Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2019/2020 - 20. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: 01.02.2020, 15:30 Uhr
Zuschauer: 45.018
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
Tore: 1:0 Ayhan (78.), 1:1 Chandler (90.)

 

 

>> Spielbericht <<

Fortuna Düsseldorf
Eintracht Frankfurt

  • Kastenmeier
  • Ayhan
  • Hoffmann
  • Suttner
  • M. Zimmermann
  • Thommy
  • Stöger
  • Morales
  • V. Berisha
  • Ampomah
  • Hennings

 


  • Trapp
  • da Costa
  • Abraham
  • Hinteregger
  • Ndicka
  • Sow
  • Rode
  • Chandler
  • Kamada
  • Kostic
  • Paciencia

 

Wechsel
  • Kownacki für Ampomah (69.)
  • Fink für Berisha (77.)
  • Sobottka für Stöger (87.)
Wechsel
  • Ilsanker für Kamada (46.)
  • Silva für Paciencia (46.)
  • Durm für Ndicka (84.)
Trainer
  • Uwe Rösler
Trainer

 

 

Vertrag bis 2022: Stefan Ilsanker wird ein Adlerträger

Stefan Ilsanker spielt ab sofort für Eintracht Frankfurt. Der defensive Mittelfeldspieler kommt von RB Leipzig an den Main und erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2022.

Der gebürtige Halleiner ist zwar ursprünglich auf der Sechserposition beheimatet, hat sich in der Vergangenheit aber auch in der Innenverteidigung und zeitweise der rechten Abwehrseite bewährt. Seine Vielseitigkeit hat der 1,90-Meter-Mann im Profibereich zwischen 2010 und 2012 beim SV Mattersburg, von 2012 bis 2015 beim FC Salzburg und seit 2015 in Leipzig unter Beweis gestellt. Gerade aus Zeiten in der Mozartstadt, wo Ilsanker außerdem den Juniorenbereich durchlief, ist der 30-Jährige Eintracht-Cheftrainer Adi Hütter und seinem neuen Teamkollegen Martin Hinteregger bekannt. Dort gewannen sie zusammen 2015 das österreichische Double. Mit Leipzig gelang Ilsanker der Durchmarsch von der Zweiten Bundesliga in die UEFA Champions League, wozu der 42-malige Nationalspieler Österreichs in 131 Pflichtspielen einen großen Teil beitrug.

Der ursprüngliche Vertrag in Leipzig wäre im Sommer ausgelaufen, über die nun fällige Ablöse haben beide Vereine Stillschweigen vereinbart. Stefan Ilsanker erhält die Rückennummer drei.

1:1 in letzter Sekunde

Fortuna und Eintracht liefern sich einen Abnutzungskampf, der das glücklichere Ende für die Gäste bereithält. Die Antwort auf Ayhans abgefälschten Freistoß (78.) gibt Chandler in der Nachspielzeit (90.+4).

Ausgangssituation: Suche nach Sicherheit

Während die Eintracht mit sechs Punkten aus zwei Spielen formidabel aus der Winterpause gestartet war, wartete die Fortuna vor dem 20. Spieltag noch auf die ersten Punkte und Tore im neuen Jahr. Das Abrutschen auf den letzten Platz hatte am Mittwoch den Trainerwechsel von Friedhelm Funkel zu Uwe Rösler nach sich gezogen. Auf der anderen Seite wollte Eintracht-Coach Adi Hütter den eingeschlagenen Weg, vor allem sicher zu stehen, fortsetzen und die „noch nicht sicheren Gefilde“ baldmöglichst zu erreichen.

Personal: Pendelbewegungen

Während Hütter die Vorbereitung auf die Anordnung des Gastgebers als Lotterie beschrieben hatte, sah der Cheftrainer selbst wenig Anlass zu freiwilligen Veränderungen. Einzig Rechtsverteidiger Danny da Costa erhielt den Vorzug vor Almamy Toure. Zudem galt es, Bas Dost (Magen-Darm-Infekt) und Mijat Gacinovic (Adduktorenprobleme) zu ersetzen, weshalb Goncalo Paciencia im Sturm und Daichi Kamada im offensiven Mittelfeld beginnen durften. Weil sich wahlweise Sebastian Rode oder Djibril Sow bei gegnerischem Ballbesitz auf eine Höhe mit dem Japaner schoben, pendelte die Formation zwischen 4-2-3-1 und 4-1-4-1.

