Vitória Guimarães - Eintracht Frankfurt

EuropaLeague 2019/2020 - Gruppe F, 2. Spiel

0:1 (0:1)

Termin: 03.10.2019, 21:00 Uhr
Zuschauer: 15.187
Schiedsrichter: Radu Marian Petrescu (Rumänien)
Tore: 0:1 Ndicka (36.)

 

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Vitória Guimarães
Eintracht Frankfurt

  • Miguel Silva
  • Sacko
  • Tapsoba
  • Pedro Henrique
  • Florent
  • Poha
  • Mikel Agu
  • Lucas Evangelista
  • Edwards
  • Leo Bonatini
  • Davidson

 


  • Rönnow
  • Toure
  • Hinteregger
  • Ndicka
  • Durm
  • Fernandes
  • Kostic
  • Sow
  • Rode
  • Paciencia
  • Silva

 

Wechsel
  • Rochinha für Sacko (65.)
  • Bruno Duarte für Leo Bonatini (65.)
  • André Pereira für Davidson (78.)
Wechsel
  • Kamada für Rode (60.)
  • Dost für Paciencia (68.)
  • da Costafür Durm (78.)
Trainer
  • Ivo Vieira
Trainer

 

 

Mühsam und wichtig

Die Eintracht gewinnt mit neuer Achse 1:0 beim Vitória SC. Ndicka (36.) besorgt per Kopf die ersten drei Punkte der Gruppenphase.

Ausgangssituation: Verlieren vermeiden

Beide Seiten konnten national auf einen stabilen Saisonstart sowie eine erfolgreiche Qualifikation für die Gruppenphase der UEFA Europa League zurückblicken. Während also der Vierte der portugiesischen Primeira Liga und Neunte der deutschen Bundesliga Kontakt zum oberen Tabellendrittel haben, waren sie nach ihren Auftaktniederlagen in der Vorrunde international in der Pflicht. Adi Hütter hatte im Vorfeld das Bild vom „Rücken an der Wand“ bemüht.

Personal: Veränderungen in allen Mannschaftsteilen

Der Cheftrainer veränderte seine Formation im Vergleich zum 2:1 bei Union Berlin auf vier Positionen. Während sich die Rochaden von Frederik Rönnow und Evan Ndicka für Kevin Trapp und Makoto Hasebe – Martin Hinteregger rückte für den Japaner in die Abwehrzentrale – abgezeichnet hatten, beantwortete der Coach die Frage nach der Angriffsreihe mit den zwei Portugiesen Goncalo Paciencia und André Silva, wodurch Bas Dost auf der Bank Platz nahm. Außerdem begann der wiedergenesene Sebastian Rode für Daichi Kamada, was eine Systemumstellung von 3-4-1-2 auf ein flaches 3-5-2 mit sich brachte.

Mit Glück und Köpfchen

Von Beginn an gestaltete sich das erwartet offene Spiel zweier Mannschaften, die aus Überzeugung den Weg nach vorne suchten und im Mittelfeld herzhaft zupackten. Kaum angepfiffen, eroberte Filip Kostic den Ball tief in der gegnerischen Hälfte, bediente Silva, der in aussichtsreicher Position aber zu hoch zielte (3.). Im Gegenzug zeigte sich Rönnow auf der Hut, als er einen zentralen Distanzversuch von Denis-Will Poha sicher hielt (3.). Nach einer Viertelstunde wäre der Däne aber machtlos gewesen, als Léo Bonatini eine Hereingabe von der rechten Seite an den Pfosten schoss und Davidson den Abpraller übers Gehäuse feuerte (16.). Der etwas schnörkellosere Spielaufbau der mit vier Brasilianern gespickten Hausherren führte bald zur nächsten Gelegenheit, als Davidson von der linken Außenbahn auf den kurzen Pfosten flankte, wo Bonatini knapp vorbei köpfte (25.). Im Gegensatz zu Ndicka, der zehn Zeigerumdrehungen darauf einen Eckball von Djibril Sow mit dem Rücken zum Tor über die Schädeldecke gleiten ließ und die zu diesem Zeitpunkt etwas schmeichelhafte Frankfurter Pausenführung besorgte (36.).

