17.03.2006

"Frauen haben beim Fußball nichts verloren"

Meine erste fußballerische Erinnerung ist das Sehen des Endspiels 1966 vor dem Fernseher meiner Patin. Und dabei ist mir besonders in Erinnerung, wie schlecht es fußballtechnisch ist, ein Mädchen zu sein.

Dieser 30. Juli 1966 war ein Samstag, und Samstag war nun mal in Deutschland Badetag. Meine Tante besaß also einen Heizkessel, der mit Holz befeuert wurde, und anschließend warmes Wasser spendete und eine Badewanne. Der Vorgang musste an diesem Tag mehrmals wiederholt werden, damit alle dran kamen und so musste ich während der Übertragung in die Wanne. (War ja nur ein neunjähriges Mädchen, und somit war es nicht schlimm, dass ich keinen Fußball schauen durfte.)

In diesem Jahr nahm mich mein Vater auch zum ersten Mal mit zur Eintracht. (Zumindest ist meine erste Karte vom 3. Dezember 1966, damals gegen Werder Bremen: 14. 000 Zuschauer, 4:1) Ich saß also auf der Stange im Stehplatzbereich und war fasziniert von den Spielernamen: Fahrudin Jusufi, Istvan Sztani. Ob ich etwas sah, irgend etwas verstand, weiß ich nicht mehr.

Mein Vater war eigentlich kein großer Fußballfan und ich muss ihn sehr genervt haben, damit er mich wieder mal mitnahm. Er tat es wohl, aber ich habe nicht mehr so viele Karten; es war ja auch oft so, dass Frauen keinen Eintritt bezahlen brauchten, und ich somit als Vaters „Frau“ umsonst rein durfte.

Was habe ich ihn immer gelöchert damit, dass er mir Fußballgeschichten erzählen sollte. Zwar nannte sich z.B. der Meidericher Sportverein erst im Januar 1967 in MSV Duisburg um, aber für mich war das exklusives Fußballwissen meines Vaters. Schade, er hat mir nie das Spielsystem erklärt, also, ob das nun ein 5-4-1 oder ein 4-4-2 - bzw. was es damals schon gab - war, ich denke aber, dass er das Spiel selbst nicht „verstand“. Daher kann ich bis heute das System nicht so gut erkennen, es sei denn Reimann lässt mit 5 Verteidigern spielen, oder so etwas in dieser Art. Da bewahrheitet sich wohl der alte Spruch: „Was Julchen nicht lernt, lernt Jule nie mehr.“
Aber ich denke, dass es auch viele männliche Fußballfans gibt, die das nicht sehen können. Da allerdings die meisten selbst Fußball gespielt haben, ist es für sie einfacher.

Mein Sitznachbar in der Schule schwärmte für RWO und ich schrieb mein Ringbuch voll: SGE, SGE, SGE.
Tagebucheintag 8.4.1973: Eintracht Frankfurt hat sich im Vergleich zum vorigen Jahr, 5. Platz, ganz schön verschlechtert, denn sie sind nur 11. …. Der Rummel um die Fußball-WM nächstes Jahr ist fast unerträglich. Kaum ist das Spektakel von München vorbei, geht es hier schon wieder los. Zum Glück handelt es sich um Fußball, dann geht es ja noch.

Tagebucheintrag 11.6.1973: Die Eintracht ist 8.

Tagebucheintrag 21.3.1974: Die Eintracht hat im Halbfinale des Pokals die Bayern zuhause. (Ich gehe hin.) Meister werden sie wahrscheinlich nicht mehr, denn die Bayern schaffen sie auf fast keinen Fall, die Gladbacher vielleicht und die Düsseldorfer höchstwahrscheinlich. (Wir schafften auch die Düsseldorfer nicht und wurden Tabellenvierte.)

Ab September 1973 begann ich meine Lehre und ab 1975 ging ich regelmäßig zu den Heimspielen der Eintracht. Auf der Arbeit lernte ich eine Kollegin kenne, die dann zusammen mit ihrer Schwester mit mir zur Eintracht ging. Die beiden Mädels schwärmten aber eher für die Spieler als für das Spiel. Mir ihnen musste ich dann schon immer um 12.00 Uhr da sein, damit sie ausgiebigst die Spieler bewundern und Autogramme sammeln konnten.
So habe ich aus dieser Zeit auch Autogramme von Thomas Rohrbach, Gerd Trinklein, Bernd Hölzenbein und Charly Körbel.

