Eintracht Frankfurt - Vitória Guimarães

EuropaLeague 2019/2020 - Gruppe F, 6. Spiel

2:3 (2:1)

Termin: 12.12.2019, 18:55 Uhr
Zuschauer: 47.000
Schiedsrichter: Gediminas Mazeika (Litauen)
Tore: 0:1 Rochinha (8.), 1:1 da Costa (31.), 2:1 Kamada (38.), 2:2 Al Musrati (85.), 2:3 Edwards (87.)

 

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Eintracht Frankfurt
Vitória Guimarães

  • Rönnow
  • Abraham
  • Hasebe
  • Hinteregger
  • da Costa
  • Rode
  • Sow
  • Kostic
  • Kamada
  • Paciencia
  • Silva

 


  • Miguel Silva
  • Victor Garcia
  • Frederico Venancio
  • Pedro Henrique
  • Florent
  • Musrati
  • Poha
  • Pepe Rodrigues
  • Rochinha
  • Davidson
  • André Pereira

 

Wechsel
  • Gacinovic für Silva (73.)
  • Fernandes für Rode (78.)
Wechsel
  • Leo Bonatini für André Pereira (66.)
  • Edwards für Rochinha (70.)
  • Bruno Duarte für Poha (82.)
Trainer Trainer
  • Ivo Vieira

 

 

Eintracht zittert sich in die Zwischenrunde

Frankfurt steht in der Blitztabelle zeitweise auf Platz eins, ist nach dem schlussendlichen 2:3 gegen den Vitória SC aber froh, in Europa zu überwintern.

Ausgangssituation: Klare Marschroute mit Hintertürchen

Während die als Tabellenletzter feststehenden Gäste nichts zu gewinnen – aber ebenso wenig zu verlieren – hatten, galt für die Eintracht nichts als ein Sieg, um für ein Überwintern in Europa nicht vom Aufeinandertreffen zwischen Liège und Arsenal abhängig zu sein. Während Frankfurt nach dem aufgeholten 2:2 gegen die Hertha den nationalen Befreiungsschlag verpasste, hatte Guimaraes am Wochenende mit dem 2:0 über Setubal seine Ergebniskrise von fünf sieglosen Pflichtspielen am Stück hinter sich lassen können.

Personal: Keine Überraschungen

Doch wie Adi Hütter bereits im Vorfeld festgestellt hatte, galt es teilweise zwischen der Ergebnis- und Leistungsebene zu differenzieren, und letztere war gegen Berlin mehr als in Ordnung gewesen, weshalb sich die Änderungen in der Startelf in Grenzen hielten. Der in der Bundesliga gesperrte David Abraham kehrte für Almamy Toure als rechter Innenverteidiger zurück, Sebastian Rode begann an Stelle Gelson Fernandes‘ auf der Doppelsechs.

Da Costas Kopfballkuriosum

Rode stand auch bald unfreiwillig im Blickpunkt, als er nach überhartem Einsteigen des Gegners den Ball verlor, Rochinha den daraus resultierenden Konter aus halbrechter Position eiskalt im langen Eck verwertete (8.) und dem stürmischen Start der Hausherren etwas ausbremste. Zwar gaben die Hessen in der Folge das Heft des Handelns selten aus der Hand, benötigten aber insgesamt eine halbe Stunde, um ernsthaft für Gefahr zu sorgen. Fand zunächst Goncalo Paciencia nach einem Kopfball im die Kugel mit einer Faust über die Latte lenkenden Miguel Silva seinen Meister, nahm der SC-Schlussmann nach der anschließenden Ecke eine Hauptrolle ein, als Danny da Costa den abgewehrten Ball aus dem Rückraum in den Strafraum köpfte, André Silva seinen Namensvetter irritierte und der Ball durch die Finger des Torhüters flutschte – 1:1 (31.). Wenig später sorgte wieder der gewohnt flankenfreudige Kostic für Alarm, Paciencia zog am kurzen Pfosten die Verteidiger auf sich und Daichi Kamada schob unbehelligt zum 2:1 ein (38.). Nach zwei weiteren Ecken hätten Martin Hinteregger per Kopf (41.) und Silva aus dem Gewühl heraus (45.) den Pausenstand ausbauen können, scheiterten aber an Keeper Silva.

