Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Bundesliga 2010/2011 - 31. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: 23.04.2011, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim)
Tore: 1:0 Sebastian Rode (54.), 1:1 Mario Gomez (89., Foulelfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 


  • Jörg Butt
  • Philipp Lahm
  • Daniel van Buyten
  • Luiz Gustavo
  • Diego Contento
  • Anatoliy Tymoshchuk
  • Bastian Schweinsteiger
  • Thomas Müller
  • Miroslav Klose
  • Franck Ribery
  • Mario Gomez

 

Wechsel
Wechsel
  • Toni Kroos für Anatoliy Tymoshchuk (69.)
Trainer Trainer
  • Andries Jonker

 

Den Sack nicht zugemacht

„Wir können keinen Sieg oder ein Remis einplanen. Aber ich möchte, dass wir ein weiteres Signal setzen, dass wir den Adler im Herzen tragen“, appelliert Christoph Daum vor dem vorletzten Saisonheimspiel gegen die Münchener Bayern. Ein Signal im Kampf um den Klassenerhalt, denn Abstieg und vor allem Zweitklassigkeit ist die Sache des Trainers nicht: „Die 2. Liga hat ganz besondere Eigenheiten. Da gibt es Trainer, die sich besser auskennen und deshalb besser geeignet sind.“ Was ihn jedoch nicht davon abhält, bereits jetzt die potentiellen Gegner in der möglichen Relegation beobachten zu lassen: “Es wäre fahrlässig, dies nicht zu tun, als Trainer muss ich über alles nachdenken, aber nicht über alles reden.“

Nachdenken muss der Trainer auch über die mögliche Aufstellung gegen den Tabellenvierten. Denn neben Tzavellas und Franz, bei dem nach einem Foul des Hoffenheimers Mlapa inzwischen ein Mittelfußbruch diagnostiziert wurde, fällt auch Kittel mit einem Kreuzbandriss im rechten Knie langfristig aus. Da zudem Meier aufgrund seiner fünften Gelben Karte gesperrt ist, rückt Altintop heute ins zentrale Mittelfeld und Fenin beginnt auf der linken Außenbahn vor Köhler. Rode ersetzt Franz in der Innenverteidigung, so dass Clark neben Schwegler vor der Abwehr spielen wird.

Ganz andere Probleme haben die Bayern, die sich nach dem Aus in der Champions League und im DFB-Pokal auch sorgen müssen, das “Minimalziel Rang Drei“ zu verpassen. So wurde der vom Vorstand ungeliebte Trainer van Gaal nach dem 1:1 in Nürnberg entlassen und durch Co-Trainer Jonker ersetzt, der sogleich einen 5:1-Sieg gegen Leverkusen erspielte und sich nun selbstbewusst gibt: „Wenn ein Ziel erreicht werden muss, sind wir in der Lage, jeden Gegner in Deutschland zu schlagen - egal, wer das ist. Aber wir müssen aufpassen, wir dürfen Frankfurt auf keinen Fall unterschätzen oder den Gedanken haben, dass die nicht gut sind.“ Ohne den gesperrten Robben, dafür aber mit dem unter der Woche angeschlagenen Schweinsteiger setzt der Trainer heute auf das gegen Leverkusen erfolgreiche Offensivteam mit Ribéry, Klose und Müller hinter Gomez, der in dieser Saison bereits 22 Treffer erzielt hat. Contento ersetzt den angeschlagenen Pranjic in der Viererabwehr vor Torhüter Butt.

Ausverkauftes Waldstadion, perfektes Fußballwetter und eine angriffslustige Eintracht präsentiert sich den Fans, die jeden Ballbesitz der Bayern mit einem gellenden Pfeifkonzert begleiten. Passend dazu haben die Frankfurter nach einem Einwurf von der linken Seite die erste Chance, als Fenin den Ball scharf als Flanke vor das Tor ziehen will, die sich aber als Schuss in den kurzen Winkel entpuppt. Butt klärt mit viel Mühe, das Leder landet bei Ochs, der aber zu lange braucht, um seine Füße zu sortieren, so dass Gustavo klären kann (3.). Zwei Minuten später kann sich Torhüter Fährmann das erste Mal auszeichnen, als er einen Schuss von Ribéry zur Ecke blockt (5.).

Die Bayern erhöhen jetzt den Druck und sorgen vor allem über Müller, den Köhler auch unter Mithilfe von Fenin zunächst so gar nicht unter Kontrolle bekommt, auf der rechten Seite für Gefahr. Ribéry hingegen ist bei Jung und Ochs in guten Händen, auch wenn er mit einer weiten Flanke vor den Fünfmeterraum, die Müller nur knapp mit der Fußspitze erreicht, für ein erstes Raunen sorgt (7.). Nur Sekunden später ist es der überall zu findende Russ, der erneut vor Müller zur Ecke klären kann. Man spürt es förmlich, die Eintracht will heute mindestens einen Punkt. Alle kämpfen und grätschen gegen die überlegen spielenden Münchener, auch Ochs zündet den Turbo, wie schon viel zu lange nicht mehr gesehen. Nur den Flanken in die Spitze fehlt es bislang an der Genauigkeit.