Tagebucheintag 15.6.1974: Zur Zeit läuft gerade die Fußball-WM in Deutschland. Im ersten Spiel hat Deutschland gegen Chile 1:0 gewonnen. An meinem Geburtstag ist das Endspiel. Am Montag fahre ich auf einen sozialpädagogischen Lehrgang nach Malente, augenblicklich Trainingslager der deutschen Elf.

Tagebucheintrag 4.7.1974: Die deutsche Elf steht im Finale. Gestern schlug sie in einer Wasserschlacht in Frankfurt die Polen 1:0. Der Gegner ist Holland.

Tagebucheintrag 8.7.1974: Wir sind Weltmeister. Mit einem glücklichen 2:1 Sieg hat unsere Elf gestern die Niederländer im Finale geschlagen. Die Holländer begannen langsam, spielten Katz und Maus und gleich wurde gepfiffen. Bereits in der 1. Minute geschah das Malheur: Johann Cruyff bekam den Ball zugespielt und zog los in Richtung Tor. Unsere Abwehr kam zu spät, nur Uli Hoeneß konnte ihm noch das Bein wegziehen – Elfmeter. Neeskens schießt – Tor. In der 26. Minute spielt Hölzenbein so geschickt, das es nur noch die Notbremse für ihn gibt, wieder Elfmeter, Paul Breitner tritt an – ganz Deutschland zittert, weil bei uns niemand Elfmeter schießen kann – Tor.. (Vor der Halbzeit:) Danach ein sehr gutes Spiel der Deutschen und als Krönung das 2:1. Rainer Bonhof bekommt von Jürgen Grabowski (er hat mit mir Geburtstag und wurde gestern 30) den Ball, schlägt eine geschickte Flanke und Gerd Müller schießt tollkühn ein. In der 2. Halbzeit waren die Holländer wesentlich besser. Unsere Aufgabe war es, mit allen Mann zu verteidigen und lediglich einige Befreiungskonter zu spielen. Der Held der 2. Halbzeit war Sepp Maier. Jonny Rep, ein holländischer Stürmer, hat mir unheimlich gut gefallen, er sieht toll aus.

Tagebucheintrag 17.8.1974: Die Eintracht hat heute im DFB-Pokalendspiel gegen den HSV 3:1 n.V. gewonnen. Die Tore schossen: Trinklein, Björnmose, Hölzenbein und Kraus.

Tagebucheintrag 8.10.74: Die Eintracht steht übrigens wieder auf dem ersten Platz. Ich würde so gerne wieder einmal ins Stadion, allerdings weiß ich nicht, mit wem.

Tagebucheintrag 30.4.1975: Die Eintracht steht schon wieder im Endspiel um den DFB-Pokal.

Tagebucheintrag 23.6.1975: Die Eintracht ist wieder Pokalsieger. In Hannover schlug sie den MSV Duisburg durch ein 1:0 durch Karl-Heinz Körbel. Thomas Rohrbach muss aus Frankfurt weg: er bekommt keinen neuen Vertrag .

Auf dem Römer zum Feiern war ich dann aber auch.

Und jetzt kommt der 6. September 1975. Die Eintracht spielt gegen Kickers Offenbach und gewinnt 2:1. Ich wollte eigentlich hin, denn auf dieses Auswärtsspiel wäre sogar ich gekommen. Bräuchte ja einfach nur mit der Straßenbahn zu fahren, ein Stück weiter als Oberrad. Aber meine Eltern fuhren über Nacht weg und ich beschloss, dass es heute passieren sollte. Aber ich musste zuerst die Radioreportage des Spieltags hören…
Welcher Mann hat schon sein „erstes Mal“ zugunsten einer Fußballreportage verschoben?

Tagebucheintrag 5.4.1975: Die Eintracht steht im Halbfinale der Pokalsieger. Bin gespannt, ob sie in London West Ham schlägt. Beim Heimspiel war ich zugegen.

Tagebucheintrag 4.5.1976: Die Eintracht steht übrigens nicht im Finale, sie hat West Ham United nicht geschafft.