Kompakt, aber nicht konsequent

So knapp der Vorsprung auch war, allzu oft gerieten die Hessen nach der Pause nicht in Gefahr. Zwar agierte Vitória weiter mit offenem Visier. Brenzlig wurde es einzig nach einer scharfen Hereingabe, die der genau richtig positionierte Ndicka entschärfte und auch den auf den Abstauber lauernden Gegenspieler abblockte (54.). Nur wenige Sekunden nach dem Seitenwechsel hatte Kostic analog zum ersten Durchgang einem eigenen Ballgewinn eine Flanke auf Silva folgen lassen, die der Stürmer aber auf Torhüter Miguel Silva köpfte (46.). Die immer stabileren Gäste mussten sich einzig vorwerfen lassen, die sich häufiger bietenden Räume nicht konsequenter zu nutzen. Die dickste Gelegenheit resultierte erneut aus einer Ecke, als André Silva am langen Pfosten zum Kopfball kam, doch Namensvetter Miguel Silva reaktionsstark parierte (73.). Der SC-Keeper war kurz darauf erneut bei einem Kopfball Kostics aus nächster Nähe sensationell auf seinem Posten (75.). Auch die letzte größere Möglichkeit bot sich den Frankfurtern, als der eingewechselte Kamada nach einem Gegenstoß an Schlussmann Silva hängen blieb (90.).

Fazit: Nachträglich verdient

Mit einer von der Position Eins bis Neun auf jeder zentralen Position veränderten Besetzung offenbarten die Adler zunächst ab und an Abstimmungsprobleme, auch im Spiel nach vorne. Umso wichtiger war die Führung nach einem Standard kurz vor der Pause, was Frankfurt sichtbar Sicherheit verlieh. Gewissermaßen verdiente sich die Eintracht die drei Punkte in der zweiten Halbzeit nachträglich.

Stimmen zum Spiel

Sportvorstand Fredi Bobic: Es war ein schwieriges Spiel. Der Gegner hat taktisch gut agiert, wir hatten die eine oder andere Schwierigkeit. Vor allem in der Innenverteidigung haben wir sehr gut agiert. Freddy Rönnow hat fehlerfrei gehalten. Wenn er gefordert war, war er da. Er hat Ruhe ausgestrahlt, war ruhig und sachlich. Ich freue mich riesig, dass er zu Null gespielt hat.

Sportdirektor Bruno Hübner: Es freut mich, dass wir mit einer neuen Kombination in der Dreierkette und neuem Torhüter fast nichts zugelassen haben, abgesehen von dem Pfostenschuss. Es war ein umkämpftes Spiel, in dem wir uns teilweise das Leben selbst schwer gemacht haben. Ballbesitz ist nicht entscheidend, insgesamt hatten wir ein Chancenplus. Rönnow hat souverän gehalten. Dass wir solch ein Kampfspiel für uns entscheiden konnten, macht es umso schöner. Jetzt geht es gegen Lüttich, das müssen wir erstmal gewinnen. Heute haben wir unsere Hausaufgaben gemacht.

Cheftrainer Adi Hütter: Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Es war das erwartet schwere Auswärtsspiel. Das tut uns in dieser Phase gut. Besonders freue ich mich für Frederik Rönnow, der zu Null gespielt hat, aber auch generell für unsere Abwehr. Dass die Wechsel nicht reibungslos verlaufen würden, war abzusehen und auch der Mannschaft von Guimaraes geschuldet. Am Ende geht es um Punkte, die sind uns gelungen. Evan Ndicka ist nicht der geborene Torjäger, aber es ist natürlich klasse, wenn ein solch junger Spieler, der mehrere Wochen nicht gespielt hat, das goldene Tor erzielt. Was aufs Tor kam, hat Freddy gehalten. Er ist durch ein Tal gegangen und hat heute seinen Teil dazu beigetragen, dass wir zu Null gewonnen haben. Martin Hinteregger war für mich überragend, der Fels in der Brandung. In der ersten Halbzeit war unser Aufbauspiel nicht gut, zu wenig vertikal und zu selten über die außen angelegt. Nach der Pause haben wir neben Martin einen der zentralen Mittelfeldspieler ins Aufbauspiel einbezogen. Es war ein Schlüsselspiel für das Weiterkommen. Gegen Lüttlich steht uns das nächste Schlüsselspiel bevor. Es ist noch ein weiter Weg.

