Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2010/2011 - 34. Spieltag

3:1 (0:0)

Termin: 14.05.2011, 15:30 Uhr
Zuschauer: 80.720
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 0:1 Sebastian Rode (46.), 1:1 Lucas Barrios (68.), 2:1 Marco Russ (72., Eigentor), 3:1 Lucas Barrios (90.)

 

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Borussia Dortmund Eintracht Frankfurt

  • Roman Weidenfeller
  • Felipe Santana
  • Lukas Piszczek
  • Mats Hummels
  • Marcel Schmelzer
  • Jakub Blaszczykowski
  • Antonio da Silva
  • Mario Götze
  • Robert Lewandowski
  • Kevin Großkreutz
  • Lucas Barrios

 


 

Wechsel
  • Dédé für Kevin Großkreutz (73.)
  • Shinji Kagawa für Jakub Blaszczykowski (87.)
  • Markus Feulner für Mario Götze (87.)
Wechsel
Trainer
  • Jürgen Klopp
Trainer

 

Sang- und klanglos in die Zweite Liga

“Ich würde alles noch mal so machen. Ich hätte hier gerne bessere Ergebnisse präsentiert, aber dieses Negativerlebnis gehört zu meiner Vita wie Meisterschaften oder Europapokalsiege“, übt Christoph Daum vor dem letzten Saisonspiel schon einmal für seine Abschiedsrede. Denn an den Klassenerhalt glaubt er nicht mehr, selbst wenn noch ein kleines Fünkchen Hoffnung glimmt: “Die basiert auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass der Ball rund ist. Ich möchte, dass meine Mannschaft heute den tabellarischen Druck vergisst, dann können wir eigentlich nur gewinnen.“ Auch Heribert Bruchhagen hat angesichts der Diskussion um seine Person und den anstehenden Sitzungen des Aufsichtsrates nur noch Grundsätzliches zu vermelden: “Es war ein beispielloses Jahr für Eintracht Frankfurt, aber dieser Verein ist nicht chaotisch. Im Gegenteil, wir sind voll handlungsfähig, die Verhältnisse sind völlig geordnet und die wirtschaftliche Situation ist grundsolide.“

Nach dem Appell des Vorstandsvorsitzenden an die Fans, die Meisterfeier unter keinen Umständen zu stören, schickt Christoph Daum seine gegenüber der 0:2-Heimpleite gegen Köln auf zwei Positionen veränderte Mannschaft aufs Feld. Anstelle des 18-jährigen Dudda spielt Vasoski in der Innenverteidigung neben Russ und der zuletzt rotgesperrte Rode ersetzt Heller, um neben Schwegler vor die Abwehr zu rücken. Wie zuletzt spielt Fenin neben Gekas im Sturm und Caio im zentralen Mittelfeld.

Während in Frankfurt bereits für die Zweite Liga geplant wird, geht es in Dortmund nur noch um die Organisation der Meisterfeier. TV-Zuschauer in 196 Ländern werden live dabei sein, wenn nach dem Spiel Kapitän Weidenfeller die Meisterschale überreicht bekommt. Dennoch wird Trainer Klopp nicht müde zu betonen, dass der BVB noch einmal Volldampf geben wird: “Wir müssen alles daran setzen, um unser bestes Gesicht zu zeigen und alles ausreizen, was drin ist. Am Ende soll ein Ergebnis stehen, dass den Abstiegskampf nicht beeinflusst.“ So ändert er sein Team gegenüber der 0:2-Niederlage in Bremen ebenfalls auf zwei Positionen. Für den verletzten Subotic spielt Felipe Santana in der Innenverteidigung neben Hummels. Blaszczykowski ersetzt den angeschlagenen Bender auf der rechten Außenbahn neben Lewandowski und Großkreutz hinter der einzigen Spitze Barrios.

Nachdem die Dortmunder Südkurve die Meisterschaft mit einer riesigen Choreographie bereits vorab feiert, zeigt die Heimmannschaft auf dem Platz, dass sie tatsächlich nicht gewillt ist, das Spiel abzuschenken. Im Gegenteil, den schnellen und sicheren Kombinationen haben die Frankfurter nichts entgegen zu setzen. Doch noch fehlt den Angriffen des Meisters die nötige Konsequenz, so dass es zunächst keine Torszenen gibt. Dann aber die 10. Minute, nach einem langen Pass aus der eigenen Hälfte läuft Blaszczykowski Köhler auf der rechten Außenbahn davon. Benny setzt nach und bringt den 25-jährigen Polen im Strafraum zu Fall, während Torhüter Fährmann in ihn hinein rauscht. Klare Sache, es gibt Elfmeter für Dortmund und zum Glück nur Gelb für Köhler. Barrios legt sich den Ball zurecht und schießt ins linke Toreck, aber Fährmann ahnt dies und pariert glänzend (12.).