Aber auch den Bayern fällt kein probates Mittel ein, um die Abwehr der Adler auszuspielen. So dauert es bis zur 18. Spielminute, als sich erneut Müller nach einem langen Ball gegen Fenin und Köhler durchsetzen kann und in Richtung Fünfmeterraum sprintet, aber von Russ mit einer resoluten Grätsche am Torschuss gehindert wird. Vier Minuten später zeigt Schwegler, wie es gehen kann und spielt einen tollen Pass in den Lauf von Ochs, der fast bis zur Torauslinie sprintet, um den Ball auf den nachrückenden Altintop zu flanken. Doch dessen Torseuche bleibt ihm treu, in Rückenlage drischt er das Leder weit über die Latte. Nach einer Chance für Lahm, die Gomez ungewollt vereitelt (24.), und einer scharfen Freistoßflanke von Ribéry, an der Torhüter Fährmann, aber auch Gomez vorbeisegeln (25.), ist kurz darauf wieder die Eintracht an der Reihe. Nach einem langen Ball vor den Strafraum kann Gekas Gustavo tunneln, um sofort abzuziehen. Aber auch dieser Schuss fliegt über die Latte (27.).

Frankfurt wird jetzt mutiger und verschiebt das Spielgeschehen immer mehr ins Mittelfeld, während die Bayern viel zu umständlich versuchen, sich Chancen zu erarbeiten. So läuft bereits die 41. Spielminute, als Ochs mit einem Flankenwechsel Fenin in Szene setzt, der nach einem kurzen Sprint Lahm mit einem Haken austanzt und aus 17 Metern abzieht. Torhüter Butt kann den zwar wuchtigen, aber halbhohen Ball mit den Fäusten zur Seite lenken, so dass es mit dem 0:0 in die Pause geht.

Die zweite Halbzeit läuft kaum zwei Minuten, als Lahm den Ball unbedrängt vom Mittelkreis in den Strafraum schlagen kann, wo Gomez sich von Rode davon stiehlt und die Kugel annehmen kann, um den 20-Jährigen mit einem Haken stehen zu lassen. Doch beim Schuss aus elf Metern findet er seinen Meister in Fährmann, der den Ball mit einer tollen Fußabwehr parieren kann. Dann die 54. Spielminute, Russ kann sich einmal mehr den Ball erkämpfen und sprintet nach vorne, um auf Jung zu passen. Leider etwas zu ungenau, doch Jung wird von Contento zu Fall gebracht, so dass es Freistoß vor dem rechten Strafraumeck gibt, den Köhler in den 16er schlenzt. Gekas legt mit der Brust ab für Rode, der die Kugel aus elf Metern eiskalt zum 1:0 ins linke Toreck hämmert (54.). Ein tolles erstes Bundesligator für den 20-Jährigen, der damit seine sehr gute Leistung krönt. “Ich habe Seppl vor dem Spiel gefragt, wie viele Tore er bislang in der Bundesliga geschossen hat. Er sagte: gar keines. Ich sagte: Heute fängst du damit an“, erzählt der zu diesem Zeitpunkt noch freudestrahlende Christoph Daum.

Die Bayern wirken geschockt und kommen mit dem nun dicht gestaffelten Mittelfeld der Adler überhaupt nicht zurecht, so dass sie es mit der Brechstange oder mit unfairen Mitteln versuchen. So wie Ribéry, der bereits in der ersten Halbzeit nach einem Becherwurf in seine Richtung immer wieder das Publikum mit seinen Mätzchen gegen sich aufbringt. Im Zweikampf schlägt er Jung seinen Ellbogen ins Gesicht, was Schiedsrichter Drees jedoch nicht ahndet (60.). Oder drei Minuten später Müller, als er sich bei einem ungestümen Einsatz von Fenin nur allzu leicht im Strafraum fallen lässt, was den Schiedsrichter ebenfalls nicht beeindruckt.

Die Eintracht lauert derweil auf Konter, so wie in der 66. Spielminute, als es nach einem Foul an Ochs mit anschließendem Gerangel die Gelbe Karte für Contento, Schweinsteiger sowie Ochs und kurz darauf für Gomez wegen einer Geste gegen Drees gibt. Köhler führt den Freistoß am rechten Strafraumeck aus, plötzlich ist Russ am langen Pfosten frei, verpasst den Ball im Hochsteigen jedoch um Haareslänge.

