SV Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 2019/2020 - 1. Hauptrunde

3:5 (2:2)

Termin: 11.08.2019, 15:30 Uhr
Zuschauer: 24.302
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Sulejmani (3.), 2:0 Sulejmani (11.), 2:1 Kamada (21.), 2:2 Kostic (45.), 3:2 Marx (73.), 3:3 Rebic (76.), 3:4 Rebic (82.), 3:5 Rebic (88.)

 

>> Spielbericht <<

 SV Waldhof Mannheim
Eintracht Frankfurt

  • Scholz
  • Marx
  • Schultz
  • M. Seegert
  • Conrad
  • Christiansen
  • Ma. Schuster
  • Deville
  • G. Korte
  • Diring
  • Va. Sulejmani

 


  • Trapp
  • Abraham
  • Hasebe
  • Hinteregger
  • Kohr
  • Fernandes
  • da Costa
  • Kostic
  • Kamada
  • Joveljic
  • Rebic

 

Wechsel
  • Ferati für G. Korte ( 63.)
  • Koffi für Sulejmani (67.)
  • M. Celik für Christiansen (84.)
Wechsel
  • Durm für da Costa (46.)
  • Paciencia für Joveljic (58.)
  • Gacinovic für Fernandes (75.)
Trainer
  • Bernhard Trares
Trainer

 

 

Torspektakel mit Happy End

Die Eintracht gleicht bei Waldhof Mannheim zwei Rückstände aus und zieht dank eines Hattricks von Ante Rebic in die zweite Runde des DFB-Pokals ein.

Ausgangssituation: Veränderte Vorzeichen

Erste Hauptrunde DFB-Pokal, Klein fordert Groß – die Konstellation hatte bereits am Freitag und Samstag vielen vermeintlichen Favoriten Probleme bereitet, weil sich die unterklassigen Mannschaften bereits im Ligarhythmus befanden, während die Bundesligisten ihr erstes Pflichtspiel bestritten. Davon konnte die Eintracht aus dem Vorjahr ein Lied singen. Diesmal standen dank der Qualifikationsphase für die UEFA Europa League die Vorzeichen anders, wenngleich der Aufsteiger nach vier ungeschlagenen Drittligapartien mit einer breiten Brust antrat.

Personal: Rückkehr von Trapp und Doppelspitze

Im Vergleich zum glatten 5:0 in Vaduz lief eine auf drei Positionen veränderte Startelf auf. Erwartungsgemäß feierte Rückkehrer Kevin Trapp sein Saisondebüt zwischen den Pfosten, außerdem kehrten die in Liechtenstein eingewechselten Dejan Joveljic und Ante Rebic in den Angriff zurück, sodass Daichi Kamada wieder den zentralen Part hinter der Doppelspitze übernahm. Dahinter blieben Außenbahnen, Doppelsechs und Dreierabwehrkette identisch besetzt.

Kalt erwischt, zurückgekämpft

Bei schwülen äußeren Bedingungen hatten die Gäste aus Frankfurt schnell das zweifelhafte Vergnügen einer kalten Dusche. Nach zwei Minuten schickte Valmir Sulejmani Gian-Luca Korte auf die Reise, der zunächst am zur Seite abwehrenden Trapp scheiterte. Im zweiten Versuch legte Maurice Deville quer auf den nachgerückten Sulejmani, der ins leere Tor einschob (3.). Nur kurz darauf erneut der Mannheimer Mittelstürmer, als er nach einem Ballverlust im Mittelfeld steil ging, Martin Hinteregger stehen ließ und trocken zum 2:0 abschloss (11.).

Nach einer Viertelstunde bekam die Eintracht das anfangs wilde Geschehen etwas besser unter Kontrolle, verzeichnete mehr Ballbesitzanteile, sah sich aber weiter zielstrebigen Nadelstichen der Badener ausgesetzt. So setzte sich in der 20. Minute Dorian Diring über die linke Seite durch und verfehlte den Kasten um Haaresbreite. Im Gegenzug kam sogleich Rebic zum Abschluss, dessen abgewehrter Versuch zu Kamada prallte. Der Japaner zögerte nicht lange und erzielte aus halbrechter Position flach den Anschlusstreffer (21.). In der Folge nahmen Konzentration und Kompaktheit der Adler weiter zu, im Spiel nach vorne fehlten gegen massive Mannheimer aber zündende Ideen. Kurz vor der Pause flankte sodann Danny da Costa auf Joveljic, der denkbar knapp vorbei köpfte (43.). Als wenige Augenblicke später auf der rechten Seite kein Durchkommen mehr war, erblickte David Abraham den eingerückten Filip Kostic, der aus der zweiten Reihe ansatzlos ins rechte untere Eck zum 2:2 einschoss (45. + 1). Die Punktlandung zum Pausentee.

Rebics Meisterstück

Die Intensität des ersten Durchgangs nahm nach dem Seitenwechsel zunächst ab, dafür die Dominanz der Eintracht deutlich zu. Die Hessen hätten die Partie gemessen am Chancenverhältnis nach einer Stunde entschieden haben können. Erst dribbelte Rebic in den Strafraum und bediente Joveljic, dessen Abschluss aus acht Metern Markus Scholz gerade so entschärfen konnte (51.). Der SVW-Schlussmann trieb die Frankfurter auch danach zur Verzweiflung. Erst parierte er einen Distanzknaller von Dominik Kohr (56.), dann war er innerhalb weniger Sekunden bei Kopfbällen des eingewechselten Goncalo Paciencia und Martin Hinteregger zur Stelle (65.).

Erst Mitte der zweiten Halbzeit befreiten sich die Hausherren allmählich wieder aus der Umklammerung, insbesondere der neu gekommene Kevin Koffi sorgte für Alarm. Und Jan Hendrik Marx plötzlich für das überraschende 3:2, als der vorgerückte Rechtsverteidiger einfach mal ins lange Eck abzog (73.). Der Pokalsieger von 2018 ließ sich davon aber nicht beirren und antwortete mit einem Doppelschlag durch Vizeweltmeister Rebic, der am langen Pfosten eine Flanke des nach der Pause eingewechselten Erik Durm über die Linie drückte (76.) und fünf Minuten darauf nach einer feinen Körpertäuschung die Kugel zum 4:3 für die Eintracht in die Maschen jagte (82.)! In der Folge ging der Gastgeber vermehrt ins Risiko, was der dynamische Rebic eiskalt zum finalen Gegenstoß ausnutzte (88.).

Fazit: Kampf als Kunst

Die Eintracht verschläft zunächst den Start, beweist dann Biss und kämpft sich bis zur Pause auch ergebnismäßig in die Partie zurück. Nach dem Seitenwechsel haben die Adler mehrfach die Führung und gar Entscheidung auf dem Fuß und senden nach dem erneuten Rückstand in der Schlussviertelstunde mit dem dreifachen Rebic die leistungsgerechte Antwort gegen mutige Mannheimer, die mit ihrem Auftreten zu einem bemerkenswerten Fußballfest beitrugen.

Stimmen zum Spiel

Cheftrainer Adi Hütter: Ich habe ein super Pokalspiel gesehen, mit großem kämpferischem Einsatz von beiden Seiten. Kompliment an Waldhof, sie haben uns mehr als gefordert. Aber auch Kompliment an meine Mannschaft, nach dem 0:2 und speziell nach dem 2:3 so zurückzuschlagen. Das war sehr, sehr wichtig. Dass Ante Rebic der Matchwinner ist, muss wohl nicht zusätzlich erwähnen. Wir sind glücklich, kein Déjà-vu erlebt zu haben. Nach dem 0:2 habe ich einerseits Ärger und Wut empfunden, andererseits habe ich es positiv gesehen, dass wir noch 80 Minuten Zeit hatten. Waldhof ist besser in die Partie gekommen, war bissiger und hat die zweiten Bälle behauptet, als wir nicht gut gestaffelt beziehungsweise die Räume geschlossen haben. Erst nach dem 5:3 war ich sicher, dass wir weiterkommen.

Sportdirektor Bruno Hübner: Es gab heute keinen Verlierer. Mannheim hat das hervorragend gemacht. Die Stimmung war sensationell. Aufgrund der guten zweiten Halbzeit sind wir verdient in die zweite Runde eingezogen.

Kevin Trapp: Ich habe mir gewünscht, weiterzukommen. Dass das nicht einfach werden würde, hat man schon nach den Spielen am Freitag und Samstag gesehen. Natürlich haben wir uns nicht vorgenommen, auf diese Weise ins Spiel zu starten. Danach haben wir viel Moral gezeigt, mit der Halbzeitpause den Ausgleich erzielt und konnten so in der zweiten Halbzeit bei Null anfangen. Sonst wäre es extrem schwierig geworden. Insofern hatte es vielleicht sogar etwas Gutes, dass wir immerhin länger Zeit hatten, das Spiel zu drehen. Die gemachten Fehler dürfen uns trotzdem nicht passieren. Vor allem in der zweiten Halbzeit haben wir guten Fußball gespielt und vieles besser gemacht, sind besser in die Zweikämpfe gekommen. Wir haben nie den Kopf hängen lassen.

Bernhard Trares (Trainer SV Waldhof Mannheim): Wir sind fantastisch ins Spiel gekommen, es dann aber verpasst, mehr Ballbesitz zu haben, was uns Körner gekostet hat. Ohne die zwei Gegentore vor der Pause wäre es vielleicht einfacher geworden. Wir wollten in der zweiten Halbzeit nochmal alles reinhauen. Die Jungs haben alles gegeben, die Eintracht hat uns in guten Phasen aber auch ordentlich laufen lassen. Wir hatte nicht das Spielglück, zu schnell wieder den Ausgleich kassiert, dann wurde es schwer. Gratulation, Adi, zum Einzug in die zweite Runde. Ich hoffe, dass ihr weit kommt!

Drama im Quadrat

Frankfurt und Mannheim liefern sich einen Schlagabtausch, der keinen Verlierer verdient, aber den folgerichtigen Gewinner findet.

„Auswärtssieg, Auswärtssieg“ hallte es in den Schlussminuten durch das restlos ausverkaufte Carl-Benz-Stadion in der Mannheimer Oststadt. So weit, so gewöhnlich, wenn die gastierende Mannschaft kurz vor Schluss mit 5:3 in Führung liegt. Weniger üblich aber, dass die Sprechchöre nicht ausschließlich im schwarz-roten Frankfurter Block ertönten, sondern auch im Lager des Mannheimer Publikums. Fanfreundschaft wie sie leibt und lebt, auch wenn sich die beherzt auftretenden Waldhof-Buwe davon wenig kaufen konnten.

Zumal sie sehr lange an der Sensation schnupperten, als Drittligaaufsteiger dem Europa-League-Halbfinalisten des Vorjahres ein Bein zu stellen. Entsprechend war nicht nur Adi Hütter „glücklich, kein Déjà-vu erlebt zu haben“, erinnerte sich der Eintracht-Coach zugleich an die erste Pokalrunde vor einem Jahr, als er in seiner Premierensaison beim SSV Ulm die Segel hatte streichen müssen.

Dass dieser Weg auch in der Quadratestadt kein leichter sein würde, hatte Kevin Trapp schon vorher gewusst. „Das hat man schon nach den Spielen am Freitag und Samstag gesehen“, nahm der Torhüter Bezug auf die Probleme vieler anderer Bundesligisten, die weniger im Rhythmus waren als die Eintracht nach der ersten Hälfte der europäischen Qualifikationsphase. Die Annahme glich nach zehn Minuten fast einer selbsterfüllenden Prophezeiung, als ein Doppelschlag von Valmir Sulejmani für perplexe Gesichter sorgte. Der Ansatz des robusten Außenseiters – pragmatisch, taktisch, mutig – erfüllte sich auch, weil der unveränderte Defensivverbund anfangs mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen hatte. „Waldhof war bissiger und hat die zweiten Bälle behauptet, als wir nicht gut gestaffelt beziehungsweise die Räume geschlossen haben“, erklärte Hütter hinterher.

Doch selbst dem Schockstart konnte der Fußballlehrer etwas Gutes abgewinnen: „Immerhin hatten wir noch 80 Minuten Zeit.“ Das sah Trapp ähnlich, wenngleich sich der für sein Streben nach Perfektion, sprich: eine weiße Weste, bekannte Rückkehrer ein anderes Saisondebüt zwischen den Pfosten gewünscht hätte. „Diese Fehler müssen wir abstellen, gegen jeden Gegner, und erst recht in der Bundesliga“, mahnte die alte, neue Nummer eins.

Rebic macht das Licht aus

„Vor allem in der zweiten Halbzeit haben wir guten Fußball gespielt“, ließ der ansonsten wenig beschäftigte Schlussmann ein Lob folgen, das zugleich Waldhof-Trainer Bernhard Trares als Erklärung für den Spielverlauf diente. „Wir sind fantastisch ins Spiel gekommen, haben es dann aber verpasst, mehr Ballbesitz zu haben, was uns Körner gekostet hat.“ So behielten die Hausherren zwar in puncto Zweikämpfen mit 58 Prozent gewonnenen Duellen die Oberhand, verpassten es aber, sich durch längere Ballbesitzphasen gewisse Ruhepausen zu gönnen. Sowohl hinsichtlich der Passquote, 83 zu 70 Prozent, als auch der Ballbesitzanteile, 60 zu 40 Prozent, war die Eintracht fußballerisch überlegen.

Und nicht zuletzt auch individuell. „Dass Ante Rebic unser Matchwinner ist, muss ich wohl nicht extra erwähnen“, frohlockte Hütter im Nachgang über die Finisher-Qualitäten seines Stürmers, der mit seinem lupenreinen Hattrick binnen zwölf Minuten, seinem ersten Dreierpack überhaupt, den Traum aller Söhne und Töchter Mannheims wie Seifenblasen zum Platzen brachte. Ins Tal der Tränen stürzte hinterher dennoch allenfalls der während des Spiels noch sonnig-schwüle Abendhimmel.

„Am Ende hat vielleicht auch das gewisse Matchglück gefehlt“, haderte Trares mit dem postwendenden Ausgleich nach dem unverhofften 3:2 in der Schlussviertelstunde, in welcher mit den eingewechselten Mijat Gacinovic und zuvor Goncalo Paciencia in Form Doppelspitze und Doppelzehn volle Offensive auf dem trockenen und stumpfen Rasen stand. Am meisten fruchtete die erste Einwechslung des Tages, als der für da Costa gekommene Erik Durm die Vorlage zum 3:3 gab. Und damit das Herzschlagfinale unter Freunden einleitete, das keinen Verlierer verdient, aber viele Gewinner gefunden hat. Allen voran den Fußball.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de





 

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