Dann kam der 2. Mann. Er meinte eigentlich, dass er auch Eintrachtfan sei. Allerdings ging er weder mit zum Spiel, noch durfte ich aus einem bestimmten Grund Radio hören. Ins Stadion durfte/wollte ich alleine auch nicht. Ein- oder zweimal ging er mit, allerdings musste es Haupttribüne Mitte sein. Ich kam mir vor, wie vor dem Fernsehen und es fehlte nicht viel und ich wäre eingeschlafen. Und dann die Frauen in Pelzmantel und Stöckelschuhen um uns herum…

Es waren nicht viele Spiele, die ich zu dieser Zeit sah. Allerdings habe ich mir mein erstes „Auswärtsspiel“ gegönnt. Hatte gerade den Führerschein und auch mein erstes (und einziges Auto). Also fuhr ich nach Darmstadt und schaute mir die Lilien gegen Offenbach an. Warum es gerade dieses Spiel sein musste, keine Ahnung. Aber ich war „auswärts“. Dies habe ich mich zur Eintracht nicht getraut, war ja auch dann nicht mehr immer bei den Heimspielen bis zum Jahr 1981 - hatte immer Angst, dass ich „gefressen“ werden könnte, so alleine als Mädel.

Allerdings war ich auf den UEFA-Cup-Spielen gegen Brünn und beim Endspiel gegen Gladbach. Beim Spiel gegen Brünn wird mir ewig dieser eine einsame Auswärtsfan in Erinnerung bleiben. Ich hatte eine Karte für die Haupttribüne (ohne Dach) und er schwenkte im Gästebereich einsam seine Fahne. War ja damals nicht so einfach aus der Tschechoslowakei nach Deutschland zu einem Fußballspiel zu kommen.

In der folgenden Zeit war ich, wann immer es ging, auf den Heimspielen. Mal in Block L, mal in G, mal in F, mal in A, mal Haupt- und mal Gegentribüne ungedeckt. Ich fuhr alleine ins Stadion, schaute mir das Spiel an, regte mich auf, dass außer mir niemand anfeuerte, wenn die Mannschaft hinten lag, regte mich auf, wenn alles um mich herum nur motzte und ging nach Spielelende alleine wieder nach Hause.

In der Saison 92 gewannen sie dann Spiele, die sie vorher niemals gewonnen hätten.(Meine Erinnerung, „Beweise“ kann ich nicht erbringen.)

Das „Endspiel“ wurde, soweit ich rausbekommen habe, in Frankfurt nur an zwei Stellen übertragen. Im KoZ und auf dem Paulsplatz. Also zum KoZ in der Uni. Es war total heiß und stickig und es sah nicht so aus, aus würden die Jungs, die versuchten den Fernseher zum Laufen zu bringen, das noch jeweils schaffen. (Sie haben es auch nicht geschafft, wie ich später erfuhr.)

Also auf die Vespa und zum Paulsplatz. Der Römerberg war ja zur erwarteten Meisterfeier schon gesperrt. Jetzt also die Übertragung auf einer Leinwand mit ca. 200 Pixel, bei Sonnenschein, verdeckt von Bäumen. Eigentlich war nur der Kommentar zu hören. Überall diese Bänder und T-Shirts „Deutscher Meister 1992 SGE“. Manche machten nach Ende des Spiels schnell eine 3 aus der 2. (Warum gibt es jetzt schon wieder T-Shirts „Wir fahren nach Berlin“, ich fasse es nicht.)

Na ja, dann „der Gau“ wie die TAZ so schön schrieb, aber es ging ja weiter. Nichts passiert, neues Jahr, neuer Versuch. 1993 dann mein erstes Auswärtsspiel. Bin an Ostern mit einem Freund in Berlin und fahren nach Hause. Auf der Autobahn ein Schild „Leipzig x-km“. Ich: die Eintracht spielt heute gegen den VfB.“ „Wollen wir uns das Spiel anschauen?“. „Klar.“ Also haben wir uns das Spiel angeschaut, ein fürchterliches 1:0 gegen den Tabellenletzten – irgendwie das einzige Spiel, das Leipzig in dieser Saison gewonnen hat.

Und dann kommt irgendwann 1996. Damals dachte ich, es geht überhaupt nicht weiter.

