brenzlichsten Bälle hält, doch einen Schuss Langs passieren lassen. Dann wird das Spiel wieder etwas ausgeglichener, um gegen Schluss immer mehr ein Zurückdrängen unserer Mannschaft durch die mit grosser Energie spielenden Würzburger erkennen zu lassen. Ein Tor für diese, das Neppach übrigens 99 Mal in 100 Fällen halten dürfte, ist denn auch schliesslich das wohlverdiente numerische Dokument dafür. Die letzten Minuten müssen wir noch schwer kämpfen. Die fortwährenden Angriffe der Gegner machen unserer Verteidigung schwere Arbeit; diese, besonders Becker, lässt es aber zu keinem Erfolg mehr kommen, und wir gewinnen unser erstes Spiel schliesslich wohlverdient mit 4:2.

Im Allgemeinen nahm das Spiel durch rasches und häufiges Wechseln der Situationen einen regen und interessanten Verlauf. Die gegnerische Mannschaft zeigte für einen B-Verein sehr gute Leistungen, sie ist schnell und energisch, vor allem sehr ausdauernd. Am besten gefielen wohl in ihr in erster Linie der Torwächter, sodann der linke Verteidiger und der sehr grosse Mittelläufer, dem gegenüber unser unermüdlicher kleiner Kaufmann ein etwas sehr ungleiches Spiegelbild bot.

Eine Kritik der einzelnen Spieler unserer Mannschaft möchte ich mir jetzt an dieser Stelle ersparen, denn es ist nach meiner Meinung nicht angängig, die Spieltüchtigkeit eines jeden Mannes schon nach den ersten 90 Minuten der Saison einer wirklich gerechtfertigten Betrachtung zu unterziehen. Dagegen gebührt allen Leuten der Mannschaft ohne Ausnahme Anerkennung für den Eifer, mit dem sie in das Spiel gingen und dasselbe bei vielen, teilweise sehr guten Leistungen, für sich entschieden. Diese Qualität ist eben für die Gesamtheit einer Mannschaft ebenso wichtig, wie ein gutes Spiel. Ohne sie wird es auch eine sonst spielerisch tüchtige Mannschaft auf die Dauer zu nichts bringen.

Ich hoffe, dass sich unsere „Erste" lange Zeit auf das Wohl erinnern wird, das sie an dem hübschen Abend nach ihrem ersten Sieg im frohen eignen Kreis auf das Gedeihen des F.F.-V. getrunken hat. Und wenn jeder Spieler, ich rede hier nicht nur von denen der ersten, sondern aller Mannschaften, dieses Interesse an dem Wohl des Vereins vor Augen hat, dann können uns die Erfolge in dieser Saison nicht ausbleiben.      Claus. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 06.09.1912)

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