Krimi wider Willen

Derlei Hochkaräter blieben nach dem Seitenwechsel aufgrund zu vieler Ungenauigkeiten Mangelware oder den Portugiesen vorbehalten. So traf Florent Hanin kurz nach Wiederanpfiff aus großer Entfernung ansatzlos die Latte (55.). Frankfurt war wie so oft in letzter Zeit nach Standards zur Stelle, doch Hinteregger köpfte eine Kostic-Ecke am langen Pfosten vorbei (67.). Und so belohnte sich Vitória kurz vor Schluss mit dem Doppelschlag nach zwei abgefälschten Schüssen Al Musratis (85.) und Marcus Edwards (87.). 2:3, das Zittern begann und endete erst mit dem Schlusspfiff in Lüttich, wo sich beide Seiten 2:2 trennten.

Fazit: Mehr Gloria als Glanz

Dritte Teilnahme an der UEFA Europa League, dritter Einzug in die K.o.-Phase. Hinter dieser schönen Randnotiz stehen nach 90 Minuten überschaubare Glanzlichter und gegen Ende immer größere Leichtsinnsfehler einerseits, viel Herzblut andererseits. Insgesamt konnte der Einzug in die Zwischenrunde aber kaum als die erhoffte Initialzündung hinsichtlich intensiver Wintertage mit inklusive heute vier Spielen in elf Tagen dienen.

Stimmen zum Spiel

Sportvorstand Fredi Bobic: Natürlich war das heute nicht das, was wir uns vorgestellt haben, vor allem nach der Führung. Insgesamt war es aber eine anspruchsvolle Gruppe. Wir sind weiter, das zählt. Im Kalenderjahr hatten wir 20 Europapokalspiele. Das hatte noch keine deutsche Mannschaft zuvor. Natürlich spürt man das ein bisschen. Entscheidend ist, dass am Jahresende das Gesamtresultat stimmt.

Cheftrainer Adi Hütter: Seit Juli liegt ein langer Weg hinter uns. Manchmal reichen neun Punkte, die haben wir uns verdient. Unser Ziel war es, weiterzukommen. Das haben wir geschafft. Das Spiel war nicht das Gelbe vom Ei, wir haben uns nicht mit Ruhm bekleckert. Heute hat die Entlastung gefehlt, sonst hätten wir den Sack vielleicht zumachen können. In der zweiten Halbzeit hat die Verunsicherung überwogen. Wir haben auch nicht gut verteidigt. Nachdem es dennoch gereicht hat, ist uns ein Stein vom Herzen gefallen. Die Entstehung des zweiten Tores hat mich gefreut, genau das haben wir unter der Woche trainiert. Dazwischen war aber zu viel Leerlauf, daran müssen wir weiter arbeiten. Bis zur Winterpause wollen wir noch möglichst viele Zähler sammeln, haben aber zwischen den Partien wenig Zeit, um kurzfristig noch viel zu ändern.

Danny da Costa: Ich konnte mich erst gar nicht richtig freuen, denn ich kannte das Ergebnis aus Lüttich nicht. Wir haben in der zweiten Halbzeit den Faden verloren, zu viele zweite Bälle hergegeben und um den Ausgleich gebettelt. Darüber müssen wir sprechen. Wir haben auch unsere Angriffe einfach nicht mehr gut zu Ende gespielt, da war mehr für uns drin. Ein Kopfballtor werde ich so schnell nicht wieder erzielen. Ich freue mich zwar darüber, hätte aber lieber das Spiel gewonnen.

Sebastian Rode: Wir sind letztlich froh, weiter zu sein. Die Fans und Spieler haben sich das verdient. Mit dem Ergebnis sind wir unzufrieden, die Leistung in der zweiten Halbzeit war nicht gut. Wir waren nicht mutig genug und haben die Bälle zu einfach verloren. Der Platz ist in einem schlechten Zustand, aber das darf keine Ausrede sein. Die Fans haben uns auch nochmal Mut zugesprochen. Wir haben im Moment auch nicht viel Glück, das müssen wir einfach wieder erzwingen. Nach dem Abpfiff waren wir enttäuscht, wussten aber, dass es reicht. Wir haben noch drei wichtige Spiele vor uns und wollen das Maximum herausholen. Dann haben wir uns die Pause verdient.

