20.04.2007

Mein Weg über den Main zur Eintracht

Servus SGE-Gemeinde,

nachdem ich mich jetzt auch im Forum zu Wort melden will, dachte ich mir, dass es am sinnvollsten ist, meine Eintracht Historie zu veröffentlichen. Dadurch gewinnt man meiner Meinung nach einen ersten Eindruck über den Verfasser und kann ihn auch teilweise besser verstehen.

Es begann am 15. Juni im Jahre 1980 in der unterfränkischen Metropole Schweinfurt, die ja bekanntlich auch am Main liegt, was damals vielleicht die größte Verbindung zur Eintracht darstellte. Dort erblickte ich als zweites Kind meiner Eltern das Licht der Welt. Die ersten Jahre meines Lebens in der kleinen Ortschaft Oberwerrn (ca. 7 km nordwestlich von Schweinfurt) war ich damit beschäftigt, meine große Schwester zu ärgern und mich mit meinen Freunden im Kindergarten und darüber hinaus zu treffen und Sachen zu machen, die man in diesem Alter halt macht.

Den ersten Schultag hatte ich im September 1986 - Ich war wie im weiteren Schul- und Ausbildungsleben immer einer der jüngsten der Klasse. In dieser Zeit entschlossen sich meine Kumpels und ich auf Anregung unserer Eltern mit dem Fußballspielen, da es ungefähr 10 Jahre lang keine eigene Jugendmannschaft mehr beim SV Oberwerrn gegeben hatte. Meine Familie bestand damals aus Anti-Fußballern, d. h. keiner spielte bis dahin aktiv Fußball und somit hatte ich das große Glück, dass ich keinen Verein in die Wiege gelegt bekommen habe. Mein Vater spielte früher mal höherklassig Feldhockey in Schweinfurt und war - vielleicht ist er es auch noch - aufgrund der 70er Sympathisant von Borussia Mönchengladbach. Meine bereits verstorbene Oma, gebürtig aus dem Rheinland, war große Anhängerin des 1. FC Köln und unverständlicherweise auch von dem rot-weißen Verein aus der bayerischen Landeshauptstadt.

Da Franken nun mal leider zu Bayern gehört, waren meine Kumpels hauptsächlich Bayern-Fans und teilweise Club-Anhänger. Damals in der F- und E-Jugend sympathisierte ich ebenfalls eher mit dem Club als mit den Bayern. Als kleiner Junge durfte ich immer noch die Tagesschau mit meinen Großeltern anschauen und musste danach ins Bett. Bei der Wettervorhersage für die nächsten Tage fragte ich immer, wo wir denn auf der Karte liegen, damit ich wusste, wie das Wetter werden würde. Die Antwort sollte mich prägen: Schau bei Frankfurt und dann ein Stück recht daneben!

Die Zeit verging und ich war bereits in der 4. oder 5. Klasse. Beim Schulsport und beim Fußballtraining trugen meine Kumpels immer ihre Trikots vom FCB und anderen Bundesligavereinen. Ich hielt mich in dieser Art stets zurück und war eher neutral eingestellt. Doch ab dem Trauma von 92 - ich geh nicht näher drauf ein - war die Stunde der Wahrheit für mich gekommen: Ich wurde (vorläufig nur) zum Sympathisanten der Eintracht. Ich verfolgte fast jedes Spiel über Radiokonferenz auf BR1, später im Sportheim über Premiere (damals nur ein Spiel live zu sehen, die anderen Zwischenstände wurden nur eingeblendet) und natürlich auch die UEFA-Cup Auftritte im Fernsehen.

Der 5:1-Sieg beim Club am 28. August 1993 war der richtige Auslöser für mich, Anhänger der Frankfurter Eintracht zu werden. Mit einem Bus fuhren wir in jeder Saison mit unserer Jugendmannschaft und unseren Eltern nach Nürnberg, um ein Bundesligaspiel live zu verfolgen. Die Art und Weise wie von der Eintracht Fußball gespielt, nein, besser zelebriert wurde, war für einen 13jährigen beeindruckend und faszinierend. Dieser Tag gilt für mich als Geburtsstunde meiner Anhängerschaft. Mein erster Besuch im Waldstadion fand dagegen erst am 30. März 1996 statt, bei der Niederlage gegen Gladbach mit dem Endstand 0:2.

Während der Saison 93/94 war ich mit meiner Mutter im überschaubaren Schweinfurt beim Einkaufen unterwegs. In einem Sportgeschäft glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen – ein rotes Trikot mit dem Adler auf der Brust und dem Tetra Pak-Schriftzug. Ich redete so lange auf meine Mutter ein, bis ich an meinem Geburtstag mit dem Trikot herumlaufen konnte. Voller Stolz trug ich das Trikot bei sämtlichen Gelegenheiten, vor allem beim Radio hören am Samstag bzw. Premiere schauen im Sportheim, nur zum Training war es mir zum Anziehen und Vollschwitzen zu schade, dazu war es mir zu wertvoll. Dieses Trikot sollte nicht das letzte sein, es folgten noch die Trikots von 95/96, 96/97, 98/99 und 04/05, die ich bis heute in Ehren halte.

Mein persönliches Trauma fand in der Saison 95/96 statt, die Eintracht stieg ab. Meine ganzen Kumpels meinten, ich solle mir einen anderen Verein aussuchen, am besten natürlich noch die Bayern. Auch die Modeerscheinungen von Fans bei uns im Kaff, ich meine hier hauptsächlich Dortmund-Fans, lachten mich wegen des Abstiegs aus. Doch wie sagt man so schön und auch völlig zu Recht: Einmal Adler – immer Adler. So freundete ich mich mit der 2. Liga an und konnte jetzt wenigstens ab und zu ein Montagsspiel daheim anschauen.

Ich möchte jetzt meinen Beitrag nicht länger machen als er schon ist, aber ich weiß ganz genau, ihr könnt euch alle ganz gut vorstellen, wie mein gemeinsamer Weg mit der Eintracht nach dem ersten Abstieg weiter gegangen ist und noch weiter gehen wird! Ich bin stolz ein Fan der Eintracht zu sein, der aufgrund von 160 Km Entfernung nicht bei jedem Heimspiel am Start ist, der sich aber mindestens einmal, nein, zweimal, ein Spiel der SGE anschaut. Daheim und/oder auswärts spielt keine Rolle, denn zwischen live dabei sein und Arena schauen mit Bayern-, Club- und anderen Kumpels liegen Welten. Ich bekomme immer gleich ´ne Gänsehaut, wenn ich den vollen Fanblock im Stadion sehe, die Stimmung aufsauge und teilweise mitsingen kann. Deshalb freue ich mich schon jetzt, wenn ich am 19. Mai gegen Berlin im Stadion bin und mich bei allen für eine meiner Meinung nach noch erfolgreich werdende Saison bedanken darf!

Ich hoffe, mit meiner Geschichte ein wenig Trost für das verpasste DFB-Pokal Finale spenden zu können, wobei die Niederlage verdient, aber zu hoch ausfiel. Trotzdem müssen wir zu 150% hinter der Mannschaft und dem Trainer stehen, damit wir die nächsten Spiele gemeinsam erfolgreich für uns bestreiten werden.

Danke für eure Aufmerksamkeit.

Gruß aus Unterfranken

JPO

Der Autor „JPO“ ist Jens Pfennig aus Oberwerrn bei Schweinfurt (Unterfranken).
Jens ist 26 Jahre und Eintrachtfan seit 1993.

 

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