Quieta - Fußball - Oberliga Süd 1951/52

 

 

Eintracht Frankfurt

 

Die beiden Worte „Eintracht Frankfurt" sind im deutschen Sportleben zu einem doppelten Begriff geworden. Denn „Eintrachtler" sind nicht nur auf den Fußballfeldern bekannt und berühmt geworden, sondern haben auch in der Leichtathletik dem Verein und dem deutschen Sport alle Ehre gemacht. Die Frankfurter Läufergarde, vor allem in den Kurzstrecken, hat durch die Jahrzehnte von sich reden gemacht und in zahllosen Entscheidungen zuerst das Zielband geteilt.

Im Fußball war die Erfolgskurve nicht minder eindrucksvoll. Es kann bei der Vielzahl von Klassemannschaften nicht jeder Verein gleich die Deutsche Meisterschaft erringen. Aber man kann einen Fußball spielen, der Freund und Feind höchste Achtung abverlangt. Das ist der Eintracht vollauf gelungen. Dabei war es nicht einmal in erster Linie das spielerische Können, das für die „Adlerträger", wie sie im Laufe der Zeit genannt wurden, einnahm, sondern ihre ritterliche Art und die elegante Spielauffassung. Nicht „Sieg auf Biegen und Brechen", sondern „Sportler sein in jeder Situation" lautete die Eintracht-Parole. Auf Erfolge dieser Art, und es waren ihrer viele, große und überraschende, konnte man dann um so mehr stolz sein.

Wie überall in Deutschland schossen in der Fußballgründerzeit, als die ersten Hemmungen und Widerstände gefallen waren, auch in Frankfurt Vereine aus dem allgemeinen Sportinteresse. Im Norden der Stadt waren es die Fußballclubs „Kickers" und „Victoria". Sie bewährten sich in den Anfangszeiten in zahlreichen Privat- und Meisterschaftsspielen. Der erste Kampfplatz war auf dem Gelände an der Eschersheimer Landstraße vor dem Dornbusch eingerichtet. Und zwar von den „Kickers", während der „Victoria" Gastrecht eingeräumt war. Was lag da näher als der Zusammenschluß, der zwischen den beiden Vereinen unter Einschluß des Turn- und Sportvereins von 1897 auch zustande kam. Da die drei Partner fast ausschließlich dem Spiel mit dem Lederball verschrieben waren, gab es keinen sinngemäßeren Namen als „Frankfurter Fußballverein". Die Früchte blieben nicht aus und stellten sich zum ersten mit den Nordkreismeisterschaften 1911/12, 1912/13 und 1913/14 ein.

Nach dem durch die Kriegswirren bedingten Stillstand kam ein Häuflein Unentwegter schon 1920 und 1921 zu neuen Meisterehren. Im gleichen Jahr ging es in der organisatorischen Entwicklung durch den Anschluß des Fußballclubs Union von 1906 und der Frankfurter Turngemeinde wieder einen Schritt weiter. Zwar zeigten sich späterhin rückläufige Bewegungen. Aber der Großteil der übergetretenen Mitglieder blieb doch bei der Stange und geblieben ist vor allem auch der Name „Eintracht" — bis auf den heutigen Tag.

 
In den Punktekämpfen wurde die Rivalität immer stärker. Der Hauptgegner hatte in der Mainmetropole selbst sein Hauptquartier aufgeschlagen — es war der Fußball-Sportverein Frankfurt, der mehrere Jahre hintereinander das dicke Ende für sich behielt und Mainbezirksmeister wurde. Lange Zeit hatte die Eintracht in den großen Rivalenkämpfen mit ihm das Nachsehen. Aber dann kamen in die Mannschaft neue Kräfte und in Paul Oßwald ein Trainer mit meisterlichen und väterlichen Qualitäten zugleich. Nun ging es mit Riesenschritten zur Spitze. Die Mainbezirksmeisterschaft 1927/28 und 1931/32 sowie die „Süddeutsche" 1929/30 und 1931/32 gehörten der nunmehr sieggewohnten Eintracht-Elf. Der schönste Erfolg jedoch, wenn der letzte Griff nach der „Victoria" auch nicht gelang, war die Teilnahme am Endspiel im Jahre 1932.