Dann die 71. Spielminute, Jung, jagt Contento am linken Strafraumeck den Ball ab, sprintet zur Mittellinie und passt nicht auf den startenden Ochs, sondern wechselt die Seite auf Altintop, der den Ball auf Fenin spielt. Der 24-Jährige startet den Turbo, geht an zwei Bayern vorbei und flankt das Leder vor den langen Pfosten, wo Gekas den Ball nicht drücken kann, sondern freistehend über die Latte köpft. Nein, das hätte es doch sein können, aber die Eintracht lauert weiter, während die Bayern, bei denen mittlerweise Kroos für Tymoshchuk kam (69.), immer genervter ob der Bissigkeit der Frankfurter werden. So probiert es Ribéry nach kurzen Sprint alleine und haut das Leder Richtung linkes Toreck. Doch Fährmann ist zur Stelle und lenkt es ins Seitenaus (77.).

Es läuft die 82. Spielminute, nach einem Foul an Rode führt Jung den Freistoß schnell auf Ochs aus, der den Ball dem startenden Jung in den Lauf lupft. Der sprintet die rechte Seite entlang, zieht an die Strafraumgrenze und legt flach und präzise quer auf Gekas, der gut 1 Meter vor der Torlinie steht. Das ist das Tor, doch meine Güte, was macht er da? Völlig freistehend tritt er halb am Ball vorbei, so dass der nicht ins Netz, sondern links am Tor vorbei trudelt. Stille im Stadion, Entsetzen auf den Rängen, bei Gekas und den Mitspielern. “Er muss ihn ja nur noch reinschieben, da denkst du nur: Das gibt es doch nicht“, meint auch der konsternierte Rode.

So geht es mit einem schnellen Gegenstoß der Bayern weiter, Rode klärt vor Schweinsteiger im Strafraum, doch der Ball kommt zu Clark, der von Müller heftig bedrängt wird, während der Ball an seinen ausgestreckten Arm springt. Riesenaufregung bei den Bayern, die wort- und gestenreich den Schiedsrichter und den Linienrichter bedrängen, ohne dafür eine Verwarnung zu kassieren. Drees bleibt hart und entscheidet auf Freistoß für die Eintracht, die mit dieser Entscheidung Glück hat (83.). Mit ordentlicher Wut im Bauch spielen die Bayern nun Powerplay, aber nicht nur die Abwehr, auch Torhüter Fährmann lässt nichts anbrennen. So pariert er einen Knaller von Gomez aus 16 Metern mit einer glänzenden Faustabwehr (87.).

Eine Minute später gibt es Ecke von der linken Seite für die Münchener. Schweinsteiger am kurzen Pfosten verlängert in die Mitte, wo Gustavo und Fenin zum Ball gehen. Der Tscheche trifft den Ball und Gustavo, der augenblicklich fällt und Schiedsrichter Drees die Möglichkeit gibt, seine Fehlentscheidung zuvor durch eine weitere zu korrigieren. Er zeigt sofort auf den Punkt. Während Christoph Daum schimpft: “Die haben ständig Druck auf den Schiedsrichter aufgebaut. Es gab Situationen, in denen Elfmeter hätte gepfiffen werden dürfen. Aber Konzessionsentscheidungen wollen wir alle nicht“, meint auch Gomez: “Das war wohl ein bisschen das schlechte Gewissen des Schiedsrichters.“ Der Torjäger versenkt den Strafstoß im Anschluss souverän im rechten Toreck zum 1:1-Ausgleich (89.).

Es ist nicht zu glauben, die 2:0-Führung auf dem Schlappen und nun müssen sie aufpassen, nicht noch zu verlieren. Denn nur eine Minute später ist kommt erneut Gomez vor dem Fünfmeterraum an das Leder, aber Fährmann verkürzt den Winkel und kann zur Ecke klären (90.). Kurz darauf wird auch noch Trainer Daum auf die Tribüne geschickt. “Ich habe die Unverschämtheit besessen, den Vierten Unparteiischen zu fragen, warum vier Minuten nachgespielt wurde. Das war wohl justiziabel“, schüttelt er nur den Kopf. Es bleibt turbulent auf dem Rasen, doch dann ertönt der letzte Pfiff des Schiedsrichters. Einen Punkt gewonnen oder zwei verloren, bleibt als Frage. Da Wolfsburg mit 4:1 gegen Köln gewinnt, verringert sich der Abstand auf Rang 16 in jedem Fall auf zwei Zähler. (tr)


Stimmen zum Spiel

Christoph Daum: “Für uns ist das Ergebnis eine ganz große Enttäuschung. Wir hätten den Sack zumachen können. Ich glaube nicht, dass die Bayern dann zurückgekommen wären. Aber was die Mannschaft trotz vieler Ausfälle heute in die Waagschale geworfen hat, verdient allerhöchste Anerkennung. Ich bin mir sicher, dass wir die fehlenden Punkte für den Klassenerhalt noch holen werden.“

Heribert Bruchhagen: "Das war nervenaufreibend. Christoph Daum hat erreicht, dass die Mannschaft aufopferungsvoll kämpft und glaubt, etwas leisten zu können. Ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen werden.“

 

 

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