Frederik Rönnow: Nach der Niederlage gegen Arsenal war das heute ein ganz wichtiges Spiel und ein entsprechend wichtiger Sieg. Für mich war es wichtig, zu Null gespielt zu haben, da es mein erstes Spiel seit dem Match bei Lazio Rom war. Jetzt gilt es möglichst schnell in den Rhythmus zu kommen, aber das kommt von Spiel zu Spiel. Es war kein schöner Sieg – aber ein verdammt wichtiger! Die drei Verteidiger vor mir waren sehr gut heute. Wir müssen uns finden und einspielen. Das ist wichtig. So kann es weitergehen.

Evan Ndicka: Es war ein schweres, kampfbetontes Spiel für uns. Ich war froh, von Beginn an spielen zu dürfen, es war ein schönes Gefühl. Vor allem, weil ich nach meinem Comeback, wenn man es so nennen möchte, eine gute Leistung zeigen konnte. Das Ergebnis nehmen wir so mit, man kann nicht immer alles haben und den Sieg mit einer Gala verbinden. Lieber so als anders herum. Die veränderte Abwehr bedeutete keine allzu große Umstellung, weil wir ja zusammen trainieren. Es war aber auch ein guter Gegner, den wir nie unterschätzt haben. Ich mache mir keinen Druck, bin durch ein Tal gegangen, wusste aber, dass ich irgendwann wieder spielen durfte. Das war heute der Fall, darauf habe ich mich eingestellt.

Sebastian Rode: Wir haben gegen einen guten Gegner gespielt. Es war ein wildes Spiel, das wir kaum unter Kontrolle bringen konnten. In der zweiten Hälfte hatten wir Chancen zum 2:0. Wenn uns das gelungen wäre, hätten wir die Partie im Griff gehabt. Am Ende haben wir verdient gewonnen.

Ivo Vieira (Trainer Vitória SC): Gegen einen in der zweiten Halbzeit starken Gegner wäre wie schon im ersten Spiel mehr möglich gewesen. Aber ein Spiel lebt von Toren, wer sie schießt, gewinnt. Meine Mannschaft hat alles auf dem Rasen gelassen und versucht, alle Aufgaben so gut wie möglich zu lösen – bis zum Tor. Wir befinden uns in einem Lehrgang. Wir sind am Wachsen, dafür hilft uns die Europa League. Um Tore auf diesem Level zu verhindern oder erzielen, müssen wir klüger werden. Meine Mannschaft hat alles gegeben.

Mehr Gewinner als gedacht

Der Auftritt in Guimaraes war sicher keiner für Feinschmecker. Umso wörtlicher nahm Frankfurt den Gegner Vitória.

„Es war kein schöner Sieg – aber ein verdammt wichtiger“, brachte Frederik Rönnow das 1:0 beim Vitória SC auf den Punkt. Der Torhüter hatte am Donnerstagabend besonders im Fokus gestanden, wie er sich selbst bewusst war: „Es war mein erstes Spiel seit der Auswärtspartie bei Lazio Rom.“ Das war Mitte Dezember 2018. Seither war der Däne meist zum Zuschauen verdammt oder, wenn sich die Chance auf einen Einsatz bot, verletzt. „Er hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir zu Null gewonnen haben“, freute sich Adi Hütter hinterher für seinen Schlussmann. Auch die Dreierabwehr, die ohne Kapitän David Abraham und Organisator Makoto Hasebe auskommen musste, lobte der Cheftrainer ausdrücklich. In dieselbe Kerbe schlug Bruno Hübner, der hervorhob: „Es freut mich, dass wir mit einer neuen Kombination in der Dreierkette und neuem Torhüter fast nichts zugelassen haben, abgesehen von dem Pfostenschuss.“

Grundsätzlich betrafen die Umstellungen vom eigenen bis zum gegnerischen Strafraum eine komplette Achse. Vor Rönnow gab Martin Hinteregger den Abwehrdirigenten, in den Augen von Landsmann Hütter war der Österreicher „überragend, der Fels in der Brandung.“ Davor rotierte Sebastian Rode für Daichi Kamada in die Mittelfeldzentrale, in der Spitze begann Goncalo Paciencia für Bas Dost. Womit in der Wiege des Landes des amtierenden Europameisters auf hessischer Seite doppelt so viele Portugiesen in der Startelf standen wie beim Gastgeber, wo einzig Torhüter Miguel Silva mehrmals gegen Namensvetter André Silva zur Stelle war. Die Umstellungen ließ Hütter gleichwohl nicht als Ausrede gelten, „in der ersten Halbzeit zu wenig vertikal und zu selten über die Außen“ agiert zu haben. Umso wichtiger war daher, dass eine Standardsituation fruchtete, als Djibril Sow, der drei der vergangenen fünf Treffer vorbereitete, für Evan Ndicka servierte, der mit dem Rücken zum Kasten zum Tor des Tages einköpfte. „Es ist natürlich klasse, wenn ein solch junger Spieler, der mehrere Wochen nicht gespielt hat, das Goldene Tor erzielt“, hob Coach Hütter auch hervor, wohl wissend, dass die Pausenführung nicht unbedingt den Spielverlauf widerspiegelte.