Spieler von ganz großem Format wirkten seinerzeit im Eintracht-Team. Allen voran Rudolf Gramlich, der von 1931—1936 22mal in die Nationalmannschaft berufen wurde, deren rechter Standardläufer er war. Oder Franz Schütz und Hans Stubb, das unverwüstliche Verteidigerpaar der deutschen Länderelf in den dreißiger Jahren. Als 1930 die Sensationsmeldungen von einem 5:0-Sieg über die Schweiz und einem 3:3 gegen die englischen Profis durch die Fußballwelt geschickt werden konnten, waren die beiden Eintrachtler Schütz und Stubb, zusammen mit Willy Kreß von Rot-Weiß Frankfurt im Tor, an diesen Bombenerfolgen maßgeblichst beteiligt. Insgesamt trugen sieben Eintrachtfußballer das deutsche Nationaltrikot, von denen vor allem noch Willy Tiefel zu nennen ist. Darüber hinaus hat die Eintracht-Elf in zahllosen internationalen Spielen deutsche Fußballkunst demonstriert und Brücken zur großen Welt geschlagen.

Heute zählt Eintracht Frankfurt 1700 Mitglieder, ein Zeichen, daß man es verstanden hat, nach 1945 das Sportinteresse gehörig zu wecken. Platzmäßig allerdings ist der Verein auf die Gastfreundschaft des FSV angewiesen, die gerne gewährt wird. So wickelt sich der Sportbetrieb der Eintracht zur Zeit ebenfalls am Bornheimer Hang ab, weil auf dem eigenen schönen Sportplatz am Riederwald von „weiser Hand" eine Trümmerverwertungsanlage gebaut wurde — kaum glaublich, aber es ist so — und eine anderweitige Lösung bisher nicht möglich war.

Vielleicht mit ein Grund, daß spielerisch zunächst allerhand Sorgen umgingen. Bei den Kämpfen um die Süddeutsche Meisterschaft konnte die Eintracht-Elf 1948/49 und 1949/50 gerade noch dem Abstieg entgehen. In der folgen Saison schlugen die Dinge mit dem 8. Tabellenplatz schon besser hin und in der Herbstserie 1951/52 haben die Eintrachtler kräftig mitgemischt. Vor allem zu Beginn der Serie, denn nach dem 4. Sonntag führten sie mit 8:0 Punkten die Südtabelle an und das will etwas heißen.

 

 

Kleiner Steckbrief der Mannschaft

 

ADOLF BECHTOLD, Werkzeugmacher, geb. 20. 2. 1926, rechter Läufer.

ERICH GEIER, Lagerarbeiter, geb. 23.10.1929, Linksaußen.

WERNER HEILIG, Chemiker, geb. 20. 10. 1921, linker Läufer.

HELMUT HENIG, Elektriker, geb. 12. 8. 1921, Torwart.

JOACHIM JÄNISCH, Sportstudent, geb. 1. 5. 1929, Mittelstürmer.

HEINZ KASTER, kaufm. Angestellter, geb. 23. 2. 1929, Verteidiger.

HERBERT KESPER, kaufm. Angestellter, geb. 8. 8. 1919, Mittelläufer.

 
ALFRED KRAUS, Buchhalter, geb. 16. 1. 1924, Stürmer.

KURT KRÖMMELBEIN, Student, geb. 21. 7. 1922, Läufer.

ERNST KUDRAS, Installateur, geb. 17. 9. 1924, rechter Verteidiger.

ALFRED PFAFF, Installateur, geb. 16. 7. 1926, Halblinker.

FRIEDEL REICHERT, Dreher, geb. 10. 2. 1926, Stürmer.

HUBERT SCHIETH, Expedient, geb. 26. 1. 1927, Halbrechter.

EGON SCHWAHN, Schreiner, geb. 4. 10. 1930, Stürmer.

HANS WLOKA, kaufm. Angestellter, geb. 8. 3. 1925, Läufer und Verteidiger.

KURT WINDMANN, geb. 29. 11. 1919, Trainer.

 

Adolf Bechtold

 

Erich Geier Werner Heilig Helmut Henig

Joachim Jänisch

 

Heinz Kaster Herbert Kesper Alfred Kraus

Kurt Krömmelbein

 

Ernst Kudras Alfred Pfaff Friedel Reichert
Hubert Schieth Egon Schwahn Hans Wloka Kurt Windmann

 



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