Das muss der Mannschaft doch einen Ruck geben. Frankfurt versucht es zumindest, aber nach einem Schuss von Rode ist der BVB wieder am Zug. Vom Mittelkreis aus wird Barrios geschickt, ohne dass ein Abwehrspieler eingreift. Torhüter Fährmann ist zum Glück schnell draußen und kann vor dem 26-Jährigen klären (14.). Nur eine Minute später flankt Piszczek auf der rechten Seite ungestört in den Strafraum zum völlig freistehenden Lewandowski. Doch erneut kann Fährmann den platzierten Kopfball mit einem Hechtsprung parieren. Kurz darauf sackt Köhler zusammen, da er sich nur Minuten zuvor bei einem Kopfballduell mit Götze eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Für den Aushilfsverteidiger kommt Altintop, so dass Ochs auf die linke Abwehrseite und Fenin auf die rechte Außenbahn wechseln (20.).

Dortmund lässt jetzt die Zügel ein wenig schleifen, so dass Gekas nach Zuspiel von Fenin plötzlich am linken Torraumeck abziehen kann. Doch sein Schuss wird von Felipe Santana zur Ecke abgeblockt (23.). Aber viel mehr ist nicht zu sehen, da Caio sich ebenso wenig wie Schwegler am Spielaufbau beteiligt und nur Rode ein paar Konter initiieren kann, die jedoch zumeist von Fenin verdaddelt werden. So zitiert der Trainer Ochs zu sich, damit dieser dem 24-jährigen Brasilianer ein paar Takte sagt. Doch das Spiel der Eintracht bleibt, wie zuletzt. Hier ein Stolperer, da ein zu kurzer oder zu langer Pass, dort ein zu früher oder später Antritt. Stückwerk, aber keine Mannschaftsleistung.

Nach der selbst auferlegten Verschnaufpause erhöhen die Borussen nach einer halben Stunde wieder das Tempo. So ziehen sie über Götze, Barrios und Großkreutz ihr schnelles Kombinationsspiel auf der linken Seite durch, bei dem die zerzausten Adler nur staunende Zuschauer sind. Schmelzer flankt vor den Fünfmeterraum, aber Russ kann in höchster Not vor Barrios klären (35.). Nur eine Minute später brennt es nach einem weiten Ball aus der eigenen Hälfte erneut. Felipe Santana verlängert in die Mitte zu Lewandowski, doch Fährmann stellt sich ihm entgegen und kann parieren, während Lewandowski den Abpraller bedrängt von Ochs neben das Tor setzt.

Unterdessen geht Mönchengladbach gegen den HSV mit 1:0 in Führung (41.), was die Eintracht jedoch nicht sonderlich beeindruckt. Behäbig laufen sie den Borussen hinterher, von Aufbäumen ist wahrlich nichts zu sehen. Immerhin setzt Caio nach 44 Minuten einmal ein Zeichen, als er aus 30 Metern abzieht, jedoch seinen Meister in Torhüter Weidenfeller findet, der den tückischen Aufsetzer um den rechten Pfosten lenkt. Nachdem kurz darauf ein Konter des BVB im Abseits endet, zeigt Vasoski, das auch er den langen Ball kann. Gekas nutzt die Unentschlossenheit von Santana sowie Hummels und angelt sich das Leder, doch sein Schuss aus fünf Metern kann von Weidenfeller an die Latte gelenkt werden (45.).

Ohne Wechsel, dafür mit einem Paukenschlag beginnt die zweite Hälfte. Ein Angriff der Dortmunder wird abgefangen und Rode passt das Leder im Halbfeld nach Doppelpass mit Caio auf die linke Außenbahn zu Altintop, um selbst nach vorne zu sprinten. Altintop zeigt, dass er es doch kann. Eine feine Flanke an den langen Pfosten, die Gekas mit einem artistischen Sprung quer zur Torlinie passt, wo Rode, der beste Frankfurter neben Fährmann, einen Tick schneller als Santana ist und die Kugel ins Netz schlägt. Zur 1:0-Führung für die Eintracht (46.). Grenzenloser Jubel auf dem Platz und im Eintracht-Block, zumal fast zeitgleich Hoffenheim mit 1:0 gegen Wolfsburg in Führung geht. Frankfurt ist nun Sechzehnter!