Ivo Vieira (Trainer Vitória SC): Ich bedanke mich bei den Fans. Das ist ein Sieg für den Klub und alle, die heute für uns dabei waren. Heute wollten beide Teams gewinnen. Wenn man die Leistung heute betrachtet, hätten wir insgesamt mehr Punkte holen müssen. Wir hatten drei schwere Gegner, leider hat es nicht gereicht. Die Mannschaft hat sehr gut kombiniert und sich den Sieg verdient.

Knock, knock

Der Adler zieht also weiter seine Kreise über Europa. Obwohl die Schläge ans Tor zur Round of 32 mit zunehmender Spieldauer wie aus einem fernen Traum klangen.

Freitag, der Dreizehnte. Der Himmel weint, Vitória SC am Vorabend zum ersten Auswärtssieg in der UEFA Europa League verholfen. Zudem Martin Hinteregger im ersten K.o.-Spiel gelbgesperrt. Und doch die nächsten Fußballfeste gegen Manchester United, Ajax Amsterdam oder den FC Sevilla im Bereich des Möglichen. „Wir müssen uns über das Spiel und das Ergebnis ärgern. Wenn wir dann am Montag im Lostopf für die nächste Runde liegen, sind wir sicher wieder besser gelaunt“, wagte Adi Hütter am Abend nach dem 2:3 gegen den Vitória SC den Spagat zwischen Realitätssinn und Vorstellungskraft.

Unmittelbar zuvor lief in der Commerzbank-Arena bereits die Nachspielzeit, als die auf den Rängen eingekehrte Ernüchterung schlagartig Ekstase wich. „Europacup, im nächsten Jahr“, schallte es aus den Mündern der 46.350 Heimfans. Auch wenn etwa Danny da Costa unmittelbar nach dem Schlusspfiff kurz im Glauben war, ausgeschieden zu sein, stand nach dem 2:2 im Parallelspiel zwischen R. Standard de Liège und dem Arsenal FC fest: Spiel verloren, Weiterkommen gesichert.

Kurzfristiger Lerneffekt, historischer Nebeneffekt

K.o.-Phase statt Knockout in der Vorrunde also. Ein Gefühlschaos in Diva-Dimensionen, dem die in der zweiten Halbzeit sichtlich um Ordnung bemühten Adlerträger in nichts nachstanden. Ging es beim Pausenstand von 2:1 vordergründig um die Frage, ob Platz eins in der Blitztabelle auch nach 90 Minuten Bestand haben würde, gesellten nach dem überstandenen Nervenkrimi weitere Diskussionspunkte hinzu. Etwa, warum seit dem 3:0 gegen Bayer Leverkusen am 18. Oktober, zum elften Mal am Stück kein Spiel ohne Gegentor gelang, selbst wenn dem frühen Rückstand ein klares Foul an Sebastian Rode vorausgegangen war.

Die erste Idee von Hütter, „den Kasten sauber“ zu halten, war damit schnell verworfen. „Die Entstehung des zweiten Tores hat mich gefreut, genau das haben wir unter der Woche trainiert“, hatte der Cheftrainer wiederum im gegnerischen Strafraum eine Weiterentwicklung in Sachen Laufwegen ausgemacht. Das 2:1 durch Daichi Kamada glich einer Blaupause dessen zurückgenommenen Treffers am Freitag zuvor gegen Hertha BSC. Und auch André Silva irritierte SC-Schlussmann Miguel Silva vor dem 1:1 durch da Costa etwas geschickter – zumal außerhalb des Fünfmeterraumes – als unlängst gegen Thomas Kraft. Allein die Nachhaltigkeit des Lerneffektes blieben die Hessen nach dem Seitenwechsel weitgehend schuldig, sodass das 20. Europapokalspiel 2019 und der damit aufgestellte neue deutsche Rekord nicht mehr als ein Nebeneffekt blieb wie der dritte Einzug in die Zwischenrunde bei der dritten Teilnahme an der UEFA Europa League ein Randaspekt.