Aber von vorne: FFH sponserte die vorletzte Auswärtsfahrt nach Köln. Also habe ich meine Schwester mobilisiert und bin mitgefahren. Hatte ja Angst „alleine“. Von diesem Spiel habe ich keinerlei Emotionen mehr in Erinnerung, nur die stille Hoffnung, dass meine Eintracht gewinnen möge, was sie nicht tat. Bei diesem und beim folgenden Heimspiel gegen Schalke verloren sie jeweils 3:0, wofür sich mein Schalker Sitznachbar noch entschuldigte: „Wir wollen ja in den UEFA-Pokal“. (Den haben sie anschließen ja sogar gewonnen.) Ich war sogar beim letzen, bedeutungslosen Spiel gegen den HSV, aber nach meiner Erinnerung war das Spiel gegen Schalke das letzte.

Ich konnte es nicht fassen, fühlte mich persönlich betrogen, betrogen von „meiner Eintracht“. Keine Eintracht mehr beim samstäglichen Radio hören, wenn Auswärtsspiele angesagt sind. Mir war, als wäre die ganze Welt gegen mich. Meine Beziehung mit einem verheirateten Mann war aussichtslos, mein Job nervtötend und die Eintracht abgestiegen. Diese Möglichkeit, das die Eintracht jemals absteigen könne, konnte ich mir selbst bei den Relegationsspielen niemals vorstellen. Als Konsequenz beschloss ich in den Verein einzutreten, was ich aber erst 2003 mit meinem Eintritt in die Fan- und Fördererabteilung getan habe.

Das Leben ging weiter und ich habe mir brav die Zweitligaspiele angeschaut.

Allerdings war ich 1997 fast das ganze Jahr in Kur oder im Krankenhaus, da war es besonders schwer die Eintracht in der zweiten Liga zu verfolgen. 1999 kam ich dann rechtzeitig wieder aus dem Krankenhaus, um am 22. Mai das erste Mal mit dem Sonderzug auswärts zu fahren.

Ich kam also mit meinem langen Rock, Jeansjacke und Béret zum Zug und wurde gleich begrüßt: „Der Sonderzug zum Lehrerinnenkongress in Freiburg fährt aber auf einem anderen Gleis.“ Ich bin trotzdem mitgefahren, bekam Fever Pitch rezitiert und von einem Schalker ganz stolz den Bauplatz der neuen Arena gezeigt. Natürlich habe ich mir eine Karte gegen Lautern gekauft und bin von allen Bekannten belächelt worden. „Aussichtsloses Unterfangen, die sind doch sowieso schon abgestiegen“.

Im Jahr 2000 bin ich dann wieder mal rechtzeitig aus dem Krankenhaus gekommen, um - diesmal mit Krücken - wieder mit dem Sonderzug nach Gelsenkirchen zu fahren. Diesmal war es sogar ein Partywagen und ich habe wieder nette Eintrachtler kennen gelernt. Nach dem Klassenerhalt gegen den SSV Ulm habe ich mir zum ersten Mal eine Dauerkarte gekauft, damit ich in Zukunft ohne Stress alle Spiele sehen kann.

Als „Dank“ hat mir die Eintracht einen total stimmungslosen Platz in Block 39 verkauft. (Und das noch sehr teuer.) Ich glaube, dass ich auf diesem Platz nur ein Mal saß.

Am 14. April 2001 fuhr ich zum ersten Mal mit den Griesheimern auswärts. Am Toilettenhäuschen hing ein Flyer über die nächste Auswärtsfahrt nach Kaiserslautern. „Frauen zahlen die Hälfte“ stand drunter. Wenn also Frauen die Hälfte zahlen, dürfen sie auch mitfahren, habe ich mir gedacht und habe es gewagt, mich anzumelden. Im Bus traf ich dann auch gleich Doris, neben die ich mich setzte und Axel lud mich netterweise zur nächsten Auswärtsfahrt zur Hertha ein.

Obwohl dies eine enorm teuere Fahrt war, denn ich habe sowohl meine Canon AE1 als auch meine Ersatzbrille verloren, bin ich seitdem dabei geblieben. Außer wegen Urlaub oder der Arbeit habe ich seither keine Fahrt mehr verpasst, ein Heimspiel sowieso nicht und ich freue mich auf eine eventuelle Auswärtsfahrt im UEFA-Cup. Meine einzige Angst ist, dass ich kein Geld mehr haben werde, denn mir droht bald Hartz IV und in meinem „jugendlichen“ Alter werde ich keine großen Chancen mehr haben, dass mich noch mal jemand einstellt.

Das fällt mir noch eine Geschichte abseits der Chronologie ein, die ich unbedingt noch loswerden möchte. War am 25. Februar 1984 mit meiner Schwester, die ja eigentlich kein Fußballfan ist, aber halt netterweise mitging, gegen die Kickers im A-Block. Ich war öfters im A-Block (das war der Gästeblock, für die Jüngeren), damals war das meist noch erlaubt.

Meine jüngere Schwester ist Erzieherin, und als die Jungs irgend welche rechten Lieder von sich gaben, meinte meine Schwester, sie erziehen zu müssen und rief sie zur Ordnung. Im Block der Kickers!!! Ich habe es ihr untersagt; aber das war auch das einzige Mal, an das ich mich erinnere, dass ich mich in so was wie einer „Gefahr“ befand - ach ja, und dann noch, wenn die Bagage bei der Heimfahrt in der Straßenbahn hochsprang, so dass diese ziemlich bebte, da hatte ich eine wahnsinnige Angst, aber das ist eine andere Geschichte.

Das war meine Fußballbiographie. Aber warum habe ich das geschrieben?

Im Sonderzug nach Schalke (das war jetzt schon der 3.) haben am Sonntag männliche Fußballfans (in der Adoleszenz) skandiert: „Frauen haben beim Fußball nichts verloren“. Klar, das ist Provokation und gehört in die Kategorie „Schwule, schwule xyler“. Aber für mich ist es eine andere Ebene als z.B. auch „ausziehen, ausziehen.“ (Da ich schon so alt bin und vorher jeden Kontakt mit Mitfans gemieden habe, hatte ich mit dieser Provokation nicht so viel zu tun.)Ausziehen besagt für mich, dass die Jungs die Mädels als Objekt und nicht als Mensch betrachten. Aber „Frauen haben beim Fußball nichts verloren“ heißt ja, dass ich nicht - noch nicht mal als Objekt - da sein darf. Ich darf/soll ihren Spaß nicht teilen.

Genauso geht die Mär, dass alle Frauen zum Fußball nur wegen Ballack, Alex Meier oder irgend einem anderen Fußballspieler gehen. Das mag es zwar geben, besonders unter den Teenies, aber es ist beileibe nicht der einzige Grund, warum Frauen zum Fußball gehen. (Fragt mal Hunny, Gaby, Nicole, Donna und wie sie alle heißen.) Da die Spieler nun mal männlich sind und die meisten Mädels auf Männer stehen, gibt es Schwärmereien natürlich auch.

Ich finde es außerdem bedenklich, wenn Frauen als „Friedensstifter“ missbraucht werden sollen, wie in Turin. Juve verkauft für die neue Saison Dauerkarten für 19 Euro an Frauen, in der Hoffnung, dass sie so ihr Hooliganproblem in den Griff bekommen. Das ist sowohl den Frauen gegenüber unverschämt - sie sollen in ihrer Rolle als „von Natur aus friedfertig“ die Probleme lösen, die der Saat nicht lösen will/kann - als auch der „Fankultur“. Dann sind „die“ Frauen Schuld, wenn es keine oder nur wenige Stehplätze gibt, mehr „Komfort“ sprich mehr „Kommerz“ im Stadion, denn die neuen Fans, die Frauen, wollen es ja so.

Wollte hier vor einiger Zeit schon mal das Thema: „ Wir sind alle Frankfurter Jungs“ ansprechen. Ich singe alle Lieder mit. „Ihr seid Scheiße, asoziale Scheiße“ lasse ich zwar aus, genau wie „schwule, schwule xxy“, sonst singe ich aber immer gerne mit. Und dann gibt es da den ansonsten schönen Schlachtruf: „Wir sind alles Frankfurter Leut´, wir sind alles Frankfurter Leut´…“

Ist das nicht besser als nur immer die Jungs? Nein, die „ Jungs“ gefallen mir nicht; gerne würde ich mal die Meinung von anderen Mädels dazu hören.

Zu guter Letzt habe ich das geschrieben, weil ich mich auch bei Nicole Selmer: "Watching the Boys Play“ oder bei den „Gender kicks“ von KOS nicht wieder gefunden habe. Aber wahrscheinlich kann man das Phänomen Eintrachtfan nicht erklären – und wenn das dann noch bei einer Frau auftritt, schon überhaupt nicht mehr.

Die Autorin 'womeninblack' ist Sabine C. Klug, wohnt in Frankfurt am Main und ist Eintrachtfan seit mindestens 1966.

 

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