Mitten im Jubel ein Böllerknall, dann noch einer. Bengalische Feuer werden gezündet und im unteren Teil des Eintracht-Fanblocks wird stolz das Transparent “Deutscher Randalemeister 2011“ präsentiert. Amanatidis sprintet zum Zaun und redet auf die Fans ein, die die Bengalos löschen. Was für ein Timing, ausgerechnet jetzt, mitten in den Moment der Hoffnung und des Rucks feiert sich ein kleiner Teil der Anhänger selbst. Unterdessen intensiviert Dortmund sofort seine Offensivbemühungen, jedoch ohne die notwendige Inspiration und letzte Entschlossenheit. Denn mit der Führung im Rücken steht die Eintracht sehr kompakt in und vor der Abwehr.

Während in Hoffenheim der 1:1-Ausgleich für Wolfsburg fällt (60.), verstärkt der BVB weiter den Druck. Noch reicht es für Platz 16, es läuft bereits die 66. Spielminute. Fenin startet aus der eigenen Hälfte auf der rechten Außenbahn und spielt einen zweifachen Doppelpass mit dem mitlaufenden Caio, der nun Platz hat und aus 18 Metern abzieht, den Ball aber nicht richtig trifft, so dass er knapp am linken Pfosten vorbei hüpft. Der direkte Gegenangriff der Borussen wird gestoppt, es gibt Einwurf von der rechten Seite für Dortmund. Das Leder kommt zu Piszczek, der einfach startet und an Altintop vorbei geht. Ochs will klären, tritt aber am Ball vorbei, während Piszczek mit einem kurzen Haken Russ vor dem Torraumeck versetzt und mit der Hacke quer zu Barrios passt, der zwischen zwei Frankfurtern einfach aus neun Metern abzieht und trifft. Zum 1:1-Ausgleich, der der Eintracht wieder Rang 17 beschert (67.).

Nun wirken sie wie angeschlagene Boxer, die Frankfurter. Der zarte Hauch von Selbstbewusstsein nach der Führung ist verflogen. Hummels kommt am Mittelkreis den Ball, lässt Rode einfach stehen und sprintet nach vorne, ohne dass ein Frankfurter auch nur versucht, ihn anzugreifen. Vor dem Strafraum schnickt er das Leder zu Barrios, der frei vor Fährmann einmal mehr am 22-jährigen Torhüter scheitert. Lewandowski setzt nach und Russ spitzelt die Kugel beim Rettungsversuch zur 2:1-Führung für Dortmund ins eigene Netz (72.). Frustrierend sind auch die anderen Ergebnisse, denn der HSV erzielt zwar den Ausgleich gegen Mönchengladbach (71.), dafür aber geht Wolfsburg in Hoffenheim mit 2:1 in Führung (73.).

Während der deutsche Meister die Eintracht mit Kurzpass-Stafetten vorführt und Wolfsburg in Hoffenheim mit 3:1 in Führung geht, gedenkt Christoph Daum noch einmal zu wechseln. Überraschend bringt er Titsch-Rivero für den starken Rode (79.). Es soll ein rekordverdächtiger Auftritt des 21-Jährigen werden. Denn nur Sekunden später sprintet Schmelzer nach einem Pass des eingewechselten Dede auf Torhüter Fährmann zu, wird von Titsch-Rivero von hinten getroffen und fällt. Schiedsrichter Gagelmann zeigt Titsch-Rivero sofort die Rote Karte und zeigt auf den Elfmeterpunkt, während die Südkurve Dede auffordert, zu schießen. In seinem Abschiedspiel schnappt sich der 33-jährige Brasilianer die Kugel und haut sie halbhoch in die rechte Ecke, aber erneut ist Fährmann zur Stelle und kann auch den zweiten Elfmeter parieren (81.).

Das Spiel in Hoffenheim ist inzwischen abgepfiffen und nach wie vor steht es 1:1 in Hamburg. Noch ist die Relegation theoretisch möglich. Doch dies spielt keine Rolle mehr, denn die Eintracht hat sich längst aufgegeben. Mühsam schleppen sie sich über den Platz, während Heller noch ein letztes Mal Bundesligaluft schnuppern darf und Schwegler erlöst wird (86.). Den Schlusspunkt in der Bundesliga gibt es schließlich in der 90. Spielminute, als die halbherzig aufgerückten Frankfurter längst alle Abwehrbemühungen eingestellt haben. Der eingewechselte Kagawa spielt auf der rechten Außenbahn einen schönen Pass zu Lewandowski, dessen Flanke Barrios aus sieben Metern freistehend am chancenlosen Fährmann vorbei in die rechte Torecke köpft. Zum 3:1 für Dortmund, der den vierten Abstieg der Eintracht besiegelt.


