Frankfurter Fußball-Verein - SpVgg. Fürth

Süddeutsche Meisterschaft 1911/1912 - 1. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: 10.03.1912
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Knab (Stuttgart)
Tore: 0:1 Burger (70.)

>> Spielbericht <<

Frankfurter Fußball-Verein SpVgg. Fürth

 


  • Steiger
  • Mütze
  • Segitz
  • Burger

 

Um die Meisterschaft von Süddeutschland

hat nun am gestrigen Sonntag das erste Spiel in Frankfurt a. M. zwischen der Spielvereinigung Fürth (Ostkreismeister) und dem Frankfurter Fußballverein (Nordkreismeister) stattgefunden. Dieser Begegnung hat man allgemeines Interesse entgegengebracht, weil das Resultat eine offene Frage war und nur soviel feststand, daß beide Kreismeister über achtunggebietendes Können verfügen. Leider hat das Spiel gezeigt, daß an den beiden Mannschaften die Ligakämpfe nicht spurlos vorübergegangen sind. Die jung aufstrebende Fürther Mannschaft ist seit dem Spiel gegen Wacker (München) gezwungen, für den verletzten Mittelstürmer Ersatz einzustellen, auch im allgemeinen ist die Mannschaft stark mitgenommen, so daß sie heute ganz nahe an dem bedenklichen Zustand des Übertrainiertseins angekommen ist. Hier erweist sich mit grasser Deutlichkeit, daß man einer Mannschaft eben nicht zuviel zumuten darf. Ligakämpfe, Kreisspiele und — Pokalspiele innerhalb weniger Wochen sind aber ganz entschieden zu viel. Es ist unglaublich, daß man die Pokalspiele jetzt doch noch durchführt. Was soll den der Kampf um den „Goldpokal", wenn die Gesundheit der Spieler darunter leidet! Mit dieser Privatfußballrunde sind wir jetzt tatsächlich auf einem Stand angelangt, der vor sportlicher Vernunft weichen muß. Es wäre wahrhaftig nicht mehr als klug gewesen, wenn man die „Privatrunde" fallen gelassen hätte, jetzt ist sie doch nur noch eine Mißgeburt. Im Sport sind aber Krüppel undenkbar.

Nun zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung. Auch der Frankfurter Fußballverein erwies sich als geschwächt; Sehnenverzerrungen bei Spielern sind nichts anderes als eine Folge von Überanstrengung, der der jugendliche, noch in Entwicklung stehende Körper nicht gewachsen ist. Was folgt daraus? Daß wir dafür sorgen müssen, unseren Vereinen Gelegenheit zu geben, Fußball zu spielen und Wettkämpfe auszutragen nach den Begriffen des Körper und Geist bildenden Sportes.

Das Spiel in Frankfurt a. M.

Spielvereinigung Fürth — Frankfurter Fußballverein 1:0. Nun gehört auch das von der Frankfurter Sportgemeinde mit so vieler Sehnsucht erwartete Treffen des Ostkreismeisters und dem des Nordkreises der Vergangenheit an. Nehmen wir das Resultat vorweg! Fürth war die glücklichere Mannschaft. Mit 1:0 Toren vermochte sie die beiden wertvollen Punkte mit nach Hause zu nehmen. Man kann mit vollem Recht sagen, Fürth hatte Glück, denn der Nordkreismeister war gezwungen, das Spiel während 70 Minuten mit 10 Mann durchzuführen, von denen der eine noch eine Sehnenzerrung erhalten hatte und aus diesem Grunde nur eine Statistenrolle spielen konnte. Dornbusch, der beste Stürmer, den der Frankfurter Fußballverein z. Zt. in seinen Reihen hat, erhielt eine Verletzung, die seine Überführung in das Krankenhaus angebracht erscheinen ließ. Man hätte meinen sollen, daß es unter diesen Umständen Fürth ein Leichtes sein würde, den Sieg an sich zu reißen. Dem war aber nicht so! Im Gegenteil, die Frankfurter Mannschaft war, selbst nummerisch entkräftet, derart stark im Angriff, namentlich noch nach dem Vorfall in der ersten Spielhälfte, daß die Verteidigung Fürths vollauf beschäftigt war, um einen Erfolg der einheimischen Mannschaft zu vereiteln. Auch nach Halbzeit war das Spiel vollständig offen. Am besten wird dies aus der Tatsache erhellt, daß Frankfurt 7 Eckbälle erzielte, dem Fürth nur einen entgegensetzen konnte.