Kein Durchkommen

Der Ausgangssituation entsprechend mochten sich beide Seiten wenigst möglich anbieten. Zwar geriet keine Mannschaft in Verdacht, stur zu mauern, doch bei eigenem Ballbesitz fehlten sowohl Düsseldorf, als auch Frankfurt Mittel und Ideen, um die gegnerischen Reihen aus den Angeln zu heben. Ein zu hoch angesetzter Distanzschuss von Matthias Zimmermann (5.) und ein Abschluss des halbrechts freigespielten Timothy Chandler mitten auf Torwart Florian Kastenmeier (7.) blieben für lange Zeit die einzigen Strohfeuer, ehe eine halbe Stunde lang die Disziplin das Risiko ausstach. Immerhin: Der einzige Torschuss im eigentlichen Sinne ging auf das Konto der Gäste. Nachdem die Düsseldorfer Rouwen Hennings (37.) und Alfredo Morales (39.) in aussichtsreicher Position mehr oder weniger knapp verzogen hatten, war Pause.

Die neue Mitte

Derlei Passivität war Hütter fremd. Der Fußballlehrer reagierte umgehend und brachte mit Wiederanpfiff zwei frische Kräfte: André Silva ersetzte Paciencia in der Spitze und kam in der Rückrunde ebenso das erste Mal für die Hessen zum Einsatz wie der erst am Freitag verpflichtete Stefan Ilsanker, dem Kamada weichen musste. Im Mittelpunkt stand kurz darauf Sow, der nach Querpass Chandlers zu zentral auf den Keeper zielte (46.). Wenige Augenblicke später erzielte Opoku Ampomah nach einem schnörkellosen Konter die vermeintliche Führung für die Fortuna (50.), ehe der Videoassistent eine Abseitsstellung ausmachte und Referee Frank Willenborg das Tor annullierte (52.). Der weitere Verlauf glich einer Kopie des ersten Durchgangs, ehe ein von der Mauer abgefälschter Freistoß Kaan Ayhahns Kevin Trapp auf dem falschen Fuß erwischte (78.). Als die erste Niederlage 2020 schon besiegelt schien, schob Chandler zum 1:1 ein, das erst abgepfiffen, durch den VAR aber berechtigterweise nachträglich anerkannt wurde (90.+4).

Fazit: Kleiner Rückschritt, große Erleichterung

Der Fortuna gelingt es besser, die favorisierte Eintracht auf den erwarteten Abnutzungskampf herunterziehen, als Frankfurt es versteht, seine eigenen spielerischen Stärken zur Geltung zu bringen. Zwei Mal haben die Gäste die Führung auf dem Fuß. Der Rückstand fällt angesichts der weitgehenden Kompaktheit zwar unglücklich. Fast wäre das eine Gegentor eines zu viel gewesen, ehe sich die Hessen für den Schlussspurt belohnen.


Stimmen zum Spiel

Cheftrainer Adi Hütter: Es war ein absolut glücklicher Punkt. Mit dem Ende bin ich zufrieden, aber die Leistung war nicht gut. Fortuna hat sich durch die neuen Impulse gut präsentiert und gezeigt, dass sie gut Fußball spielen können. Das hat umgekehrt auch größtenteils mit uns zu tun, weil wir es nicht geschafft haben, das Spiel zu beruhigen. Auch unser Umschaltspiel war nicht gut. In unserer Situation ist es wichtig, den Punkt mitzunehmen, auch wenn wir mal schlecht spielen. Wir haben bereits gezeigt, dass wir es weit besser können. In der Bundesliga gibt es immer Spiele, die die Tabelle nicht auf den ersten Blick wiedergeben, wie bei unserem Sieg vor einer Woche gegen Leipzig.

Sportdirektor Bruno Hübner: Das Beste an diesem Spiel war das Ergebnis. Wir haben vieles vermissen lassen, was wir in den vergangenen beiden Spielen gezeigt und gut gemacht haben. Sowohl in Sachen Kompaktheit als auch im Spielaufbau. Insgesamt war dieser Punkt unglaublich wichtig. Nun geht es am Dienstag im DFB-Pokal weiter, in dem wir unbedingt weiterkommen wollen. Da gibt es kein Taktieren. Wir haben gezeigt, dass wir Leipzig schlagen können und werden auch am Dienstag erneut alles daran setzen.

Kevin Trapp: Keine Frage, dass es ein glücklicher Punkt war. Die Leistung ärgert uns alle und war nicht ausreichend. Wir haben vermissen lassen, was wir in den vorangegangenen beiden Spielen gut gemacht haben. Wir waren taktisch zu wenig diszipliniert, haben die Räume nicht eng genug gehalten und nicht als Mannschaft verteidigt. Beispielsweise waren die Abstände beim Anlaufen zu groß. Dass Fortuna so auftreten würde, war zu erwarten. Sie hatten zwar auch mutige Ansätze, aber vor allem, weil wir das zugelassen haben. Es wird immer solche Tage geben, aber wir müssen kapieren, dass das von unserer Seite zu wenig war.

Uwe Rösler (Trainer Fortuna Düsseldorf): Ich habe mich sehr über mein erstes Bundesligaspiel gefreut. Es liegt eine schwierige Woche hinter uns. Die Fans haben uns von der ersten Minute an brutal unterstützt. Das hat uns Selbstvertrauen und Sicherheit gegeben. Ich habe noch keine Mannschaft erlebt, die nach zwei Trainingseinheiten einen Matchplan so gut umsetzt – zumal gegen eine sehr starke Eintracht. Wir müssen uns aber früher belohnen. Im finalen Drittel war der letzte Pass nicht immer optimal. Wir hätten noch öfter aufs Tor schießen müssen. Nach der Führung haben wir die Konter zu unsauber ausgespielt und sind fünf Mal ins Abseits gelaufen. In solchen Phasen müssen wir cleverer werden.

Kaan Ayhan: Der später Ausgleich ist wie ein Stich ins Herz. Wir waren vielleicht sogar die etwas bessere Mannschaft und hätten den Sieg vielleicht verdient gehabt. Der Ausgleich war wohl knapp, aber regulär. Daher müssen wir mit dem Ergebnis leben. Wir haben eine gute Leistung gezeigt und können darauf aufbauen.

Wie immer ohne Gewähr

Ob Tabellenkonstellationen oder Torerfolge. Sicher kann sich in der Bundesliga niemand sein, wie sich am Samstag zwischen Düsseldorf und Frankfurt in vielerlei Hinsicht gezeigt hat.

Der beste Vergleich liegt in der unmittelbaren Vergangenheit. „In der Bundesliga gibt es immer Spiele, die die Tabelle nicht auf den ersten Blick wiedergeben, wie bei unserem Sieg vor einer Woche gegen Leipzig“, gab Adi Hütter auf der Pressekonferenz nach dem in der Entstehung schmeichelhaften Punktgewinn bei Fortuna Düsseldorf zu bedenken. So die Eintracht ihren unfreiwilligen Teil dazu beitragen konnte, dass Düsseldorf zumindest für eine Nacht die rote Laterne an Paderborn weiterreichte, hatte sie mit dem 2:0 gegen den Herbstmeister ebenso Einfluss auf den eingetretenen Wechsel an der Tabellenspitze.

Dass die Hessen von den Europapokalrängen weiter identisch weit entfernt liegen wie von der Abstiegszone, haben sie trotz des Last-Second-Punkts auch selbst zu verantworten. „Der Gegner hatte zwar auch mutige Ansätze, aber vor allem, weil wir das zugelassen haben“, erkannte Kevin Trapp nach Spielschluss. Gleichwohl hatte der Keeper in der ersten Halbzeit nicht einen Schuss abwehren müssen, während die Gäste wie schon gegen Leipzig ihrerseits nur einen Abschluss aufs gegnerische Gehäuse bekamen, als Timothy Chandler in der siebten Minute freistehend an Torwart Florian Kastenmeier scheiterte. Überhaupt entbehrte es einer gewissen Ironie und nicht eines jeden Logik, dass der gelernte Außenverteidiger auf der in weiten Teilen der Öffentlichkeit als neuralgisch wahrgenommenen Position des Rechtsaußen einmal mehr zu den auffälligsten Adlerträgern zählte. So war das Eigengewächs im allerletzten Augenblick nicht nur zum zweiten Mal in dieser Saison als Torschütze zur Stelle, sondern am Ende an fünf von sechs Torschüssen beteiligt. Auch 29 Sprints waren teamintern spitze.