You can’t always get what you want

Um dem forschen Anlaufverhalten von Guimaraes mit drei Angreifern entgegenzuwirken, ließ sich Gelson Fernandes nach dem Seitenwechsel häufiger neben Hinteregger fallen, die Halbverteidiger klebten quasi an den Außenlinien, Erik Durm und Filip Kostic positionierten sich ohnehin vorgezogen, wodurch sich bei eigenem Ballbesitz gewissermaßen ein 4-4-2 ergab. Losgelöst von taktischen Überlegungen präsentierte sich die Eintracht im weiteren Spielverlauf vor dem eigenen Gehäuse weit konsequenter als vor dem des Gegners. „In der zweiten Hälfte hatten wir Chancen zum 2:0. Wenn uns das gelungen wäre, hätten wir die Partie im Griff gehabt“, hätte sich Rode mehr Kontrolle gewünscht. Dafür hatten die Gäste den eigenen Sechzehner im Griff, allen voran Ndicka, der acht der 18 Frankfurter Rettungsaktionen verzeichnete – und damit mindestens doppelt so viele wie jeder andere Feldspieler auf dem Rasen!

Der französische U21-Nationalspieler zeigte sich entsprechend überglücklich „nach meinem Comeback, wenn man es so nennen möchte, eine gute Leistung“ gezeigt zu haben. Der Innenverteidiger auf sich selbst wie Hütter auf Rönnow bezogen bemühten im Nachgang die Metapher vom „durchschrittenen Tal“ und stellten entsprechend am Ende den Sieg, zumal ohne Gegentor, über alles. Ndicka eindeutig: „Man kann nicht immer alles haben und den Sieg mit einer Gala verbinden. Lieber so als anders herum.“

Oder es mit Sportdirektor Hübner zu halten: „Dass wir solch ein Kampfspiel für uns entscheiden konnten, macht es umso schöner.“ Es war gewissermaßen stilbildend für den Einheitstag.

Nachklapp:

Eintracht-Fans von den nächsten beiden Auswärtsspielen in der Europa League ausgeschlossen

Die UEFA Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer hat am 17. Oktober ihre Entscheidung zu den Vorkommnissen im Rahmen des Europa-League-Auswärtsspiels bei Vitória SC getroffen. Zum einen wurde die Bewährung widerrufen, zu der die Auswärtsspiel-Sperrstrafe vom 10. Januar 2019 anlässlich des Zuschauerfehverhaltens in Rom beim Gruppenphasenspiel gegen Lazio ausgesetzt worden war. Zum anderen wurde Eintracht Frankfurt mit einer zusätzlichen Sperrstrafe für ein weiteres Auswärtsspiel belegt.

Damit ist es Eintracht Frankfurt untersagt, für die nächsten beiden Auswärtsspiele in der Gruppenphase der UEFA Europa League bei R. Standard de Liège am 7. November und gegen Arsenal FC am 28. November Eintrittskarten gleich welcher Kategorie zu vergeben.

„Das ist zweifellos eine harte Entscheidung der UEFA. Natürlich werden wir, sobald uns die Entscheidungsgründe vorliegen, zumindest mit Blick auf das Spiel in London auch die Erfolgsaussichten einer Berufung prüfen“, so Vorstandsmitglied Axel Hellmann in einer ersten Reaktion auf das Urteil. „Wir werden uns aber vor allem intensiv mit der Frage zu beschäftigen haben, wie wir unser aller Ziel, gemeinsam sportliche Festtage in europäischen Klubwettbewerben feiern zu dürfen, zukünftigwirksamer vor dem Fehlverhalten Weniger schützen können.“

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de





 

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