FFC Germania 94 - FV Frankfurter
Kickers |
Nordkreis, A-Klasse 1910/1911 - 18. Spiel
4:2 (1:1)
Termin: 05.02.1911
Zuschauer:
Schiedsrichter: Geiss (Hanau)
Tore: 1:0, 1:1 Kuno Band (Elfmeter), 1:2 Kuno Band (60.), 2:2, 3:2, 4:2 Rubinstein
FFC Germania 94 | FV Frankfurter Kickers |
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F. C. Germania Frankfurt — Frankfurter Kickers 4:2 5. Februar 1911. Unsere Mannschaft trat mit etwas veränderter Aufstellung zu dem fälligen Rückspiel an und zwar stellten sich dem Schiedsrichter Herrn Geiss, Hanau: Tor: Charbout-Mollard, Verteidiger: Seibel und Claus, Halbspieler: Bergner, Bertrand und Halle, Stürmer: Alb, Braun, Band, Ribeiro, Neidhart und Fay. In der Mannschaft fehlten Becker und die Gebrüder Hohmann. Die Aufstellung hat sich nicht bewährt, denn wenn auch Germania über Erwarten gut spielte, so hat sie ihren Sieg doch zum Wesentlichen dem Umstand zu verdanken, daß unsere Halbreihe viel zu langsam war. Besonders in der zweiten Spielhälfte war dies sehr deutlich zu bemerken. Die ersten Minuten des. Spieles sehen Germania im Angriff und nur allmählich kommen unsere Stürmer in Schwung, ohne aber zählbare Erfolge zu erringen, da die Verteidigung Germanias auf der Hut war. Mit Ausnahme des Torwächters, Overbeck, welcher sich im Galeriespiel gefällt und sehr viel zu reden hat, war es den Schwarz-Weißen bitter ernst. Eine goldene Chance wird von Neidhart verpaßt und ein von Braun gut vorgebrachter Ball wird von demselben Spieler an die Latte geschossen, nachdem Overbeck schon geschlagen war. — Von einem Freistoß aus erringt Germania die Führung. — Der Mittelhalf setzte einen scharfen Ball aufs Tor, welcher von Bertrands Brust ab in die Ecke geht. Alles glaubt an den Ausgleich, als Band einen wegen unfairer Behinderung gegebenen Elfmeter aufs Tor schickt. Der Ball war aber direkt auf den Torwächter geschossen und prallte harmlos an ihm ab. Kurz darauf' wird Ribeiro im Strafraum von Kunz nicht einwandfrei aufgehalten und dieser zweite Elfmeter wurde von Band sicherer plaziert, so daß er seinen Weg ins Tor fand. Allgemeines Oh, als kurz darauf Band drei Meter vor dem Tor stehend den Ball nicht zwischen die Pfosten brachte. Zwei drei weitere Chancen wurden von der linken Seite ausgelassen. Neidhart war nicht zum Wiedererkennen. Zwischendurch war Germania nicht untätig und die flinke Stürmerreihe leitete sehr schöne Angriffe ein, welche öfters sehr gefährlich wurden. Mit Unterstützung von etwas Glück konnte unser Torwächter einen Erfolg jedoch verhindern. In der zweiten Spielhälfte schienen unsere Rosen blühen zu wollen. Die Angriffe unserer Stürmerreihe wurden energischer, und schließlich gelang es Band nach schönem Zusammenspiel mit Ribeiro, uns die Führung zu sichern. Aber dann war es mit unserer Kunst vorbei. Die Halbspieler, von welchen Bertrand noch der beste war, ließen die Außenstürmer Germanias immer und immer wieder durchbrennen. Dadurch wurden Seibel und Claus überlastet, besonders der letztere mußte fortgesetzt 50 Meterläufe ausführen, um bald da bald dort rettend einzugreifen. Natürlich konnte diese aufopfernde Tätigkeit der beiden Verteidiger allein nicht verhindern, daß Germania gleichzog, schließlich die Führung übernahm und zum Schluß durch ein viertes Tor den Ausgang des Spieles außer Zweifel stellte. Dieses Spiel hat bewiesen, daß die Ruhepausen zu verwerfen sind. Die jüngeren Elemente der Mannschaft finden es sicher nicht zuviel, einmal in der Woche ihrem Sport zu huldigen. Unsere erste Mannschaft hat volle drei Wochen ausgesetzt, und das war dem Temperament der Spieler sehr schädlich. Das Phlegma einzelner Spieler zu Beginn des Kampfes kostete uns den Sieg. In den letzten 10 Minuten begann Neidhart zu arbeiten, in den 80 Minuten vorher tat er nichts. Da liegt der Hase im Pfeffer. Die Herren müssen etwas weniger reden und mehr spielen, nicht anderen gute Lehren geben, sondern die Weisheit, welche sie glücklich genug sind, zu besitzen, selbst für die eigene Person verwenden. Eine Kritik der einzelnen Spieler will ich mir im übrigen
ersparen, denn gerade über dieses Spiel wird bis zum Erscheinen dieses
Berichtes im Ueberflusse gesprochen worden sein. In den vorangegangenen
Berichten ist ja außerdem ebenfalls in ausreichendem Maße
Licht und Schatten verteilt worden und — mehr Licht ist gerade nicht
zu sehen. Auch soll es vorgekommen sein, daß die an dieser Stelle
ausgesprochene Kritik Verstimmungen hervorgerufen hat. Mag sein, daß
sich auch der Kritiker irrt, aber dann bitte beweisen, und zwar durch
die Tat, denn eine Verstimmung ist noch lange kein Beweis. (aus der
Vereinszeitung der Frankfurter Kickers vom 15.02.1911) |