1. FC Nürnberg - Frankfurter Fußball-Verein

Freundschaftsspiel 1911/1912

7:2 (4:0)

Termin: 24.03.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Bark, 2:0 Träg, 3:0, 4:0, 5:0 (Eigentor), 6:0, 6:1 Gutsch, 6:2 Karl Reich, 7:2 Meier

>> Spielbericht <<

1. FC Nürnberg Frankfurter Fußball-Verein

  • Lutz
  • Bark
  • Meier
  • Träg

 


 

Der hohe Sieg des 1. Nürnberger Fußballklub über den Frankfurter Fußballverein

hat überall berechtigte Überraschung hervorgerufen. In Nürnberg sah man dem Besuch des Nordkreismeisters mit um so größerem Interesse entgegen als dem 1. F.C.N. durch seine ungünstigen Resultate in den Ligaspielen die Gelegenheit versagt ist, den Kreismeistern „offiziell" gegenüberzutreten. Seit längerer Zeit ist die Spielstärke des früheren Ostkreismeisters recht schwankend gewesen; erst das unentschiedene Resultat gegen Fürth, die Niederlage von 5:1 gegen Phönix (Karlsruhe), das sind jedenfalls zwei Ergebnisse, die nicht erwarten ließen, daß gegen den kampferprobten Frankfurter Fußballverein, der 1. F.C.N. ein besonders günstiges Resultat erzielen würde. Die Torzahl, mit der nun Nürnberg siegte, ist allerdings abnorm, man weiß wohl, daß diese hohe Ziffer beileibe nicht dem Stärkeverhältnis beider Mannschaften entsprechen kann, aber eines hat dieses Spiel doch aufs neue gezeigt: die gute Klasse, die in der Mannschaft des 1. F.C.N. steckt, und die an dieser Stelle wiederholt gebührend gewürdigt wurde. Wenn eine Mannschaft mit soviel Mißgeschick die Ligaspiele durchkämpft, wie es der 1. F.C.N. in dieser Saison getan hat, und dann am Schluß der Saison wieder so achtunggebietende Erfolge erringt, wie eben diese Mannschaft, dann wird einem von der sportlichen Bedeutung dieses Vereines Respekt abgenötigt.

Über den Verlauf des Spieles mit dem sensationellen Resultat gibt dieser Bericht Aufschluß.

1. F.C. Nürnberg — F.V. Frankfurt 7:2. (Halbzeit 4:0). Der Nordkreismeister mußte sich eine hohe Niederlage gefallen lassen, wohl entsprechend der Spielweise und der Taktik der heimischen Mannschaft. Dabei soll zugegeben sein, daß der schlüpfrige Boden nicht ohne Einfluß auf das Spiel der Gäste gewesen sein mag, auch müssen die Läufer mehr wie die eigentliche Verteidigung außer Form gewesen sein, denn die allerdings sehr eifrigen und raschen Flügelstürmer des 1. F.C.N. vermochten allzu häufig von der Seitenmitte durchzubrechen; hauptsächlich auf ihr unermüdliches Flankenspiel sind die Tore erzielt worden.

In der Frankfurter Mannschaft sind Namen von einstens gutem Klange: Gilly, Gutsch, Reich, zu finden. Ob sie noch das sind, was sie ehedem im alten Südkreis waren, nämlich befürchtete Fußballer, möchte ich dahingestellt sein lassen. Aber auf jeden Fall waren alle drei auf ihren alten Posten bei ihren früheren Mannschaften besser, als in der gegenwärtigen Mannschaft, wo Gilly als Läufer und Gutsch und Reich als Stürmer spielen.

Die Frankfurter Mannschaft zeigte sich, was faires Spiel anlangt, von der besten Seite, in balltechnischer Hinsicht war sie so gut, wie die Nürnberger, sie war vielleicht, wenn man von dem ausgezeichneten rechten Außenstürmer absieht, weit mehr ausgeglichen. Dem Spielverlauf und dem Eckballverhältnis nach solte die Tordifferenz eigentlich geringer sein. Frankfurt hatte nach Seitenwechsel das Heft lange Zeit in der Hand. Nürnberg konnte sich oft nur mit Mühe freimachen, aber dann waren der langsamen Läuferreihe gegenüber die Flügel doppelt gefährlich.

Die Nürnberger Mannschaft ist nicht ausgeglichen, bei ihr gibt es Licht- und Schattenseiten. Seit dem Fehlen des famosen Innen-Stürmerpaares Philipp-Steinmetz hat sich das Flügelspiel immer mehr entwickelt, und das ist gut. An die beiden Genannten reichen die Ersatzleute zwar noch nicht heran, aber sie lassen es wenigstens an Eifer nicht fehlen und auch sie scheinen allmählich ins richtige Fahrwasser zu kommen. In der Läuferreihe stellt der hervorragend spielende Mittelläufer Bark weit mehr das Rückgrat der Mannschaft dar, als sein Gegenüber. Dagegen ist der Ersatzmann für den rechten Läuferposten doch zu stark abgefallen. Die beiden Verteidiger ergänzen sich vorzüglich; Adelbert war überall.