Stimmen und Reaktionen zum Abstieg - Daum geht, ein Sportdirektor soll kommen

Christoph Daum: “Bei uns herrscht eine Ruhe, die durch eine große Enttäuschung getragen wird. Ich persönlich bin enttäuscht, dass ich Eintracht Frankfurt nicht helfen konnte. Ich habe alles versucht, die Ziele zu erreichen, auch frischen Wind reingebracht. Aber letztlich haben wir in der Endphase nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt.“

Heribert Bruchhagen: “Auch heute haben sich wieder bei einigen Spielern erhebliche individuelle Schwächen gezeigt, das muss man konstatieren. Jeder hat doch gesehen, dass wir innerhalb des Teams wieder ein starkes Leistungsgefälle hatten. Wir werden sehen, wer neuer Trainer wird. Ich werde mich erst nach der Sitzung des Aufsichtsrats äußern. Ich bin nicht nur enttäuscht, sondern habe auch Konsequenzen im Kopf.“

Michael Skibbe tritt nach: "Wir hatten im Winter viele verletzte Spieler. Es wurde keinerlei Ersatz für die vielen Ausfälle geholt. Deshalb haben einige Spieler auch keine Perspektiven mehr gesehen und wollten ihre Verträge nicht vorzeitig verlängern. Ich kann nur sagen, dass wir hätten handeln müssen. Stillstand und verwalten, davon halte ich nichts. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit mir als Trainer drin geblieben wären."

Christoph Daum bei seiner Verabschiedung am Montagnachmittag: “Der Wiederaufstieg ist kein Selbstläufer. Die Mannschaft hat einiges wieder gutzumachen. Aber ich mache mir um die Zukunft von Eintracht Frankfurt keine Sorgen. Der Verein ist sportlich und wirtschaftlich gut aufgestellt. Ich bin hier nicht gescheitert, ich bin gescheiter geworden… Tschüss dann.“

Wilhelm Bender, nach der Aufsichtsratssitzung am Montagabend: “Heribert Bruchhagen bleibt Vorstandsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fußball AG.“

Heribert Bruchhagen am Montagabend: “Nach den Entwicklungen muss ich mich natürlich der Kritik an den Entscheidungen stellen. Ich habe mich überzeugen lassen, dass es besser ist, den sportlichen Bereich durch einen Manager zu stärken. Dies habe ich voll und ganz akzeptiert. Dazu bedurfte es nicht großer Überredungskünste. Es besteht also schneller Handlungsbedarf, aber keine Panik. Erst wenn der Manager verpflichtet ist, werden wir die Suche nach einem Trainer gemeinsam intensivieren. Denn der Manager muss ja mit dem Trainer zusammenarbeiten. Daher hat er nicht nur ein Vorschlagsrecht, sondern die Priorität bei der Auswahl.“


Bundesligasplitter

Mit sieben Punkten Vorsprung auf Leverkusen wird Dortmund zum siebten Mal deutscher Meister. Neben der Eintracht muss St. Pauli in die Zweite Liga. Mönchengladbach setzt sich in den Relegationsspielen mit einem 1:0 im Heimspiel und einem 1:1 beim VfL Bochum gegen den Zweitligisten durch und sichert sich damit den Klassenerhalt in der Bundesliga.

Ein Sieg und fünf Unentschieden bei nur 7 erzielten Toren in der Rückrunde bedeutet für die Eintracht fast die Einstellung des Negativrekords von Tasmania Berlin aus der Saison 1965/66. Einen Sieg und drei Unentschieden bei ebenfalls 7 Treffern holte der Rekordabsteiger damals.

Torschützenkönig der Saison 2010/11 wird Mario Gomez (Bayern München) mit 28 Treffern. Auf Rang 4 landet Theofanis Gekas mit 16 Toren, von denen er 2 in der Rückrunde beim einzigen Rückrundensieg gegen St. Pauli erzielte. Chris, Ochs, Köhler, Meier und Rode erzielten jeweils 2 Tore. Topscorer wird ebenfalls Mario Gomez mit 28 Toren und 5 Assists. Bester Frankfurter ist Theofanis Gekas (16 Tore/ 5 Assists) vor Patrick Ochs (2 Tore / 3 Assists) und Chris (2 Tore / 1 Assist in 7 Spielen).

Bester Spieler der Eintracht mit 15 und mehr Einsätzen wurde nach den Noten des kicker-Sportmagazins Ralf Fährmann (3,10) vor Oka Nikolov (3,40) und Patrick Ochs (3,47). Außerhalb der Wertung steht Chris, der es in seinen 7 Einsätzen in der Hinrunde auf einen Schnitt von 2,90 brachte. Die schlechtesten Spieler nach Noten waren Fenin (4,59), Amanatidis (4,43), Caio (4,37) und Meier (4,31). Die Durchschnittsnote des kicker für alle eingesetzten Spieler betrug in der Saison 2010/11 3,82. (tr)

 

 

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