Bockenheimer FVgg - FV Frankfurter Kickers

Nordkreis, A-Klasse 1910/1911 - 4. Spiel

1:2 (abgebrochen)

Termin: 02.10.1910
Zuschauer:
Schiedsrichter: Lölkes (Hanau)
Tore: 0:1 Paul Halle, 0:2 Hohmann, 1:2

(das Spiel wurde mit dem Spielstand zur Zeit des Abbruchs gewertet)

>> Spielbericht <<

Bockenheimer FVgg FV Frankfurter Kickers

 


 

 

Fussballvereinigung Bockenheim — Frankfurter Kickers 1:2

2. Oktober 1910.

Das Wettspiel fand auf dem Platz der Vereinigung in Bockenheim statt. Es ist noch nicht lange her, daß ein Feuer über Nacht den ziemlich grossen Restaurationsraum, Musiktempel und Tanzpodium dem Erdboden gleichgemacht hat. Er sieht nicht gerade einladend aus, dieser Platz, den wir im Vorjahre mit einer Niederlage verlassen mußten. Besonders muß bemängelt werden, daß die Spielgrenzen nicht deutlich gemacht sind. Unsere Mannschaft war complet; bis auf Kotsch, welcher leider am Kommen verhindert; war. Es spielten:

Tor: Charbout-Mollard, Verteidiger: Seibel und Claus, Halbspieler: Bergner, Bertrand und Halle, Stürmer: Rist, Becker, Hohmann, Neidhardt und Fay.

In den ersten zwanzig Minuten war unsere Mannschaft glatt überlegen und erzielte zwei Tore. Das erste fiel durch einen Schuss Halles, den der Bockenheimer Verteidiger ins eigene Tor lenkte. Hohmann buchte kurz darauf das zweite Tor. Unsere Mannschaft spielte gut zusammen, doch war die Unsicherheit vor dem Tor auffallend. Zwar verteidigte der Vereinigungs-Torwächter sein Heiligtum sehr gut, doch waren es sehr viele gute Gelegenheiten, welche unsere Stürmer nicht ausnützten. Dagegen fielen sehr viele Schüsse aus Halbreihe durch Bertrand und Bergner, welche aber alle mehr oder weniger in den Händen des Torwächters endeten.

Der Schiedsrichter, Herr Lölkes von Hanau, war gut. Besonders hatte er gutes Verständnis für nicht faires Anrennen und Rempeln und verurteilte unseren Gegner zu zahlreichen Freistössen. Die Stimmung unter den Herren von Bockenheim erlitt durch das zielbewußte Auftreten des Schiedsrichters erhebliche Einbusse und die Unzufriedenheit gab sich in lauten Zurufen nicht immer controllirbarer Natur kund. Damit litt aber auch der Charakter des Spieles und als es der Vereinigung sogar gelang, ein einwandfreies Tor zu erzielen und dadurch natürlich noch mehr aufgemuntert wurde, hatte der Schiedsrichter einen schweren Stand. Die Differenzen zwischen ihm und den Spielern mehrten sich. Die Bockenheimer eröffneten über jede Entscheidung eine Diskussion und da der Schiedsrichter diesen Debatten ein schnelles Ende bereitete, wurde man persönlich. Der Schiedsrichter sei gekauft, es sei alles Vereinbarung und Mache, die Vereinigung würde immer an die Wand gedrückt u.s.w. Als dann noch die „Ordner" mit grünen Binden ausgezeichnet, in den Platz eindrangen und ihn trotz wiederholter Aufforderung nicht verließen, machte der Schiedsricher dem allgemeinen Tumult ein Ende und ließ die Pfeife ertönen. Vorzeitig abgebrochen.

Im Gegensatz zu anderen Vereinen schnitten wir schlecht gegen die Bockenheimer ab, aber wir können froh sein, daß wir diesen Gang hinter uns haben. Die Freude am Sport muß selbst beim stärksten Enthusiasten schwinden, wenn man solche Spiele miterlebt. (aus der Vereinszeitung der Frankfurter Kickers vom 15.10.1910)

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg