1. FC Union Berlin - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2019/2020 - 6. Spieltag

1:2 (0:0)

Termin: 27.09.2019, 20:30 Uhr
Zuschauer: 22.012
Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)
Tore: 0:1 Dost (48.), 0:2 Silva (62.), 1:2 Ujah (86.)

 

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1. FC Union Berlin
Eintracht Frankfurt

  • Gikiewicz
  • Trimmel
  • Friedrich
  • Subotic
  • Reichel
  • Schmiedebach
  • Gentner
  • Andrich
  • Gogia
  • Bülter
  • Andersson

 


  • Trapp
  • Toure
  • Hasebe
  • Hinteregger
  • Sow
  • Fernandes
  • Durm
  • Kostic
  • Kamada
  • Dost
  • Silva

 

Wechsel
  • Becker für Gogia (59.)
  • Mees für Bülter (66.)
  • Ujah für Schmiedebach (66.)
Wechsel
  • Kohr für Kamada (71.)
  • Chandler für Durm (77.)
  • Paciencia für Dost (83.)
Trainer
  • Urs Fischer
Trainer

 

 

Dost und Silva sichern Auswärtssieg

Die Eintracht gewinnt am Freitagabend beim 1. FC Union Berlin die intensive Bundesliga-Partie mit 2:1 (0:0) und feiert im dritten Anlauf den ersten Auswärtssieg der Saison.

Ausgangssituation: Eintracht mit Rückenwind

Nach dem gefühlten Sieg gegen Borussia Dortmund (2:2) am vergangenen Sonntag hatte die Eintracht Selbstvertrauen getankt. Union schlug den BVB zuhause sogar (3:1), es war am dritten Spieltag der bis dato einzige Saisonerfolg der Köpenicker. Zuletzt verloren die Mannen von Urs Fischer in Leverkusen mit 0:2.

Personal: Dost und Kamada beginnen

Adi Hütter nahm zwei Wechsel gegenüber der vergangenen Partie vor. Daichi Kamada rückte als Zehner für Dominik Kohr ins Mittelfeld, das bedeutete eine etwas offensivere Variante als zuletzt. Ganz vorne erhielt Bas Dost den Vorzug vor Goncalo Paciencia. David Abraham fehlte mit Rückenproblemen ebenso wie Danny da Costa (muskuläre Probleme). Union begann in einer etwas defensiveren Grundordnung als zuletzt. Sebastian Polter fehlte nach seiner Roten Karte zuletzt, Urs Fischer bot einen zusätzlichen Mittelfeldspieler auf und ließ Sebastian Andersson als einzige Spitze starten.

Intensiv und stimmungsvoll

Die Eisernen begannen vor 22.012 Zuschauern in der ausverkauften Alten Försterei mit viel Elan, ihnen gehörte die erste Viertelstunde inklusive einer großen Möglichkeit. Nach einer flachen Trimmel-Ecke schloss Friedrich aus sieben Metern ab, Trapp bekam gerade noch die Beine zu (7.). In einer intensiven Partie mit vielen langen Bällen der Eintracht und toller Unterstützung beider Fanlager spielte sich das Geschehen oft im Mittelfeld ab, beide Teams fighteten um jeden Zentimeter. Die Gäste bekamen wenig Räume, wurden aber mit zunehmender Spieldauer aktiver und erarbeiteten sich mehr Ballbesitz. Die erste Gelegenheit war jedoch eher dem Zufall geschuldet, als Dost in das Union-Aufbauspiel grätschte und damit Silva bediente. Der Portugiese war alleine auf dem Weg zum Tor, wollte aber dann noch einen Haken schlagen – der Angriff verpuffte (16.). Nach etwa einer halben Stunde begann die beste Phase der Eintracht in der ersten Halbzeit, die fast ein Powerplay bis zur Pause wurde. Aus der optischen Überlegenheit ergaben sich für die Hütter-Elf jedoch nur Halbchancen, weil der vorletzte oder letzte Pass zu ungenau blieb. Durm und Sow probierten es binnen wenigen Sekunden (42.), ein Union-Bein oder Gikiewicz im Kasten waren aber wie auch in anderen Szenen immer dazwischen.

Sturmduo trifft

Die Eintracht knüpfte an die Schlussviertelstunde vor der Pause umgehend an und ging durch Bas Dost in Führung (48.). Kostic hielt aus 16 Metern in halblinker Position einfach mal drauf, Ginkiewicz ließ kurz abprallen und Dost staubte ab. Nach 62 Minuten legten die Adlerträger mit einem wunderschönen Angriff nach. Djibril Sow flankte punktgenau auf André Silva, der gegen Ginkiwiecz‘ Laufrichtung schulmäßig aus zentraler Position einköpfte (62.). Union war damit noch nicht ausgeknockt, blieb weiter engagiert und brachte mit Anthony Ujah den zweiten Stürmer (65.). Becker prüfte eine Viertelstunde nach seiner Einwechslung Trapp mit einem Schlenzer, der Gästetorhüter lenkte das Leder um den Pfosten. Das gelang ihm in der 86. Minute nicht mehr, als Ujah per Direktabnahme verkürzte und damit eine packende Schlussphase einläutete. Letztlich zitterte die Eintracht den Sieg über die Ziellinie. Wermutstropfen: In der letzten Szene der Partie rasselten Trapp und Hasebe zusammen. Der Japaner war kurz bewusstlos, Trapp spürte etwas in der Schulter. "Die nächsten Tage werden zeigen, wie es mit den beiden weitergeht", sagte Adi Hütter in der Pressekonferenz.

