FV Frankfurter Kickers - SV
Wiesbaden |
Freundschaftsspiel 1910/1911
2:1 (0:0)
Termin: 09.08.1910 auf dem Victoria-Platz
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Weil, 2:0 Fritz Becker, 2:1 Safran
FV Frankfurter Kickers | SV Wiesbaden |
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Wiesbadener Sportverein — Frankfurter Kickers 1:2. 9. August 1910. Das erste Wettspiel der Saison, die wir diesmal gewitzigt durch Erfahrungen früherer Jahre, früher begonnen haben, brachte unserer Mannschaft, welche in folgender Aufstellung spielte: Tor: J. Scheurich, Verteidiger: Seibel, Claus, Halbspieler: Bergner, Bertrand und Halle, Stürmer: Rist, Becker (rechter Flügel), Hohmann (Mitte), Weil, Fay (linker Flügel) einen sehr starken Gegner. Wenn auch unsere Wiesbadener Freunde eine Mannschaft hatten, die gegenüber dem Vorjahre viele neue Gesichter aufwies, die wir leider nicht mit Namen nennen können, haben sie von ihrer Spielstärke nicht viel eingebüsst. Das Tempo war trotz der großen Hitze von Anfang bis zu Ende schnell. Stand bei Halbzeit 0:0. Beide Parteien hatten bis dahin gleichviel vom Spiel. Nach Halbzeit zeigte unsere Mannschaft eine kleine Ueberlegenheit und zwar im Angriff, welcher schließlich auch durch Weil erfolgreich war. Fahrenkamp, welcher zwei Jahre das Tor unseres Vereins gehütet hat und nunmehr für Wiesbaden spielt, konnte den Erfolg nicht verhindern. Das zweite Tor fiel durch einen Strafstoß, welchen Becker trat. Die Wiesbadener erzielten ihr Tor durch den Halbrechten Safran. Das Spiel war manchmal scharf, schärfer als man von dem ersten Spiel der Saison hätte erwarten sollen. Bei Wiesbaden war die Verteidigung gut, ebenso Lenhardt als Mittelhalbspieler, während die Außenhalbspieler ungenau zuspielten. Der Sturm kombinierte öfters sehr schön, vielleicht aber zuviel und ohne Boden gutzumachen. Unsere Mannschaft zeigte ebenfalls manche Veränderung. Anstelle Wempes, dessen Gesundheitszustand leider zu wünschen übrig läßt, spielte Seibel. Er hat sich seit seinem Debüt in der ersten Mannschaft, welches er im vergangenen Jahre einmal ablegte, erheblich verbessert. Die Bälle aus der Luft nimmt er ungenau. Die Kräfte, die in seinem Körper stecken, kennt er nicht. Warum hat er nicht am Sommertraining teilgenommen, er hätte diese Uebungen mitmachen müssen. Claus war zuverlässig wie immer, trotzdem manchmal nicht ohne Phlegma und nicht allzugenau im Zuspiel. Die Halbspieler waren alte Garde. Bertrand gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Die erste Runde der Verbandsspiele wird das kleine Embonpoint abpolieren. Bertrand muß mehr bei der Deckung helfen und genauer zuspielen. Bergner war gut, besonders wie immer mit dem Kopf. Eine Flanke zu geben, wird er wohl leider nie lernen. Die Stürmer waren flink. Fay riskiert zu wenig Läufe und flankt zu früh. Weil spielte ganz nett und wird noch besser werden, wenn die alten Kanonen weniger kommandieren. Hohmann als Mittelstürmer bedeutet eine wesentliche Verstärkung. Er ist schnell und ballsicher, macht aber den Fehler, beim Stoppen des Balles zurückzugehen oder dem Gegner den Rücken zu zeigen. Becker war schnell aber ungenau im Zuspiel und Rist, welcher ebenfalls eine Verbesserung gegenüber seinen vorjährigen Leistungen zeigte, immer noch zu langsam, um sich richtig zur Geltung zu bringen. Er war auch nur Zuschauer beim Training. Der größte Fehler unserer Mannschaft besteht darin, daß bei einem verunglückten Angriff alles den Kopf hängen läßt und die Kritik angestimmt wird, als müßte jeder Angriff unbedingt klappen. Es ist doch genügend Zeit da, um die Angriffe zu wiederholen. Das ewige Lamentieren auf dem Platz zerstört aber den Zusammenhang, schwächt die Aufmerksamkeit und führt schließlich die Mannschaft nach Jena. Also ---. Neidhardt ist ab 13. August wieder spielberechtigt und
wir hoffen, auch unseren alten und erprobten Kämpen Hermann Kreuzer
bald wieder in der Mannschaft zu sehen. (aus der Vereinszeitung der
Frankfurter Kickers vom 01.09.1910) |