FFC Victoria - FV Frankfurter
Kickers |
Nordkreis, A-Klasse 1910/1911 - 1. Spiel
2:5 (0:0)
Termin: 11.09.1910 auf dem Victoria-Platz
Zuschauer:
Schiedsrichter: Höpfner (Wiesbaden)
Tore: 0:1 Weil, 0:2 Neidhardt, 0:3 Weil, 1:3 (Elfmeter), 1:4 Neidhardt, 2:4, 2:5 Paul Rist
FFC Victoria | FV Frankfurter Kickers |
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F.-C. Viktoria-Frankfurt — Kickers 2:5 (1. Liga-Wettspiel) 11. September 1910. Unsere Mannschaft trat in folgender Aufstellung an: Tor: Kotsch, Verteidiger: Seibel und Claus, Läufer: Bergner, Bertrand und Henkel, Stürmer: Rist, Becker, Weil, Neidhardt und Fay. Für Hohmann spielte Weil als Ersatz, da Hohmann vom letzten Sonntag her gegen Karlsruhe noch an einer Verletzung litt. Halle trat zurück um Henkel noch eine Chance zu geben. Das Wetter war ausnehmend schön. Bei Beginn des Wettspiels lag auf beiden Mannschaften ein Lampenfieber, wie es gewöhnlich bei Anfang der Verbandsspiele ist. Viktorias Stürmer verlegten bald das Spiel in unsere Hälfte und waren gleich zu Beginn wenig vom Glück begünstigt, da ihr Halbrechter eine gute Chance ausließ. Unsere Stürmer wurden von den Läufern nicht auf das Beste unterstützt und nützten die wenigen Chancen nicht aus. Vor allen Dingen wurde Fay, der sehr oft in günstiger Position vollständig frei stand, nicht versorgt. Daß die erste Halbzeit torlos verlief, verdankt unsere Mannschaft dem vorzüglichen und aufmerksamen Spiel Kotschs im Tor. Außerdem kam unserer Mannschaft die Schußunsicherheit des Gegners zu gute. Selbst eifrige Clubparteigänger müssen zugeben, daß Viktoria in der ersten Hälfte entschieden mehr vom Spiel hatte und drei Tore verdiente. Nach Halbzeit kam etwas mehr Leben in unsere Mannschaft. Vor allen Dingen war es die linke Seite, welche gefährliche Momente schaffte. Bei einem Angriff wurde Neidhardt in guter Stellung vor dem Tore unfair zu Fall gebracht und der gegebene Elfmeterstoß wurde knapp neben die Latte getreten. Ein schöner, von Fay zur Mitte gegebener Ball wurde von Brossois zwar gehalten doch nicht wegbefördert und Weil nützte die Chance gut aus und verschaffte uns die Führung, Neidhardt fügte diesem Erfolge durch einen schönen Schuß den zweiten zu. Weil stellte dann das Spiel auf 3:0 durch einen aus vollem Lauf getretenen schönen Schuß, den Brossois hätte halten können, wenn er nicht aus dem Tor zu weit herausgegangen wäre. Henkel verschuldete einen Elfmeterstoß, den der Linksaußen von Viktoria unhaltbar für Kotsch verwandelte. Einen Fehler der Viktoria-Verteidigung nützte Neidhardt gut aus und schoß aus kurzer Entfernung das vierte Tor. Kurz darauf versiebte der gleiche Spieler eine ähnlich gute Gelegenheit. Kotsch, den die Viktoria-Spieler inzwischen nicht unbehelligt ließen, mußte dann einen Ball passieren lassen. Kurz vor Schluß konnte Rist sein erstes Tor von einem Freistoß vor dem Victoria-Tor aus treten. Ueber die Leistungen der Spieler in der ersten Hälfte geht man am Besten stillschweigend hinweg. Henkel war schwach. Möglich, daß er infolge mangelnder Uebung nicht in Form war, aber man sollte ihn erst wieder ein wenig in der zweiten Mannschaft einspielen. Halle hätte bedeutend besseres geleistet. Weil bekam von seinen Kollegen in der ersten Hälfte ziemlich viel zu hören, aber mit Unrecht, denn er ist ein ausgesprochener Verbindungsstürmer und stand auf ungewöhntem Platz. Aber trotzdem war er nicht schlechter wie seine Kollegen aus der Stürmerreihe, die ebenfalls den Ball an den Gegner verloren und ihr Heil im Dribbeln versuchten. Während dieser Zeit hatte Claus alle Hände voll zu tun und arbeitete für zwei. In der zweiten Hälfte taute Rist auf und paßte sehr schön in die Mitte und zu Becker. Neidhardt spielte sehr nett, nur muß er noch schneller werden. Die gesamte Stürmerreihe muß noch besser Stellung halten. Und dann sollten die Herren mit dem vielen Reden doch endlich einmal aufhören. Nur die Ruhe kanns machen. Von dem Zuschauerraum aus sehen sich diese Auseinandersetzungen sehr schlecht an. Eben kann man beobachten, wie ein Mitglied unserer Mannschaft seinem Mitspieler mit Stentorstimme gute Lehren gibt und währenddessen rollt der Ball gemütlich an ihm vorbei. Bei Victoria war Jockel als Mittelläufer die Seele
der Mannschaft. Gut waren außerdem der Linksaussen, der Bergner
schwer zu schaffen machte und der rechte Läufer. Nächsten Sonntag
hat unsere Mannschaft das zweite Liga-Spiel gegen die Bieberer Germania
in Bieber. Erwähnt sei noch, daß der Schiedsrichter, Herr Höpfner
vom S.-V. Wiesbaden, sein Amt einwandsfrei und umsichtig versah.
A. C. (aus der Vereinszeitung der Frankfurter Kickers vom 15.09.1910) |