Fazit: Verdienter Erfolg

Nach einer Viertelstunde kam die Eintracht in Fahrt und hatte schon vor der Pause die Partie im Griff. Dennoch war das Remis zur Pause leistungsgerecht, weil die intensive Partie nur jeweils einen Höhepunkt auf beiden Seiten bot. Das änderte sich in der zweiten Halbzeit, das Sturmduo Dost/Silva sorgte für die 2:0-Führung. Union hielt mit allen Mitteln dagegen, wurde vom Publikum getragen und belohnten sich mit dem Anschlusstreffer, schaffte aber nicht mehr die Wende. Eintrachts Defensive hielt dem Druck stand, so standen am Ende verdiente drei Punkte zu Buche - die ersten Auswärtszähler der Saison und der erste Bundesliga-Sieg in der Fremde seit dem 6. April auf Schalke (seither vier Niederlagen und ein Remis).


Stimmen zum Spiel

Djibril Sow: Ich brauche Zeit, um in den Rhythmus zu kommen. Aber ich fühle mich immer besser. Es war in der ersten Halbzeit harte Arbeit. Es ging sehr viel über den Kampf. Aber wir waren bereit. Im zweiten Durchgang haben wir besser und mehr Fußball gespielt und nicht unverdient gewonnen. Vor meiner Flanke auf Silva bekomme ich einen perfekten Ball in die Tiefe von Erik Durm, da konnte ich schnell umschalten. Ich habe heute auf einer etwas anderen Position gespielt, das war aber kein Problem für mich. Ich bin flexibel. Der Sieg gibt uns Selbstvertrauen in unserem Spiel. Ich hoffe, dass wir am Donnerstag in Guimaraes nachlegen können.

Bas Dost: Ich glaube, dass wir in den ersten 15 Minuten durchaus Probleme hatten. Die Fans haben hier mächtig Alarm gemacht. Vor meinem Tor mache ich als Stürmer einen Laufweg, den du als Angreifer 100 Mal machst, davon 99 Mal umsonst. Heute hat alles geklappt, da musst du als Stürmer stehen in der Situation. Ich denke, dass ich es heute schon deutlich besser gemacht habe als in den vergangenen Spielen. Bei den Flanken habe ich aber noch Luft nach oben. Es läuft gut, wir sind heute zufrieden. Aber es geht noch mehr. Guimaraes hat eine gute Mannschaft. Aber: Wenn wir dort so spielen wie heute, gewinnen wir.

Fredi Bobic: Es war wichtig heute und es war Zeit, dass wir uns auswärts belohnen. Etwas ärgerlich war der Anschlusstreffer. Aber insgesamt hatten wir alles im Griff. Jeder Stürmer braucht Tore. Es ist die Luft zum atmen für die Jungs. Schön, dass es vorne wieder so gut klappt.

Adi Hütter: Das waren wichtige drei Punkte. Insgesamt war es sehr viel Kampf. Wir hatten die richtigen Momente mit den zwei Toren, das war der Schlüssel zum Sieg. Wenn man so kurz vor Schluss den Anschlusstreffer bekommt, muss man natürlich aufpassen, weil auch das Stadion nochmal kommt. Wichtig ist, dass beide Stürmer getroffen haben und wir ein gutes Auswärtsspiel gemacht haben. Wir haben nicht alles richtig gemacht, aber ich habe eine Mannschaft gesehen, die gefightet hat. Wir haben lange nicht mehr auswärts gewonnen, da freue ich mich umso mehr über den Sieg. Das Ergebnis hat gestimmt, da hatten wir zuletzt auch hin und wieder Pech. Nächste Woche wollen wir in Portugal die Niederlage gegen Arsenal vergessen machen.

Urs Fischer (Trainer 1. FC Union Berlin): Die Eintracht war nach der Pause sehr effizient. Sie haben das, was wir zugelassen haben, eiskalt ausgenutzt. Die Jungs haben die Reaktion gezeigt, die wir gefordert haben. Es war ein ganz anderer Auftritt von uns als vergangene Woche bei der Niederlage in Leverkusen. Die Mannschaft hat bis zum Schluss daran geglaubt und alles versucht. Ein Punkt wäre verdient gewesen. Ich kann der Mannschaft keinen großen Vorwurf machen, weil sie alles investiert hat.

