Eintracht Frankfurt - Arsenal London

EuropaLeague 2019/2020 - Gruppe F, 1. Spiel

0:3 (0:1)

Termin: 19.09.2019, 18:55 Uhr
Zuschauer: 47.000
Schiedsrichter: Davide Massa (Italien)
Tore: 0:1 Willock (38.), 0:2 Saka (85.), 0:3 Aubameyang (87.)

 

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Eintracht Frankfurt
Arsenal London

  • Trapp
  • Abraham
  • Hasebe
  • Hinteregger
  • da Costa
  • Kohr (79.)
  • Sow
  • Kostic
  • Kamada
  • Dost
  • Silva

 


  • E. Martinez
  • Chambers
  • Mustafi
  • David Luiz
  • Kolasinac
  • Torreira
  • G. Xhaka
  • Willock
  • Smith Rowe
  • Aubameyang
  • Saka

 

Wechsel
  • Paciencia für Dost (66.)
  • Chandler für da Costa (74.)
Wechsel
  • Pepé für Smith Rowe (60.)
  • Dani Ceballos für Willock (72.)
  • Maitland-Niles für Kolasinac (80.)
Trainer Trainer
  • Unai Emery

 

 

Großer Einsatz, keine Punkte

Die Eintracht schnuppert lange am Punktgewinn, muss sich dem Arsenal FC aber am Ende 0:3 geschlagen geben.

Wie 2018 startete die Eintracht gegen einen Vorjahresfinalisten in die Gruppenphase der UEFA Europa League, die sie sich über 40 Spiele in Liga und Quali beschert hatte. Sowohl die Hessen als auch die Gäste aus London blickten auf einen soliden Saisonstart mit jeweils zwei Siegen. Die Gunners hatten die vorangegangenen drei Spiele in der Premier League nicht gewinnen können und am Sonntag in Watford eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben. Frankfurt hatte beim 1:2 in Augsburg auch das zweite Auswärtsspiel verloren. Doch am Donnerstagabend spielte das keine Rolle, es hieß: Flutlicht, Stadtwald, International!

Personal: Startelfdebüt für Dost

Im Vergleich zum ergebnis- und teilweise leistungsmäßig unbefriedigenden Auftritt in der Fuggerstadt beließ es Adi Hütter bei drei Änderungen. Der Cheftrainer tauschte im Sturm Bas Dost für Goncalo Paciencia, auf der Doppelsechs begann Dominik Kohr, der schon beim FCA nach seiner Einwechslung für Belebung gesorgt hatte, für den am Knie lädierten Sebastian Rode, und der wiedergenesene Filip Kostic begann anstelle Timothy Chandlers auf der linken Außenbahn.

Frankfurt heißblütig, Gunners eiskalt

Die 47.000 Zuschauer in der restlos ausverkauften Commerzbank-Arena erlebten von der ersten Sekunde eine Premiere zweier Teams, die vornehmlich um fußballerische Lösungen bestrebt und abwechselnd am Drücker waren. Nach je einem Warnschuss von Djibril Sow auf Emiliano Martínez (4.) und Lucas Torreira (5.) rissen die Hausherren zunächst das Spiel an sich und paarten aufmerksames Gegenpressing mit überlegten Angriffszügen. Doch weder Kostic, der erst am Außennetz (18.), dann an Martínez (23.) scheiterte, noch Daichi Kamada (25.) oder André Silva (45.), die beide aus halbrechter Position im Eins-gegen-eins mit dem Gunners-Goalie unterlagen, konnten den ab Mitte der ersten Halbzeit herrschenden Dauerdruck in Zählbares ummünzen. Auch Dost verzog aus der Drehung knapp (21.).

Auf der anderen Seite präsentierten sich die Engländer bei Ballgewinn erwartungsgemäß zielstrebig und kamen durch ihre schnelle Offensivreihe ihrerseits zu einer Handvoll Einschussgelegenheiten. Erst ließ Pierre-Emerick Aubameyang David Abraham stehen und flankte halbhoch auf Joe Willock, der seine Direktabnahme zu hoch ansetzte (29.). Kurz darauf eroberte Granit Xhaka das Leder von Djibril Sow, woraufhin Kevin Trapp in höchster Not gegen Emile Smith Rowe rettete (32.). Der Torwart war dann aber machtlos, als sich der nächste Gegenstoß über Willock abgefälscht über die Unterkante der Latte in die Maschen senkte (38.).

Eintracht drückt, Arsenal trifft

Vom vermeidbaren Rückstand angestachelt hielt sich der Gastgeber nach dem Seitenwechsel umso weniger zurück. Von den forschen Flügelangriffen fanden die ersten jedoch ebenso wenig den Weg ins Ziel. Aus dem linken Halbraum schossen in vollem Tempo Silva drüber (49.) und Kostic auf Martínez (54.). Im Gegenzug setzte Xhaka einen als Hereingabe vermuteten Freistoß direkt an den Querbalken (56.). Wiederum nur wenige Augenblicke später bediente der Serbe den Portugiesen, der etwas in Rücklage geriet (59.). In der Folge blieben die Adler genauso hartnäckig wie die Hauptstädter in Lauerstellung. Zwischen Trapps Abwehr gegen Willock (67.) und Bukayo Saka (78.) rauschte Kostics scharfe Hereingabe an Freund und Feind und dem langen Pfosten vorbei (68.). Als nur noch eine Viertelstunde zu spielen war, wurde das ansehnliche Geschehen immer hektischer, dazu sah Kohr nach wiederholtem Foulspiel Gelb-Rot. Weil Aubameyang freistehend vorbei schoss (83.), blieb der Punktgewinn bis zum Schluss in Reichweite, doch Saka (85.) und Aubameyang nach einem Konter (87.) machten den Sack für die Gunners zu.

Fazit: Ein Stückchen fehlt

Die Eintracht tat alles dafür, dem Favoriten beinahe ein Bein zu stellen, ließ es aber in den entscheidenden Momenten vor dem gegnerischen wie eigenen Gehäuse an der letzten Konsequenz vermissen. Der Arsenal FC verdiente sich die drei Punkte durch einen Schuss mehr Präzision, wenngleich das Ergebnis den Leistungsunterschied nicht widerspiegelt.

Stimmen zum Spiel

Sportvorstand Fredi Bobic: So kann es im Fußball laufen. Die Jungs haben ein gutes Spiel gezeigt, Arsenal war brutal effizient und hat eben diese Qualität. Aber das ist nicht schlimm – es geht weiter! Die Fans in der Kurve haben ein sehr gutes Gespür. Diese Szenen machen den Klub, das macht Eintracht Frankfurt aus.

Cheftrainer Adi Hütter: Die Niederlage ist bitter, denn das Ergebnis passt nicht zur Leistung. Wir haben uns viele Chancen herausgespielt, uns gelang aber kein Tor. Das hätte unserem Spiel gutgetan und auch die Fans noch mal zusätzlich gepusht. Wir gewinnen und verlieren zusammen. Die neuen Spieler brauchen noch Zeit, das ist normal. Die Chancen hatten wir aber, das ist erst mal ganz wichtig, denn dann werden auch die Tore kommen. Wir haben heute gegen den klaren Favoriten der Gruppe gespielt, dessen Qualität wir gesehen haben. Am Sonntag werden wir wieder alles versuchen, um Dortmund herauszufordern. Wir müssen die Lehren aus diesem Spiel ziehen und daraus lernen. An der Chancenverwertung und dem Selbstvertrauen müssen wir arbeiten, die Effizienz der vergangenen Spielzeit kam auch nicht von heute auf morgen. Nach der Vorsaison ist die Erwartungshaltung eine andere, das ist ganz normal.

Bas Dost: Wir hätten mehrere Tore schießen können. Es ist positiv, dass wir Chancen herausgespielt haben. Am Ende ist die Niederlage zu hoch ausgefallen. Bis zum 0:2 haben wir es richtig gut gemacht, aber verpasst, ein Tor zu erzielen. Schön, dass ich von Anfang an ran durfte, das ist lange her und hilft mir. Die Spritzigkeit fehlt mir noch, das nervt zwar ein bisschen, doch sie kommt bald zurück. Für mich persönlich sehe ich noch Luft nach oben, ich kann es besser. Für André Silva ist das alles noch neu, er hat seine Sache trotzdem sehr gut gemacht. Wir müssen das Spiel abhaken, die Fans stehen immer hinter uns.

Unai Emery (Trainer Arsenal FC): Wir wussten, dass es schwierig wird. Die Eintracht ist offensivstark und verfügt über gute Spielverlagerungen. Wir haben defensiv gut gearbeitet und gut gepresst. Die jungen Spieler haben eine Chance erhalten, es richtig gut gemacht und Selbstvertrauen getankt. Jeder kann glücklich sein. Es ist wichtig, dass wir gut gestartet sind.

Skhodran Mustafi: Das war vielleicht das schwerste Spiel der Vorrunde. Die Eintracht war in der Vorsaison im Halbfinale, das sagt alles. Am Ende haben wir heute die Tore gemacht und verdient gewonnen. Ich habe zum ersten Mal in Frankfurt gespielt, obwohl ich geborener Hesse bin. Es war schön, Teile meiner Familie waren heute im Stadion. Die Eintracht ist ein Team, das immer und gegen jeden Gegner Fußball spielen will. Die Stimmung war schon intensiv, das habe ich meinen Mannschaftskollegen auch vorhergesagt.

Bukayo Saka: Es war nicht einfach heute, wir mussten an unsere Stärken glauben und viel arbeiten für diesen Erfolg. Wir hatten viele sehr junge Spieler auf dem Platz, die sich gut geschlagen haben. Trotzdem war es eine große Herausforderung, hier zu bestehen.

Wie es geht – und wie nicht

Die Eintracht spielt mit Power, der Arsenal FC antwortet mit Präzision und sorgt damit für die höchste internationale Heimniederlage der Frankfurter Vereinsgeschichte.

Dass der Auftakt in die Gruppenphase der UEFA Europa League erst ganz zum Schluss deutlich verloren ging, empfand nicht nur Adi Hütter als unverhältnismäßig. „Das Ergebnis passt nicht zur Leistung“, sagte der Cheftrainer im Nachgang. Tatsächlich hatte der Gastgeber dem Vorjahresfinalisten aus London das Leben denkbar schwer gemacht, sich in manchen Situationen aber auch selbst im Weg gestanden. „Die Eintracht ist offensivstark und verfügt über gute Spielverlagerungen“, erkannte Gästecoach Unai Emery hinterher das mutige und variable Auftreten der Adlerträger an, die in einem lange ausgeglichenen Schlagabtausch der Auswertung der UEFA zufolge 44:23 gefährliche Angriffe fuhr, also solche, die bis zum oder in den Strafraum führten, denen 24:17 Abschlüsse folgten. Allein, 7:6 derer fanden den Weg aufs Tor, die Hälfte davon auf Londoner Seite saßen.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – so einfach ist die Lehrstunde gleichwohl nicht abzuhaken. „Die Effizienz der vergangenen Spielzeit kam auch nicht von heute auf morgen“, ist sich Hütter bewusst. Zumal sich die Angriffsreihe der Vorsaison bereits zuvor ein Jahr lang aufeinander einstimmen konnte, während am Donnerstagabend fünf Akteure in der Startelf standen, die im Sommer neu oder zurück an den Main gewechselt sind. Im Vergleich mit dem Halbfinalrückspiel beim Chelsea FC blieb die Defensive zwar unverändert, wenngleich Makoto Hasebe seinerzeit im defensiven Mittelfeld aufgelaufen war, zwischen Dreierkette und Außenbahnen starteten aber mit Dominik Kohr, Djibril Sow, Daichi Kamada, André Silva und Bas Dost eine Handvoll Neuankömmlinge. „Für mich persönlich sehe ich noch Luft nach oben, ich kann es besser“, räumte letzterer im Nachgang freimütig noch Frischedefizite ein.

Scharfe Sinne, stumpfe Klinge

Generell präsentierten sich die Frankfurter Fußballer abgesehen vom elanvollen und griffigen Dauerdruck zwischen der 10. und 30. Minute nicht immer auf Ballhöhe. Dass beide Seiten über starke Umschaltaktionen verfügen, belegen 29:30 Ballgewinne, die aus Sicht der Hausherren teilweise als vermeidbare Ballverluste einzuordnen waren, aber auch dank mehreren entschärften Eins-gegen-eins-Duellen von Kevin Trapp, der sein 150stes Pflichtspiel für die Eintracht bestritt, nicht ins Gewicht fielen.

Zu berücksichtigen wäre ferner, dass zwei der drei Gegentreffer in Unterzahl fielen, nachdem Kohr nach seinem fünften Foul Gelb-Rot gesehen hatte. Profiteur der neuen Freiräume war nicht zuletzt Bukayo Saka, der bei jedem Tor seine Füße in Spiel hatte und meinte: „Es war eine große Herausforderung, hier zu bestehen.“ Überraschend dürfte das angesichts der Warnungen von Teamkollege Skhodran Mustafi nicht gekommen sein: „Die Stimmung war schon intensiv, das habe ich meinen Mannschaftskollegen auch vorhergesagt“, verriet der bis zur Einwechslung Timothy Chandlers einzige gebürtige Hesse auf dem Rasen.

Die Sinne waren also auf beiden Seiten geschärft, der Rolle des unterschätzbaren Underdogs hat sich Frankfurt mit dem Einzug ins Halbfinale 2018/19 erfolgreich entledigt. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass die aktuelle Ausbeute sogar besser ist als zum vergleichbaren Zeitpunkt vor einem Jahr: Damals hatte die Eintracht in der Bundesliga vier Punkte, jetzt sechs, im DFB-Pokal war in der ersten Runde Schluss gewesen, im Oktober geht es zum FC St. Pauli.

Am Sonntag gastiert aber zunächst das nächste Spitzenteam im Stadtwald. „Wir werden wieder alles versuchen, um Borussia Dortmund herauszufordern“, hält Hütter auch gegen den Vizemeister das Visier geöffnet. Dann idealerweise mit wieder geschärftem Sinne und schärferer Klinge.

Geldstrafe für Eintracht Frankfurt – Bruno Hübner für zwei Spiele gesperrt

Wegen des Werfens von Gegenständen, des Abbrennens von Pyrotechnik und des Blockierens von Treppen durch eigene Anhänger im Rahmen der Play-off-Spiele zur Qualifikation für die Gruppenphase der UEFA Europa League gegen RC Strasbourg am 22. und 29. August 2019 ist Eintracht Frankfurt am Nachmittag durch die Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkommission der UEFA zu einer Gesamtgeldstrafe in Höhe von 58.000 Euro verurteilt worden. Zudem bleibt beim nächsten Heimspiel in der UEFA Europa League ein Block auf der Haupttribüne oberhalb des Spielertunnels, aus dem das Schiedsrichtergespann mit Gegenständen beworfen wurde, gesperrt.

Eintracht Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner ist von der Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkommission der UEFA mit einer Sperre von zwei Spielen belegt worden. Hübner war beim Play-off-Rückspiel zur Qualifikation für die Gruppenphase der UEFA Europa League gegen den RC Strasbourg nach einer verbalen Auseinandersetzung mit dem Schiedsrichtergespann und Mitgliedern der Strasbourger Mannschaft vom leitenden Schiedsrichter auf die Tribüne verbannt worden. Die damit ohnehin verbundene automatische Sperre für ein Spiel, die bereits mit dem gestrigen Spiel gegen den Arsenal FC verbüßt wurde, ist von der Kommission nun auf zwei Spiele erhöht worden. Über die Einlegung von Rechtsmitteln wird bis Anfang der kommenden Woche entschieden.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de







 

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