Das Spiel würde, trotz des Verlustes Dornbuschs, zweifellos einen anderen Ausgang genommen haben, wenn die Aufstellung der Frankfurter Stürmerreihe eine andere gewesen wäre. Die letzten Sonntage in den Nordkreisspielen hatte bei dem Fußballverein Reich in der Mitte gestürmt. Reich ist nun bekanntlich alles, nur kein Stürmer. Seine Tätigkeit war indessen immerhin derart produktiv, daß seine Aufstellung gerechtfertigt erschien. Gilly, der Spielführer des Frankfurter Fußballvereins, stellte nun an Stelle Reichs, der krankheitshalber verhindert war, den früheren Mittelstürmer Lampe ein. Der Erfolg war ein vollständig negativer. Nicht allein, daß Lampe ganz außer Form war, passierte ihm auch noch das Malheur, sich eine Zerrung zuzuziehen, die ihn vollends außer Gefecht setzte. Es wäre besser gewesen, er hätte das Feld verlassen.

Die Mannschaft Fürths hat, das muß offen gesagt werden, hier in Frankfurt enttäuscht. Sie führte wohl ein gut durchdachtes Spiel vor, doch war der Sturm vor dem Tore absolut unsicher. Es mag wohl sein, daß die Stürmer an der Frankfurter Verteidigung einen Widerstand fanden, auf den sie nicht gefaßt waren. Aber nach dem, was man von dem Sturm gehört hatte, war man auf andere Leistungen gespannt. Eine der letzten Spielschilderungen war zu dem Schluß gekommen, daß aus der Fürther Mannschaft selbst ein Burger nicht mehr hervorrage. Zugegeben, daß damals der Spielverlauf die Handhabe zu einem derartigen Schluß bot! Heute war es wenigstens nicht so. Burger steht nach seiner Spielauffassung und seinen Leistungen immer noch einen Grad höher wie seine Mitspieler und nur seinem energischen Spiel hat Fürth den einen Erfolg zu danken. Es war in der zweiten Spielhälfte, als der Frankfurter Torwächter, der sonst durchaus auf der gewohnten Höhe stand, den Ball nicht schnell genug fortbringen konnte. Burger setzte über seine Stürmer hinweg energisch nach und drückte Mann und Ball ein. Außer ihm ist vielleicht noch Mütze als Verteidiger zu erwähnen. Er hat einen sicheren, befreienden Schlag und nimmt gut ab. Merkwürdigerweise hatten die beiden Torwächter fast nichts zu tun. Gefährliche Situationen gab es kaum für sie. Eins zwingt indessen noch an der Fürther Mannschaft zur Rüge, das ist das unnötig scharfe Spiel. Als Entschuldigung kann man vielleicht gelten lassen, daß bei der Mannschaft noch zu sehr die Erfahrungen, die sie in den Meisterschaftsspielen in ihrem Kreise gemacht hat, nachwirken! Aber die Frankfurter Mannschaft war sicherlich, bis sie soweit war, auch nicht auf Rosen gebettet gewesen. Sie hat trotzdem ein von Anfang bis Ende faires und einwandfreies Spiel vorgeführt. Der gerade anwesende Spielausschuß des V.s.F.V. dürfte vielleicht angesichts des Treffens zu der Überzeugung gekommen sein, daß im Nordkreis nicht mehr und nicht weniger gesündigt wird wie überall sonst auch.

Nun zu der einheimischen Mannschaft! Wir wollen sie nicht übermäßig loben, aber sie hat ein Spiel vorgeführt, wie man seither wenige von ihr sah. Es ist ja bekanntlich eine alte Erfahrung, daß das eigene Können an dem des Gegners wächst. Den Eingeweihten war auch bei Erwägung der Chancen keinen Augenblick die Überzeugung zu nehmen gewesen, daß der Nordkreismeister alles daransetzen würde, um seinen Kreis würdig zu vertreten. Er ist unterlegen und zwar, wie kein Mensch bezweifeln wird, der dem Spiele beigewohnt hat, unverdient. Die einheimische Verteidigung war in einfach glänzender Verfassung. Claus sowohl als Thelin erwiesen sich als unbedingt sichere Verteidiger. Die Leistungen Claus rissen die zahlreich erschienenen Zuschauer immer wieder zu Beifallsäußerungen hin. Von den Läufern vermochte Gilly an Burger nicht heranzureichen. Dafür waren die Außenläufer Frankfurts besser wie die Fürths. Namentlich Jockel überbot sich wieder einmal. Henkel, der erst kurze Zeit in der Elf mitwirkt, stand ihm nicht viel nach. Die drei Stürmer gaben sich alle Mühe, Erfolge zu erzielen. Sie leisteten zeitweise Hervorragendes. Wenn ihnen zählbare Erfolge versagt blieben, so lag dies daran, daß naturgemäß die Fürther Verteidigung bei der Abweisung der Angriffe nur mit drei Mann zu rechnen hatte.

Das Treffen wurde von Herrn Knab (Stuttgart) in einwandfreier Weise geleitet. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 11/1912 vom 11.03.1912)

 

 


('Süddeutsche Sportzeitung' vom 11.03.1912)

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