Neven Subotic (Spieler 1. FC Union Berlin): Der Seitenwechsel vor dem 0:1 war gut gemacht, und der Schuss von Kostic ist schwierig für den Keeper. Dann macht es Dost einfach wie ein Klassestürmer. Bis dahin haben wir es gut gemacht und das Spiel offen gestaltet. Beim zweiten Gegentor müssen wir als Mannschaft mehr machen, da sind alle gefragt. Die Flanke auf den Stürmer kommt perfekt, aber wir müssen das anders verteidigen, besser in die Zweikämpfe kommen und möglichst auch die Flanke verhindern. Die Eintracht war heute eiskalt und hat ihre wenigen Chancen genutzt. Über 90 Minuten haben wir ein solides Spiel gemacht, nur bei den beiden Gegentoren sahen wir nicht gut aus. Über den Kampf. Aber wir waren bereit. Im zweiten Durchgang haben wir besser und mehr Fußball gespielt und etwas unverdient verloren.

Vorgelegt

Die Eintracht hat am Freitagabend in dreifacher Hinsicht Vorarbeit geleistet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Rein faktisch betrachtet brachte der 2:1-Sieg beim 1. FC Union Berlin drei Punkte mehr und zumindest für eine Nacht den Sprung auf Platz sieben mit sich. Der hatte auch in der Endabrechnung der Saison 2018/19 zu Buche gestanden. Fortschritte machte die Eintracht demnach nicht nur tabellarisch, sondern auch hinsichtlich der eigenen Selbstwahrnehmung. Das wäre der offensichtlichste Fortschritt.

„Wir haben lange nicht mehr auswärts gewonnen, da freue ich mich umso mehr über den Sieg“, nahm Cheftrainer Adi Hütter nach dem nicht immer ansehnlichen, aber höchst emotionalen Fight Bezug auf die Tatsache, seit dem Last-Second-Triumph auf Schalke im April nicht mehr in fremden Bundesligastadien gewonnen zu haben. Punkt zwei.

Punkt drei: So ehrenhaft in dieser Ligaspielzeit vier Punkte nach zwischenzeitlichem Rückstand sowie das gedrehte Play-off-Duell gegen Strasbourg und das Pokalspektakel in Mannheim auch sind, war das 2:0-Polster in der Hauptstadt nach einer Stunde schon eher im Sinne der Adlerträger und aller, die es mit ihnen hielten. Chefcoach Hütter hatte erst neulich erkannt, „dass wir aktuell für eigene Führungen etwas mehr investieren müssen.“ Am Abschlusseifer hatte es bei der nach fünf Spieltagen mit 82 Versuchen drittschussfreudigsten Mannschaft der Liga gewiss nicht gefehlt, wohl aber an der Zielsicherheit.

Der entscheidende Prozentpunkt

Sinnbildlich, wie Bas Dost, der an der Seite von André Silva das Vertrauen von Anfang an erhielt, hinterher seinen Führungstreffer erklärte: „Vor meinem Tor mache ich als Stürmer einen Laufweg, den du als Angreifer 100 Mal machst, davon 99 Mal umsonst.“ Doch genau dieser eine Lauf brachte letztlich den berühmten Knoten zum Platzen, als der 196 Zentimeter lange Niederländer das Leder mit seinen Gräten über die Linie stocherte. Eine Viertelstunde später wirkte es teilweise wie in „den guten alten Zeiten“, als der nächste neue Stürmer Silva zum 2:0 einköpfte. Wie am vergangenen Sonntag gegen Dortmund auf Vorlage von Djibril Sow, der den eigentlichen Außenstürmer Erik Durm hinterlief und maßgerecht einflankte. Schütze und Lieferant waren übrigens die beiden lauffreudigsten Frankfurter, der Schweizer mit 12,74 Kilometern sogar auf dem gesamten Feld, der Portugiese ließ sich mit 11,21 Kilometern ebenso wenig lumpen. „Ich habe heute auf einer etwas anderen Position gespielt, das war aber kein Problem für mich“, kommentierte Sow hinterher sein Aufgabenprofil auf der Doppelsechs neben Eidgenosse Gelson Fernandes, der zum zweiten Mal in Folge für den angeschlagenen Sebastian Rode und den zunächst geschonten Dominik Kohr den „Staubsauger-Vertreter“ im besten Sinne abgab.

Überhaupt gilt es zu beachten, dass über Mittelfeldterrier Rode hinaus auch Kapitän David Abraham und mit Danny da Costa der Dauerbrenner der vergangenen Spielzeit kurzfristig ausfielen, was die Adler aber kollektiv aufzufangen wussten. Beispielsweise verzeichnete Almamy Toure mit 14 die meisten gewonnen Zweikämpfe, Silva gewohnt behauptungsstark derer 13. Das letzte Duell des Spiels fand zum Bedauern aller Beteiligter unfreiwillig zwischen Makoto Hasebe und Kevin Trapp statt, was Fußballlehrer Hütter als einzigen Wermutstropfen bezeichnete, um dann abzuschließen: „Das Ergebnis hat gestimmt, da hatten wir zuletzt auch hin und wieder Pech.“ Glücklich war der Triumph in Köpenick gleichwohl nicht.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de



 

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