Erleichterung statt Leichtigkeit

Zum Vergleich: In der Vorsaison hatte es in besagtem Zeitraum in wettbewerbsübergreifend elf Begegnungen zu vier weißen Westen gereicht. Genügt haben nun gerade halb so viele Zähler wie in der vorjährigen Rekordgruppenphase: „Manchmal reichen neun Punkte, die haben wir uns verdient“, verwies Hütter nach seinem 26. internationalen Auftritt mit der Eintracht seit Amtsantritt im Sommer 2018 indirekt auf den Sensationssieg in London und die hart erkämpften Hinspielsiege gegen Guimaraes und Lüttich. Auch wenn die gerade emotionale B-Note sicher eine andere war als etwa nach dem Play-off-Erfolg gegen Strasbourg.

Weshalb es im Nachgang auch nicht überraschend war, als nach der verpassten erhofften Initialzündung allerorts Erleichterung statt Leichtigkeit herrschte. „Natürlich war das heute nicht das, was wir uns vorgestellt haben, vor allem nach der Führung. Insgesamt war es aber eine anspruchsvolle Gruppe. Wir sind weiter, das zählt“, bemerkte Sportvorstand Fredi Bobic, der schon nach der Auslosung bewusst auf die Parole verzichtet hatte, erneut durch die Vorrunde marschieren zu wollen. Auch weil, wie Hütter richtig aufzeigte, „seit Juli ein weiter Weg hinter uns“ liegt. Der noch nicht am Ende ist, richtete Rode den Blick nach vorne: „Wir haben noch drei wichtige Spiele vor uns und wollen das Maximum herausholen. Dann haben wir uns die Pause verdient.“ Dass Eintracht Frankfurt auch danach dreigleisig fährt, ist in jeder Hinsicht aller Ehren wert und keine Selbstverständlichkeit.

In der Zwischenrunde gegen FC Salzburg

Die Eintracht trifft in der ersten K.o.-Runde ausgerechnet auf den ehemaligen Verein von Adi Hütter. Das ermittelte die UEFA durch die ehemalige deutsche Nationalspielerin Josephine Henning und Frédéric Kanouté (UEFA-Cup-Sieger mit dem FC Sevilla 2006 und 2007) am Montagmittag in Nyon. Das Hinspiel findet am Donnerstag, 20. Februar, 18.55 Uhr, in Frankfurt statt. Eine Woche später, am 27. Februar, 21 Uhr, steigt das Rückspiel in der Mozartstadt.

Bei der Auslosung waren die zwölf Gruppensieger und die zwölf Gruppenzweiten sowie die acht Drittplatzierten aus der Gruppenphase der UEFA Champions League dabei. Als Teil der ungesetzten Vereine bestreitet die Eintracht das Hinspiel in der heimischen Commerzbank-Arena.

Die Stimmen zur Auslosung

Cheftrainer Adi Hütter: Auf der einen Seite freue ich mich auf das Wiedersehen mit Salzburg, auf der anderen Seite ist uns bewusst, dass wir ein schweres Los erwischt haben. Salzburg hat in den vergangenen Jahren international für Furore gesorgt und auch zuletzt in der Champions League eine gute Figur abgegeben hat.

Sportdirektor Bruno Hübner: Salzburg ist ein Hammerlos! Sie haben eine Topmannschaft, die in einer sehr schweren Champions-League-Gruppe nur knapp ausgeschieden ist und allen Spitzenklubs Paroli bieten konnte, sei es Liverpool oder Neapel. Ich freue mich auf das Highlight! Für unseren Trainer ist es natürlich nochmal etwas Besonderes. Ich glaube, dass es hilfreich ist, dass unsere Österreicher die Strukturen dort kennen. Natürlich wird dieser Powerfußball eine große Herausforderung für uns. Aber daran messen wir uns und an genau solchen Aufgaben wachsen wir auch.

Kevin Trapp: Uns wurde erneut ein großer Name zugelost, sicher mit eine der schwierigsten Aufgaben. Das sind wir der Europa League mittlerweile gewöhnt. Bisher haben wir uns gegen solche Mannschaften immer gut geschlagen. Wir können zuhause im Hinspiel den Grundstein legen, um in die nächste Runde einzuziehen.

Bas Dost: Uns erwartet eine gute Mannschaft, das war angesichts der möglichen Gegner aber auch zu erwarten. Ich bin sicher, uns stehen zwei weitere geile Spiele bevor. Ich vertraue in unsere Stärke. Ich habe Salzburg in der Gruppenphase verfolgt, das sah wirklich gut aus. Aber wir haben keine Angst. Noch ist die K.o.-Runde aber noch ein Stück weg.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de





 

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