Die Torwächter waren sich ziemlich ebenbürtig, sie hatten gleichmässig viel zu tun.

Die erste.Halbzeit brachte ein abwechselndes Bild. Nürnberg ist schließlich immer etwas mehr am Ball. Das 1. Tor fällt durch den Mittelläufer, das 2. durch Halblinks, der den Ball über den herausgelaufenen Torwächter ins Tor bringt. Der rechte Flügelstürmer sowohl als der linke sind dann durch scharfe Schüsse je einmal erfolgreich. Nach der Pause drängt Frankfurt erfolglos, die Mitte ist meist zu unentschlossen oder es wird schlecht plaziert oder weit daneben geschossen. Nach einiger Zeit dreht Nürnberg den Spieß wieder um, ein Schuß des Halbrechten verschafft das 5. Tor und — o welch' Verhängnis — der ehemalige Torhüter Gilly schießt eine Flanke wuchtig ins eigene Tor. Der kurz darauf gegebene Elf-Meter wird von Nürnberg absichtlich verschossen. Nun setzt Frankfurt wieder an und nach vielem Hin und Her vor dem Tor kann Gutsch das 1. Tor treten. Ein zweites wird von Reich erzielt. Den Torreigen beschließt für Nürnberg der Linksaußen aus einem auf eigene Faust unternommenen Durchbruch. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 14/1912 vom 01.04.1912)

 


 

1. FC — Frankfurter Fußballverein 7:2 (4:0), Ecken 5: 9.

Es war schade, daß das Wetter am vergangenen Sonntag unserem Sport nicht günstig gesinnt war und so wurde eben das Spiel durch die schlechten Bodenverhältnisse ungünstig beeinflußt.

Frankfurt hat Anstoß und wogt der Kampf hin und her. Die Leistungen beider Mannschaften sind anfangs ziemlich gleichwertig und die Angriffe werden seitens der guten Verteidigung der Einheimischen und der Gäste unterbunden. Nürnberg hat sich nun besser noch zusammengefunden und wird verschiedene Male sehr gefährlich. Durch den ausgezeichneten Mittelläufer Bark wird der erste Treffer erzielt, dem bald der Halblinke Träg ein 2. anreihen kann.

Auch die Gäste hatten inzwischen verschiedene Chancen, der an diesem Tage aber wieder brillante Lutz im Tor Nürnbergs rettete aber sehr gut und sicher. Ein weiterer gefährlicher Vorstoß der Nürnberger Stürmer ergab zwar eine kritische Situation, die nur eine Ecke einbrachte. Von nun an hatte Nürnberg mehr vom Spiel als die Gäste und die schnellen Außenstürmer brachten Flanke auf Flanke vors feindliche Tor und fiel der 3. Treffer auf eine solche des Linksaußen. Nachdem der Rechtsaußen durch einen Durchbruch ein 4. Tor erzielen konnte, ging es bald darauf in die Halbzeit.

Nun hatte Frankfurt den Wind im Rücken und konnte sich auch mehrere Minuten vor dem Nürnberger Tor festsetzen, doch alle Angriffe scheiterten an der guten Verteidigung und dem Torwächter. Nachdem dann Nürnberg wieder zum Angriff kam, verhalf ein Verteidiger der Gäste zum 5. Tor. Bald darauf kann der Halbrechte nach schönen Flanken der Außenstürmer zum 6. Male einsenden. Zu allem Unglück verschuldete ein Spieler der Gäste durch Hand einen Elfmeter, den aber Bark absichtlich neben das Tor rollte.

Ein Eckstoß brachte für die Gäste das erste Tor, dem der Mittelstürmer durch einen Durchbruch ein 2. anfügen konnte, eine höhere Torzahl sollte den Gästen nicht vergönnt sein. Nürnberg war nochmal erfolgreich durch den Linksaußen Meier, der durch einen Durchbruch die Torzahl auf 7 erhöhen konnte. Bald darauf ertönte der Schlußpfiff des Schiedsrichters für dieses in jeder Beziehung faire, einwandfreie Spiel.

Der Sieg Nürnbergs mit dieser hohen Torzahl resultierte hauptsächlich in der unermüdlichen Arbeit der Flügel, welche durch die Läufer sehr gut unterstützt wurden. Der als Ersatz spielende Läufer genügte wohl nicht. Die Gäste kombinierten ebenfalls sehr gut, doch fehlte der Drang aufs Tor. Mittelstürmer, Mittelläufer und der Torwart waren die besten ihrer Mannschaft. Die Außenläufer hielten die Flügel schlecht und die Verteidigung hatte den Fehler, zu weit aufzurücken.

Die äußerst sympathische Mannschaft hinterließ den denkbar günstigsten Eindruck in Nürnberg. (aus 'Süddeutsche Sportzeitung', Ausgabe 26/1912 vom 27.03.1912)



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