Josef "Jupp" Kaczor *23. 03. 1953 Bis 1974 SC Westtünnen, Eintracht Heessen, Hammer SpVgg, 1974 bis Dezember 1980 VfL Bochum, Januar 1981 bis September 1982 Feyenoord Rotterdam, September 1982 bis 1983 Eintracht, 1983 bis November 1985 SCE Hamm, Februar 1986 SuS Hüsten 09, 1988 TuS Wischerhöfen.
"Der Bomber ist da" Nur einen Stürmer von Format zählten Fans und Verantwortliche bei der Eintracht im September 1982. Bum-Kun Cha gab diesen Solotänzer. Michael Künast konnte trotz zweier Tore gegen Leverkusen nicht überzeugen und auf Nachwuchsstürmer Uwe Müller wollte man allein noch nicht setzen. Entsprechend sollte die Mannschaft, die in den beiden Jahren zuvor erst den UEFA-Cup und dann den DFB-Pokal gewonnen hatte, im Sturm eine Verstärkung erfahren. Ein Knaller sollte es sein, einer, der der Mannschaft sofort würde helfen können, einer, der sie besser machen würde. Problematisch war nur, dass die Saison schon begonnen hatte, die Eintracht auf einem Abstiegsplatz stand und trotz der in den Jahren zuvor erzielten Erfolge und Titel finanziell schwach auf der Brust war. Die Abfindung an den gerade entlassenen Trainer Senekowitsch in Höhe von 150.000 Mark ließ im Geldbeutel der Eintracht nur Luft zurück. In ihrer Not wurde die Eintracht in der Mannschaft des Trainers fündig, dessen Verpflichtung Monate zuvor am DFB gescheitert war. Unter Vaclav Jezek spielte bei Feyenoord Rotterdam Jupp Kaczor. Und dieser Spieler war erschwinglich - 50.000 Mark Leihgebühr konnte die Eintracht gerade noch irgendwie zusammenkratzen und sich die Option sichern, Kaczor am Ende der Spielzeit für 350.000 Mark verpflichten zu können. Kaczor hatte sich Mitte der 70er in der Bundesliga einen Namen gemacht, als er in der Saison 1976/77 mit 21 Toren den Klassenerhalt des VfL Bochum sicherte. Das war allerdings auch seine letzte überzeugende Saison. Nachdem er sich am 1. Spieltag der folgenden Saison bei einem Zusammenprall mit dem Gladbacher Torwart Kneib das Schienbein gebrochen hatte, kam er sprichwörtlich nicht mehr auf die Beine. „Ein halbes Jahr wurde mit der Operation gewartet. Bis ich wieder spielen konnte, vergingen eineinhalb Jahre“, erinnert er sich. In 47 Ligaspielen danach gelangen ihm für die Bochumer nur noch 8 Tore. Eines davon bedeutete am 26.4.1980 den 1:0-Auswärtssieg des VfL im Waldstadion. Ob man sich das bei der Eintracht gemerkt hat? Vizepräsident Zenker ließ sich jedenfalls weder von der Tatsache, dass Kaczor in Bochum unter Johannsen nicht mehr zum Zuge gekommen war, noch von der schwachen Torausbeute des ehemaligen Klassestürmers beeindrucken und verkündete stolz: "Der Bomber ist da." Dieser Meinung waren nicht alle. Auch der Boulevard wurde sich nicht einig. Bochum habe Kaczor nach Rotterdam "wegen der Schulden" verkauft, erinnerte sich die "Bild" und meinte, dass Kaczor damals gerade wieder fit geworden sei. Peppi Schmitt schrieb in der Abendpost/Nachtausgabe wohl über einen anderen Kaczor. "Zu Feyenoord wechselte er 1981, nachdem Bochums Trainer Johannsen ihn nicht mehr einsetze." Die "Bild" berichtete weiter, dass Kaczor in der letzten Saison "nur" 15 Mal getroffen habe, weil Trainer Jezek ihn auf den Flügeln und im Mittelfeld eingesetzt habe, aber in der neuen Runde sei sein Kurswert gestiegen: "Drei Tore in vier Spielen. Deswegen will er zurück in die Bundesliga." Peppi Schmitts Kaczor war dagegen nicht ganz so erfolgreich und wollte aus diesem Grund weg aus Rotterdam: "In der neuen Saison in Holland kam Kaczor nicht so recht zum Zug. Dreimal wurde er bei Feyenoord eingewechselt. Ein Tor gelang ihm dabei nicht." "Ich mache für Eintracht 15 Tore. Das traue ich mir zu", zitierte die "Bild" damals Kaczor. Dem Kaczor vor seinem Beinbruch wäre das auch ohne Weiteres zuzutrauen gewesen. Dem Kaczor nach der schweren Verletzung gelang in Frankfurt nicht viel. Allerdings glänzte er in seiner Zeit bei der Eintracht durch sein nimmermüdes Bemühen, brachte es aber nur auf ein Tor beim 3:2 gegen den Tabellenvorletzten Schalke 04, das er mit Unterstützung seines Schwagers Thomas Kruse erzielte. Der Schalker fälschte Kaczors Schuss unhaltbar für seinen Torwart Junghans ab. "Der Bomber" blieb nur eine Saison. Er stellte fest, dass es für den Profi-Fußball nicht mehr reichte. Anstelle von 15 Toren machte er 15 Ligaspiele für die Eintracht. Und jenen einen Treffer gegen Schalke. (rs)
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