Grundsatzkritik

Vier mehr zog auf dem Rasen nur Düsseldorfs Winterneuzugang Valon Berisha an. Der vormalige Römer war nur einer von drei Neuzugängen unter der Woche gewesen, Coach Uwe Rösler inklusive. Weshalb Hütter selbst mit Blick die Spielvorbereitung als Lotterie umschrieb, zumal der Gesundheitszustand von Steven Skrzybski, eine weitere Nachverpflichtung, und Erik Thommy bis zum Ende unklar geblieben war. Letzterer stand denn in der Startelf, ersterer wurde nicht rechtzeitig fit.

Ähnlich war es den Hessen ergangen, die nicht nur auf den erkrankten Bas Dost, sondern auch auf den kurzfristig mit Adduktorenbeschwerden passenden Mijat Gacinovic verzichten mussten und damit die in der Rückrunde bewährte Angriffsachse austauschen mussten. Nichtsdestotrotz bezogen sich Verantwortliche wie Sportler im Nachgang weniger auf Personalien, sondern auf Grundsätzliches. Während Trapp und Sportdirektor Bruno Hübner unisono bemängelten, vermissen lassen zu haben, „was uns in den vorangegangen beiden Spielen ausgezeichnet hat“, war Chefcoach Hütter aufgefallen, dass „wir es nicht geschafft haben, das Spiel zu beruhigen. Auch unser Umschaltspiel war nicht gut.“ Dass drei der vier absolut berechneten meisten Fehlpässe aus der hintersten Reihe erfolgten, spiegelt diese Einschätzung wider: Evan Ndicka verzeichnete zehn Fehlpässe, David Abraham und Martin Hinteregger jeweils acht.

Fortuna vom Glück verlassen

Auf der Gegenseite überzeugte Abwehrchef Kaan Ayhan nicht nur durch den Führungstreffer, sondern auch mit 86 Ballkontakten sowie 51 angekommenen Zuspielen – beides unter allen Akteuren die meisten. „Der später Ausgleich ist wie ein Stich ins Herz“, bekannte der Ex-Frankfurter später. Schien der Fortuna das Glück durch den abgefälschten Freistoß zunächst hold, wendete sich das Blatt bekanntermaßen in der Nachspielzeit. Dass der Videoassistent zwei Mal zugunsten der Gäste einschritt, passt ins Bild, ändert aber nichts an der Korrektheit und der wohl unterm Strich leistungsgerechten Punkteteilung, die keinen Sieger verdient hatte.

Wie aus Frankfurter Sicht übrigens am neunten Spieltag 2018, als beim Aufsteiger aus Nürnberg ebenfalls der Rückstand in der 78. Minute fiel und die Hessen in der Nachspielzeit in Person von Sébastien Haller auf 1:1 zurückkamen. So wie der Franzose seinerzeit als Joker gestochen hatte, hatte auch diesmal mit André Silva ein Einwechselstürmer als Assistgeber seine Aktien am Ausgleich.

Dem vorausgegangen war einst ein vergleichbar bemerkenswerter Bundesligasieg wie über Leipzig: Das 7:1 über Fortuna Düsseldorf. Und davor: Ein 2:1 auswärts bei der TSG Hoffenheim… Was folgte, war ein wegweisender Novembermonat mit fünf Siegen in Serie. Da die Eintracht anders als damals auch im DFB-Pokal ihre Hausaufgaben erledigt hat, stehen im Februar nun sogar ein halbes Dutzend Herausforderungen an. Es liegt an der Eintracht, den Zufall so klein wie möglich zu halten – gewissermaßen auf die sechs Richtigen zu gehen. Natürlich ohne Gewähr.

 

>> Spieldaten <<

 

Bericht und Fotos von www.eintracht.de




 

© text, artwork & code by fg